Round-Up: Bayern-Spieler bei der WM – 2. Spieltag
Thiago und Tolisso kamen diesmal nicht zum Einsatz. Dafür konnten die Deutschen etwas mehr überzeugen. Außerdem trafen James und Lewandowski im direkten Duell aufeinander. In der Einzelkritik vergeben wir nach subjektivem Maß 10 Punkte als Maximum, 1 Punkt als Minimum.
Die Einzelkritik
Neuer vs. Schweden (Samstag, 20 Uhr, 2:1)
Rutschte zweimal aus, konnte jeweils aber rechtzeitig retten. War beim Gegentor erneut chancenlos und sonst immer zur Stelle. Verteilte die Bälle wie ein Sechser, verteidigte wie ein Libero und trieb seine Vorderleute nach Abwürfen und Pässen an wie ein Curling-Spieler, der dem Stein zwar Richtung und Tempo vorgibt, dann aber von seinen Teamkollegen abhängig ist. Durfte am Ende noch jubeln, weil der Stein über Umwege doch noch in den mittleren Kreis rutschte.
Punkte: 8
Boateng vs. Schweden (Samstag, 20 Uhr, 2:1)
Sonnenbrille auf, Badehose an, ab ins Cabrio und auf zum Meer, um den schwedischen Kollegen zu zeigen, wem der Strand gehört. Boateng war bereit, sein Team in gewohnter WM-Form zum Sieg zu tragen. Startete dementsprechend stark, rettete nach Rüdigers Bock sogar in höchster Not – ganz im Badboy-Style an der Grenze des Erlaubten. Musste dann aber mit Hänger weiterfahren, in den er den verunsicherten Rüdiger sowie Gündogan packte. Dribbelte, passte, kämpfte und tat alles, um sein Cabrio auf Kurs zu halten. Sprang kurz vor dem Ziel aber aus dem Auto. Hatte bis dahin eine tolle Fahrt, dann aber Glück, dass Kroos den Strand noch erreichte, um die Schweden zumindest vorerst nach Hause zu schicken.
P.S. Boateng überholt im Schnitt 107 Autos pro 90 Minuten. Raser. #miasanopta
Top 5 Bypassed Opponents and Bypassed Defenders after 2 games pic.twitter.com/o37x3o5aFT
— IMPECT (@impect_official) June 25, 2018
Punkte: 7
Kimmich vs. Schweden
Fand diesmal sowohl vorwärts als auch rückwärts den höchsten Gang. Stand wieder hoch, aber trotzdem etwas tiefer als noch gegen Mexiko. Spielte etwas mehr Sicherheitspässe als im Spiel zuvor, kam aber trotzdem erneut auf zwei Torschussvorlagen. Musste nach dem Spiel wahrscheinlich dafür sorgen, dass seine beiden Zuckerpässe aus der Anfangsphase wieder aus gewissen Video-Portalen verschwinden. Machte insgesamt einen guten Eindruck.
Punkte: 7
Rudy vs. Schweden
Wurde vor der Partie bereits abgeschrieben, zeigte aber, dass Löw ihn zu Recht auserwählte. Sorgte dafür, dass Toni Kroos beim „Schweinchen in der Mitte“ wieder einen Partner hatte, dem er den Ball zupassen konnte, wenn das „Schweinchen“ ihm zu lästig wurde. Zeigte auch sonst, dass eine Doppelsechs durchaus funktionieren kann, wenn beide Sechser diszipliniert auftreten. Entlastete nicht nur Kroos, sondern auch Boateng und Kimmich. Ließ sich nur durch einen (leider frühen) Knock-Out stoppen und ließ Kroos dann wieder allein zurück. Der vermisste seinen Rudy so sehr, dass er in der zweiten Halbzeit sogar mehrfach ins Dribbling ging, um ihn vorne zu suchen.
Punkte: 7
Müller vs. Schweden
Lief so unermüdlich über den Platz, dass man immer Angst hatte, er würde sich vor lauter Chaos verlaufen. Fand nur in wenigen Phasen zu seinem Spiel, weil er erneut nicht mit Werner harmonierte. Harmoniert im Moment vielleicht nicht mal mit sich selbst. Könnte Joshua Kimmich vorm nächsten Selfie mal um Nachhilfe beim Flanken bitten.
