Miasanrot Stats Corner: Saisonrückblick Teil 3 – FC Bayern Frauen
Rückblick
Neben dem beeindruckenden Erfolg in der Bundesliga konnten die FC Bayern Frauen auch in den anderen Wettbewerben überzeugen. Im Pokal musste man sich erst im Halbfinale dem großen nationalen Konkurrenten und späteren Pokalsieger aus Wolfsburg geschlagen geben.
In der Champions League feierte man dafür sieben Siege in Folge und konnte zum zweiten Mal sogar bis ins Halbfinale vorstoßen. Nach einem 2:1-Sieg im Hinspiel gegen Chelsea gelang es dem FC Bayern im Rückspiel jedoch nicht, die Serie für sich zu entscheiden und man unterlag 1:4. Lange Zeit konnte das Rückspiel und somit der potentielle Einzug ins Finale jedoch offengehalten werden. Die Platzierung unter den besten vier Vereinen in Europa kann sich sehen lassen.
Die Meisterschaft konnten die Bayern erst am letzten Spieltag feiern. Die Frauen des VfL Wolfsburg waren hier trotz einer dominanten Saison stets ein enger Verfolger. Am Ende ließen die Bayern nur in zwei Spielen Punkte liegen: Bei der 2:3-Niederlage gegen Hoffenheim und beim Unentschieden in Wolfsburg. Die Spielerinnen der TSG Hoffenheim konnte der FC Bayern zwischenzeitlich sogar mit 26 Pflichtspiel-Siegen in Folge und absolut makelloser Bilanz empfangen. Am Ende standen nicht nur 61 Punkte aus 22 Spielen sondern auch 82 geschossene Tore bei nur 9 Gegentoren.
Platzierung | Verein | Punkte | S / U / N | Tore |
---|---|---|---|---|
1 | FC Bayern München | 61 | 20 / 1 / 1 | 82:9 |
2 | VfL Wolfsburg | 59 | 19 / 2 / 1 | 71:17 |
3 | TSG Hoffenheim | 44 | 14 / 2 / 6 | 54:23 |
4 | Turbine Potsdam | 39 | 12 / 3 / 7 | 41:36 |
5 | Bayer 04 Leverkusen | 33 | 10 / 3 / 9 | 32:39 |
Bayern gegen Wolfsburg
Dass die Meisterschaft dennoch bis zum Ende spannend blieb, liegt in erster Linie an den bisherigen Dauersiegerinnen aus Wolfsburg. Seit der Saison 2012/13 konnte der VfL Wolfsburg ganze sechs Meisterschaften feiern. Vier davon zwischen 2016 und 2019 (die verbliebenen drei Titel in diesem Zeitraum gingen nach München).
Aufgrund der großen Dominanz der beiden Vereine war schnell klar, dass die Meiterschaft wohl durch zwei Faktoren entschieden werden wird:
- Wer leistet sich weniger Ausrutscher bei den Spielen gegen andere Vereine?
- Wer kann im direkten Duell mehr Punkte für sich holen?
Beim ersten Erfolgsfaktor konnte der VfL Wolfsburg letztlich etwas mehr überzeugen. Die Wölfinnen kamen zwar am 6. Spieltag nicht über ein Unentschieden gegen den SC Freiburg hinaus, jedoch blieb das der einzige Fauxpas der Saison. Der FC Bayern wiederum leistete sich zwar auch nur einen Ausrutscher, konnte jedoch an Spieltag 18 gegen Hoffenheim keinen einzigen Punkt mitnehmen.
Folgende Grafik macht die Dominanz beider Vereine nochmals deutlich. Die Spielerinnen des FC Bayern konnten in 15 von 22 Spielen mit mindestens drei Toren Unterschied gewinnen. Der VfL Wolfsburg immerhin in 11 von 22 Spielen.
Dass die Bayern letztlich dennoch die Meisterschaft feiern konnten, lag somit am zweiten Faktor: In der Hinrunde konnte das direkte Duell mit den Wölfinnen siegreich gestaltet werden und in der Rückrunde gelang immerhin ein Unentschieden in Wolfsburg.
Kader
Werfen wir einen näheren Blick auf den Kader der Münchnerinnen, wird offensichtlich, wie groß der personelle Umbruch zu dieser Saison mal wieder war. 5 der 8 Spielerinnen mit den meisten gespielten Minuten kamen zu Saisonbeginn neu zur Mannschaft dazu. Insgesamt konnten sogar 10 Neuzugänge Bundesligaminuten für den FC Bayern sammeln.
