Zehn Thesen zur Bayern-Saison 2017/18

Justin Trenner 18.08.2017

Steffen hat seine Thesen in seiner neuen Bayern-Kolumne für web.de bereits formuliert. Im Gegenzug werde ich meine 10 Thesen formulieren, die teilweise eine Art Antwort darstellen, manchmal aber auch neu sind.

1. Der FC Bayern wird in der Bundesliga auf jeden Fall Meister. Allerdings mit weniger Punkten als in der vergangenen Saison.

Steffens These, dass der FC Bayern ohne Thiago Probleme bekommt, unterschreibe ich nur teilweise. Die Konkurrenz in Deutschland kann und wird die Konstanz der Bayern nicht erreichen können. Zwar sind die Münchner sehr abhängig vom Spanier, aber die Meisterschaft würde auch im Falle eines längeren Ausfalls deutlich an die Bayern gehen. Mit Rudy hat man einen Spieler geholt, der die Abhängigkeit von Thiago etwas lösen kann. Ich traue ihm das zu. Am Ende werden es aber dennoch weniger Punkte sein, als die 82 aus der vergangenen Saison.

2. Müller war immer Müller und das wird er zeigen.

Steffen sagt es absolut richtig: Es gab keinen krassen Leistungsabfall. Jedenfalls keinen, der so gehypt werden müsste, wie es getan wurde. Müller hatte etwas Abschlusspech und einige unglückliche Situationen. Es war sicher nicht sein Jahr, aber eine große Krise daraus zu machen, ist zu viel. Ich unterschreibe mit allem was ich habe, dass Müller in dieser Saison alle Kritiker verstummen lassen wird.

3. Rudy wird alle überraschen – sogar Steffen.

In den sozialen Medien wurde viel über die Transfers des FC Bayern diskutiert. Tolisso, James, Süle – wer wird denn nun der Königstransfer des Sommers? Ich sage Sebastian Rudy. Der Nationalspieler wird am Ende sehr viele Minuten absolviert haben und so nicht nur wichtiger als James werden, wie Steffen es sagt, sondern zu einem der Eckpfeiler reifen. Schlussendlich werden mehr als 2500 Pflichtspielminuten auf seinem Konto stehen. Ich glaube, dass Ancelotti im Laufe der Zeit keine andere Wahl bleiben wird, als den unterschätzten Taktgeber einzusetzen.

4. In der Champions League wird nur Real Madrid einen Triumph verhindern.

Steffen sagt, dass in Europa nichts zu holen sei. Ich halte komplett dagegen, setze aber eine Ausnahme: Im Moment sehe ich in Europa nur ein Team, das wirklich konstant auf absolutem Spitzenniveau agiert und das ist Real Madrid. Sie haben den besten Kader und können sogar Ausfälle von Leistungsträgern kompensieren. An ihnen führt nur ein Weg vorbei, wenn das Glück mitspielt. Auch der gern herangezogene „Betrug“ im Viertelfinale der vergangenen Saison war für mich nicht so entscheidend, wie er gern dargestellt wird. Bayern war sicher das Team, das Real Madrid am meisten am Rande einer KO-Spiel-Niederlage hatte, doch die Spanier waren alles in allem immer noch das bessere Team. Das würde im Falle eines erneuten Aufeinandertreffens sehr wahrscheinlich wieder so sein. Die Bayern müssen einen Prozess durchmachen, sich neu aufstellen und weiterentwickeln. Allein deshalb wäre es sogar gut, sich erneut mit den besten zu messen. Einen Champions-League-Sieg in dieser Saison halte ich für möglich, doch sollte Real Madrid der Gegner sein, scheidet der FC Bayern wieder (knapp) aus.

