Frauen holen Kantersiege in K.O.-Spielen
Kein Vergleich also zum zweimaligen Unentschieden im Vorjahr, wo man nach der Auswärtstorregel gegen Twente Enschede schon im Sechzehntelfinale aus der Champions League ausgeschieden war.
In der Liga dagegen steht man nach vier Spieltagen auf dem sechsten Platz der Tabelle. In jedem Spiel trafen die Bayern genau einmal. Zweimal reichte das für den Sieg (jeweils auswärts in Jena und Leverkusen), einmal für ein Unentschieden (zuhause gegen Freiburg) und beim Heimspiel gegen Wolfsburg brachte es eine 1:2-Niederlage ein. Ein Tor pro Spiel sind in der Liga trotz guter Defensivleistungen — anders als in der letzten Saison — offenbar nicht genug, um in der Spitzengruppe mitzumischen.
Ist der Knoten also geplatzt?
Auch wenn jedes der Tore erstmal geschossen werden will, für die Liga sind die Cup-Ergebnisse wenig aussagekräftig. Zu schwach waren die Gegner. Der FC Riegelsberg trifft sich zweimal wöchentlich zum Training. Die schottische Liga lebt vor allem von den Duellen zwischen den Hibs und Glasgow City. Und obwohl auch die schottische Nationalmannschaft bei den Hibs vertreten ist: viele der großen schottischen Talente spielen im Ausland, meist in der englischen Women’s Premier League oder, wie Lisa Evans, in Deutschland bei den Bayern.
Für die Torquote in der Liga sind all die schönen Treffer aus Pokal und Champions League also irrelevant. Nicht aber für die Torlaune. Besonders unterlegene Teams legen die höchste Priorität im Spiel gegen die Bayern nicht auf ihr eigenes Offensivkonzept, sondern auf eine kompakte, aggressive, aufopferungsvolle, gut organisierte Defensive. Auch in diesem Punkt ist die Liga den letzten Gegnern der Bayern überlegen — und dennoch hatte das Team von Trainer Wörle in den letzten Matches die Gelegenheit, sich darin zu üben, Abwehrriegel durch Kreativität, saubere Technik, hohe Passrhythmen und Positionsspiel zu knacken. Diese Aufgabe hat der FCB hervorragend gelöst.
Rotation zeigt die Breite des Kaders
Noch einen zweiten Aspekt können wir aus den Festspielwochen mitnehmen. Während Wörle in den vier Ligaspielen insgesamt 14 Startelfspielerinnen aufbot, waren es inklusive Pokal und Champions League 20. Zwar gibt es neun Spielerinnen, die von den sieben Pflichtpartien fünf- oder sechsmal von Beginn an auf dem Feld standen (Korpela, Holstad, Schnaderbeck, Lewandowski (1 Tor), Behringer (2 Elfmetertore), Leupolz (4 Tore), Däbritz, Miedema (6 Tore), Faißt)), dennoch schreckte Wörle nicht davor zurück, in den brisanten Do-or-die-Matches auf frische Kräfte zu setzen.
Manuela Zinsberger hütete in Pokal- und CL-Rückspiel das Tor, Caroline Abbé durfte im Pokal ran, Carina Wenninger darüber hinaus gleich im ersten Ligaspiel. Stefanie van der Gragt ist mit vier Einsätzen und vier Toren von Beginn an Leistungsträgerin bei ihrem neuen Team — dasselbe lässt sich über die Ex-Wolfsburgerin Verena Faißt sagen. Mana Iwabuchi schwimmt mit zwei Startelfeinsätzen derzeit etwas unterhalb ihrer Kapazitäten mit. Lisa Evans konnte sich mit vier Einsätzen, darunter zwei gegen ihre Landsleute, als wichtiger Faktor und Torschützin hervorheben und auch Claire Falknor sowie Nicole Rolser netzten gegen Riegelsberg doppelt ein, wofür Rolser mit einem weiteren CL-Einsatz belohnt wurde. Sogar Melike Pekel, die türkische Nationalstürmerin aus dem zweiten Team, traf im Pokal. An Leonie Maier (4 Startelfeinsätze, 2 Tore) führt ohnehin kein Weg vorbei.
Ein Comeback und zwei Neuzugänge – oder war es andersrum?
Drei Personalien sollten bei all den beeindruckenden Zahlen besondere Bedeutung finden. Einerseits überzeugte Anna Gerhardt mit vier Toren bei zwei Startelfeinsätzen (Pokal und CL-Rückspiel). Doch nicht nur ihre Treffer hinterlassen einen guten Eindruck. Was das Talent, das zur neuen Saison aus Köln zum FC Bayern kam, mit ihren Tempodribblings für das Flügelspiel der Bayern einbringt, ist äußerst vielversprechend. Zugegeben, in den Folgeaktionen steckt mit Blick auf Übersicht und Entscheidungsfindung noch viel Potenzial, aber dafür gibt es Training und Spielzeit.
Darüber hinaus machte Simone Laudehr ihr erstes Spiel für den FC Bayern, seit sie den Club vor zwölf Jahren gen Duisburg und Frankfurt verlassen hatte. Nach ihrer Verletzung, die ihr im ersten Spiel der Deutschen bei Olympia zugefügt worden war, konnte sie erst kürzlich ins Mannschaftstraining einsteigen und schnupperte gestern knapp 20 Minuten Champions-League-Luft. Dass sie zur Qualität der Roten beitragen wird, sofern sie gesund wird und bleibt, steht außer Frage.
Die emotionalste der Meldungen ist jedoch, dass Katharina Baunach nach langer Leidenszeit und mehrfachen verletzungsbedingten Rückschlägen zweimal in Folge in der Startelf stehen und 160 Minuten hochkompetitiven Fußball für die Bayern abliefern konnte. Trainer Wörle hob mehrfach hervor, wie gut er ihren feinen linken Fuß und ihren Biss in Spielen gegen kompakte Defensiven gebrauchen kann.
So bleibt das Fazit: Statische Streichergebnisse bringen den FC Bayern in die nächsten KO-Runden und sind unbezahlbar fürs Gemüt. Erster Prüfstand: der SC Sand. Der Club, gegen den man im Frühjahr den Einzug ins Pokalfinale verpasste.