Lewandowski: Besser als sein Ruf

Steffen Trenner 22.02.2015

So weit hätte man vielleicht gar nicht gehen müssen, aber dennoch war die öffentliche Diskussion über Lewandowski nach seiner Joker-Rolle gegen Donezk ein wenig arg konstruiert. Davon abgesehen, dass beim FC Bayern immer Diskussionen entstehen werden, wenn der ein oder andere Spieler mal auf der Bank sitzt, spielt Lewandowski zwar gewiss keine überragende aber eine durchaus sehr ordentliche Saison – wie ein Blick in die Statistik unterstreicht.

Kein dramatischer Negativtrend

10 Tore erzielte Lewandowski in der Bundesliga in 1563 Einsatzminuten laut Bundesliga.de. Umgerechnet sind das 0,58 Tore/90 Minuten. Seine 3 Assists hinzu gerechnet, ist Lewandowski pro 90 Minuten an 0,75 Toren beteiligt. Im Vorjahr in Dortmund erzielte er 0,64 Tore/90 Minuten (insgesamt 20) und war an 0,9 Toren/90 Minuten direkt beteiligt. Zieht man die vier Strafstöße ab, die Lewandowski im Dortmund-Dress verwandelte, sind seine 0,51 Tore/90 Minuten aus dem Spiel heraus sogar schwächer als der Wert in diesem Jahr. In der Champions League verbuchte der Stürmer im Vorjahr knapp eine Torbeteiligung pro 90 Minuten. In München sind es in diesem Jahr 0,75/90 Minuten. Alles in allem also statistisch ein leichter Abwärtstrend. Beileibe aber kein dramatischer.

Die Anzahl seiner Torschüsse (3,58/90 Minuten) ist in der Bundesliga im Vergleich zum Vorjahr (3,7/90 Minuten) interessanterweise beinahe konstant geblieben. 5,75 Torschüsse brauchte Lewandowski in Dortmund für ein Tor. In München sind es 6,2. Und das obwohl er laut Whoscored.com über 80 Prozent seiner Torschüsse innerhalb des Strafraums abgibt.

Unbestritten ist, dass Lewandowski sein Spiel in München umstellen muss. 45 Ballkontakte hatte der polnische Nationalspieler im Vorjahr pro 90 Minuten in Dortmund. 39 sind es in der laufenden Saison. Und das obwohl das Spiel der Münchner deutlich ballbesitzintensiver ist, als das der Klopp-Truppe. Lewandowski war dort häufig der erste Zielspieler bei den gefährlichen Gegenstößen der Schwarz-Gelben. Seine Ballan- und -weitergabe mit dem Rücken zum gegnerischen Tor waren eine Augenweide. Solche Szenen gibt es im Bayern-Trikot selten. Häufig muss Lewandowski am Strafraum auf engstem Raum Löcher suchen, Räume schaffen und schwierige Anspiele unter hohem Gegnerdruck verarbeiten. Je freier der 26-Jährige dabei agiert, je häufiger er die Positionen mit seinen offensiven Kollegen wechseln kann, desto besser spielt und desto wertvoller ist er. Die größten Probleme hatte er nicht umsonst gegen extrem tiefstehende Gegner wie Köln in der Hin- sowie Schalke und Stuttgart in der Rückrunde.

Entscheidende Spiele kommen noch

Lewandowski liegt mit 10 Toren aktuell auf Rang 4 der Torjägerliste in der Bundesliga. Seine Anpassung braucht Zeit – das war vorher klar. Insgesamt ist er dabei aber auf einem guten Weg. Der wahre Wert des ablösefreien Transfers wird sich ohnehin erst in den entscheidenden Spielen in der Champions League zeigen. Die Wahrscheinlichkeit, dass Guardiola im Heimspiel gegen Donezk wieder auf Lewandowski setzen wird, ist nach den Rotationen in der Offensive zuletzt durchaus wahrscheinlich. Auf  jeden Fall haben seine beiden Tore gegen Paderborn dafür gesorgt, dass die öffentliche Diskussion um den Torschützen-König des Vorjahrs erst einmal verstummen wird. Auch Stefan Effenberg wird das wahrscheinlich freuen.

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  1. Lewy wird auf seine 17-20 Saisontore kommen und das ist fürs erste Jahr schon top. Ich finde Müller und Lewy müssen in den wichtigen Spielen immer spielen. Robben sowieso, und da bleibt ein Platz für Götze oder Ribery. Müller mit seinen verrückten Laufwegen und Lewy der mehrere Spieler an sich binden kann ergänzen sich perfekt.

  2. Diese in der Öffentlichkeit vorherrschende Attitüde („Bei Stürmern zählt nur, wie viele Tore sie schießen“) greift auch einfach viel zu kurz. Ein Stürmer kann auch durchaus eingesetzt werden, um Gegenspieler zu binden, Räume für seine Kameraden zu öffnen, oder in der ersten Linie den Ball zu halten – in diesen Disziplinen liegen bei Lewandowski sogar die eigentlichen Stärken. Ein absoluter Killer vor dem Tor ist er halt nicht, allerdings kann er stattdessen dafür sorgen, dass die Offensive einer Mannschaft kollektiv viel gefährlicher wird. Sicher muss er auch seine Performance in den angesprochenen Bereichen noch verbessern, aber um solche Fragen scheren sich die Medien ja bekanntlich nicht. Immerhin hat aber Effenberg aber hier mal in guter, alter Manier dazwischengeholzt ;D

  3. Dieser ganze Medienzirkus geht mir einfach nur noch gehörig auf den Keks! Da werden einem Krisen angedichtet, wenn man ein Spiel verliert. Wisst ihr noch, was letztes Jahr nach unserem Einbruch mit der Niederlage gegen Real los war? Die Bayern werden so hochgejubelt, die Presse kann es doch gar nicht erwarten, bis wir mal patzen.

