Stabilisation des vierten Beins

Jan Trenner 06.05.2016

In einer Zeit, in der sich gerade ein 19-jähriger Österreicher namens David Alaba in die Stammelf gespielt hatte, fiel es leicht, die Aussage des Holländers beiseite zu wischen.

Ein Jahr zuvor übernahm Jonker die Amateure des FC Bayern, musste diese aber nun bereits wieder abgeben. Nicht aufgrund der schwachen Saison, die sein Team als Tabellenvierzehnter der Regionalliga Süd abschloss, sondern weil Mehmet Scholl bereits vor Antritt seiner Fußballtrainerlehrgänge im Jahr 2010 der Posten als Trainer der Bayern Amateure versprochen wurde. Jonker schlug das Angebot zur Übernahme der U19 aus, es wirkte für ihn wie eine Degradierung, die er nicht akzeptieren wollte. Die Stimmen, die daher Jonkers Einschätzung auf die Frustration über mangelnde Wertschätzung schoben, waren deutlich in der Überzahl. Zumal auch die U19 gerade erst wieder ins Finale um die deutsche Meisterschaft vorgedrungen war, welches sie mit 1:2 bei Schalke 04 verlor.

Verlust der Vorbildfunktion

Knapp vier Jahre später dürfte an Jonkers Aussage kaum noch jemand Zweifel anmelden. Während die Bayern Amateure den angepeilten Aufstieg in die dritte Liga deutlich verpassen werden, schied die A-Jugend zum dritten Mal in Folge bereits in der Gruppenphase aus der Youth League, dem Europapokal für die U19-Mannschaften der Champions-League-Teilnehmer, aus. Auch die Teilnahme an der Endrunde für die Deutsche Meisterschaft wurde erneut verpasst. Ebenfalls die dritte Saison in Folge. Zwar darf dabei das fast schon traditionelle Verletzungspech nicht außer Acht gelassen werden, das mehrere Schlüsselspieler wie Kapitän Alex Gschwend, Mittelfeldstratege Bernard Mwarome oder Stürmer Dominik Martinovic längerfristig zum Zuschauen verdonnerte. Die Tendenz ist allerdings nicht zu übersehen, dass die Konkurrenz insbesondere aus Hoffenheim deutlich konstanter an der Tabellenspitze mitspielt.

Daniel Haegler gegen Pavel Kotov im UEFA-Youth-League-Spiel gegen CSKA Moscow.(Bild: Alexander Hassenstein / Getty Images)
Daniel Haegler gegen Pavel Kotov im UEFA-Youth-League-Spiel gegen CSKA Moscow.
(Bild: Alexander Hassenstein / Getty Images)

Die Kraichgauer haben sich zum dritten Mal in Folge für die Endrunde um die Deutsche Meisterschaft qualifiziert. Im Westen ein ähnliches Bild. Hier ist der FC Schalke 04 nach vier Staffelmeisterschaften in Folge knapp hinter dem BVB auf Platz zwei. Und im Nordosten hieß in den letzten fünf Jahren viermal der Staffelsieger VfL Wolfsburg, bevor er in der vergangenen Saison vom potenten Nachwuchsprojekt in Leipzig entthront wurde.

Vorbei ist die Zeit der frühen 2000er, in der der FC Bayern nahezu jede Saison um die Meisterschaft mitspielte. 2001, 2002 und 2004 wurde das Finale gewonnen, 2006 und 2007 wurde man immerhin Vizemeister.

Von offizieller Seite wird zurecht darauf verwiesen, dass sich der Erfolg einer Jugendabteilung nicht in Titeln misst, sondern in den Spielern, die sich am Ende bei den Profis durchsetzen. Und mit Philipp Lahm, Bastian Schweinsteiger, Mats Hummels und Thomas Müller standen gleich vier Spieler in Deutschlands Endspielelf bei der Weltmeisterschaft in Brasilien, die über viele Jahre hinweg im Nachwuchsbereich des Rekordmeisters ausgebildet wurden. Zweifellos ein Beweis dafür, dass nach der Jahrtausendwende vieles im FCB Junior Team richtig lief. Und darauf darf man auch zurecht stolz sein.

