SC Freiburg – Bayern München 0:4 (0:2)
Das Hinspiel markierte den Startpunkt der Amtszeit von Jupp Heynckes. Seitdem sind in der Bundesliga 15 Siege, ein Unentschieden und eine Niederlage aufs Bayern-Konto gewandert. Zahlen an denen sich der neue Bayern-Trainer wird messen lassen müssen.
Falls Ihr es verpasst habt:
Jupp Heynckes musste nach dem enttäuschenden 0:0 gegen Hertha BSC auf einigen Positionen umbauen. Kingsley Coman fehlt mit einem Syndesmosebandriss für mehrere Monate.
Da auch Franck Ribery und James in Freiburg fehlten, war Jupp Heynckes gezwungen, eine andere Lösung zu finden. Er entschied sich für die Variante mit Bernat und Alaba dahinter. Ein Ansatz, der zumindest nicht gänzlich neu war.
Neben besagter Änderung spülte es Kimmich, Boateng, Tolisso und Wagner in die Startelf. Rafinha, Süle, Martinez, Robben und Lewandowski saßen auf der Bank.
Christian Streich entschied sich für ein 3-5-2-System mit der Abwehrkette Lienhart, Gulde, Söyüncü. Stenzel und Günter rückten bei bayerischem Ballbesitz nach hinten und bildeten eine Fünferkette. Vorne drin stürmten Petersen und Höler.
Die erste Chance der Partie hatten die Freiburger. Nach einem Ballverlust im Mittelfeld spielten die Freiburger es sofort vertikal. Da Vidal aufgerückt war, gab es ein großes Loch im Münchner Zentrum. Höler bekam den Ball direkt in die Nahtstelle der Innenverteidiger gespielt und scheiterte an einem überragenden Reflex von Ulreich (12.).
Nach dieser Chance für die Mannschaft von Christian Streich übernahmen die Münchner aber zunehmend das Kommando. Thiago scheiterte in aussichtsreicher Position (22.), doch wenig später machte es Müller besser. Nach einem langen Ball von Mats Hummels schoss er Söyüncü aus kurzer Distanz an, um mit dem Abpraller Schwolows Knie zu treffen. Der Ball war drin. Irgendwie. Ein klassischer Müller (25.).
Drei Minuten später klingelte es erneut im Kasten der Freiburger. Thiago befreite sich gut aus dem Mittelfeldpressing der Freiburger und leitete den Ball auf Tolisso in halbrechter Position weiter. Dieser zog aus 30 Metern ab. Sein Ball schlug unhaltbar im linken Toreck ein (28.). Dieser Doppelschlag führte den Spielverlauf etwas ad absurdum.
Danach verflachte die Partie. Ohne weitere nennenswerte Chancen ging es in die Pause. Christian Streich reagierte mit einem Doppelwechsel in der Halbzeit. Abrashi und Lienhart blieben in der Kabine. Für sie kamen Höfler und Kath.
Freiburg startete mutig und stellte auf ein 4-4-2 System um. Dies brachte in den ersten Minuten der zweiten Halbzeit mehr Ballbesitz, die Freiburg in Standardsituationen umwandeln konnte. Allerdings ohne Torgefahr auszustrahlen.
Auf der anderen Seite verschätzte sich Stenzel gegen Bernat. Dessen flache Hereingabe landete bei Müller und im Gewühl schlussendlich bei Wagner, der den Ball zum 3:0 über die Linie tragen durfte (55.).
Die Münchner blieben am Drücker und hatten über Bernat (57. und 63.) gute Möglichkeiten. Auch Wagner versuchte sich per Kopfball (68.). Wenig später verwandelten die Münchener eine Standardsituation. Kimmich führte eine Ecke blitzschnell aus. Während sich die Freiburger noch sortierten, konnte Müller bereits am kurzen Eck einschieben (69.).
Mit den Wechseln von Rudy für Thiago, Rafinha für Müller und Süle für Vidal lief die Uhr dann runter.
Nach dem Punktverlust im Heimspiel gegen Hertha BSC kehrt der FC Bayern wieder in die Erfolgsspur zurück. Dabei half vor allem in der ersten Halbzeit das nötige Spielglück. Zwei Schüsse aufs Tor verzeichneten die Münchner. Beide waren drin. In der zweiten Halbzeit erspielte sich die Mannschaft von Heynckes dann die Chancen, die das Ergebnis in der Höhe auch rechtfertigen. Ein insgesamt souveräner Auftritt.
Drei Dinge die auffielen:
1. Chance verpasst
Jupp Heynckes setzt gerne auf Kontinuität. Anders ist das abermalige Festhalten am 4-1-4-1 nicht zu erklären. Den Ausfall der Flügelspieler kompensierte er nahezu 1:1 mit anderen Spielertypen. Die Tabellensituation und die vorhandenen Bausteine hätten es vielleicht möglich gemacht, taktisch eine andere Herangehensweise zu wählen. Beispielsweise eine Dreierkette mit Hummels, Boateng und Alaba, Bernat und Kimmich als Flügelverteidiger sowie Thiago als aufbauender Sechser statt des offensiv besser aufgehobenen Vidals.
