Michael Reschke: Stiller Transfer mit viel Einfluss auf die Zukunft?

Jan Trenner 05.06.2014

Nun hat der FC Bayern die Meldung des Kicker von gestern Abend mit einer Presseerklärung bestätigt. Der 56-Jährige wird ab dem 1. Juli Technischer Direktor und in dieser Funktion als Unterstützung für Matthias Sammer agieren. Sein Arbeitsbereich wird wie folgt abgegrenzt sein: »Lizenzspielerabteilung, Junior Team, Scouting sowie Transfers«. Reschke verlässt nach 35 Jahren Bayer 04 Leverkusen und wird vom Kicker als »exzellenter Kenner der nationalen wie internationalen Szene« bezeichnet. Eine Fähigkeit, die ihm auf dem Transfermarkt von großem Nutzen sein wird. Sammer, der als Mahner & Motzer für den FC Bayern unterwegs ist, bekommt nun neben Karsten Schumann einen weiteren Mitarbeiter an seine Seite.

Ich freue mich sehr über die Verstärkung durch Michael Reschke, den ich schon sehr, sehr lange kenne und sehr schätze. Es mein ausdrücklicher Wunsch, dass beim FC Bayern diese neue Position geschaffen und durch Michael Reschke besetzt wird. Ich weiß, dass wir einen fachkompetenten Mitarbeiter hinzubekommen und freue mich auf die künftige Zusammenarbeit mit ihm.
Matthias Sammer über Michael Reschke, FCBayern.de am 05.06.2014

Entscheidend wird nun sein, mit welchem Fokus Reschke seine Arbeit beim FC Bayern aufnimmt. Ihm wird großes Verhandlungsgeschick bei Verpflichtungen ebenso nachgesagt, wie ein Auge für junge Talente und die Kaderplanung im Jugendbereich. Letzteres Aufgabengebiet ist wohl entscheidend für die Entwicklung bzw. Weiterentwicklung junger Spieler in den Nachwuchsmannschaften des FC Bayern. Die Gegenwart schaut an dieser Stelle nicht sonderlich rosig aus. Nach dem verpassten Aufstieg der Bayern Amateure in die 3. Liga findet im Sommer der zu erwartende Umbruch statt. Viele Jungs, die sich aus dem Status »Talent« nicht herausentwickeln konnten oder den Sprung in die 1. Bundesliga beim FC Bayern nicht schaffen, werden den Verein verlassen. Aus dem nachfolgenden Kader sind die größten Talente schon längst bei den Amateuren eingebunden (Green, Oikonomou) oder haben diese Phase bereits übersprungen (Højbjerg).

Ich sehe meine Aufgabe als Nahtstelle, als Scharnier zwischen Trainer, Sportdirektor und Scouting-Abteilung.
Michael Reschke im Transfermarkt.de Interview vom 29.01.2014

An dieser von Reschke erwähnten »Nahtstelle« wird er auch in München arbeiten müssen. Trotz exzellenter Trainingsanlagen schwankt die Qualität der Jugendspieler deutlich und der Verein steht vor der Aufgabe schwächere Jahrgänge auszugleichen und trotzdem mit der U23, also den Bayern Amateuren, auf hohem Niveau Talente weiterzuentwickeln und den Aufstieg zu schaffen. Das alles findet im Spannungsfeld Regionalliga Bayern <> Bundesliga und internationale Oberklasse statt. Wer sich nicht beim FC Bayern durchsetzen kann, verlässt den Verein und sucht sein Glück woanders. Für ihn muss ein anderer Spieler entwickelt werden. In naher Zukunft wird das nur über Transfermarktaktivitäten funktionieren, während man parallel die Jugendabteilungen verstärkt. Die bereits feststehenden Neuzugänge und das Werben um Sinan Kurt bestätigen diesen Weg. Michael Reschke könnte die Zukunft der Nachwuchsentwicklung maßgeblich beeinflussen. Sammer scheint eher im Umfeld der Profis aktiv zu sein.

Ungewiss bleibt vorerst aber auch, wie die Reschke die Bedeutung der U23 sieht. Durch den DFL-Beschluss brauchen die Vereine keine zweiten Mannschaften mehr zu unterhalten. Leverkusen ist diesen Schritt bereits gegangen und hat sein U23-Team abgemeldet. Die Nachwuchsarbeit soll mit Fokus auf die U19 und U17 verbessert werden, damit man Talente früher an den Profikader heranführen kann. Erwiesenermaßen schaffen junge Spieler den Sprung in die Bundesliga heute wesentlich früher als noch vor einigen Jahren. Der Umweg über die U23 hat sich beim FC Bayern zwar stets bewährt, aber die Geduld bei den Aufstiegsbemühungen wird nicht ewig vorhanden sein. Derzeit ist der Sprung zwischen Regionalliga und Bundesliga sehr bzw. zu groß. Dass es ein Fehler wäre, wenn sich der Verein von den Bayern Amateuren trennt, haben wir mehrfach erwähnt. Gründe, Überlegungen oder Planungen wird man dennoch angestellt haben. So bleibt ein auch bei der Verpflichtung von Michael Reschke als Technischer Direktor etwas Sorge und Ungewissheit zurück. Der Neuzugang war auch in Leverkusen in die Abmeldung involviert, obwohl dort Michael Schade die Hauptverantwortung getragen hat. Für die nahe Zukunft wir es aber wohl keine einschneidenden Veränderungen an dieser Stelle geben. Dafür hat Trainer Erik ten Hag zu deutlich auf die Saison 2014/15 verwiesen. Dort möchte man mit einer schlagkräftigen Gruppe erneut um die Meisterschaft und den Aufstieg spielen.

Mit dieser Verpflichtung im Managementbereich holt der FC Bayern große Expertise nach München. Inwiefern nun im Nachwuchsbereich oder Scouting die richtigen Weichen gestellt werden können, wird sich erst in den kommenden Spielergenerationen zeigen. Veränderung bietet die große Chance für Verbesserungen – der FC Bayern befindet sich auf dem richtigen Weg.