Sportliche und infrastrukturelle Fehlentscheidungen

Ein Grund, sich darauf auszuruhen, ist das allerdings nicht. Der langjährige Nachwuchsleiter Werner Kern, der sich im Jahr 2012 in den Ruhestand verabschiedete, darf zweifellos auf eine sehr erfolgreiche Zeit unter seiner Leitung zurückblicken. Bereits in den letzten Jahren unter Kerns Leitung hatten Beobachter allerdings das Gefühl, dass man es sich im Junior Team des FC Bayern auf den vergangenen Erfolgen bequem machte.

Im Jahr 2007 führte die Deutsche Fußball Liga (DFL) die Zertifizierung für die Nachwuchsleistungszentren ein, die durch die Firma „Double PASS GmbH“ alle drei Jahre durchgeführt werden. Während kleinere Vereine wie der SC Freiburg oder der 1. FC Nürnberg mit der Maximalwertung von drei Sternen ausgezeichnet wurden, musste sich der FC Bayern zuerst mit einem, 2010/11 dann mit zwei Sternen zufriedengeben. Die Frankfurter Rundschau veröffentlichte in einem Artikel im Januar 2012 zwei interessante Zitate von Werner Kern:

Die Mitarbeiter von Double Pass kämen „mit Dingen daher, mit denen kein Mensch was anfangen kann.“ Es gehe viel zu sehr „um Spitzfindigkeiten: Wir haben einen Punktabzug bekommen, weil wir unsere Plätze mit den Platznummern nicht beschildert haben. Das muss man sich mal vorstellen.“

Kern ist sauer, dass die Bayern nur zwei Sterne zugeteilt bekommen haben. Er fragt: „Wo gibt es in Deutschland eine Bundesliga-Mannschaft, wo fünf Mann aus der eigenen Jugend kommen, und wenn sie den Hummels noch dazu nehmen, sind es sechs Nationalspieler? Was, bitte schön, haben wir denn da verkehrt gemacht?“
Werner Kern, Frankfurter Rundschau am 30.01.2012

Die beiden Aussagen versinnbildlichen das Problem. Vergangene Erfolge dienten als Rechtfertigung dafür, in der Aktualität die Zügel schleifen zu lassen. Was Kern aber nicht erkannte: Während der FC Bayern mit seinem Nachwuchsleistungszentrum stagnierte, holten die anderen Bundesligavereine auf und überholten schließlich zum Teil den FC Bayern. In München verstand man nicht, dass die Spitzenposition nur durch stetige Weiterentwicklung und der Fokussierung auch auf Details oder „Spitzfindigkeiten“, wie Kern sie abfällig nannte, gehalten werden konnte.

Trainingsgelände an der Säbener Straße.(Bild: Alexander Hassenstein / Bongarts / Getty Images)
Trainingsgelände an der Säbener Straße.
(Bild: Alexander Hassenstein / Bongarts / Getty Images)

Als weiterer großer Fehler gilt der Abstieg der Bayern Amateure aus der 3. Liga im Jahr 2011. Während man die vorhergehenden beiden Spielzeiten noch mit den Plätzen Fünf und Acht abschloss, verabschiedete man sich in der dritten Spielzeit sang- und klanglos als Tabellenletzter. Ein Abstieg, der von vorne bis hinten vermeidbar war. Zuerst opferte man die komplette Vorbereitung der Amateure für Test- und Sponsorenspiele der Profis. Gerade mal ein einziges Testspiel war Gerlands Team vor dem ersten Spieltag vergönnt. Selbst am zweiten Spieltag mussten für den Telekom-Cup noch so viele Spieler abgestellt werden, dass nach der verletzungsbedingten Auswechslung von Stürmer Sene Ersatztorwart Ferdinand Oswald ab der 30. Minute als Rechtsaußen auflief.

