Sammer & Lahm: Wenn eine Debatte aus der Kreativität der Sportmedien entsteht

Jan Trenner 03.10.2013

Philipp Lahm Matthias Sammer ZEIT Interview

Nach dem Spiel brachte Sportvorstand Matthias Sammer die inzwischen unzählige Male zitierte »Komfortzone«, aus der man sich herausbewegen müsse, beim Interview mit Sky ins Gespräch.

Wir spielen zum Teil lethargisch, wir spielen ohne Emotionen Fußball, wir machen Dienst nach Vorschrift. Jeder will, das ist keine Frage des Wollens, aber wir emotionalisieren uns nicht in gewissen Phasen. Wir müssen raus aus dieser Komfortzone und uns gegenseitig mitreißen.

Matthias Sammer zu Sky (25.09.2013)

Eigentlich war das Thema bis vor zwei Tagen auch erledigt, denn die Wogen waren geglättet und die Mannschaft steigerte sich (0:4 auf Schalke, 4:1 Rückspiel H96) deutlich. Es ist mir ein Rätsel, wieso einige Sportmedien nun einen boulevardesken Strom der Negativberichterstattung gegen den Sportvorstand erzeugen wollen und eine – nicht vorhandene Debatte – zwischen Philipp Lahm und Matthias Sammer beschreiben. Beispielhaft sei an dieser Stelle Spiegel Online (Lahm schießt gegen Sammer) die Süddeutsche Zeitung (»Der soll das doch bitte intern machen«) und ein grauenhaftes Interview nach dem Sieg in Manchester vom ZDF aufgeführt.

Im besagten »Interview« mit der ZEIT, welches vielmehr ein allgemeiner Artikel über »Gefühlsausbrüche« im Fußball ist, stehen die Zitate in einem kleinen Abseits des ganzseitigen Berichts. Angesprochen auf die Wutrede Sammers und immer bestehende Führungsdebatte sagt Lahm genau zwei Sätze. Diese sind auch im Gesamtkontext nur mit reichlich Kreativität auf einen angeblichen Konflikt zwischen ihm und dem Sportvorstand zu beziehen, weil sie im Kern seine eigene Rolle als Kapitän und die Positionierung zwischen Mannschaft und Öffentlichkeit beschreibt. Wie kann man nun folgendes Zitat so sehr verdrehen, um etwas Schwung in den »FC Hollywood« zu bringen? Fragen sie ihren Sportreporter. Ich sitze hier und schüttele den Kopf.

Ein guter Trainer und Kapitän moderiert, er diktiert nicht.
Schon gar nicht mithilfe der Öffentlichkeit
Philipp Lahm in der ZEIT »Wenn sie ausrasten« (02.10.2013)

Bleiben wir doch einfach bei den Worten unseres Kapitäns. Alles andere ist schlicht und ergreifend in ein Thema hineininterpretiert, dass es in der Intensivität vermutlich überhaupt nicht gab.

Ich habe meine Rolle beschrieben als Kapitän. Wie ich führe, wie ich kommuniziere, innerhalb des Teams oder auch nach Außen. Und das war keine Kritik an Matthias Sammer.

Philipp Lahm nach dem Spiel gegen Manchester City im ZDF (02.10.2013)