Solidarität in Zeiten von COVID-19

Katrin Trenner 16.05.2020

Neben Online-Trainingseinheiten, TikTok-Videos und Instagram-Live-Chats zeigen – wie viele andere Profisportler – auch die Spieler des FC Bayern Solidarität und wollen in diesen schwierigen Zeiten helfen und Gutes tun, sei es durch Spenden, Kampagnen, eigene Initiativen oder Gehaltsverzicht.

#WeKickCorona

Bereits Mitte März, unmittelbar nachdem es in Deutschland zu den ersten Vorsichtsmaßnahmen im Zusammenhang mit dem Coronavirus kam, riefen Leon Goretzka und Joshua Kimmich die Spendenkampagne #WeKickCorona ins Leben. Bislang haben sie mit ihrer Initiative über vier Millionen Euro an Spenden gesammelt, die an karitative Vereine und soziale Einrichtungen fließen, die auf Soforthilfe angewiesen sind, angefangen von Blutspendediensten bis hin zur Obdachlosenhilfe. Neben unzähligen Privatspenden erhält die bundesweite Kampagne #WeKickCorona auch die Unterstützung vieler Prominenter, darunter zahlreiche Fußballer*innen und andere Profisportler*innen.

„Als Profi-Fußballer führen wir ein gesundes und privilegiertes Leben,“ sagen Goretzka und Kimmich in einem gemeinsamen Statement auf der #WeKickCorona-Website. „Daher sehen wir uns in dieser schwierigen Zeit verpflichtet, Verantwortung zu übernehmen. Geben und gegenseitig helfen ist für uns in dieser Zeit das Gebot der Stunde.“

Helfen in der Heimat

Auch andere Spieler des FC Bayern haben sich in den vergangenen zwei Monaten als hilfsbereit erwiesen. So spendeten Robert Lewandowski und seine Frau Anna beispielsweise 1 Million Euro zur Soforthilfe und Bekämpfung der Pandemie. In einem Instagram-Post erklärten sie: „Wir sind uns alle der schwierigen Situation um uns herum bewusst. Heute spielen wir alle in einer Mannschaft. Lasst uns in diesem Kampf stark sein. Wenn wir jemanden helfen können, lasst es uns tun.” Einige Wochen später wurden sie wieder aktiv und spendeten circa 45.000 Euro an ein Krankenhaus in Lancut im südlichen Polen, in dem momentan ausschließlich COVID-19-Patienten behandelt werden. 

Jérôme Boateng unterstützte die Tafeln in München und seiner Heimatstadt Berlin mit einer Spende, die unter anderem für die Beschaffung von Schutzanzügen und Desinfektionsmitteln verwendet wurde. Boateng rief außerdem dazu auf, auch an die Menschen in Afrika zu denken und diese mit einer Spende zu unterstützen: „Corona ist auch in Afrika angekommen,“ schreibt er auf Facebook. „Der Kontinent ist mit seiner extrem schwachen medizinischen Infrastruktur auf eine Pandemie nicht vorbereitet und kann diese nicht bewältigen. Wenn Händewaschen als das wichtigste Mittel zur Eindämmung des Virus kommuniziert wird, so mangelt es in Afrika meist schon daran: Wasser. Lasst uns gemeinsam helfen und die Menschen in Ghana und ganz Afrika unterstützen.“

Zusammenarbeit mit den Gesundheitsbehörden

Philippe Coutinho unterstützt die Menschen in seiner Heimat Brasilien: Insgesamt 20 Tonnen Lebensmittel und Hygieneartikel ließ der Mittelfeldspieler in seiner Geburtsstadt Rio de Janeiro in den Vierteln Favela Barreira do Vasco und Favela Mangueira verteilen, um die Grundversorgung aufrechtzuerhalten.

Wie bereits in meinem letzten Artikel erwähnt, half Javi Martínez dem Roten Kreuz in München dabei, ältere und hilfsbedürftige Menschen in der Stadt, die aufgrund der Pandemie ihre Wohnung nicht verlassen konnten, mit Lebensmitteln und anderen Einkäufen zu versorgen. Außerdem hat er in seiner Heimat Spanien den dortigen Gesundheitsbehörden sein Fußball-Camp zur Verfügung gestellt, damit dort an dem Virus erkrankte Menschen behandelt werden können.

Schnitzel und Schweinebraten

Thomas Müller veranstaltete eine Dankesaktion in seiner Heimat Pähl: Dort spendierte er den Helfern und Freiwilligen, den „Alltagshelden“ in der Corona-Krise, ein herzhaftes Mittagessen: Schnitzel und Schweinebraten standen auf der Speisekarte, aber auch für vegetarische und vegane Optionen wurde gesorgt. Über 1.000 Essen wurden vorbereitet und in Pähl und Umgebung ausgeliefert.

Auch Thiago blickt mit Sorge in Richtung Heimat: Mit der Alcantara Family Stiftung, die Bayerns Mittelfeldspieler gemeinsam mit seiner Frau, seinen Eltern und seinem Bruder letztes Jahr ins Leben gerufen hat, beteiligt er sich mit einer Spende an der Kampagne der Hospital Clinic in Barcelona. Das Krankenhaus sammelt Gelder, um die Betreuung von Patienten und ihren Familien zu verbessern und den Forschungsbereich weiter auszubauen, um in der Zukunft auf mögliche Pandemien besser vorbereitet zu sein.

Zusammenhalt im Verein

Um zu vermeiden, dass die zahlreichen Vereinsarbeiter des FC Bayern von den Auswirkungen der Pandemie betroffen sind, verzichten außerdem die Spieler, der Vorstand und der Aufsichtsrat des FC Bayern in den kommenden Monaten auf 20 Prozent ihres Gehalts.

„Der FC Bayern hat circa 1.000 Mitarbeiter und noch viele mehr, die rund um den Verein wichtige Aufgaben erfüllen,“ sagte Kapitän Manuel Neuer stellvertretend für die Mannschaft in einem Interview mit der Tageszeitung tz. „Denen wollen wir als Mannschaft mit unserem Verzicht helfen und Sicherheit bieten.“

Der Verein unterstützt auch die digitale Aktion „Mia Gehn Online!“, eine Initiative der Landeshauptstadt München, der ReDI School München und UnternehmerTUM. „Mia Gehn Online!“ hilft Münchner Kleinunternehmen, die durch die Corona-Krise in Schwierigkeiten geraten sind, mit kostenloser Beratung und der Umstellung ihrer Angebote und Dienstleistungen auf Online-Plattformen. „Der FC Bayern ist Teil der Münchner Community“, wird Vorstandsmitglied Oliver Kahn auf der Bayern-Website zitiert. „Daher ist es für uns eine Selbstverständlichkeit, diese Initiative zu unterstützen.“

Und nach der Krise?

Profi-Fußballern wird gerne unterstellt, dass sie in ihrer eigenen Blase leben, die mit der realen Welt nichts zu tun hat. Das ist natürlich in gewisser Hinsicht ein berechtigter Vorwurf, doch gerade in Zeiten einer globalen Krise können und sollten sie Solidarität zeigen. Das haben nicht alle, aber viele getan. Egal, wie es nun in der Bundesliga weitergeht, ob die Saison zu Ende gespielt werden kann, oder ob es doch noch zu einem Abbruch kommt: Es bleibt zu hoffen, dass wir uns alle durch die Pandemie menschlich ein Stück näher gekommen sind – und dass dies auch bestehen bleibt, wenn die Krise überwunden ist.