Gnabry verlängert: Kochen bis 2023
Es darf als Zeichen der Anerkennung und Zufriedenheit gesehen werden, dass man sich mit dem erst im Sommer zum Team gestoßenen Gnabry bereits jetzt auf eine Verlängerung des ursprünglich nur bis 2020 gültigen Vertrages geeinigt hat. Der 23-Jährige ist damit neben Kimmich, Coman und Davies der vierte Spieler, der bis mindestens 2023 an Bord ist.
Sportdirektor Salihamidžić nannte Gnabry in der Pressemitteilung einen „unserer jungen Wilden und einen wichtigen Bestandteil der Zukunft des FC Bayern“.
Kluger Karriere-Weg
Das war nicht immer so zu erwarten. Gerade in der Frühphase seiner Karriere lief Serge Gnabry meist unter dem Radar. Ein richtiger Durchbruch gelang ihm nie. 18 Pflichtspiele absolvierte er zwischen 2012 und 2016 für die Gunners.
Diese Zeitspanne zeigt aber auch, wie lange der Flügelstürmer bereits im Geschäft ist. Statt sich selbst zu viel Druck zu machen und unter zu hohen Ansprüchen einzugehen, sammelte er in England geduldig und ruhig seine ersten Erfahrungen.
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Für 5 Millionen Euro ging es dann von der Insel an die Weser: zu Werder Bremen. Dort machte Gnabry erstmals richtig auf sich aufmerksam. In 27 Pflichtspielen wuchs er zu einem der Schlüsselspieler des Teams heran und kam auf 13 Torbeteiligungen (11 Tore, 2 Assists). Nach Kruse war er damit der beste Torschütze seiner Mannschaft.
Nagelsmann schliff den Rohdiamanten
In München wurde man zu dieser Zeit erstmals richtig aufmerksam auf Gnabry und so kam es auch zu einem Transfer nach nur einer Saison. Obwohl der damals 21-Jährige auch bei den Olympischen Spielen für Deutschland überzeugen konnte, schien der Schritt zum Rekordmeister der Bundesliga nicht folgerichtig zu sein.
Zu unsicher war es, ob Gnabry in seiner Entwicklung schon so weit sei. Umso bemerkenswerter war es, dass Klub und Spieler gemeinsam die goldrichtige Entscheidung trafen, auf Leihbasis zu Julian Nagelsmann und Hoffenheim zu gehen. Einmal mehr bewies Gnabry, dass er ein gutes Händchen für seinen Karriereplan hat.
Auch in Sinsheim entwickelte er sich zu einem der Schlüsselspieler des Teams. Unter Nagelsmann schärfte der Angreifer sein Spielerprofil. In seinen Dribblings wurde er mutiger und vorne wurde er noch torgefährlicher. Nicht zuletzt deshalb, weil ihm sein neuer Trainer ein noch besseres Raumverständnis an die Hand geben konnte. Die TSG verstand es darüber hinaus gut, ihre Angreifer in Szene zu setzen.
Herausragende Rückrunde
In 26 Pflichtspielen gelangen ihm 10 Treffer und 7 Assists. Rund alle 101 Minuten war er damit an einem Tor beteiligt. Vor allem in der Rückrunde war Gnabry einer der besten Spieler der Bundesliga. 14 seiner 17 Torbeteiligungen gelangen ihm ab dem 18. Spieltag. In dieser Phase war er alle 75 Minuten an einem Treffer der Hoffenheimer direkt beteiligt.
Erstmals deutete Gnabry an, dass er das Niveau für den FC Bayern haben könnte. Und so dauerte es auch nicht lange, bis die Münchner verkündeten, dass er ab der Saison 2018/19 zum festen Bestandteil des Kaders zählen würde.
Trotz allem waren aber nicht alle Sorgen beseitigt. Gerade die Fitness des Angreifers ließ Zweifel aufkommen, ob er wirklich die Lösung ist, die es neben den ohnehin schon für Verletzungen anfälligen Coman, Robben und Ribéry brauchen würde. Für Bremen verpasste er nur 6 Pflichtspiele, aber den Hoffenheimern fehlte er große Teile der Hinrunde – 17 Pflichtspiele verpasste er in der gesamten Saison.
Der große Schritt zum FC Bayern
Aus der Perspektive des Spielers kann man rückblickend sagen: Alles richtig gemacht. Mit 23 Jahren ist Gnabry immer noch ein junger Spieler. Gefühlt hat er aber schon mehr Erfahrungen sammeln können als mancher Bundesliga-Spieler mit 27 oder 28.