Dass es dennoch vom ersten Spieltag an gelang, so dominant aufzutreten und schnell einen gemeinsamen Teamgeist zu entwickeln, muss dem Trainerteam um Jens Scheuer hoch angerechnet werden (auch wenn die Neuzugänge natürlich viel individuelle Qualität mitbrachten und großteils aus der Bundesliga wechselten, was deren Eingewöhnung vereinfacht haben mag).
Folgende Grafik veranschaulicht nicht nur die hohe Fluktuation, sondern gibt auch Aufschluss über die Breite des Kaders.
Insgesamt konnten 14 Spielerinnen über 900 Minuten spielen und somit annähernd 50% der Gesamtspielzeit erreichen. Das Trainerteam konnte die eingesetzten Spielerinnen also etwas rotieren und war nicht auf einen fixen Kern von 11 Spielerinnen beschränkt. Gleichzeitig wurde jedoch auch nicht übermäßig rotiert, wodurch viele Ergänzungsspielerinnen nur auf 200 Minuten oder weniger in der Bundesliga kommen – wobei hier zu erwähnen ist, dass einige erst später in der Saison verpflichtet wurden. Außerdem ist der Spielplan (noch) nicht so eng gestaltet wie bei den Männern.
Torbeteiligungen
Werfen wir einen Blick auf die Top-Scorerinnen der Bayern, zeigt sich ein sehr ausgeglichenes Bild. Insgesamt sechs Spielerinnen konnten 10 oder mehr Torbeteiligungen aufweisen. Mit Lea Schüller und Klara Bühl sind hier auch zwei Neuzugänge vertreten. Lea Schüller konnte an ihre starken letzten Saisons bei der SGS Essen anknüpfen und kam insgesamt auf 16 Tore und 4 Assists. Mit ihrer Verpflichtung gelang es den Verantwortlichen beim FC Bayern, die zuletzt fehlende Durchschlagskraft im Sturmzentrum wiederherzustellen. In den letzten sieben Jahren ist sie sogar die einzige Spielerin der Bayern, welche mehr als 14 Tore in der Bundesliga erzielen konnte. Selbst Vivianne Miedema kam 2015/16 und 2016/17 nur auf 14 Tore pro Saison.
Bundesliga-Vergleich
Erweitern wir das Bild um Spielerinnen aller Bundesligisten, können sich die Leistungen der Bayerinnen auch hier sehen lassen. Lea Schüller und Viviane Asseyi belegen die Plätze zwei und drei nach Toren pro 90 Minuten. Linda Dallmann und Lina Magull weisen die meisten Assists pro 90 Minuten auf.
Dass sich am Ende mit Nicole Billa eine Spielerin die Torjägerkanone sichern konnte, welche weder in München noch in Wolfsburg angestellt ist, erscheint seltsam. Die Gründe hierfür liegen wohl hauptsächlich darin, dass sich die Torflut bei den Münchnerinnen auf viele Spielerinnen verteilte und in Wolfsburg mit dem Abgang von Pernille Harder (Torschützenkönigin 2019/20) und der Verletzung von Ewa Pajor (Torschützenkönigin 2018/19) die eine prädestinierte Stürmerin fehlte. Mit 54 Toren stellte Hoffenheim aber den zweitbesten Angriff. Billa profitierte sehr von der offensiven Spielweise der Mannschaft und konnte sich somit ins Rampenlicht spielen.
Fazit
Am Ende konnten sich die Münchnerinnen die insgesamt vierte Meisterschaft sichern. Für die kommende Saison bleibt abzuwarten, inwiefern es dem FC Bayern gelingt, noch eine Schippe draufzulegen. Der VfL Wolfsburg ist sicher hungrig auf die Revanche und mit der Rückkehr von Ewa Pajor eine noch größere Gefahr als letzte Saison.
Spannend wird auch, ob Lea Schüller (oder eine ihrer Mitspielerinnen) den nächsten Schritt gehen kann und gegebenenfalls die erste Torjägerkanone nach Bayern holen kann.
Außerdem ist es nun an den Bayern zu zeigen, dass das Vordringen in die besten vier Vereine Europas nicht nur ein Ausreißer war, sondern dass man es auch schafft, sich dauerhaft in diesen Regionen festzusetzen. Es wäre ein angemessenes Ziel, in der K.-o.-Phase endlich mal eine große Mannschaft auszuschalten. Was das Champions-League-Finale zwischen Chelsea und Barcelona aber auch gezeigt hat, ist, dass sich der FC Bayern zwar auf dem richtigen Weg befindet, dieser jedoch – zumindest international – noch etwas länger sein könnte. Die herausragende Saison 2020/21 ist ein guter Grundstein. Jetzt gilt es, darauf aufzubauen.