Round-Up: Emre Can
1994 in Frankfurt am Main geboren kam Can 2006 in die Jugend von Eintracht Frankfurt, von wo aus er drei Jahre später den Schritt nach München wagte. Der Deutsch-Türke durchlief die U17 und U19 Jugendteams und erhielt zur Saison 2011/12 einen Amateurvertrag. Von nun an gehörte er dem Kader der Amateure an, für die er im August 2011 debütierte. Nachdem er 2012 erstmals im Profikader gestanden hatte, erhielt er vor der Saison 2012/13 einen Profivertrag und feierte zu Saisonbeginn im Supercup sein Debüt für den Rekordmeister. Erst im April 2013 folgte jedoch sein erster Bundesligaeinsatz, eine Woche darauf erzielte er seinen Premierentreffer, als er einen Freistoß von Xherdan Shaqiri leicht mit dem Kopf abfälschte.
Doch trotz Triple-Sieg erkannte Can relativ frühzeitig, dass er unter Pep Guardiola kaum eine Chance haben würde – zur Überraschung aller wechselte er jedoch fix nach Leverkusen und wurde nicht dorthin verliehen. Was immer die Bayern-Verantwortlichen, die der aufkommenden Kritik mit dem Rückkaufoptionsrecht konterten, dazu trieb, Can dauerhaft gehen zu lassen – es war nicht wirklich von außen ersichtlich. Denn Can setzte sich bei Bayer schnell durch und zeigte, dass er durchaus Potential für die Bundesliga hat. Der Wechsel zum Liverpool nur ein Jahr darauf kam jedoch überraschend. Doch Can belehrte seine Kritiker eines besseren und spielte in der vergangenen Saison insgesamt 27 Mal für die Reds. Auch dieses Jahr gehört er zur Startelf, nimmt unter Jürgen Klopp jedoch wieder eine Rolle im Mittelfeld ein. Can zeigt, dass er das Niveau für die Premier League hat – leidet aber weiterhin unter seiner arrogant anmutenden und fehlerbehafteten Spielweise, die dazu führt, dass man ihm in München noch nicht allzu sehr vermisst.
Miasanrot.de stellt regelmäßig am Dienstag in einem Round-Up lesenswerte Texte und Fundstücke rund um den FC Bayern zusammen. Gewidmet wird jedes Round-Up einem ehemaligen Bayern-Spieler, der am jeweiligen Tag (oder kurz zuvor/danach) Geburtstag hat.
Presseschau:
Yalcin Imre beim Deutschlandfunk
Das Thema Katar beschäftigt das Umfeld des FC Bayern weiterhin – und mittlerweile steht vor allem Yalcin Imre, bei Twitter als @fehlpass, als eine Art Galionsfigur bei den Protesten der Fans gegen die Ausrichtung des Trainingslagers voran. Yalcin war vor kurzem beim Deutschlandfunk zu Gast, seine Meinung legte er zuvor bereits ausführlich auf Facebook dar.
Lesenswertes zu Ancelotti
Ab Sommer wird mit Carlo Ancelotti ein komplett anderer Trainertyp als Pep Guardiola das Training an der Säbener Straße leiten – so viel steht fest. Wer sich bereits jetzt darauf vorbereiten möchte, dem seien die Texte von Birgit Schönau für die Zeit und von Marti Perarnau für seine eigene Internetseite ans Herz gelegt.
Lluch und Perarnau über Guardiola
Wer sich vielmehr mit der aktuellen Saison und dem aktuellen Trainer beschäftigen möchte, dem sei der katalanische Content von Isaac Lluch, der bei Grup14 in einem tollen Interview über Pep spricht und erneut Marti Perarnau, der sich für Eurosport die Hinrunde der Münchner anschaut, empfohlen.
Uli Hoeneß – bald zurück?
Das ganz große mediale Thema ist es noch nicht – wird es aber spätestens in Richtung März werden: Uli Hoeneß wird in irgendeiner Form wieder zum FC Bayern zurückkehren. Die Zeit sprach in einem Interview mit dem Initiator einer Fan-Petition, die Hoeneß zurück auf den Präsidentenstuhl holen möchte. Bei T-Online ist derweil zu lesen, welche Rolle er in der Jugendentwicklung des FCB derzeit spielt.
FCB-Frauen starten in die Rückrunde
Eine gute Woche nach den Männern sind gestern auch die FCB-Frauen wieder ins Training eingestiegen und bereiten sich in Spanien auf die Rückrunde vor, wie Kathrin Steinbichler für die Süddeutsche Zeitung berichtet. Eine Übersicht über den weiteren Terminplan gibt es auf der offiziellen Homepage, besonders herausstreichen sollte man sich das Testspiel gegen den FC Arsenal am 6. Februar.
