Jerome Boateng im Zweikampf mit Lionel Messi
Bild: Lars Baron, Getty Images

Bayerns Fanproteste zu Boateng sind bis Barcelona zu hören

Georg 22.11.2025



Jérôme Boateng wollte noch vor wenigen Wochen beim FC Bayern hospitieren. Dessen Fans machten per Petition, Protesten im Stadion und kritischen Stimmen auf der Mitgliederversammlung klar, dass der FC Bayern einem wegen vorsätzlicher Körperverletzung seiner Ex-Freundin verurteilten Gewalttäter keine Bühne bieten sollte. 

Die Proteste wirkten und der FC Bayern und Boateng entschieden kurz vor der Mitgliederversammlung, die Idee der Hospitanz zu verwerfen. Und die Proteste der Bayernfans waren bis Spanien zu hören und zu lesen, wie sich jetzt zeigt.

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Beim FC Barcelona dreht sich derweil alles um den Wiedereinzug ins renovierte Stadion Camp Nou. Über 900 Tage währte die Wartezeit seit dem letzten Heimspiel im Stadion. 

Zwischen Länderspielpause und Camp-Nou-Wiedereröffnung begrüßte der FC Barcelona Boateng auf seinem Trainingsgelände, wo er bei seinem Ex-Trainer Hansi Flick hospitiert. In einem Video, das der Verein auf Social Media teilte, war er mit Ex-Teamkollege Robert Lewandowski im angeregten Gespräch zu sehen.

Zwar spielt die Hospitanz von Boateng eine Nebenrolle, kommentiert wird sie in der spanischen Medienlandschaft dennoch.

Miasanrot gibt einen Überblick über die spanischen Pressestimmen – und die Reaktionen mancher Fans.

Spanische Pressestimmen zur Hospitanz von Jérôme Boateng

Spanische Medien sehen eine “Kontroverse in Barcelona”

Das Hausblatt der königlichen Konkurrenz aus Madrid, La Marca, titelt: “Kontroverse in Barcelona: Boateng auf dem Trainingsgelände”, und führt im weiteren Text zur Körperverletzung gegen seine Ex-Freundin aus. Auch die Fanproteste aus Bayern sind in Madrid angekommen: “Ursprünglich wollte der Verteidiger die Ausbildung bei seinem ehemaligen Verein absolvieren, konnte dies aber aufgrund des öffentlichen Drucks nicht tun. Fans kritisierten den Verein und den Spieler scharf (…).”

Auch die spanische Version des Online-Mediums Goal fasst die Ereignisse aus München zusammen: “Das geplante Praktikum des kürzlich zurückgetretenen Nationalspielers bei seinem Ex-Klub FC Bayern München wurde nach heftigen Fanprotesten gegen seine Verurteilung wegen häuslicher Gewalt abgesagt.”

El Confidencial fasst sehr ausführlich die verschiedenen Fälle, wegen denen gegen Boateng ermittelt wurde, zusammen und erwähnt auch den Suizid von Kasia Lenhardt: “Der ehemalige Bayern-München-Spieler Jérôme Boateng wurde wegen Körperverletzung an seiner Partnerin verurteilt und nach dem Suizid seiner Freundin von seiner eigenen Mutter der häuslichen Gewalt beschuldigt.”

ESdiario: “Barcelona empfängt Jérôme Boateng, der wegen häuslicher Gewalt verurteilt wurde.” Im Text werden die verschiedenen Vorwürfe aufgeführt und sehr kurz die Proteste der Bayernfans erwähnt.

Sport, eines der katalanischen Hausblätter des FC Barcelona, ist zurückhaltender: “Barça öffnet seine Türen für Jerome Boateng: eine Legende, die in München verstoßen wurde”, erwähnt später im Text aber ebenfalls die Vorwürfe und Fanproteste.

„‚Mes que un club‘ my ass“: Kritische Stimmen auf Social Media 

Der FC Barcelona hatte auf seinen Social-Media-Kanälen den Besuch von Boateng angekündigt, unter anderem mit einem Foto von Boateng gemeinsam mit Robert Lewandowski.

Sowohl auf Instagram als auch auf X finden sich zahlreiche negative Kommentare – neben zahlreichen Kommentaren, die sich über den Zweikampf mit Lionel Messi im Jahr 2015 lustig machen, bei dem Boateng zu Fall kam.

Auch und gerade die hochgehaltenen Werte des FC Barcelona, der “més que un club” sein will, werden jedoch von vielen kritisch hinterfragt. „Die Fans des FC Bayern München weigerten sich, den Verein zu unterstützen. Als Reaktion auf den öffentlichen Druck zog sich Bosteng zurück. Nun versucht er es offenbar im Ausland. Diese Person passt nicht zu den Werten der Barça-Familie“, kommentiert ein User bei Instagram.

„Was ist mit meinem Club passiert?“, fragt ein anderer auf X. Ähnlich wie beim FC Bayern werden die Widersprüche zu den kolportierten Club-Werten aufgezeigt und die Beendigung der Zusammenarbeit gefordert: „Schmeißt ihn raus. Jetzt.“ Einige verweisen sachlich auf die Details der Vorwürfe, andere bringen es etwas pointierter in die Kommentarspalten: „‚Mes que un club‘ my ass.“

Ob die Fanproteste sich ausweiten werden, bleibt abzuwarten. Die Fans des FC Barcelona sind mit Kritik im Stadion normalerweise zurückhaltender als die des bayerischen FCB-Pendants. Insbesondere während der lang ersehnten Rückkehr ins Camp Nou dürfte die Stimmung im Stadion am Samstag eher in Richtung Tapas und Freibier gehen.

Dennoch geht das Thema auch in Spanien und in Barcelona nicht spurlos an allen vorbei.

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