    Ich prophezeie Folgendes: Götze wird an dem Medienzirkus kaputtgehen. Wie abfällig über so einen jungen und talentierten Spieler geschrieben wird, ist teilweise unter aller Sau.

    Antwortsymbol1 AntwortKommentarantworten schließen
    1. Sehe ich ähnlich, bei Bayern gelten einfach nur Superlative.

      Von Lewa zu erwarten das er 25-30 Tore schießt und nur dann zufrieden zu sein entbehrt jeder vernünftigen Grundlage. Das würde er vielleicht schaffen bei Augsburg, Hoffenheim etc. – also Mannschaften denen Räume nach vorne geboten wird.

      Bei Bayern hat zu zusätzlich das Problem das 4-5 Topspieler da sind die torgefährlich sind: Götze, Müller und vor allem Ribery und Robben. Die sind einfach so dominant und haben in jeder Szene die Qualität selber den Abschluss zu suchen.

      Zum anderen ist Lewa nicht der klassische Zielstürmer wie z.B. Gomez, er hat einfach die Fähigkeiten sich in Verbund mit 2-3 Spielern vom Mittelfeld weg durch zu kombinieren.

      Bedeutet aber nicht das es bei Ihm kein Steigerungspotential gibt, ich hoffe sehr wohl das er noch die „richtig“ wichtigen Tore macht…(wie z.B. das 1:1 gegen den BVB).

  4. Lewandowski ist im Grunde nichts anderes als ein Mittelfeldspieler im linken Halbfeld. Bei Angriff Richtung Box wird er zum 9er. Das er nur 10 Tore oder vor dem Paderborn-Spiel 8 hatte, waren die doch einige sehr großen Chancen, die er halt durch unterschiedliche Gründe nicht reinmachte. Auch ein Müller hatte 2x vor ihm den Schlappen noch hingehalten und ihm 2 Tore weggenommen ;-)

  5. Rafael Buschmann vom Spiegel, den ich wirklich schätze, machte gestern bei Sky90 zwei interessante Aussagen:

    »Lewandowski setzt um, was Guardiola von ihm verlangt. Andere Weltklassestürmer haben das nicht geschafft […] Mandzukic hatte letzte Saison keinen Bock links außen zu spielen. Lewandowski ist sich für diese Wege nicht zu schade«

    Trifft beides meiner Meinung nach sehr gut die Unterschiede zwischen den beiden.

    Antwortsymbol2 AntwortenKommentarantworten schließen
    1. Erschreckend an den Aussagen war ja, dass Völler und Dieter Hoeneß, vor allem Hoeneß, ihn für diese Aussagen belächelt haben. War sehr interessant zu sehen wie manche „Experten“ den modernen Fußball nicht mehr verstehen. Das sich Effenberg davon abhebt war für mich trotzdem ein wenig überraschend, aber ich lasse mich gerne positiv überraschen.

    2. Kurz und bündig auf den Punkt gebracht. Damit wurde eigentlich alles gesagt, was gesagt werden muss.

  6. Danke für den Beitrag. Immer wieder erhellend einfach mal die Fakten sprechen zu lassen.
    Die Statistik exclusive Elfmeter z.B. war bei mir gedanklich so nicht präsent.

    Traurig, dass so ein Beitrag überhaupt für nötig erachtet werden muss. Wäre das nicht eigentlich die Aufgabe von professionellem Journalismus? Eine Analyse auf Faktenbasis?

    Ja ich weiß, dass würde natürlich nur den Modus der heulenden Hysterie stören in dem die Berichterstattung offensichtlich gehalten sein muss.

    Antwortsymbol2 AntwortenKommentarantworten schließen
    1. Noch eine Ergänzung: Bei den Feldspielern ist er sowohl nach Einsätzen wie nach Spielminuten die Nummer drei hinter Bernat und Müller. Großes Problem, das.

      1. Wettbewerbsübergreifend sogar die Nummer 2 hinter Bernat und noch vor Müller.

  7. Den Fakten und den Aussagen von Effenberg und Buschmann braucht man eigentlich nichts hinzuzufügen. Manche Stürmer werden halt an den Toren gemessen, die sie nicht schießen (Gomez), manche an den Ballkontakten pro Spiel oder dem durchschnittlichen Gesichtsausdruck bei einer Auswechslung. Hauptsache, man kann irgendwas an den Fakten vorbei konstruieren.
    Wie Pachinko schon schrieb, kann man recht sicher mit 15-20 Toren am Ende rechnen. Für einen Stürmer – der zudem ablösefrei war – sicher nicht die schlechteste Ausbeute.

  8. […] spielt nicht gut, Schweinsteiger und Alonso können nicht miteinander, Lewandowski ein Fehleinkauf – die Themen im Münchner Umfeld waren zunächst negative. Pustekuchen! 18 Tore in drei […]

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