Miasanrot-Awards: Jugendspieler der Saison 2019/20

Maurice Trenner 05.09.2020

Durchaus kontrovers wurde in der Redaktion die Vergabe des Titels diskutiert. Schließlich gibt es da auch noch einen gewissen Joshua Zirkzee, der mit zwei spielentscheidenden Toren für die Elf von Hansi Flick von sich Reden machte. Doch Zirkzee gelang seine herausragende Leistung eben nicht für eine Nachwuchsmannschaft. Im Gegenteil, in der Vorrunde konnte Zirkzee bei den Amateuren nur wenige Akzente setzen. Auch wenn dies zu einem bedeutenden Teil der ihm nicht gelegenen Positionierung als hängender Stürmer geschuldet war, so war Angelo Stillers Leistung in der Summe höher zu bewerten.

Langer Anlauf

Bereits seit der U10 spielt der geborene Münchner für den FC Bayern, zuvor war er für den TSV Milbertshofen aktiv. Schnell wurde er der Kapitän seines Jahrgangs und galt stets als Führungsspieler. Besonders deutlich wurde dies in der U17. Stiller wurde zum verlängerten Arm von Trainer Holger Seitz auf dem Spielfeld. Dennoch stand er meist im Schatten seiner hochgehandelten Mitspieler. Mit Oliver Batista Meier und Joshua Zirkzee sowie auch den damals noch herausragenden Jahn Hermann und Benedict Hollerbach war die Aufmerksamkeit stets auf die Offensive gerichtet. Im Finale um die deutsche U17-Meisterschaft gegen Borussia Dortmund 2018 verlor das Team durchaus unverdient mit 2:3, doch Stiller war der herausragende Spieler auf dem Platz. Er trieb die Mannschaft pausenlos an, gab dem Spiel der kleinen Bayern die Struktur und sorgte mit seiner Passsicherheit dafür, dass seine Mannschaft das Spiel über weite Phasen dominierte. Doch leider blieb ihm der verdiente Erfolg verwehrt.

Quellen: (Photo by Alexander Hassenstein/Bongarts/Getty Images) ; (Photo by Alexander Hassenstein/Bongarts/Getty Images)

In die abgelaufene Saison startete Stiller dann erneut als Kapitän der U19. Bereits vor Saisonstart stand eine vorzeitige Beförderung zu den Amateuren in die dritte Liga im Raum, letztendlich sprach sich jedoch U23-Trainer Sebastian Hoeneß dagegen aus. Seite an Seite mit dem zwei Jahre jüngeren Toptalent Torben Rhein führte Stiller seine Mannschaft nach einem durchwachsenen Saisonstart mit seiner unglaublichen Präsenz im Aufbauspiel an und empfahl sich endgültig für einen Platz im Drittligakader. Im Testspiel im Januar gegen Türkgücü München zeigte er dann in seinem allerersten Startelfeinsatz auf Herrenniveau eine derart herausragende Leistung, dass er fortan nicht mehr wegzudenken war.

Sturmlauf

Seit dem 21. Spieltag war Angelo Stiller 16 mal im Kader der Amateure und stand dabei jedesmal 90 Minuten auf dem Feld. In diesen 16 Spielen stürmte die Elf von Sebastian Hoeneß von Platz 15 auf Platz 1. Sie holte dabei durchschnittlich 2,4 Punkte pro Spiel (12 Siege bei 2 Unentschieden und 2 Niederlagen). Zum Vergleich: In den 22 Spielen ohne Angelo Stiller lag der Schnitt bei 1,2 Punkten.

Angelo Stiller ist der Prototyp eines sogenannten “Deeplying-Playmakers“. Stets anspielbar und mit einer beeindruckenden Vororientierung gab er dem Spiel der Bayern Amateure die nötige Struktur, die zuvor in der Hinrunde oft gefehlt hatte. Dabei ist Stillers Passrepertoire breit gefächert, er spielt mit seinem begnadeten linken Fuß sowohl Schnittstellenpässe als auch hohe Seitenverlagerungen mit einer unglaublichen Präzision. Sind die Passwege zugestellt, sucht er auch bisweilen Läufe in die freien Räume, um sich Platz zu verschaffen. Eine detaillierte Analyse seiner Spielweise hat kürzlich der Blog “Left Back Football” veröffentlicht.