Er durchlief zudem seit der U16 alle Jugend-Nationalmannschaften und kommt mittlerweile auf 5 Länderspiele (4 Tore). Statt nach der Zeit in London zu schnell einen großen Klub aufzusuchen, entschied sich Gnabry für den längeren Weg über Bremen und Hoffenheim.
Langsam erhöhte er dabei die Anforderungen und den Druck, dem er standhalten musste. Letztendlich fühlte er sich bereit, den großen Schritt zum FC Bayern zu machen.
Anfängliche Probleme
Zu Beginn der Saison sah es noch so aus, als bräuchte Gnabry eine längere Anlaufzeit. Prinzipiell wäre ihm das auch nicht zu verübeln gewesen, doch die Hoffnungen sind gerade in München immer riesig, wenn ein junger Spieler an die Isar kommt.
In den ersten 9 Bundesliga-Partien stand Gnabry nicht ein einziges Mal über die volle Distanz auf dem Platz. Obwohl sich Kingsley Coman früh schwer verletzte. Eine Torbeteiligung stand zu diesem Zeitpunkt auf seinem Konto. Ab dem 10. Spieltag gegen Freiburg schien der Knoten jedoch endgültig zu platzen.
Begünstigt durch eine Ergebniskrise seiner Mannschaft und einige Verletzungen auf seiner Position, avancierte Gnabry zunehmend zum wichtigsten Flügelspieler des Kaders. Seitdem war er alle 96 Minuten direkt an einem Tor beteiligt. Und das, obwohl er immer noch kaum Spiele über die volle Distanz absolviert. Seine stärkste Phase hatte Gnabry zwischen November und Dezember. 7 Torbeteiligungen in 8 Pflichtspieleinsätzen – 7-mal stand er dabei mindestens 60 Minuten auf dem Platz
Mit Rhythmus zum Stammspieler?
Aktuell sind Ribéry und Robben wegen ihrer Verletzungen außen vor. Auch Coman ist durch seine Anfälligkeit weit weg von einem guten Rhythmus. Es ist die Chance für Serge Gnabry, noch einen Schritt nach vorn zu gehen. In Hoffenheim hat er damals gezeigt, dass er das Potenzial hat, über den meisten Bundesliga-Spielern zu schweben.
Dafür braucht er Fitness und Minuten. Zuletzt kam er wieder regelmäßiger über längere Distanzen zum Einsatz. Ergebnis: Tore gegen Schalke und Gladbach, Doppelpack im Pokal gegen Hertha, ein mehr als ordentlicher Auftritt in Liverpool – sowohl vorn als auch hinten.
Gnabry bringt Spaß und er hat den Zweiflern angedeutet, dass er den Bayern einen großen Mehrwert bringen kann. Sein Zug zum Tor und sein Mut in den Dribblings sind bemerkenswert. Kaum ein Spieler geht so häufig den direkten Weg auf den Verteidiger, ohne abzubrechen oder nach außen abzudriften. Diese Direktheit weiß zu begeistern.
Immer noch Luft
Wenn Gnabry jetzt noch mehr Dribblings für sich entscheiden würde, wäre er die perfekte Mischung aus Kingsley Coman und Arjen Robben. Während der Franzose ihm in seiner Beweglichkeit und Dynamik noch etwas voraus hat, ist Robben noch ein Stück sicherer im Abschluss.
Gnabry muss einen Weg finden, von alleine noch mehr Gefahr auszustrahlen. Wenn er sich aber die Räume erarbeitet und in gute Abschlusssituationen kommt, ist er einer der torgefährlichsten Spieler des Kaders. Mit seinen 8 Treffern in allen Wettbewerben steht er hinter Robert Lewandowski. Seine 0,66 xG + xA pro 90 Minuten (Expected Goals und Expected Assists zusammen, also die erwartbaren Torbeteiligungen pro 90 Minuten) sind noch ausbaufähig.
Macht er aber den nächsten Schritt, kann er endlich eine Aufgabe erfüllen, die Thomas Müller wohl alleine nicht mehr schließen kann: Die Abhängigkeit von Lewandowski zu minimieren. Die vorzeitige Vertragsverlängerung hat sich Serge Gnabry aber absolut verdient. Bleibt er fit und kann er sich dann noch weiter steigern, ist er ein zukünftiger Leistungsträger im Kader des FC Bayern München.