Natürlich spielten beim Abstieg viele Faktoren eine Rolle. Viel Pech im Torabschluss, die Verletzung von Stammspielern und schlussendlich auch der Verlust von Leistungsträgern wie Diego Contento und David Alaba an die Profis. Recht früh jedoch wurde die Saison komplett aufgegeben. Der damalige Sportdirektor Christian Nerlinger äußerte bereits Anfang März öffentlichkeitswirksam, dass ein Abstieg nicht so schlimm sei. Verkannt wurde vor allem auch, dass in einer Zeit, in der Jahr für Jahr Drittligavereine Insolvenz anmeldeten, auch der drittletzte oder der vorletzte Platz zum Klassenerhalt reichen könnten. So war es am Ende mit beiden Plätzen auch. Die Bayern Amateure stiegen schlussendlich als einziges Team ab, nachdem man am vorletzten Spieltag das Spiel gegen den Tabellennachbarn Werder Bremen leichtfertig im Glauben an den sicheren Abstieg abschenkte. Eine schlechte Entscheidung, wie sich drei Wochen später herausstellte. Die TuS Koblenz und RW Ahlen erhielten beide keine Lizenz für die 3. Liga und ein Sieg im direkten Duell gegen Werder Bremen hätte für den Klassenerhalt gereicht.

Personeller Wandel

Der gescheiterte Übergang von Werner Kern zu Hans-Jörg Butt fiel in eine Ära, in der zahlreiche andere deutsche Vereine in die Verbesserung ihrer Jugendarbeit investierten. Während der FC Bayern mit den Personalrochaden (Hoeneß zu Nerlinger zu Sammer, Kern/Butt zu Dremmler, Hermann Hummels zu Tarnat/Jung) auf den verantwortlichen Positionen kämpfte, holten andere Vereine auf bzw. zogen vorbei. Im Sommer 2008 bei der Vergrößerung des Vereinsgeländes ging die Jugendabteilung fast leer aus, lediglich ein neues Kleinspielfeld entstand im Südosten des Geländes. So müssen sich heute im Winter nahezu alle Nachwuchsmannschaften einen einzigen Kunstrasenplatz zum Training teilen. Im restlichen Jahr stehen auch nur zwei zusätzliche Rasenplätze zur Verfügung. Ein Engpass, der ganz und gar nicht „FC-Bayern-Like“ ist. Selbst einige Zweit- und Drittligisten dürften in der Hinsicht besser aufgestellt sein.

Marc Kienle beim Youth-League-Spiel im Oktober 2013.(Bild: Julian Finney / Getty Images)
Marc Kienle beim Youth-League-Spiel im Oktober 2013.
(Bild: Julian Finney / Getty Images)

Als Wolfgang Dremmler im Sommer 2012 dann recht kurzfristig für den zurückgetretenen Jörg Butt einsprang, war eine gewisse Einarbeitungszeit nötig. Unter anderem wurden erst einmal sämtliche Ausgaben gestrichen, so auch beispielsweise das „Junior Team Magazin“, in welchem die Abteilung über ihre Arbeit regelmäßig berichtete. Akribisch arbeitete das Team unter Dremmlers Führung anschließend an der Aufholjagd, unterstützt von Matthias Sammer und speziell dessen rechter Hand, Dr. Karsten Schumann. Das neue Trainingszentrum des Vereins an der Ingolstädter Straße, ursprünglich zur Förderung des Breitensports erworben, wurde mehrfach umgeplant und ist mittlerweile bekanntermaßen fast komplett auf die Nachwuchsarbeit im Fußball ausgerichtet. Außerdem konnte unter Dremmlers Führung endlich auch der Dreisternestatus des Nachwuchsleistungszentrums erreicht werden. Lediglich personell ist noch keine Stabilität eingekehrt. So gab es seit 2012 drei verschiedene Amateure-Trainer (Scholl, ten Hag, Vogel), drei verschiedene U19- (Kienle, Vogel, Seitz) und drei verschiedene U17-Trainer (Sorg, Herrlich, Walter). Zumindest bei Tim Walter zeichnet sich ab, hier genau den richtigen Mann auf der richtigen Position zu haben, während die Mannschaften von Vogel und Seitz jeweils eine außerordentlich enttäuschende Saison spielen.