Däbritz im Portrait, US-Neuzugang Claire Falknor im Team
Wer noch einmal in drei Minuten alles über Bayern-Stürmerin Sara Däbritz erfahren möchte, hat nun auf dem Youtube-Kanal der FCB-Frauen Gelegenheit dazu. Während Däbritz hoffentlich noch lange in München auf Torejagd gehen wird, hat Katie Stengel den Verein Richtung Washington Spirit verlassen. Neu im Team der Frauen ist dafür Claire Falknor mit dem Megan-Rapinoe-Gedächtnis-Haarschnitt. Wenn Sie Ihre PS so eindrücklich wie hier auf’s Spielfeld kreiselt, werden wir eine Menge Spaß zusammen haben. Ihr Vertrag gilt bis zum Sommer 2017. Schon gestern war sie beim Trainingsauftakt der Frauen am Ball.
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Wissenschaftliches zum FCB
Für alle Sportwissenschaftlichen und medizinisch interessierten dürften die Artikel zu Kingsley Coman, der laut einem Forscher der TU München eine “Urgewalt” ist, sowie die Grafik vom Portal für Fußballverletzungen einen Blick wert sein – in letzterer wird deutlich, dass Muskelverletzungen beim FC Bayern tatsächlich deutlich häufiger auftreten als bei einem durchschnittlichen Bundesligaklub.
SPOX-Interview mit Timo Heinze
Einen interessanten Gesprächspartner hatte zuletzt auch das Sportportal SPOX zu bieten: Timo Heinze spielte lange Jahre in der Jugend des FCB, hörte letztendlich jedoch auf und schrieb nun ein Buch über seine Karriere, die bereits in den Anfängen scheiterte.
Bayern-Blog “Lahmsteiger” überarbeitet
Seit Anfang des Jahres gibt es bei Bayern-Fan Justin und seinem Blog “Lahmsteiger” wieder regelmäßig etwas zu lesen – gemischte Themen, die sich jedoch nicht alle mit dem FC Bayern beschäftigen.
Es gibt immer noch viele Diskussionen über Emre Can unter den Bayernfans, weil viele seinen Weggang als weiteren Fehler des Vereins sehen, vor allem vor dem Hintergrund, dass er ein “Talent aus der eigenen Jugend” war.
Mir persönlich ist er erstmals 2011 bei der U17-WM in Mexico aufgefallen, als er einer der überragenden Akteure einer sehr starken deutschen Jugendauswahl war, welche durchaus das Zeug hatte, auch Weltmeister werden zu können. Nach einer – unglücklichen – Niederlage im HF gegen den Veranstalter und späteren Weltmeister Mexico wurde die U17 des DFB damals Dritter, nach einem spektakulären Match gegen Brasilien (4:3). Einen ähnlichen Karrierestart hat Toni Kroos bei der U17-WM 2007 hingelegt.
Nachdem das frühere Modell des Verleihens von hoffnungsvollen Nachwuchsspielern durch das des Verkaufs mit Rückkaufoption ersetzt worden ist, war ich aber schon sehr verwundert, dass der 2013 nach Leverkusen abgegebene Can, schon ein Jahr später “gewinnbringend” nach Liverpool weiter verkauft wurde. Der FCB wurde zwar anteilsmäßig an der Ablösesumme beteiligt, aber ich habe mich trotzdem gefragt, ob diese Entwicklung im Sinne des FCB war.
Vergangenen Sommer habe ich den FC Bayern-Entdecker bzw. Scout von Kingsley Coman kennen gelernt (der hat den jungen Franzosen u.a. schon in der Jugend bei PSG beobachtet). Mit diesem habe ich mich auch über den Fall Can unterhalten. Er meinte, Can hätte aufgrund seiner (nicht vorhandenen) Veranlagungen auf Jahre hinaus keine Chance beim FCB. Am ehesten wäre er ein IV … aber keine Chance gegen Boateng, Martinez, Benatia, Badstuber. Ebenso wenig Chancen hätte er auf der AV-Position, weil dort die kleinen wendigen Spieler gefragt seien – und auch im Mittelfeld sieht er auf Sicht keine Chance(n) für Emre Can. Sein Spielstil würde auch nicht zu Bayern passen, zumindest nicht zu den aktuellen (Guardiola-)Bayern.
Can hat für sich eine passable bis gute Entwicklung genommen – aber Empfehlungen aus Leverkusen und Liverpool reichen heute bei Weitem nicht für den FC Bayern aus – es sei denn, man wäre dort ein absolut überragender Spieler, oder man passt (siehe Coman und Kimmich) perfekt ins Münchner System.