Punkte: 5
James vs. Polen (Sonntag, 20 Uhr)
Alle Fußball-Fans wollen sein wie er, alle wollen bei ihm sein. Spielte Fußball wie er lächelt: zum Verlieben. Streichelte den Ball mehrfach zärtlich in den Fuß eines Mitspielers. Legte dabei zwei wunderschöne Tore auf. Weckte kurzzeitig Erinnerungen an Kritiker, die seinen Transfer zum FC Bayern kleinreden wollten – fünfminütiger Lachflash. Zauberte nicht nur mit dem Ball, sondern arbeitete auch viel ohne Ballbesitz. Drückte seinen Teamkollegen Lewandowski nach dem Spiel nochmal kräftig. Ob wegen der Niederlage oder weil der Pole noch beim FCB bleiben muss, ist derzeit unklar.
Punkte: 9
Lewandowski vs. Kolumbien
Wäre gerne so von James gestreichelt worden, wie dieser den Ball streichelte. Fühlte sich schon nach dem ersten Spieltag von Miasanrot betrogen und hätte gerne den Hummels-Award fürs Alleinsein erhalten. Hatte dann in der zweiten Halbzeit aber völlig überraschend eine große Möglichkeit und ließ sie aus. Wurde erneut mehr von seinem Team als von seinem Gegner isoliert. Hatte aber immerhin einen der besten Plätze für die James-Show. Könnte nächste Saison einen noch angenehmeren Platz dafür haben. Wenn er bleibt.
Punkte: 4
Awards des Spieltags
Spieler des Spieltags: James Rodríguez – alles gesagt. Ein Künstler. Ein Traum.
Team des Spieltags: Belgien – hatten zwar noch keinen richtigen Gradmesser, zeigen aber attraktiven und kreativen Offensivfußball. Wurden dafür mit fünf Toren gegen Tunesien belohnt. Müssen sich hinten noch stabilisieren, um eine Chance auf den Titel zu haben, machen aber jetzt schon richtig Spaß.
Deutschland-Award: Deutschland – Lineker verkündete nach dem Spiel auf Twitter: Fußball ist ein einfaches Spiel. 22 Spieler jagen 82 Minuten dem Ball hinterher und die Deutschen erhalten einen Platzverweis, sodass 21 Spieler für 13 Minuten den Ball jagen, damit am Ende die Germans auf irgendeine verdammte Art und Weise gewinnen. Besser hätten wir es nicht beschreiben können.
Oscar des Spieltags: Keiner, nicht mal Cristiano Ronaldo, hat sich den Oscar der WM 2018 bis jetzt so sehr verdient wie Neymar. Der Brasilianer machte kein sonderlich herausragendes Spiel, aber emotionalisierte das Publikum immerhin mehrfach, indem er sich fallen ließ. Teilweise ohne Berührung. Teilweise als würde er kopfüber vom Drei-Meter-Brett springen. In der 97. Minute erzielte der Brasilianer zwar das 2:0, doch in Erinnerung blieb, dass er sich zum Clown machte.
Schiedsrichter des Spieltags: Theoretisch müsste man fast alle Schiedsrichter bisher loben. Es gab wenige Fehlentscheidungen und VAR wird sehr gut umgesetzt. Es scheint fast so, als hätten sie sich vor der WM geschworen, dass man es bloß nicht so blöd wie die Deutschen angehen wolle. Bei Neymars Schauspiel gegen Costa Rica trat Björn Kuipers allerdings in den Mittelpunkt. Der Niederländer ließ den Brasilianer so eiskalt abblitzen, dass der sich wie ein kleines Kind aufführte, dem die Aufmerksamkeit der Erwachsenen fehlte. Man könnte fast meinen, dass Neymars Tränen nach dem Abpfiff durch Kuipers‘ souveränen und kalten Auftritt zu Stande kamen.
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