Kommentar: Hoeneß ist nicht Streich – umso wichtiger sein Statement!
Uli Hoeneß hat auf der Gedenkfeier für seinen Freund Franz Beckenbauer klare Worte gegen die AfD gewählt. Mal wieder.
Zunächst erklärte der Patron des FC Bayern München, dass man in Deutschland wieder dahin kommen müsse, dass man stolz auf sein Land sein könne. Beckenbauer habe es mit der WM 2006 damals geschafft, dass dieses Gefühl ausgelöst wurde. „Ich möchte ganz klar betonen, dass ich bei diesem Prozess die AfD nicht dabei haben möchte“, erklärte Hoeneß weiter.
Gut so!
Manch einer mag sich über das politische Statement gewundert haben, das er ausgerechnet bei einer Gedenkfeier für den Kaiser äußerte. Doch angesichts der Lage, in der sich nicht nur die deutsche Gesellschaft aktuell befindet, ist ihm das nachzusehen.
Der Rechtsruck ist auch in Deutschland seit Jahren zu vernehmen. Menschen- und demokratiefeindliche Meinungen haben es in die Mitte der Gesellschaft geschafft, die Politik der AfD ist in Teilen des Landes mehrheitsfähig geworden. Angriffe auf die Demokratie häufen sich, die Strategie der Spaltung macht sich bemerkbar.
Hat die Partei bis vor wenigen Jahren noch fast schon zurückhaltend mit zweideutigen und bewusst missverständlichen Aussagen agiert, ist ihre Strategie nun deutlich radikaler geworden. Es gab damals schon keine Argumente dafür, nicht davon auszugehen, dass die AfD spaltende, demokratiefeindliche und rechtsradikale Ziele verfolgt. Heute gibt es erst recht keine mehr.
Zu oft hat sie ihre Absichten offengelegt – mal mehr, mal weniger freiwillig. Rassismus gehört zum Kern ihrer Identität.
„Wer jetzt nicht aufsteht, der hat nichts verstanden“, brachte es Christian Streich jüngst bei einer Pressekonferenz auf den Punkt: „Es ist fünf Minuten vor zwölf. Wer jetzt nichts tut, hat in der Schule und in Geschichte nichts verstanden.“ In Freiburg ist man Statements dieser Art bereits gewöhnt. Streich positioniert sich regelmäßig politisch und gesellschaftlich. So regelmäßig, dass er nicht nur der AfD ein Dorn im Auge ist, sondern oft genug auch Konservativen.
Hoeneß ist nicht Streich. Hoeneß könnte in vielen Aspekten konservativer kaum sein. Dass er davon spricht, wie wichtig ihm es doch sei, dass die Menschen wieder stolz auf ihr Land wären, unterstreicht das. Nationalismus, der unter vielen Aspekten ein Nährboden für das war und ist, was wir derzeit erleben.
Doch gerade weil Hoeneß nicht Streich ist, ist seine klare Kante gegen die AfD so wichtig. Einer Partei, die menschenverachtend und spaltend agiert, in der Faschisten Platz haben, muss in diesem Land aufgezeigt werden, dass sie damit nicht erfolgreich sein darf und nicht erfolgreich sein wird – und das nicht nur von links, sondern von allen, denen unsere demokratische Freiheit etwas bedeutet.
Dass Uli Hoeneß eben nicht Christian Streich ist, ist genau vor diesem Hintergrund entscheidend. Es gibt eine schweigende Mehrheit in der vermeintlichen Mitte, die viel zu lange die Spielchen der AfD akzeptiert oder gar mitgespielt hat. Jemand wie Hoeneß erreicht einen beachtlichen Teil dieser. Es ist Zeit aufzustehen. Gemeinsam.