Jugendspieler des Jahres 2017: Oliver Batista Meier

Justin Trenner 09.01.2018

Frühzeitige Spielpraxis in der B-Jugend

Die ersten bewegten Bilder gibt es bereits aus einer Zeit, als der Fußball, den der kleine Olli jongliert, noch fast so groß wie er selbst ist. In einem Video auf Youtube ist er im Alter von zarten acht Jahren zu sehen, bereits im Trikot des 1. FC Kaiserslautern. Schnell gilt der Deutsch-Brasilianer als herausragendes Talent seines Jahrgangs und kommt frühzeitig in höheren Altersstufen zum Einsatz. Als das Interesse des FC Bayern konkret wird, spielt er als U15-Spieler in der U16 der Pfälzer und ist auch im älteren Jahrgang der auffälligste Spieler seiner Mannschaft. Es heißt, beim Werben um Batista Meier hätte es ein Kopf-an-Kopf Rennen mit RaBa Leipzig gegeben, die ein äußerst finanzkräftiges Angebot machten. Gerüchte sprechen von einer eiligen Vertragsunterschrift auf einer Autobahnraststätte, um den Sachsen zuvor zu kommen. Die Seite „Transfermarkt.de“ listet eine Ablöse von 400.000€, mit der der FC Bayern das Nachwuchstalent abgeworben haben soll. Was etwas seltsam klingt, da Batista Meier zum Zeitpunkt seiner Einigung mit dem FC Bayern noch keine 15 Jahre alt war und somit eigentlich noch keinen Fördervertrag in Kaiserslautern hätte besitzen dürfen.

Trotz des bevorstehenden Wechsels fördern die roten Teufel ihr Ausnahmetalent weiter. Rund sechs Wochen nach seinem 15. Geburtstag debütiert er in der U17 des Traditionsvereins und erzielt immerhin drei Tore in den sechs Spielen, in denen er zum Einsatz kommt. Als Jahrgang 2001 gegen Spieler aus dem Jahrgang 1999. Darunter auch eins gegen den FC Bayern mit Trainer Tim Walter, seinem zukünftigen Trainer. Als Batista Meier nach München kommt, sind alle begeistert von seinen überragenden Fähigkeiten. Doch gerade im taktischen Verhalten offenbart er Defizite. Gegenpressing und Defensivarbeit sind zu Beginn noch Fremdwörter für ihn. Öfter als jeden anderen Namen hören die Zuschauer Trainer Walter in seiner unvergleichlichen Art „Olli“ rufen, wenn dieser mal wieder stehen geblieben war oder den falschen Laufweg nimmt. Als auch seine Trainingsleistungen zu Beginn der Saison nicht stimmen, sitzt Batista Meier beim zweiten Saisonspiel zu Spielbeginn nur auf der Bank. Ein kleiner Denkzettel, den er benötigte. Unterbrochen von einer Verletzungspause spielt er eine eher unauffällige Hinrunde, doch immer mehr versteht er es, die richtige Balance zu finden. Eine Balance zwischen dem Arbeiten für die Mannschaft und dem Ausspielen seiner eigenen Klasse.

Deutscher Meister unter Tim Walter

In der variablen Offensive spielt Olli Meier, wie er von den Mitspielern gerufen wird, situativ auch mal Mittelstürmer, wenn Franck Evina auf die Flügel ausweicht. Dort kann er seine Stärken im Torabschluss ausspielen. Aber immer mehr entwickelt er die idealen Stärken für einen Flügelstürmer. Seine Räume öffnenden Dribblings aus dem Halbfeld werden zu einer großen Waffe. Regelrecht ins Schwärmen gerät ein Scout in seinem Spielbericht über eine Partie beim VFB Stuttgart. „Das Tor so genial und präzise vorbereitet hatte: Oliver Batista Meier, die Nummer 11“. Es war das Tor, das der U17 des FC Bayern den süddeutschen Meistertitel bescherte, einhergehend mit der Qualifikation für die Endrunde um die deutsche Meisterschaft.

Stets als jüngster Spieler auf dem Platz ragt Batista Meier in einem starken Kollektiv der B-Jugend des FC Bayern nochmal in er Endrunde heraus. Zwar erzielt er „nur“ ein Tor im Hinspiel des Halbfinals, doch in allen Spielen läuft fast jeder vielversprechende Angriff über ihn. Im Finale gegen Werder Bremen bereitet er erst eine große Chance zur Führung vor und scheitert in der zweiten Halbzeit selbst zweimal am stark parierenden Gästekeeper. Doch auch ohne einen Scorerpunkt von ihm entscheidet die Mannschaft das Finale für sich und wird deutscher U17-Meister. Zu diesem Zeitpunkt rechnete jeder fest damit, dass er mit dem restlichen Team fest in die U19 aufrücken würde. Die offizielle Nachricht des FC Bayern, dass er die Vorbereitung bei der U19 absolvieren würde, überraschte daher niemanden.