Der gleiche Scout hat mir übrigens auch erklärt, warum sich ein Spieler wie Shaqiri ebenfalls nicht (dauerhaft) bei Bayern durchsetzen kann. Laut seiner Aussage braucht Xherdan permanent Blickkontakt zum Ball, um diesen kontrollieren zu können. Die wirklich für Bayern geeigneten Spieler haben den Ball ohne diesen Blickkontakt unter Kontrolle … Da habe ich etwas dazu gelernt ;-)
Danke für die interessanten Einblicke. Klingt auch alles sehr plausibel, und passt auch dazu, dass Emre in Liverpool eine zeitlang als Verteidiger eingesetzt wurde. Erst seit Klopp spielt er konstant im Mittelfeld. Und natürlich im Kloppschen System mit anderen Anforderungen als sie bei uns benötigt würden. Ich teile deshalb auch insbesondere die Einschätzung, dass er zum aktuellen Pepschen FCB nicht ideal passt.
Das erlärt dann auch den Verkauf an Leverkusen. Den Wandel* zu Verkauf mit Rückkaufoption statt “einfacher” Leihe begrüße ich übrigens. (*Als kompletten Wandel sehe ich es nicht. Ich denke es ist vielmehr eine neue Option. Klassische Leihen gibt es ja immer noch, siehe Gaudino, zuvor Green.)
Ein Verkauf mit Rückkaufoption bedeutet einfach, dass der aufnehmende Verein ein paar Chancen und Risiken übernimmt, während bei einer klassischen Leihe alle Chancen und Risiken beim abgebenden Verein (Stammverein) liegen. Aus FCB-Sicht mag es auf den ersten Blick besser sein, alle Chancen und Risiken zu behalten – logisch -, aber ich würde den strategischen Punkt nicht unterschätzen, dass schlicht nicht mehr alle Vereine zu solchen Geschäften bereit sind. Mit dem Verkauf-Rückkaufoption-Modell hat man dies elegant gelöst. Im Falle Can ist das dann vielleicht ein Stück weit überraschend gelaufen, und war genauso sicherlich nicht vom FCB antizipiert. Letztlich hat er sich in einem Jahr in Leverkusen als damals 19-jähriger genauso entwickelt, dass er interessant für bessere Vereine als Leverkusen war, aber noch nicht gut genug für einen Verein wie den FCB. So viele Vereine gibt es gar nicht, die genau in diese Nische passen. Und dass einer dieser Vereine dann auch noch tatsächlich den Transfer realisiert, tja, c’est la vie…
Ja, da sind wir zwei uns wohl ziemlich einig in der Einschätzung der Leistungsfähigkeit von Emre Can und auch bzgl. des “Modells des Verkaufs mit Rückkaufoption”.
Einzig beim Vergleich von Bayer Leverkusen und Liverpool FC bin ich der Meinung, dass natürlich der Name und das Renommee der Liverpooler mindestens zwei Stufen über dem des Werksvereins angesiedelt ist. Allerdings schätze ich die Leistungsstärke von Leverkusen mindestens so hoch ein wie die von Liverpool. Zum Zeitpunkt, als Can von Bayer nach England gegangen ist, denke ich, war Leverkusen sogar besser.
Ich bin übrigens auf die Europa League Duelle von Augsburg und Liverpool schon sehr gespannt. Alle halten es für ein sehr attraktives Los, bei dem die Augsburger als chancenlos eingeordnet werden. Ganz so klar wird es aber nicht werden. Es sei denn, Augsburg liefert einen katastrophalen Rückrundenstart ab und taucht noch einmal tief in die Abstiegszone ein …
Solche Kommentare sind einfach die Kirschen auf der Miasanrot-Torte. :)
Ich finde es komisch, dass von eurer Seite – gerade von einem angehenden Sportjournalist- keine weiteren Hinweise zu dem Artikel in der Zeit kommen. Das, was Frau Schönau schreibt, ist subtiles Guardiola-Bashing ohne jeglichen fundierten Beweis. Den Sportteil der Zeit lese ich fast nie, aber dass diese Zeitschrift so ein niedriges Niveau aufweisen kann, wunderte mich echt.
Diesen Artikel muss man wirklich sehr kritisch lesen.
Bernhard, meinst du diesen Artikel => http://www.zeit.de/2015/52/carlo-ancelotti-trainer-fc-bayern-genuss-herausforderung ??
Ich habe mich auch sehr häufig über das Guardiola-Bashing der Medien, welches sogar auf die eigenen Fans übergeschwappt ist, aufgeregt. Diesen Artikel würde ich aber definitiv nicht darunter subsumieren. Ich finde, dieser ZEIT-Beitrag ist teilweise ganz nett zu lesen, mit einigen (nicht wirklich wichtigen) Zusatzinfos zu Ancelotti, aber greift Pep Guardiola eigentlich nicht an. Frau Schönau liebt offensichtlich Wortspiele.