Sprungbrett

Es wird spannend zu beobachten sein, welchen Weg Stiller künftig einschlägt. Dass er bislang nicht ins Profitraining des FC Bayern befördert wurde, ist ein klares Zeichen dafür, dass seine Zukunft wohl nicht in München liegt. Konkrete Angebote von Vereinen aus der ersten und zweiten Liga sollen vorliegen, während das angebliche Angebot von Arsenal der Fantasie eines Boulevardjournalisten entsprungen ist. Potential dazu, in der Bundesliga zu spielen, hat er allemal, auch wenn er noch an seinem schwachen Fuß und der Defensivarbeit feilen muss. Aber er hat bereits heute die ein oder andere Fähigkeit, die man selbst in der Bundesliga nicht mehr allzu oft findet. Wir sind gespannt, bei welchem Club er sie unter Beweis stellen wird.

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  1. ..von dem (stiller) kann goretzka lernen wie er sich anbieten koennte und wie er am ball euhig pressingresistent verarbeiten kann

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    1. Viel Ahnung vom Fußball scheinst du nicht zu haben. Eine Fußballmannschaft besteht aus elf unterschiedlichen Spielertypen mit Stärken und Schwächen, die richtige Mischung führt zum Erfolg.
      Peinliches Gebashe eines Triple-Siegers sicherlich nicht.

    2. Dir ist schon bewusst, dass es unterschiedliche Spieler-Typen gibt und nicht jeder den Thiago spielen kann und vor allem nicht muss?! Flick hat die Doppelsechs Thiago-Kimmich, also zwei Spieler die sich anbieten und den Ball ruhig und pressingresistent verarbeiten, bereits ausprobiert und dennoch in allen folgenden Spielen auf Goretzka gesetzt. Also wem soll ich jetzt glauben, Flick oder “Grullit”?

  2. Für mich ist Angelo ein “ruhiger” Schweinsteiger in dem Alter.
    Es wurde ja alles über ihn geschrieben, und ich finde es schade dass er nicht die öffentliche Wertschätzung bekommt die er verdient.

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    1. wo wurde denn alles über ihn geschrieben? was meinst du damit?

      1. Hier in dem tollen Artikel von Maurice und in der Auszeichnung als MSR Jugend-Award Gewinner.

  3. “Deeplying-Playmakers”… ein mMn völlig unnötiger Anglizismus, der dann auch im Artikel nicht mehr verwendet wird. Der Artikel scheint, den aufgeführten Spielern nach zu urteilen, auch nicht ganz frisch zu sein.

    Ein offensiverer 6er oder ein defensiverer 8er halt. :-)

    Bzw.: Thiago :-))

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    1. Anglizismen klingen halt “fancy” und die Taktik-Nerds meinen halt, dass sie das “smarter” wirken lässt. Ein “tiefer Spielmacher” wäre zu einfach.

      1. Aus Erfahrung: Es ist als Autor (und auch sonst) ein sehr unschönes Gefühl, so unangenehm kategorisiert zu werden. „Die Taktik-Nerds meinen halt, dass sie das ‚smarter‘ wirken lässt“ erzielt im Ton genau die Wirkung, die du jenen, die den Begriff verwenden, unterstellst: Von oben herab. Und ebenfalls aus Erfahrung kann ich dir sagen, dass einem als Autor manchmal gar nicht in den Sinn kommt, dass es da eine einfachere Beschreibung gibt. Man übernimmt dann im Zweifelsfall oder einfach ohne tiefer drüber nachzudenken einfach das, was im Artikel steht, den man darüber gelesen hat.

