Ribéry: Noch drei gute Jahre?

Steffen Trenner 28.05.2013

„Ich bin sehr glücklich hier. Falls es möglich ist, einen neuen Kontrakt zu unterschreiben – warum nicht?“ Franck Ribéry, 06. Mai 2013.

Diese Entwicklung war vor 3 oder 4 Jahren nicht unbedingt zu erwarten. Ribéry kokettierte in seiner Anfangszeit bei Bayern immer wieder mit einem Wechsel nach Spanien. 2009 wurde es sogar sehr konkret. „Ich will weg“, zitierte die französische Sportzeitung L’EQUIPE den Nationalspieler, der damals bei Real Madrid hoch im Kurs stand. Man wurde das Gefühl nicht los, dass der FCB für den dribbelstarken Franzosen nur ein Sprungbrett zum nächsten großen Verein werden könnte. Seine Auftritte auf dem Feld waren zu diesem Zeitpunkt offensiv genial, aber defensiv häufig lethargisch, beinahe demonstrativ desinteressiert – seitdem ist jedoch viel passiert.

Der FC Bayern hat sich mit drei Champions League-Finalteilnahmen und dem Champions League Sieg am Samstag endgültig in Europas Spitze etabliert. Ribéry hat sportliche und private Rückschläge überstanden und dabei stets die volle Rückendeckung seines Vereins und seiner Anhänger gespürt. Ribéry ist vom Filou zum erweiterten Kreis der Führungsspieler gewachsen. Gleichzeitig hat sich seine sportliche Rolle gewandelt. Bayerns Spielsystem hat sich weiter entwickelt. Bayern setzt weiterhin auf die Geniestreiche und die Wucht des Franzosen auf links außen, wie beim 3:0 Auswärtssieg gegen Barcelona, oder im Finale gegen Dortmund – aber sie ist nicht mehr abhängig von Ribéry. In der Vergangenheit war der Rechtsfuß in der Bundesliga an bis zu 36 Prozent der Bayern-Tore beteiligt. In dieser Saison sind es „nur“ noch 24 Prozent (vor dem abschließenden Spiel gegen Mönchengladbach, als Ribéry an allen 4 Bayern-Toren beteiligt war, waren es noch knapp 20 Prozent). In der Champions League ist Ribéry nur noch an 19 Prozent aller Bayern-Tore direkt beteiligt. Er hat diese Entwicklung angenommen. Wer heute Bayern-Spiele verfolgt, weiß was das heißt. Ribéry arbeitet mehr. Er ist offensiv effizienter geworden. und er bindet sich stärker ins Kombinationsspiel ein. Ribery fängt in der Champions League im Schnitt 1,4 Bälle pro Spiel ab und setzt zu 1,3 Tacklings an. Keiner der defensiv so hochgelobten Dortmunder offensiven Mittelfeldspieler erreicht in der Addition diese Werte.

Ribéry ist inzwischen 30 Jahre alt. Es bleiben ein paar Fragezeichen wie lang der Flügelspieler sein physisch aufwändiges Spiel auf diesem Niveau beibehalten kann. Gleiches gilt für Bastian Schweinsteiger und Philipp Lahm. Zwei komplette Spielzeiten umfasst der Vetrag von Ribéry bis 2015 noch. Schweinsteiger und Lahm sind bis 2016 gebunden. Alle drei sind dann jenseits der 30. Es gibt nur wenige Spieler in Europa, die in diesem Alter und auf diesen Positionen noch auf allerhöchstem Niveau Fußball spielen. Vielleicht liegen noch genau drei gute Jahre vor dem Trio, das den FC Bayern in den vergangenen 5 Jahren so stark geprägt hat. Auch deshalb sollten die Münchener zu diesem Zeitpunkt zurückhaltend mit möglichen Vertragsverlängerungen ihrer erfahrenen Leistungsträger umgehen. Dafür bleibt in den kommenden zwei Jahren noch Zeit genug. So wohltuend und schmeichelnd die Aussagen von Ribéry über ein mögliches Karriereende in München auch sind.