Abschließendes zur Diskussion um Thomas Müller

Steffen Trenner 19.08.2015

Ja, es ist glaubwürdig, dass Manchester United ein sehr ernsthaftes Interesse an Bayerns erfolgreichstem Scorer der letzten fünf Jahre hat. Ja, es ist glaubwürdig, dass der Club von Ex-Bayern-Coach und Müller-Förderer Louis van Gaal dafür Mondpreise wie die am Mittwoch erneut veröffentlichten 85 Millionen Euro aufbietet. Aber nein, es ist nicht wahrscheinlich, dass Müller den Verein in naher Zukunft verlässt. Denn die Entscheidung darüber liegt im Prinzip ganz allein bei Müller selbst.

Thomas Müller ist ein einzigartiger Fußballer. Er kann nicht besonders gut dribbeln, er hat keinen besonders harten Schuss, er ist kein herausragender Passspieler. Er ist nicht außergewöhnlich schnell. Er ist kein herausragender (wenn auch ein unterschätzter) Kopfballspieler. Er ist nicht mal ein besonders guter Zweikämpfer. Dafür ist Müller wahrscheinlich in jedem Spiel der schlauste Offensivspieler auf dem Feld. Er findet die entscheidenden Räume. Er erzwingt durch kluge Entscheidungen gefährliche Situationen. Er ist ruhig vor dem Tor. Er versteht es seinen Körper geschickt einzusetzen und er ist nie verletzt. Er findet praktisch in jedem Spiel einen Weg seiner Mannschaft zu helfen ohne individuell herauszuragen. Müllers Siegeswille ist legendär. Wer ihn nach Niederlagen gestikulieren, geradezu verzweifelt hadernd sieht, weiß was damit gemeint ist. Müller ist neben Philipp Lahm die große Konstante der vergangenen fünf Jahre mit insgesamt drei Champions League-Finalteilnahmen, weil beide praktisch immer spielten.

Müller hat kein Preisschild

Müllers Spiel ist so außergewöhnlich, dass er in jedem System funktioniert, weil seine Stärken unabhängig vom Spielstil seiner Mannschaft sind. Es verwundert also nicht, dass ein Verein wie Manchester United bereit ist, richtig tief in die Tasche zu greifen. Der FC Bayern hat sehr lange keinen Spieler mehr verkauft, um Geld einzunehmen. Der FC Bayern verkauft grundsätzlich keine Spieler mit langfristigem Vertrag, die im Verein bleiben wollen. Der FC Bayern wird auch bei Müller nicht schwach werden. „Es gibt Spieler, die haben kein Preisschild“, sagte Karl-Heinz Rummenigge treffend. Sowohl der sportliche, als auch der Markenwert Müllers liegt für den FC Bayern ohnehin deutlich über den kolportierten 80 oder 85 Millionen Euro Ablöse. Insofern ist es völlig egal, ob Manchester United inzwischen auch offiziell ein Angebot abgegeben hat. Der Sachstand ist der gleiche.

Der FC Bayern hat Müller den roten wenn nicht sogar goldenen Teppich ausgerollt. Er gehört nach dem Abgang von Schweinsteiger neben Lahm und Neuer auch offiziell zum Führungstrio der Mannschaft. Müller braucht also schon sehr gewichtige Gründe, um den Wunsch zu verspüren den Verein zu verlassen. Dass er zuletzt in wichtigen Spielen ein paar Mal ausgewechselt wurde, ist kein gewichtiger Grund. Müller stand auch unter Guardiola fast ohne Ausnahme in jedem wichtigen Spiel in der Startelf. Wer die veränderten finanziellen Rahmenbedingungen durch den bald geltenden Milliarden-TV-Vertrag in England kennt, weiß, dass ein Weltklasse-Spieler wie Müller dort Netto verdienen kann, was er in München Brutto verdient. Das wäre dann schon eher ein gewichtiges Argument. Ob Müller jemand ist, der dem ganz großen Geld nachjagt, kann nur er selbst beantworten.

Sinneswandel unwahrscheinlich

Müller hat genau wie Schweinsteiger zuvor häufiger betont, dass er nicht ausschließen kann, dass ihn eine Auslandsstation irgendwann in seiner Karriere reizen könnte. Er hat dies sogar recht klar bejaht. Bis zu dem Zeitpunkt allerdings an dem Müller diesen Wunsch gegenüber der Bayern-Führung klar artikuliert und mit Nachdruck einen Vereinswechsel fordert, ist die gesamte Diskussion um das Interesse von Manchester United ein Non-Thema. Müller hat erst im vergangenen Jahr seinen Vertrag in München langfristig verlängert. Auch im Vorjahr gab es bereits viele zahlungskräftige Interessenten. Es wäre schon ein sehr außergewöhnlicher Sinneswandel, wenn Müller nun mit aufgebessertem Vertrag, mehr Verantwortung innerhalb der Mannschaft und höchster Wertschätzung im Verein doch auf einen schnellen Wechsel setzt.

Am 31. August endet die Transferperiode und damit zumindest für diese Saison auch die ziemlich anstrengende Diskussion um Thomas Müller. Der Nationalspieler wird auch danach ein rotes Trikot tragen. Und zwar das des FC Bayern.