        Ein solcher Kommentar erweckt auch immer den Eindruck, dass die vielen Wörter des Artikels sowie die ganze Arbeit dahinter auf dieses eine Wort reduziert werden. Das kann als abwertend empfunden werden.

        Mir war es wichtig, dir das einfach mal nahezulegen. Vielleicht kannst du das ja einfach mal als Hinweis mitnehmen.

      2. Justin, ein kleiner Hinweis weil mir das in letzter Zeit verstärkt auffällt: Du wirkst ausgesprochen dünnhäutig und “belehrst” jetzt zum wiederholten Mal die Kommentarschreiber, dass sie doch ihre Worte bitteschön so wählen sollen, dass sich der Autor nicht angegriffen fühlt.

        Das, was Du also Dir als Autor gut schreibst (nicht über jedes Wort zehnmal nachzudenken), forderst Du also von Deinen Lesern. Das passt nicht. Versuch es doch mal so zu betrachten: der Leser gibt Dir ein Feedback. Eventuell kannst Du daraus etwas mitnehmen und lernen. Und wenn Du das Feedback für unausgegoren hältst, dann ignorierst Du es halt.

      3. Ich reflektiere sehr oft und lese mir sehr gern angemessenes Feedback durch und setze auch vieles davon um. Dieser Kommentar zählt unabhängig davon, dass er nicht an mich gerichtet ist, nicht in diese Kategorie, weil er bei mir den Eindruck erweckt, sich von oben herab über etwas lustig zu machen. Das kann man auch einfach mal so hinnehmen, lieber Stiftl. Für dich scheint ja jedes Gegenfeedback auch sofort „dünnhäutig“ zu sein, womit du natürlich wunderbar vom Inhalt meines Kommentars ablenkst. Stattdessen wäre es vielleicht mal den Versuch wert, zu akzeptieren, dass es Menschen gibt (in diesem Fall jemand, der die andere Seite der Kommentarspalte kennt), die das Geschriebene anders aufnehmen als du. Es ist ja nicht so, dass ich Rob hier sofort aggressiv anspringe. Ich habe ihn unabhängig von seiner Meinung, die er gern äußern darf, sachlich und ruhig darauf aufmerksam gemacht, wie das ankommen kann. Nicht mehr, nicht weniger. Was er mit dem Gegenfeedback macht, ist ihm überlassen.

      4. Im ersten Moment kann die Reaktion des Autors tatsächlich gereizt oder dünnhäutig erscheinen, aber in Anbetracht der Tatsache, dass er tatsächlich mehr Ahnung von Fußball hat als seine Leserschaft, wesentlich reflektierter argumentiert und darüber hinaus seine Gedanken auch viel präziser, ausgewogener und nachvollziehbarer formulieren kann, sollten wir froh sein, dass er uns überhaupt an seinem Schaffen teilhaben lässt.

  4. Also könnte nach der Definition zu Eingang ein Jugendspieler den Award gar nicht bekommen, wenn er bei den Profis spielt, bzw. diese Spiele wertet ihr nicht? Hm, na ja.
    Davon abgesehen ist Stiller natürlich ein würdiger Preisträger. Wie er quasi aus dem Nichts (wenn man die U 19 mal etwas unfreundlich so nennen mag) kommend, aus dem Stand teilweise die 3.Liga dominierte ist absolut bemerkens- und anerkennenswert!
    Gerne denke ich dabei an das Spiel gegen Duisburg zurück, als er zeigte, dass er auch anders kann. Für einmal kein kühler Stratege aus dem Hintergrund, sondern heißblütiger Antreiber und Einpeitscher. Weniger Kroos und Alonso, sondern eher was wie Kimmich und Breitner.