Früher oder später sind jedoch zwangsläufig Veränderungen notwendig. Der 62-jährige Dremmler wird und will selbst den Stab abgeben, sobald der geeignete Kandidat gefunden wurde, der das FCB Junior Team in die Zukunft führt. Viele Namen wurden gehandelt. Während Julian Nagelsmann nun das Bundesligatrainergeschäft erreicht hat und eher Carlo Ancelotti als Wolfgang Dremmler beerben wird, wies KSC-Coach Markus Kauczinski Spekulationen um einen Wechsel zum FC Bayern von sich. Nicht undenkbar ist auch, dass Heiko Vogel mittelfristig das Tagesgeschäft als Amateure-Trainer abgeben könnte, um mehr konzeptionell und administrativ tätig zu sein. Und dann schwirrt da noch immer wieder der Name Norbert Elgert in der Luft. Die Schalker Nachwuchslegende, die zum Ende der Karriere noch einmal etwas Neues erleben möchte. Dementiert wurden diese Gerüchte um ihn bisher weder eindeutig noch halbherzig, gleichwohl gibt es aber auch keinerlei gesicherte Anhaltspunkte, die auf einen Kontakt zwischen Elgert und Bayern schließen lassen.

Infrastruktureller Meilenstein

Noch heißt es rund 15 Monate Geduld haben, bevor der größte Meilenstein in der Geschichte der Nachwuchsarbeit beim FC Bayern erreicht wird. Das neue Nachwuchsleistungszentrum an der Ingolstädter Straße wird dann im Sommer 2017 eröffnet. Als der FC Bayern München e.V. das ehemalige Kasernengelände im Norden Münchens im Jahr 2006 erwarb, war es eher dafür gedacht, dem Breitensport im Verein eine Heimat zu geben. Doch die Entwicklungen überschlugen sich. Während die Basketballer fest und wohl auch langfristig im Audi Dome beheimatet sind, wuchs die FC Bayern München AG rasant. Das spiegelt sich nicht nur im Umsatz, sondern auch in der Mitarbeiterzahl wieder. So ist der im Jahr 2008 fertiggestellte Neubau des Servicecenters, der die Büroflächen in etwa verdoppelte, längst zu klein geworden. Als Folge daraus arbeiten bereits seit längerer Zeit die ersten Mitarbeiter in Containern, für Erweiterungsanbauten ist an der Säbener Straße kein Platz mehr.

Auf dem neuen Gelände entsteht ein kleines Stadion, insgesamt 7 weitere Fußballfelder, eine Dreifachturnhalle, ein Vereinsheim und ein Akademiegebäude. Neben rund 80 Büroarbeitsplätzen entstehen 70 Zimmer für Nachwuchstalente. Auch wenn diese nach aktuellem Stand nicht alle genutzt werden sollen, bieten sie dem FC Bayern die nötige Flexibilität bei der Verpflichtung von Talenten. Bisher waren diese immer von der Verfügbarkeit eines Zimmers abhängig, im Falle von Pierre Emile Højbjerg musste die Familie vom damaligen sportlichen Leiter Michael Tarnat selbst als Gastfamilie herhalten. Auch wenn hinter vorgehaltener Hand bereits bedauert wird, dass der Platz immer noch nicht ausreicht, um alle Wünsche restlos zu erfüllen (Eine vollüberdachte Fußballhalle wie bei RB Salzburg hätte der ein oder andere gerne gesehen), bedeutet der Umzug einen Quantensprung.

Vorbei wird vor allem die Zeit sein, in der die Nachwuchsteams des FC Bayern ihre Heimspiele quer über die Stadt und das Umland verteilt ausgetragen haben. So durfte der interessierte Beobachter der Nachwuchsarbeit in den letzten Jahren ausführlich die Orte Aschheim, Heimstetten, Vaterstetten kennenlernen und beim DJK Fasangarten die Gastfreundschaft genießen. Bereits vor dieser Saison wurde ein Platz an der Säbener Straße extra umgebaut, um die U17 aus Aschheim und die U19 aus Heimstetten heim an die Säbener Straße zu holen, auch wenn der Weg von Kabine zum Spielfeld für regelmäßig deutlich zu lange Halbzeitpausen sorgt.

