Analyse: Starke Bayern siegen im Spitzenspiel bei Leverkusen
Falls ihr es verpasst habt
Aufstellungen
Bayerntrainer Julian Nagelsmann konnte nach der Länderspielpause aus dem Vollen schöpfen. Bis auf den rotgesperrten Benjamin Pavard und den verletzten Ersatztorhüter Sven Ulreich stand ihm der komplette Kader zur Verfügung. Er setzte zum dritten Mal in Folge auf die gleiche Startelf, insofern ein Fingerzeig, dass diese elf Spieler aktuell als Stammelf gesehen werden können.
Vor Manuel Neuer bildeten Niklas Süle, Dayot Upamecano, Lucas Hernández und Alphonso Davies die nominelle Viererkette. Joshua Kimmich, Leon Goretzka und Thomas Müller bildeten das Zentrum, während Leroy Sané, Serge Gnabry und Robert Lewandowski die Offensive komplettierten.
Leverkusens Trainer Gerardo Souane änderte seine Elf im Vergleich zum Auswärtssieg in Bielefeld auf drei Positionen. Für Hincapie, Aranguiz und Adli rückten Bakker, Amiri und Paulinho in die Startelf.
1. Halbzeit
Die Anfangsphase stand im Zeichen aggressiven Pressings beider Teams. Eine Folge der vielen fair, aber intensiv geführten Zweikämpfe: Freistöße. Aus einem solchen resultierte die frühe Führung der Gäste. In der dritten Minute schlug Kimmich einen Freistoß an den langen Pfosten zu Upamecano, der direkt volley vors Tor prallen ließ. Dort schloss Lewandowski direkt per Hacke ab. Eine sehenswerte Billard-Kombination zur Bayernführung.
Im Anschluss gelang es den Bayern immer wieder, das Zentrum zu überladen und für Überzahl zu sorgen. Sané, Gnabry, teils Süle und Davies schoben immer wieder in die Halbräume und ins Zentrum, wo Demirbay und Amiri alleine mit der Absicherung überfordert waren.
Aus dem Zentrum heraus erspielten sich die Bayern Reihe an Chance und schließlich auch vier weitere Tore zwischen der 30. und 40. Minute.
Erneut Lewandowski erzielte das 2:0 (30. Minute), nachdem Kimmich und Sané durchs Zentrum kombiniert hatten und der Ball über Davies beim polnischen Stürmer landete.
Drei Minuten später hatte Süle nach einer Ecke so viel Platz, dass er den Ball erst annehmen, dann Tah austanzen und abschließen konnte. Müller fälschte den Schuss noch entscheidend ab, so dass er offiziell zum Torschützen ernannt wurde.
Das 4:0 fiel noch schneller. Nur wenige Sekunden nach dem Leverkusener Anstoß eroberten die Münchner den Ball, und Gnabry verwandelte Müllers Vorlage.
Gnabry war es auch, der in der 38. Minute nach einem Doppelpass mit Goretzka den Schlusspunkt unter die erste Halbzeit setzte.
2. Halbzeit
Die zweite Halbzeit lief unter dem Motto “Kräfte sparen”. Die Bayern nahmen sichtlich Tempo aus dem Spiel und waren mit ihren Gedanken teils bereits unterwegs nach Lissabon.
Bereits gegen Ende der ersten Halbzeit war Josip Stanišić für den angeschlagenen Davies gekommen. Zudem entschied Nagelsmann sich, Goretzka ab der Halbzeit durch Marcel Sabitzer zu ersetzen. Nach 64 Minuten durften auch Müller und Lewandowski vorzeitig unter die Dusche. Für sie kamen Jamal Musiala und Kingsley Coman. Gnabry übernahm Lewandowskis Rolle als Mittelstürmer. Nachdem Omar Richards für Niklas Süle kam, übernahm Stanišić auf die rechte Außenverteidigerposition.
In der 54. Minute war es unter anderem Stanišić, der in ungewohnter Rolle als Linksverteidiger den Leverkusener Ehrentreffer nicht verhindern konnte. Florian Wirtz spielte einen schönen Pass in die Schnittstelle zwischen Hernández und Stanišić zu Patrick Schick, der mit der ersten echten Leverkusener Chance zum 1:5 traf.
Dinge, die auffielen
1. Erfolg durch die Mitte
Es ist die ewige Henne-Ei-Frage im Fußball: Waren die Bayern so gut oder Leverkusen so schlecht? Und wie meistens gibt es keine eindeutige Antwort hierauf.
Es fiel auf, dass die Bayern in der ersten Halbzeit die zentralen Räume und Halbräume im letzten Drittel nutzten und im Minutentakt Chancen und Tore aus zentralen Positionen kreierten.
Die Raumaufteilung von Leverkusen, vor allem rund um die Doppelsechs Demirbay und Amiri sah schlecht aus, aber diese beiden waren nicht alleine verantwortlich. Die Leverkusener Offensivspieler halfen zu selten aus, und die Leverkusener Viererkette rückte zu selten vor.
Dies lag aber nicht nur an Leverkusen, sondern in erster Linie am FC Bayern. Immer wieder besetzten Kimmich, Sané und Co. dynamisch genau jene Räume, die die Verteidiger vor schwierige Entscheidungen stellten: Vorschieben und durchdecken, dadurch aber Raum hinter sich aufgeben? Räume, die man Spielern wie Thomas Müller oder Robert Lewandowski nicht geben will.
Oder den Raum absichern und im Zentrum Unterzahl riskieren? Die Leverkusener entschieden sich zu oft dafür, nicht beziehungsweise zu spät herauszurücken, und Bayern nutze das. Dies ging jedoch nur dank der technischen und spielerischen Klasse der Münchner.
2. Der Konkurrenz enteilt?
Leverkusen war in guter Form, zuletzt siegte Seoanes Team fünfmal in Folge. Mit den Bayern konnten sie, als es heute drauf ankam, dennoch nicht mithalten. Die Münchner nutzen die Löcher in Leverkusens offensiver Aufstellung eiskalt aus. RB Leipzig kommt nach ihrem Umbruch diese Saison nicht in Tritt, und der Wolfsburger Höhenflug ist vorerst ebenfalls jäh gestoppt. Bleibt nur der ewige Rivale aus Dortmund. Nur? Die Borussen haben mit Marco Rose und ihrem Jungstar Erling Haaland in die Saison gefunden. Vor allem Haaland trifft derzeit nach Belieben.
Dortmund-Bayern und Haaland-Lewandowski schicken sich an, die großen (Fern-)Duelle dieser Saison zu werden.