Lies lieber den Artikel vom Pep-Insider, Martí Perarnau über Ancelotti, auf den Miasanrot auch hingewiesen hat.
Genau, diesen Artikel habe ich gemeint.
Ich werde die Stellen zitieren, die meiner Meinung nach sehr polemisch sind.
-) ” Erwartet wird er von den einen mit der Hoffnung, nach der anstrengenden Zeit mit Guardiola beim erfolgsgetriebenen deutschen Rekordmeister ein wenig Gelassenheit zu verbreiten”
Wenn sich Spieler und Vorstand für eine Verlängerung ausgesprochen haben, kann die Zeit mit dem Katalanen wohl kaum anstrengend gewesen sein. Außerdem reden wir über einen professionellen Fußballbetrieb, da kann nicht immer reine Harmonie existieren.
-) “dass Fußball sicher noch ein Sport, vor allem aber ein gigantischer Unterhaltungsbetrieb ist und keine akademische Veranstaltung”
Hat Guardiola je das Gegenteil behauptet. Erst kürzlich hat er selbst sogar erwähnt, dass er für die Fans und für Emotionen spielt, nicht für Titel (auch wenn diese natürlich ein wahnsinnig schönes Nebenprodukt sind).
-) “Und das, was neuerdings in Deutschland als “Philosophie” eines Trainers und seiner Mannschaft verkauft wird, mit dem Begriff Taktik eigentlich auch ganz gut bedient wäre. Einer wie Ancelotti könnte die Aufregung um Spielsysteme und Trainerpersönlichkeiten als Wichtigtuerei entlarven, wenn er wieder einmal mit seiner schlichten, ja banalen Lehre erfolgreich wäre, dass Fußball von den Spielern gemacht wird. Und eine Mannschaft deshalb immer nur so gut ist wie ihre Akteure”
Das ist fast schon primitiv. Die Ausrichtung eines Trainers als Wichtigtuerei zu entlarven, verstehe ich nicht ganz. Zumal Ancelottis Fußball genauso von Taktik abhängig ist, wie der Fußball überall. Ob man das dann Philosophie, Taktik oder Strategie nennt, das ist nebensächlich, nicht die Existenz und die Wichtigkeit der genannten Begriffe.
-) “Ein Gegenentwurf also zu Pep Guardiola, der in München rasch das Gefühl verbreitete, die Bundesliga sei einem derart welt-gewandten, ja intellektuellen Fußballlehrer gar nicht gewachsen.” Sorry, aber das kann doch wirklich nur als Beweis für ihre fehlende Objektivität gelten. 1) Kann sie das nicht durch Aussagen belegen. 2) Äußerte sich Guardiola nie respektlos gegenüber Vereinen, Trainern oder Spielern. Ausnahmen sind einzig seine Spitze gegen Kehl, nach dem blöden Aus im Elfmeterschießen gegen Dortmund im Halbfinale des Pokals und der fehlenden Zurückhaltung gegenüber den Schiris, die ja mittlerweile auch auf einem Weg der Besserung ist. De facto ist es so, dass der Spanier vor der Konterliga extrem viel Respekt hat(te). Dass er nicht einen witzigen Spruch nach dem anderen raushaut – man denke an Klopp oder andere- wird anscheinend als Arroganz oder was weiß ich ausgelegt.
Klar, als Journalist hatte man es mit Pep nicht leicht, da seine Interviews vor und nach Spielen nahezu identisch sind. Andererseits fragten ihn nur wenige Journalisten nach relevanten Themen wie Taktik o.Ä., sondern nach Humbug wie “Wer ist Elfmeterschütze Nr.1″ etc.
-)”Fortan hechelte der deutsche Fußball mitsamt der Bayern Guardiola und seinen Systemwechseln bei laufendem Spielbetrieb hinterher. ” Ich sehe kein Hinterherhecheln. Würde doch bedeuten, dass alle seine Taktik kopieren, dabei macht das bloß Tuchel. Ansonsten haben mindestens zehn von 18 Teams den gleichen Ansatz in puncto Spielidee. Dass die Bayern die Entwicklung dieser Philosophie forciert haben ist ihr gutes Recht. Gleiches gilt für Löw, der schon lange als Fan von Guardiola gilt.
-) “und doch ist da der Eindruck, dass man es dem Trainer nie wirklich recht machen kann. Weil er so nachdrücklich nach Höherem strebt, nach Perfektion.”
Was ist daran falsch?
Seit wann ist es verboten ehrgeizig zu sein?
Ein Bashing ist es nicht, da hast du Recht. Aber es ist für eine Zeitschrift wie “Die Zeit” wirklich fast schon primitiv, welchen Humbug und welche an den Haaren herbeigezogene subjektiven Einschätzugen diese Dame niederschrieb.