Sportliche Lehren der Saison

Dass die Amateure und die U19 eine enttäuschende Saison spielen, dürfte keinen Widerspruch finden. Beide Teams können froh sein, dass sie aufgrund einer ordentlichen Hinrunde den Abstiegskampf vermieden haben. Eine Schwäche, die sich durch alle Altersstufen beim FC Bayern zieht, ist die Verteidigung im direkten Duell Eins-gegen-Eins. Diese mahnte nicht nur Holger Seitz im Zuge des Ausscheidens aus der Youth League an, sondern ist auch die große Schwachstelle der offensiv so starken B-Jugend, die mit einer stabileren Defensive bereits Staffelmeister sein könnte.

Gerade für die Spielweise, die der FC Bayern vorgibt, ist die Schwäche im defensiven Zweikampf des Öfteren spielentscheidend. Trotzdem kehrt man ganz bewusst auch in den Spitzenspielen nicht von der Philosophie eines dominanten, ballbesitzorientierten Spielstils ab. Die U17 traf mit dem VfB Stuttgart auf einen Gegner im Kampf um die Meisterschaft, der spielerisch weit unterlegen war, aber es im direkten Duell hervorragend verstand, mit schnellem Umschaltspiel das Spiel mit 4:3 für sich zu entscheidend. Obwohl diese Schwächen bereits in der ersten Halbzeit offenbart wurden, verzichtete das Trainerteam auf eine Taktikänderung. Weil die Entwicklung der Spieler und das Lernen aus Fehlern wichtiger ist als das nackte Ergebnis. Am letzten Spieltag Anfang Juni kommt es erneut zum Aufeinandertreffen und damit auch zur Entscheidung um die Staffelmeisterschaft. Es wird sehr spannend zu sehen, wie sich die U17 von Trainer Tim Walter dann präsentieren wird, nachdem sie im Defensivverhalten zuletzt deutliche Fortschritte zeigte.

Zweifellos dürfte diese Saison somit dafür sorgen, dass in der Ausbildung der Spieler zu einem früheren Zeitpunkt der Fokus auf den defensiven direkten Zweikampf verstärkt wird.

Transferphilosophie

Angetrieben durch die Entwicklung der Konkurrenz speziell aus Hoffenheim und Leipzig wird auch der FC Bayern zunehmend aggressiver auf dem Spielermarkt im Nachwuchsfußball agieren müssen, um konkurrenzfähig zu bleiben. Konkret sieht das Konzept vor, auf die besten Nachwuchsspieler aus dem bayrischen/süddeutschen Raum zu setzen und dazu in jedem Jahrgang die zwei oder drei besten Nachwuchsspieler Deutschlands zu verpflichten. Dass sich diese dann nicht immer für den FC Bayern entscheiden werden, ist zwar nicht zu verhindern. Unversucht will man es trotzdem nicht lassen.

Mit Oliver Batista-Meier aus Kaiserslautern scheint genau so ein Transfer für die kommende Saison bereits festzustehen. Geboren im Jahr 2001 könnte Batista-Meier noch U15 spielen, kommt aber bereits in der U17 bei Kaiserslautern zum Einsatz und zeigte am Wochenende eindrucksvoll gegen seinen künftigen Verein, was er drauf hat. Auf der regionalen Seite war die Verpflichtung von einigen Nachwuchsspielern des FC Augsburg zur neuen Saison bereits Thema in der Presse. Dazu sollen nicht weniger als 13 Spieler vom blauen Lokalrivalen kommen, bei denen es sich quer über mehrere Jahrgänge um die besten Spieler der jeweiligen Mannschaften handeln soll. Und auch bei den beiden fränkischen Vereinen könnte der ein oder andere Spieler den Weg nach München finden, aus gutem Grund.