Überraschende Zurückstufung

Doch obwohl er auch bei der U19 in der Vorbereitung mit guten Leistungen glänzte, erschien er etwas überraschend auf dem Mannschaftsfoto der U17 und spielte ab Saisonbeginn dann auch dort. Was viele Fans prophezeiten, trat dann in der Folge auch ein: Eine für jeden offensichtliche Unterforderung. 16 Tore und 7 Vorlagen in elf Meisterschaftsspielen – und das als Flügelstürmer – sprechen eine eindeutige Sprache. Kaum ein Gegner vermochte ihn zu bremsen, wenn er im Halbfeld zu einem seiner unwiderstehlichen Solos antrat. Gegen seinen ehemaligen Club, den 1. FC Kaiserslautern, schnürte er gar ein Fünferpack. Er dominierte die Liga so sehr, dass die Verantwortlichen nicht umherkamen, ihre Entscheidung zu revidieren. Seit dem Spiel bei Celtic Glasgow gehört Batista Meier fest zum Kader der U19, auch wenn es offiziell heißt „vorerst bis zur Winterpause, dann wird neu entschieden“.

Gerade bei diesem Spiel in Glasgow zog er zum ersten mal die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf sich, als er mit einem unglaublichen Solo den Siegtreffer erzielte. In der U19 lesen sich seine Statistiken nicht mehr ganz so herausragend, was natürlich zum einen am höheren Niveau, zum anderen aber auch an der sportlich schlechten Saisonphase liegt, in der er ins Team rückte. Gerade mit dem Rücken zum Tor zeigt er auch aufgrund seines etwas schmächtigen Körperbaus noch deutliche Defizite gegen die körperlich überlegenen Gegenspieler. Mit solchen Spielsituationen ist er in der U19 deutlich öfter konfrontiert als er es aus der U17 gewohnt war. Dennoch vermag er auch als 16-jähriger in der U19 deutliche Akzente zu setzen. Meist dann, wenn er mit dem Ball am Fuß und dem Körper in Richtung Tor gewandt einen Meter Platz hat. Dann ist er auch in der U19 schwer zu halten, weil er sowohl im Torabschluss gefährlich ist, als auch die tödlichen Schnittstellenpässe spielen kann.

Ausblick auf 2018

Zweifellos ist Batista Meier derzeit das heißeste Eisen in der Nachwuchsschmiede des FC Bayern. Doch der Sprung in den körperbetonten Fußball ist nicht zu unterschätzen. Timothy Tillman ist ein sehr aktuelles Beispiel, wie ein in der U17 unglaublich dominierender Spieler an der Schnittstelle zum Herrenfußball gehörig ins Straucheln kommen kann. In dieser Phase ist nicht nur Trainingsfleiß gefragt, sondern vor allem auch Klarheit im Kopf. Batista Meier wird lernen müssen, die Aufmerksamkeit und seinen derzeitigen Status richtig einzuschätzen. Er ist ein großes Talent. Nicht mehr und nicht weniger. Das hat sich nicht durch die gelegentliche Teilnahme am Profitraining geändert und das wird sich auch dann nicht ändern, wenn er in eines der nächsten Trainingslager mit den Profis reist.

Er hat dieses Jahr bereits einmal die richtige Mentalität gezeigt. Er hat sich durch die Entscheidung, bei der U17 zu spielen, nicht verunsichern oder nachhaltig kränken lassen. Er hat mit Leistung den Verantwortlichen bewiesen, dass die Entscheidung falsch war. Wenn ihm das auch künftig gelingt, auf sportliche Enttäuschungen mit Leistung zu reagieren, stehen seine Chancen gut. Eine Herausforderung, an der viele Spieler scheitern, ist es, Verantwortung in Mannschaften zu übernehmen, für die sie sich eigentlich sportlich zu gut fühlen. Besonders bei den Bayern Amateuren ist dieses Phänomen oft zu sehen.

Am 16. Februar wird Oliver Batista Meier 17 Jahre alt. Von diesem Zeitpunkt an wäre er bei den Profis spielberechtigt. Es ist kaum zu erwarten, dass Jupp Heynckes ihn sofort einsetzt. Aber mit ein wenig Glück und je nachdem, wer neuer Trainer ist, ist es nicht unrealistisch, ihn im Jahr 2018 mal im Kader der Profis zu sehen. Doch dann erst wird seine bisher schwierigste Aufgabe beginnen. Die ersten Momente bei den Profis als Ansporn zu nehmen, jeden Tag noch härter zu trainieren und sich zu verbessern. Und nicht dem Glauben zu verfallen, er hätte es schon geschafft. Wenn er die Zeit und die dann offen stehenden Möglichkeiten nutzt, vom täglichen Ehrgeiz eines Arjen Robben zu lernen, kann er uns noch viel Freude machen. Aber bis dahin ist es noch ein langer und steiniger Weg.