Halb voll in Pilsen

Christopher Trenner 06.11.2013

Dennoch bekommt man den Eindruck, dass man unzufrieden mit dieser Bilanz ist. Zumindest wenn man den Kommentatoren auf SKY lauschte (Marco Hagemann & Lothar Matthäus) oder einen Blick in die sozialen Netzwerke riskierte. Zugegeben: Negative Kritik ist immer lauter und fließt Einigen sicherlich leichter von den Lippen, dennoch kann ich die Meinung vieler Fans/Medien nicht teilen. Für mich ist das Glas halb voll.

Im Vergleich zur Bundesliga verzichtete Pep Guardiola auf Dante, Mandzukic, Boateng und Martinez. Pep wählte eine offensive Aufstellung, die am ehesten mit den Auftritten in Manchester und Leverkusen vergleichbar war. Der Plan war es, mit Müller einen spielstarken Stürmer zu bringen, der den Spielaufbau unterstützen sollte. Götze kam über die rechte Außenbahn und sollte dort Robben bzw. Müller ersetzen. Gerade Mario zeigte zu Beginn eine ansprechende Leistung und konnte sich öfters im Eins-gegen-Eins durchsetzen und Flanken in die Mitte bringen. Diese waren aber zum größten Teil nicht präzise genug. Teilweise wurden sie halt einfach gut verteidigt. Auch über die linke Seite konnte Alaba hin und wieder durchbrechen und einige Bälle in den Rückraum spielen – leider ebenfalls ohne die nötige Präzision.

So ging es mit einem Chancenplus aber erneut torlos in die Kabine. Dort baute Pep Guardiola die Mannschaft um und brachte nach wenigen Spielminuten Mandzukic und Martinez für Müller und Schweinsteiger, die sich beide aufgerieben hatten. Lahm rückte somit im Mittelfeld nach vorne und leitete mit einer Flanke aus dem Halbfeld den Sieg ein. Erneut ist es somit Pep Guardiola gelungen, der Mannschaft den nötigen Impuls zu geben, was sicherlich angesichts der Verletztenliste alles andere als einfach ist. Es fehlen gegenwärtig Schlüsselspieler wie Robben oder Thiago, zudem fehlt Shaqiri, der gerade über die Flügelposition immer eine Belebung sein kann. Dass sich der Sturm von alleine aufstellt, ist bekannt. Weiterhin brauchen Götze, Martinez und Schweinsteiger immer noch Zeit, bis sie bei 100% sind. Keine leichte Aufgabe für den Trainer, der den Jungspund Mitchell Weiser noch das erste Europapokalspiel seiner Fußballkarriere schenkte. Das ging selbst einigen Effzeh Fans zu schnell mit dem internationalen Wettbewerb.

Dennoch bleibt ein Makel aus den letzten Spielen. In den letzten fünf Partien stand es drei Mal Unentschieden – gegen Mainz lag man gar zur Pause zurück. Was zunächst wie Mittelfeld und halb leeren Vorstellungen klingt, entwickelt sich zur Stärke dieser Mannschaft, denn alle fünf Spiele wurden gewonnen, weil man Geduld bewiesen hat. Es klingt abgedroschen, aber ein Spiel dauert 90 Minuten. So auch in Pilsen und natürlich hatte jeder ein Schützenfest erhofft bzw. erwartet, nachdem der FC Bayern das Hinspiel klar beherrscht hat. Allerdings vergisst man schnell, dass man sich in der Champions League mit den Besten von Europa misst. Zwar ist Pilsen sicherlich kein Vertreter des europäischen Spitzenfußballs, aber sie bewiesen einmal mehr, dass man mit Kampfkraft, Laufbereitschaft und etwas Glück ein Fußballspiel lange offen halten kann. Und so ein Spiel wie in München will man nicht zwei Mal innerhalb von 14 Tagen abliefern. Das hat Pilsen eindrucksvoll bewiesen. Dennoch reichte es am Ende zu einem verdienten Sieg für den amtierenden Champions League Sieger. Das Glas ist noch nicht randvoll, aber manchmal muss man sich auch mit weniger zufriedengeben.

FC Viktoria Pilsen – FC Bayern 0:1 (0:0)
FC Viktoria Pilsen Kozacik – Rajtoral, Cisovsky, Prochazka, Hubnik (71. Reznik) – Horava, Horvath – Petrzela, Kolar, Duris (84. Pospisil) – Tecl (87. Bakos)
Bank Bolek (Tor), Hejda, Reznik, Wagner, Kovarik
FC Bayern München Neuer – Rafinha, Van Buyten, Contento, Alaba – Lahm – Götze (87. Weiser), Kroos, Schweinsteiger (59. Martínez), Ribéry – Müller (59. Mandzukic)
Bank Starke, Boateng, Dante, Kirchhoff
Tore 0:1 Manzukic (65.)
Karten Gelb: Hubnik, Kolar, Horvath / –