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SC Freiburg – FC Bayern München 2:1 (1:1)

Christopher Trenner 16.05.2015

Falls Ihr es verpasst habt:

Pep Guardiola änderte im Vergleich zum Champions-League-Halbfinalaus die Aufstellung auf nur drei Positionen. Neu in der Startelf: Rode, Götze und Weiser. Sie spielten für Lahm, Müller und Thiago. In einer lebhaften Anfangsphase hatte der FC Bayern viel Ballbesitz und kam durch Götze (4.) früh zu einem Torabschluss. In der 13. Minute dann der Führungstreffer für den FC Bayern. Alonso durfte im Mittelfeld unbedrängt den Ball führen und schickte Weiser steil. Dieser ließ mit einer schönen Ballannahme seinen Gegner aussteigen und passte flacht in die Mitte. Schweinsteiger konnte locker zum 1:0 einschieben. Für Schweinsteiger war es der 44. Bundesligatreffer seiner Kariere – genau so viele wie Franz Beckenbauer erzielen konnte. Im Anschluss daran wurde das Spiel der Münchner aber deutlich statischer. Torchancen konnten nur noch nach Standardsituationen kreiert werden.

In der 33. Minute dann ein schlimmer Ballverlust im Spielaufbau gute 30 Meter vor dem Bayern Tor: Schweinsteiger spielte einen schlechten Pass in Richtung Rode, dieser wird von Klaus abgefangen. Klaus leitete sofort auf Mehmedi weiter. Der Schweizer nimmt die Kugel gut mit und traf dann aus etwa 20 Metern ins linke Eck. Es war der erste Gegentreffer in der Bundesliga außerhalb des Strafraums in der laufenden Saison und der bis dato etwas glückliche Ausgleich, da der FC Bayern die Partie bisher weitestgehend kontrolliert hatte.

Freiburg agierte trotz des Ausgleichs in der Summe sehr passiv in einem 4-5-1 – penibel darauf bedacht die Mitte in der Zentrale zu verdichten. Vor allem Schweinsteiger und Rode wurden im 8er-Raum sehr gut zugestellt, was den Spielaufbau auf die Schultern von Boateng, Alonso und Benatia legte. Diese versuchten zumeist mit langen vertikalen Pässen das Mittelfeld zu überbrücken, was allerdings weniger gut gelang. So ging es mit einem Unentschieden in die Kabine.

Pep Guardiola veränderte die Aufstellung in der Pause nicht. Lediglich Götze kam fortan mehr über die Zentrale, was seinem Spiel sichtlich gut tat. So hatte er in der 50. Minute eine große Kopfballchance. Wenig später durfte sich der FC Bayern bei Schiedsrichter Tobias Welz bedanken. Mehmedi wurde nach einem Konter von Rafinha klar im Strafraum gehalten. Doch die Pfeife des Schiedsrichters blieb stumm. Eine glückliche Entscheidung.

Der FC Bayern war ab jetzt nur noch durch Standardsituationen gefährlich. Die größte Chance hatte Schweinsteiger, dessen Freistoß am Strafraumeck sich noch an die Latte drehte. In der Schlussphase verpassten Götze und Thiago noch Tormöglichkeiten und so kam es, wie es kommen musste. Der Ex-Bayern-Spieler Nils Petersen wurde in der 86. Minute eingewechselt und erzielte in der 89. Minute den Siegtreffer. Wie gegen Barcelona verlor Bernat an der Außenbahn einen Zweikampf. Heute Mal gegen Guedé. Dieser flankte anschließend präzise in die Mitte auf Petersen, der leichtes Spiel gegen Neuer hatte.

Drei Dinge, die auffielen:

1. Mitchell Weiser

Eigentlich hieß es, dass der Vertrag von Mitchell Weiser nicht verlängert wird. Allerdings wehrt sich der 21-jähirge mit Händen und Füßen gegen seinen Abstieg. In der Bundesliga spielte Weiser seit dem 28. Spieltag in jedem Bundesligaspiel und entwickelte sich somit zur ersten Option bzw. zum Kaderspieler 13-15, der regelmäßig zu Einsätzen kommt. In der Rückrunde kam Weiser bisher auf etwas mehr als 800 Minuten, in denen er ein Tor erzielen konnte und vier weitere vorbereitete. Eine positive Entwicklung. Indes stellt sich die Frage, weshalb Weiser überhaupt so viel Spielzeit bekommt, wenn er angeblich keine Zukunft beim FC Bayern hat. Eigentlich lässt die aktuelle Situation und seine vielen Einsatzzeiten nur eine Lesart zu: Seine Vertragsumstände sind noch offen – die Tür FC Bayern ist noch nicht geschlossen. Allerdings hatte Weiser auch heute wieder viel Licht und Schatten. Konnte er in der ersten Halbzeit noch einige Akzente setzen, so ging auch eher in der zweiten Halbzeit – wie das gesamte Team – etwas unter. Vor allem seinen Flanken fehlte es im fortlaufenden Spiel immer mehr an Präzision.