Teilweise zeigten die Münchner solche Strukturen sogar von alleine, wenn Müller einrückte, um Wagner zu unterstützen. Dann funktionierte es noch am besten. Es spricht zwar einerseits für Heynckes, dass er an seinen Ideen glaubt, zeigt aber auch, dass es scheinbar keinen “Plan B” in der Schublade der Münchner gibt.
Die Folgen der Taktik waren viele Halbfeldflanken, da Bernat und Müller sowie die Außenverteidiger sich nur selten bis zur Grundlinie durchsetzen konnten. Sie sind keine Dribbler. Gleichzeitig brachte das einiges an Kontergefahr mit sich, da die zweiten Bälle wegen einer nicht guten Strafraumbesetzung häufig bei den Freiburger landeten.
Am Ende standen 28 Flanken. Bis auf eine Kopfballchance von Bernat, blieben die Flanken weitgehend unwirksam.
2. Wagner sammelt Pluspunkte als Lewandowski-Ersatz
Bisher liefen die Startelfeinsätze von Sandro Wagner wenig glücklich ab. Jupp Heynckes zählte bei den letzten Auswärtsspielen in Mainz und Wolfsburg auf die Dienste des deutschen Nationalstürmers.
Seine Auftritte waren bemüht, aber über weite Strecken glücklos. Gegen Freiburg sammelte Wagner endlich auch mal von Beginn an Pluspunkte. Dabei half Wagner, dass er perfekt mit Thomas Müller harmonierte. Beide Spieler öffneten sich gegenseitig die Räume und Wagner versuchte als Relaisstation den Ball nach vorne zu tragen.
Er pflügte Bälle runter, legte quer und wich aus. Wagner spielte zum ersten Mal wie eine Kopie von Lewandowski. Daher ist es wenig verwunderlich, dass er nicht nur einen Treffer beisteuerte, sondern auch das Offensivspiel der Münchner aktiv belebte.
Wagner verzeichnete am Ende fünf Schüsse. Vier davon in guter Position im Strafraum. Die 24 erhaltenen Pässe, davon 9 in gefährlichen Zonen, zeigen dass Wagner deutlich besser ins Spiel eingebunden ist, als es noch zu Beginn der Fall war.
3. Bayern Mittelfeld
Die Rückkehr von Thiago bringt den Münchnern mehr Stabilität. Die Ballsicherheit und Passgenauigkeit, die von ihm ausgeht ist auch nach all den Jahren immer noch beeindruckend. Mit einer geschickten Körperdrehung leitete er mustergültig das 2:0 ein.
Er brachte nicht nur 55 seiner 62 Pässe an einen Mitspieler, sondern kreierte gleich drei Chancen (darunter sein Assist). Allgemein brachte er eine hohe Vertikalität ins Spiel der Bayern. Heynckes wird dies wohlwollend zur Kenntnis genommen haben.
Sein Partner an diesem Abend war Vidal, der sich nach einer guten Phase im Spätherbst wieder steigern muss, um sich gegenüber Martinez und den Achtern im Team behaupten zu können. In zu vielen Szenen war er zu ungestüm und wild. Es summierten sich einige Fehlpässe bei ihm aneinander (seine Passquote betrug gegen Ende der ersten Halbzeit nur 69%). Vor allem wenn der Ball nach vorne getragen werden sollte, fehlten ihm die Ideen. Hinzu kamen einfache Ballverluste sowie nicht immer perfektes Stellungsspiel im Pressing.
Es war definitiv nicht das Spiel des Arturo Vidals. Jupp Heynckes wird in den nächsten Wochen genau überlegen müssen, ob er den Chilenen weiter auf der Sechs sehen will. So gut Thiago auch vorne war, so schwierig war es für die Münchner, dass der eigentliche Aufbausechser kaum Vertikalität ins Spiel brachte.
Dass dies am Ende des Abends eher kein großes Problem war, lag unter anderem an der guten Performance von Mats Hummels und Thiago, aber auch am etwas glücklichen Spielverlauf, der Freiburg früh den Wind aus den Segeln nahm.
Freiburg – Bayern | |
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Freiburg | Schwolow – Söyüncü, Gulde, Lienhart (46. Kath) – Günter, Koch, Abrashi (46. Höfler), Stenzel – Höler (57. Ravet), Petersen, Haberer |
Bank | Gikiewicz, Kübler, Kempf, Kleindienst |
Bayern | Ulreich – Alaba, Hummels, Boateng, Kimmich – Thiago (74. Rudy), Vidal (83. Süle), Tolisso – Bernat, Wagner, Müller (81. Rafinha) |
Bank | Starke, Martínez, Robben, Lewandowski |
Tore | 0:1 Schwolow (25., Eigentor), 0:2 Tolisso (28.), 0:3 Wagner (54.), 0:4 Müller (69.) |
Karten | Gelb: Koch (60.) / – |
Schiedsrichter | Frank Willenborg (Osnabrück), Arne Aarnink (Nordhorn), Guido Kleve (Nordhorn), Markus Sinn (Filderstadt), Dr. Robert Kampka (Mainz), Dr. Martin Thomsen (Kleve) |
Zuschauer | 24.000 |