Dass sich nämlich so viele bayrische Spieler für den FC Bayern entscheiden, liegt nicht primär am Geld oder an der Profimannschaft, sondern an einem ganz anderen Grund: Der FC Bayern wird in der kommenden Saison einer von nur zwei bayrischen Vereinen sein, der in allen wichtigen Jahrgängen von der U15 bis zur U19 in der höchsten Liga spielt. So ist der blaue Lokalrivale in der U15 zweitklassig, während Fürth und Nürnberg in der U15 sowie in der U17 vor dem Abstieg stehen. Lediglich der FC Augsburg wird dank bevorstehender Aufstiege der U16 und der U19 dieselbe Perspektive bieten können. Für ein Talent, das jedes Jahr auf dem höchsten Niveau gefordert werden will, ist das sicher ein nicht unerhebliches Argument.

Darüber hinaus werden natürlich auch international immer die Augen offen gehalten. Hier geistern mit Vincent Thill und Josip Brekalo zwei Namen bereits seit geraumer Zeit durch die Gegend. Solche Verpflichtungen sind aber keine Neuigkeit. So kam im letzten Jahr mit Thomas Isherwood ein junger Schwede zur A-Jugend. Auch bei den Trainern steht eine Veränderung bevor: Alexander Moj wechselt vom FC Augsburg in die Landeshauptstadt und wird die U14 von Harald Cerny übernehmen, dessen Vertrag nicht verlängert wird.

Ausblick

Die Entwicklung der Nachwuchsabteilung dürfte das spannendste Thema in den nächsten Jahren beim FC Bayern sein. Zumal dem Nachwuchsbereich in Deutschland auch eine kleine Revolution bevorsteht. Aktuell gibt es Planungen, die bisherige Struktur der einzelnen Jahrgänge zu verändern. Konkret soll dann statt der U19 die U18 die höchstmögliche Jugendmannschaft werden. Damit einher geht auch, dass die zweiten Mannschaften wieder mehr Bedeutung gewinnen. Die Spieler verlassen dadurch früher den Juniorenfußball, sind aber dann natürlich weniger bereit für den Profifußball als mit 19.

Das wird vor allem auch den Vereinen Probleme bereiten, die in den letzten Monaten und Jahren leichtsinnig ihre zweiten Teams aufgelöst haben. Der FC Bayern hat hier sehr vorausschauend agiert. Zwar ist man sich bewusst, dass der Stellenwert der Amateure in der Entwicklung von Talenten für den FC Bayern selbst derzeit recht gering erscheint. Aber es ist eben nur eine Momentaufnahme. Und wenn diese Bedeutung eines Tages wieder wächst, dann muss man nicht ganz unten in der Ligastruktur anfangen. Für Nachwuchsspieler ist die Existenz einer zweiten Mannschaft mittlerweile sowieso teilweise auch ein Transferargument. So nannte Gino Fechner von RB Leipzig in einer Sky Dokumentation die fehlende zweite Mannschaft als einen Hauptgrund, warum er den VfL Bochum verlassen hat. Es ist für viele Talente eine unbefriedigende Aussicht, mit 19 entweder gut genug für einen Profivertrag zu sein oder rauszufallen und dann Angst haben zu müssen, keinen neuen Verein mehr zu finden.

Zu den Details, an denen gearbeitet werden muss, zählt natürlich auch mittelfristig der Wiederaufstieg in die dritte Liga. Der wird sicher nicht leicht zu bewerkstelligen sein angesichts dessen, dass Unterhaching und Burghausen auch nächstes Jahr wieder den Aufstieg als Ziel anpeilen werden. Und planbar ist er schon gar nicht, wie Lukas Raeder zu unserem Leidwesen bewiesen hat. Wenn aber die Qualität der aus der U19 nachkommenden Spieler demnächst wieder langsam steigt und die passenden Transfers von externen Spielern gelingen, ist der Aufstieg eine Frage der Zeit. Hoffentlich keine Zeit, die allzu lange dauert. Damit das „Pferd FC Bayern“ endlich mit vier starken Beinen galoppieren kann.