2. Statische Spielanlage

Der FC Bayern ging mit einem 4-2-3-1 bzw. 4-3-3 ins Spiel. Taktisch also durchaus konservativ und mit Fokus auf viel Ballbesitz. Teilweise über 80% reichten aber nicht, um sich aus dem Spiel heraus gefährliche Chancen zu erspielen. Nach wie vor tat sich die Mannschaft schwer, ohne Dribbling-Aktionen und rein durch Passkombinationen Torchancen zu erspielen. Die Gegner der Münchner haben sich mittlerweile darauf eingestellt und profitieren davon, keinen Gegenspieler doppeln zu müssen. Gerade im 8er-Raum war das Spiel zu statisch. Spieler wie Schweinsteiger und Rode sind zudem nicht die Idealbesetzung für den oftmals sehr verengten Raum. Erst durch die Einwechslung von Müller, Lahm und Thiago kamen etwas mehr überraschende Momente ins Spiel, wobei große Torchancen aus dem Spiel heraus bis zur 80. Minute weitestgehend Mangelware waren. Eine Entwicklung, die sich in den letzten Wochen bereits manifestiert hatte und vielleicht die größte Baustelle in der neuen Saison ist. Was tun, wenn Ribery und/oder Robben nicht spielen können? Wie soll die Spielanlage gegen Gegner aussehen, die – salopp formuliert – nur den Bus vor dem Strafraum parken? Wie soll das Mittelfeld hinter Lewandowski aussehen?

3. Jede Serie hat ein Ende

Es war der 05. Februar 2011 in Köln, als der FC Bayern eine 2:0 Führung noch aus der Hand gab und am Ende das Spiel mit 3:2 verlor. Knapp vier Jahre später – mit gefühlt ähnlicher medialer Stimmungslage, verlor der FC Bayern mal wieder ein Spiel in der Bundesliga nach Führung. Die Serie von 122 Spielen ist gerissen, da der FC Bayern München es nicht verstand seine eigenen Torchancen zu nutzen und sich zwei Totalausfälle in der Defensive leistete. Eventuell kann sich in zwei oder drei Wochen keiner mehr an diesen Rekord erinnern. Die Leistungen der letzten Wochen in der Bundesliga geben dennoch Anlass zur Sorge. Die Mannschaft versteht es nach eingefahrener Meisterschaft nicht mehr, wie unter Jupp Heynckes oder auch letztes Jahr unter Pep Guardiola, die Spannung zu halten. Die Sieg-Niederlagen-Quote zeigt einen deutlichen Abwärtstrend, wenn man die Monate April und Mai mit der restlichen Saison vergleicht. Spiele werden durch Aussetzer leichtfertig hergeschenkt, wie gegen Augsburg oder heute gegen Freiburg. Beide Gegner befanden sich im akuten Formtief und bekamen die Siege gegen die Münchner auf dem Silbertablett serviert. Die Sehnsucht nach dem Saisonende war wohl schon lange nicht mehr so groß wie in der aktuellen Phase – trotz gewonnener Meisterschaft und Achtungserfolgen im DFB-Pokal und der Champions League.

SC FREIBURG – FC BAYERN 2:1 (1:1)
SC Freiburg Bürki – Günter, Mitrovic, Krmas, Mujdza (85. Philipp) – Schmid, Darida, Höfler, Klaus (73. Frantz) – Guédé, Mehmedi (86. Petersen)
FC Bayern Neuer – Rafinha, Boateng, Benatia, Bernat – Xabi Alonso (64. Müller) – Schweinsteiger (72. Lahm), Rode (72. Thiago) – Weiser, Lewandowski, Götze
Bank Lucic, Martinez, Gaudino, Pizarro
Tore 0:1 Schweinsteiger (13.), 1:1 Mehmedi (33.), 2:1 Petersen (89.)
Karten Gelb: Guédé / –
Zuschauer  24.000 (ausverkauft)