    Ich würde ihn auch nächstes Jahr gerne bei uns in der 3.Liga sehen. Ich denke auch nicht, dass das verschenkte Zeit wäre. In dieser Saison könnte er auch dort den nächsten Schritt machen. Seine Ausgangspostion hat sich drastisch verändert. Er ist jetzt nicht mehr der Junge, der nichts zu verlieren hat, sondern derjenige bei dem solche Leistungen wie in der Vergangenheit völlig selbstverständlich vorausgesetzt werden. Auch für die Mannschaft dürfte der alljährliche Umbruch, wie immer, am Anfang zu Problemen führen.
    Also insgesamt dürfte sich da ein schönes Brett an Aufgaben für Stiller ergeben, an denen er auch in der 3.Liga noch wachsen könnte.

    Seine weitere Zukunft erscheint leider, wie der Bericht andeutet, noch etwas nebulös. Warum klappt es nicht mit der Vertragsverlängerung? Warum ist er bisher noch nicht im Profitraining aufgeschlagen? Hängt beides zusammen?
    Wäre jedenfalls schade, wenn wir mit einem solchen Talent nicht irgendwie zu einer Lösung kommen würden.
    Vielleicht hat er ja auch nur den “falschen” Berater? :-)

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    1. Servus Jo,

      ich schließe mich deinen Kommentar komplett an.

      Ich habe die meisten Spiele der 3. Liga verfolgt, wenn es ging im Stadion und wenn nicht dann anderswo :D

      Mir ist noch das Spiel in Uerdingen beim KFC in Erinnerung, bei diesem Spiel wurde Stiller meiner Meinung nach zum ersten Mal bei den Amas eingesetzt. Wie er da schon das Spiel geregelt hat, war schon beeindruckend, vor allem dass eine ambitonierte Mannschaft aus Krefeld keinen Stich setzen konnte, war beeindruckend.

      Ich denke die Vertragsverlängerung wird noch erfolgen und es wird sich noch hinziehen wie bei Alaba ;) Ich hoffe auch, dass es auf jeden Fall klappt. Stiller ist für mich ein sehr großes Talent und das muss man binden.

      Die neue Saison wird sehr spannend. Bei den Amas gibt es folgende Abgänge:

      Torwart: Früchtl und Netolitzky => Früchtl ist zur Leihe in die 2. Liga und Netolitzky hat die Karriere beendet und ist nun im Verein tätig als Torwarttrainer bei den Bayern Mädels und unterstützt den Torhüternachwuchs.

      Verteidigung: Mai => Leihe nach Darmstadt, Köhn => Willem II
      Mittelfeld: Singh => Leihe in die 2. Liga und Marcel Zylla => Vertrag ausgelaufen, Jeong => Leihende nach Freiburg
      Angriff: Otschie => Willem II

      Zugänge:

      Torwart: Lukas Schneller (Jugend U19)
      Verteidigung: Ivan Mihaljevic (Jugend U19), Arrey_Mbi (Jugend U19), Waidner (Jugend U19),
      Mittelfeld: Booth (Jugend U19), Musiala (Jugend U19), Onztunas ( Leihende), Karatas (Leihende)
      Angriff: Jastremski (Wolfsburg U19 Jugend) und Tillmann (Jugend U19)

      Es wird auf jeden Fall eine spannende Saison. Viele neue junge Spieler und Talente. Interessant wird vor allem sein, wer im Angriff gesetzt sein wird. Arp, Jastremski, Zirkzee usw. ? Ich tippe mal auf Arp.

      Was meint ihr ?

      1. Ich meine, dass Stiller den FC Bayern bald verlässt. Sonst wäre er längst an die Profis herangeführt worden.

  5. […] wir bereits die Entwicklung, den Jugendspieler und den Spieler der Saison 2019/20 gekürt haben, ist es Zeit, den Neuzugang der Spielzeit zu […]

  6. Hoffe das er es in den Profikader schafft

  7. Ich verstehe nicht, warum man ihn nicht in den ersten Kader befördert?
    Es gibt Spieler die mit 19 bereits in der ersten Liga Topleistung bringen können.
    Primäres Hindernis: Wir haben noch Cuisance und Fein die auch Spielzeit brauchen könnten…

  8. […] Miasanrot-Awards: Jugendspieler der Saison 2019/20: Angelo Stiller […]

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