Noch mehr Ballbesitz?

Steffen Trenner 02.05.2014

Pep Guardiola ließ bereits kurz nach der 0:4-Niederlage gegen Real Madrid in der Pressekonferenz mit diesen bemerkenswerten Sätzen aufhorchen. Am Freitag legte er in der PK vor dem HSV-Spiel noch einmal nach. „Ich bin nach den Spielen gegen Real Madrid noch mehr überzeugt von meiner Spielidee. Wieso haben wir verloren? Weil wir die erste Halbzeit nicht gut gespielt haben. Wir hatten nicht den Ball.“ Im Angesicht von knapp 70 Prozent Ballbesitz in beiden Spielen gegen Real klingt diese Aussage widersprüchlich. Sie wurde ihm von einigen Kommentatoren bereits als Sturheit ausgelegt. Noch mehr Tiki Taka? Noch mehr Ballbesitz? Nicht unbedingt.

Was Guardiola meint ist sicher nicht, dass es Bayern in Zukunft gelingen muss den Ballbesitz auf 75 oder 80 Prozent zu steigern. Guardiola denkt nicht in Prozentzahlen, sondern an die Qualität des Ballbesitzes.

In gewisser Weise hat sich seine Mannschaft in der ersten Hälfte gegen Madrid in der Tat von seiner Philosophie abbringen lassen. Bayern spielte von Beginn an ein enorm hohes Tempo und rannte angetrieben von der Stimmung im Stadion an – suchte den offenen Schlagabtausch. Guardiola wird es nicht gefallen haben, dass Madrid schon in den ersten 15 Minuten zwei 3:3-Kontersituationen hatte. Eine davon führte zur Ecke vor dem 0:1. Bayern hatte zwar über weite Strecken die Kontrolle über den Ball, aber nicht unbedingt die Kontrolle über das Spiel. Geduldiges Ballbesitzspiel mit hoher Fluidität im Positionsspiel wie es Guardiola sehen will, war das nicht unbedingt. Guardiolas Aussagen sind insofern konsequent. Die Öffentlichkeit machte vor allem sein System verantwortlich für die beiden Niederlagen gegen Madrid. Guardiola dagegen eher die mangelhafte Umsetzung dieses Systems, die sich der Katalane in aller Deutlichkeit auch selbst ankreidete.

Den Auftrag für die kommenden Wochen, Monate, vielleicht Jahre hat sich Guardiola damit selbst gestellt. Er wird sein grundsätzliches System nicht ändern. Das wäre nach der insgesamt guten Saison der Münchener auch absurd. Er wird an den Details arbeiten und an einigen Stellen Anpassungen vornehmen müssen. Daran, nicht an Prozentzahlen sollte und wird er in Zukunft gemessen werden.