TURIN, ITALY - FEBRUARY 23: Joshua Kimmich of FC Bayern Muenchen in action during the UEFA Champions League Round of 16 first leg match between Juventus and FC Bayern Muenchen at Juventus Arena on February 23, 2016 in Turin, Italy. (Photo by Marco Luzzani/Getty Images)
(Foto: Photo by Marco Luzzani / Getty Images)

5. Joshua Kimmich wird auf mindestens 12 Assists kommen.

Wenn es um Kimmich geht, sind Steffen und ich uns jedoch einig: Der wird ein Star. Eine große Stärke Kimmichs hat sich auf der Rechtsverteidiger-Position in den Flanken gezeigt. Mit viel Gefühl und noch mehr Genauigkeit, segeln seine Hereingaben in den Strafraum des Gegners. Das wird zu einigen Assists führen, die der FC Bayern so zuletzt nicht mehr gewohnt war. Alaba ist nicht gerade als Flankengott bekannt und auch Philipp Lahm suchte eher andere Wege zum Tor. Kimmich ist spielintelligent, kann gute vertikale Bälle in die Schnittstelle spielen und verfügt zudem über eine gute Übersicht. All das wird am Ende zu mindestens 12 Assists in allen Wettbewerben führen. Warum 12? 10 waren mir zu langweilig und 15 dann doch etwas zu mutig.

6. Franck Ribéry wird erneut nicht mehr als 2200 Minuten in dieser Saison absolvieren.

Steffen sagt, dass Robbery weiterlebt und dem möchte ich auch nicht widersprechen. Allerdings gehen beide die letzten Meter ihrer Karriere, weshalb Belastungssteuerung ein wichtiger Faktor ist. Auch wenn sich gerade Ribérys Fitnesszustand zuletzt stabilisierte, so ist ihm anzumerken, dass er seine Klasse nicht in jedem Spiel über 90 Minuten bringen kann. Ancelotti wird deshalb gezwungen sein, mehr zu rotieren. James, Müller, Coman, Robben und Ribéry werden sich die drei Positionen hinter Lewandowski und so auch ihre Kräfte aufteilen. Für Ribéry bedeutet dies etwas mehr Teilzeit als Robben, der etwas konstanter ist. In der vergangenen Saison blieb er knapp unter 2000 Minuten, in dieser werden es vielleicht etwas mehr, jedoch wird er die 2200er Marke nicht überschreiten. Umso wichtiger wird er sein, wenn er seine Kräfte auf die wenigen Momente fokussieren kann.

7. Carlo Ancelottis Ende wird im Laufe der Saison bekannt gegeben.

Ich mag es nicht, schon vor der Saison über den Trainer zu diskutieren. Was Steffen in seiner zehnten These aber andeutet, möchte ich noch genauer ausformulieren. Grundsätzlich denke ich, dass Ancelotti nicht der richtige Mann für einen Umbruch ist. Der Italiener wird erneut eine erfolgreiche Saison spielen, doch am Ende wird sich für den FC Bayern eine Option bieten, bei der der Klub nicht ablehnen kann. Die Verantwortlichen und Ancelotti werden sich dementsprechend versöhnlich trennen und der neue Trainer für die nächste Saison wird jemand anderes sein.

8. Die Bayern werden mehr Tore in der Liga schießen, dafür aber auch mehr kassieren.

Ancelotti hat jetzt insgesamt einen besseren Kader für seine Idee. Die Idee ist es, vertikaler zu spielen und so schneller in den Strafraum des Gegners zu kommen. Allerdings ist diese Spielweise auch gefährlich. Alles in allem wird der FC Bayern mehr als 89 Tore schießen, aber auch mindestens eins mehr kassieren als die 22 Gegentreffer der vergangenen Saison.

(Bild: CHRISTOF STACHE / AFP / Getty Images)

9. Robert Lewandowski wird mit über 30 Toren Torschützenkönig.

Okay, so gewagt ist diese These im Vergleich zu den anderen nicht. Dennoch wäre es eine unfassbare Leistung des Polen, wenn er zum dritten Mal in Folge 30 Tore oder sogar mehr macht. In dieser Saison werden es nämlich mehr. Also mindestens 31 Buden, die ihm am Ende die Torjägerkanone des Kicker einbringen werden.

10. Die Bayern holen mindestens das Double.

Sollte Ancelotti wirklich gehen, so geht er immerhin erfolgreich. Sein Team wird in dieser Saison nämlich mindestens das Double holen. Die nationale Konkurrenz ist zwar durchaus in der Lage, den Bayern in einem Spiel wehzutun, aber für einen erneuten Sieg einer anderen Mannschaft wird es in Berlin nicht reichen. Ich glaube übrigens darüber hinaus, dass der BVB nicht ins Finale kommen wird, aber das ist eine andere Geschichte und soll nicht zur These gehören.