Update: Müller-Wohlfahrt verlässt FC Bayern

Jan Trenner 16.04.2015

Nach dem Champions League-Spiel des FC Bayern München gegen den FC Porto wurde aus uns unerklärlichen Gründen die medizinische Abteilung für die Niederlage hauptverantwortlich gemacht.
Erklärung Müller-Wohlfahrt, u.a. SID.de am 16.04.2015

Der Verein dankte Müller-Wohlfahrt in einer ersten Reaktion für seine jahrzehntelange Arbeit und kündigte an, dass Dr. Volker Braun von den Bayern-Amateuren zunächst die Leitung der medizinischen Abteilung übernimmt. Eine langfristige Lösung soll in Kürze präsentiert werden.

Verschiedene Medien kolportieren seit Monaten ein angespanntes Verhältnis zwischen Trainerstab und dem Ärzte-Team um Müller-Wohlfahrt. Eine medizinische Bewertung ist von außen nicht möglich. Dass es einen Konflikt zwischen den beiden Persönlichkeiten Guardiola und Müller-Wohlfahrt gab, ist jedoch kein Geheimnis. Der Trainer machte nach der Niederlage in Porto keine öffentliche Aussage mit Bezug zur medizinischen Abteilung und auch das Heranziehen des kurzen Videoausschnitts zur verletzungsbedingten Auswechslung von Medhi Benatia gegen Bayer Leverkusen dient sicher nicht als hinreichende Erklärung. Guardiola erklärte hierzu in der Pressekonferenz am Freitag zudem, dass die Geste nicht der medizinischen Abteilung galt. Deutlich sind jedenfalls die Aussagen Müller-Wohlfahrts, der den Verein mitten in einer der wichtigsten Saisonphase vor die schwere Aufgabe stellt die medizinische Abteilung neu aufzustellen.

Schon nach Thiagos wiederholten Verletzungen und der Frage der richtigen Behandlung hatte es öffentlich wahrnehmbar geknirscht in München. Damals hatte Matthias Sammer zwischen Coach und Team-Arzt vermittelt. „Pep kennt aus Spanien und Italien andere Organisationsformen. Da waren gleich mehrere Ärzte jeden Tag beim Training vor Ort. Zur Historie des FC Bayern gehört Müller-Wohlfahrt mit seiner Praxis, die nur 20 Minuten von der Säbener Straße entfernt ist“, sagte der Sportvorstand damals. Die Probleme bestanden aber offenbar weiterhin oder flammten neu auf.

Zuletzt überraschte Franck Ribéry mit der Aussage, dass ein zu früher Einstieg ins Training seine aktuelle Verletzung verschlimmert habe. Ribéry sprach von „einer Katastrophe“ und „einem Fehler.“ Wie die Entscheidung für Ribérys zu frühe Rückkehr zu Stande kam ist offen, könnte aber bei der Aufklärung des Zerwürfnisses von Bedeutung sein. Einige Medien berichteten auch, dass es zwischen Karl-Heinz Rummenigge und Müller-Wolhlfahrt zum Streit gekommen sein soll. Bestätigt wurde das nicht.

Aus sportlicher Sicht kommt die Mitteilung zur absoluten Unzeit. Der Verein muss nächste Woche Dienstag das schwierige Rückspiel gegen Porto bestreiten und am Samstagnachmittag bereits gegen Hoffenheim antreten. Stand jetzt gibt es durch den kurzfristigen Rücktritt Müller-Wohlfahrts eigentlich nur Verlierer. Nach fast 40 Dienstjahren hätte man den Abgang des 72-Jährigen – trotz bestehender Differenzen – zum Saisonende professionell regeln können. Dass Müller-Wohlfahrt offenbar nicht einmal den Verein über seinen Entschluss informierte, zeigt wie verhärtet die Fronten offenbar waren. Offen ist auch wie einzelne Spieler, die ein Vertrauensverhältnis zu Müller-Wohlfahrt haben mit seinem Rücktritt umgehen. Im Prinzip herrscht freie Arztwahl. Dass Schweinsteiger, Robben, Alaba und Co. selbstverständlich wie bisher in Müller-Wohlfahrts Praxis pilgern, bleibt aber nach den Vorkommnissen des Tages schwer vorstellbar.

Pep Guardiola zeigte sich auf der turnusmäßigen Pressekonferenz am Freitag kämpferisch. Er gebe den Ärzten keine Schuld an den vielen Verletzungen. Letztendlich sei nur er für Niederlagen des Teams verantwortlich und niemand anderes. Trotzdem bleibt es dabei: Der FC Bayern gibt durch die gesamte Entwicklung in diesen Tagen insgesamt kein gutes Bild ab.