Kein Mainzter! Die Bayern erleben ihr Mainzerloo
Falls Ihr es verpasst habt
Die Aufstellung
Zum Abschluss der englischen Woche feuerte Flick noch mal alles raus. Alle Vielspieler mussten von Beginn an ran, Musiala nach starken Leistungen wieder raus. Viel beachtet war hier natürlich das Comeback des Robert Lewandowski. Er hatte noch vier Spiele und brauchte noch fünf Tore um mit dem großen Gerd Müller gleich-, sechs um vorbeizuziehen.
Serge Gnabry konnte ebenfalls sein Comeback feiern, nach überstandener Covid-Infektion, war er erstmals wieder auf der Bank.
Mainz begann im 5-3-2.
1. Halbzeit
Es begann denkbar schlecht: Keine drei Minuten waren voll gespielt, da nahm Burkhardt den Ball vor dem Strafraum an, wendete sich und schloss direkt direkt ab. Neuer schaute direkt in die Sonne und sah mutmaßlich deshalb den Ball nur schlecht. Sein Abwehrversuch jedenfalls war befremdlich falsch, einer seiner seltenen klaren Torwartfehler. Genau deshalb jedenfalls trug Oliver Kahn früher oft eine Cappy.
Auch sonst war die Anfangsphase eine mittelschwere Katastrophe. Pässe kamen kaum an, Entlasung war kaum möglich. Nach 20 Minuten hatte Mainz 05 bereits fünf (!) Großchancen. Das Zwischenergebnis war unverdient, denn Mainz’ Führung war zu niedrig.
Das änderte sich dann aber endlich in 36. Minute. Von links kam ein scharfer Freistoß rein, Quaison verlängerte perfekt mit dem Kopf, 0:2.
Noch vor der Pause fing Bayern mit wüsten Frustfouls an, Goretzka hatte Glück nicht vom Platz zu fliegen. Aber wenn die Spieler schon nicht liefern konnten, pfiff wenigstens der Schiedsrichter Bayern-affin. Mit Glück ging es mit elf Mann in die Pause.
2. Halbzeit
Hansi Flick wechselte zur Pause gleich dreimal: Für Coman, Sané und Goretzka kamen Musiala, Choupo-Moting und Nianzou. Alaba ging ins Mittelfeld. Das Spiel blieb jedoch ähnlich schlecht. Noch immer kamen kaum Pässe an, mittlerweile wurde das Spiel auch durch Fouls immer zerfahrener.
In der 70. Minute wurde auch endlich der furchtbar spielende David Alaba erlöst, mit Serge Gnabrys Comeback zog Flick seinen letzten Offensivjoker. Doch von einem offensiven Sturmlauf zum Ende konnte keine Rede sein. Bayern bekam nichts auf die Kette.
Erst in allerletzter Spielsekunde bekam Bayern nochmal eine Chance und nutzte sie, doch passenderweise kam auch sie nicht aus eigenem zutuen heraus. Hack rückte aus der Kette und köpfte unnötigerweise den Ball perfekt in Lewandowskis Lauf, der sich nicht bitten ließ. Die Vorlage war hier besser als alle Offensivaktionen der Bayern im gesamten Spiel zusammen.
In zwei Wochen empfängt man Mönchengladbach.
Dinge, die auffielen
1. Katastrophales Spiel
Die erste Halbzeit war so sagenhaft schlecht, dass einem kaum Superlative einfallen. Die simpelsten Pässe kamen mitunter nicht an, klare Zweikämpfe vermied man. Sogar der Torwart patzte. Dabei war Neuer trotzdem noch der beste Mann seiner Mannschaft, hielt er doch danach wenigstens stark und konnte als einziger regelmäßig längere Bälle an den Mann bringen.
Doch selbst wenn die Kugel im letzten Drittel ankam, machte man nichts mehr daraus. Coman und Sané jedenfalls gehörten verdientermaßen zu den erwählten Dreien, die Flick zur Pause auswechselte. Eigentlich hätte er auch fast jeden anderen wählen können.
In der zweiten Hälfte wurde indes kaum etwas besser. Die ganz großen Defensivböcke waren nun raus, doch Mainz brauchte auch gar nicht mehr anzurennen. Boateng war der einzige Feldspieler mit annähernd akzeptabler Tagesform. Niemand hatte eine Idee und wenn doch irgendetwas brauchbares drohte zu entstehen, erstickten immer wieder wilde Fehlpässe die Torgefahr im Keim.
Alles in allem war es unzweifelhaft die schlechteste Bayern-Leistung unter Leitung Hansi Flicks.
2. In Grund und Boden sich zu rotieren verweigert
Hansi Flick ist ein wunderbarer Trainer und es ist mindestens rein sportlich betrachtet eine mittelgroße Tragödie, dass man so schnell auseinander gehen muss. Doch einen dunklen Fleck hat seine Bayern-Karriere dann doch: Die Weigerung zur Rotation. Lange Zeit ging das durch Glück im Spielkalender oder plötzliche Corona-Pausen noch gut. Aber gerade diese Phase zwischen der letzten Länderspielpause und diesem Spiel offenbaren dann doch, wieso ein jeder Top-Trainer rotiert.
Joshua Kimmich hat seit dem Länderspiel gegen Island alle drei bis vier Tage ein Spiel über 90 Minuten absolviert und man sieht es ihm an. Vom Weltklassespieler, der jeden Gegner auf egal welchem Niveau in Grund und Boden dominiert, ist nichts mehr zu sehen. Andere Spieler spielten weniger, ächzen aber ähnlich nach einer Verschnaufspause.
Hansi Flick indes rotiert nur auf den Außen und sogar dort mittlerweile wenig. Zum Teil liegt das an Corona- und Verletzungspausen, zum Teil an der Kaderschwäche ab Kaderplatz 13 oder 14. Zum Teil liegt es aber eben auch an ihm. Der nächste Trainer sollte wieder proaktiv rotieren und seinen Kurs nach ein paar schwachen Ergebnissen auch nicht ändern.
Diese Situation jetzt hat das zweifelhafte Glück, dass man ergebnistechnisch eh mit der Saison praktisch durch ist. Wahrscheinlich könnte man auch noch die nächsten Spiele allesamt verlieren ohne die Quittung zu bekommen.
3. Lewandowski, der Getriebene
Doch machen wir uns nichts vor: Viel spannender als der öde Meisterkampf ist doch die Frage des Müller-Rekords. Fünf Treffer betrug der Abstand vor dem Spiel noch und bis zur letzten Spielsekunde sah es so aus, als müssten wir den Rekord mehr oder minder begraben. Dann machte Hack Hackfleisch aus seiner eigenen Abwehr. Packt es Lewandowski noch, sollte er den Mainzer zu einer großen Portion veganem Hack einladen.
Schafft es Lewandowski noch? Ich sage ja, gerade Freiburg und Augsburg sind zwei Doppelpacks absolut im Bereich des möglichen und Lewandowski sollte bis dahin noch fitter sein als jetzt. Wichtiger ist aber vielleicht die mentale Komponente. Wäre man heute Meister geworden, hätte man privat wahrscheinlich gemeinsam gefeiert und vielleicht wäre der Schalter bis zum Spiel gegen Gladbach in zwei Wochen wieder auf >aus<. Das jetzt war ein guter Schuss vor den Bug und man muss fast hoffen, RaBa Leipzig vergurkt es morgen nicht noch mehr.
So jedenfalls scheinen die Bayern für ihre wichtigste Mission am Saisonende gewappnet zu sein. Nein, nicht etwa für die Meisterschaft, sondern Lewandowskis Torejagd.