Goldene englische Woche: Bayern schlägt Fortuna 5:0!
Falls Ihr es verpasst habt
Die Aufstellung
Hansi Flick blieb sich und seinen konservativen Mannschaftsaufstellungen treu und verzichtete fast gänzlich auf Rotation. Thiago fehlte weiterhin verletzungsbedingt und Kingsley Coman erhielt nach durchwachsenen Leistungen weiterhin den Vorzug vor Ivan Perišić, einzig Lucas Hernández bekam (endlich) eine Bewährungschance in der Abwehr. Nach zwei verletzungsbedingten Auswechslungen durfte sich Jérôme Boateng ausruhen. Um Hernández’ Spiel zu unterstützen, rückte Linksfuß David Alaba auf die Position des rechten Innenverteidigers.
Fortuna Düsseldorf wechselte im Vergleich zum Spiel unter der Woche ganze fünf mal und verzichtete unter anderem etwas überraschend auf ihren gefährlichsten Torjäger Rouwen Hennings, dazu musste Kaan Ayhan kurzfristig verletzt absagen. Von ihrer gefährlichsten Achse blieb so nur Kevin Stöger im defensiven 4-1-4-1-System der Mannschaft.
1. Halbzeit
Bayern begann von der allerersten Spielminute Düsseldorf zielstrebig mit viel Tempo am eigenen Strafraum festzunageln. Hin und wieder versuchte sich Fortuna zwar mit höherem Mittelfeldpressing zu befreien, doch effektiv belagerten sofort nach kurzer Zeit immer wieder die Bayern den gegnerischen Strafraum. Folgerichtig fiel so auch das 1:0 in dieser Phase, Müller wurde im Folge einer Ecke auf der linken Seite so freigespielt, dass er weiten Raum hatte für eine perfekt gezielte Flanke auf den langen Pfosten zu Gnabry, der mit dem Fuß direkt auf den zum Mittelstürmer mutierten Pavard ablegte. Dessen schwacher Schuss lenkte Zanka mit allerlei Körperteilen ins eigene Tor (15.).
Bayern lief weiter an, der schmale Vorsprung reichte ihnen nicht, erhöhen konnten sie aber erst in der 29. Spielminute nach einem Chancendoppelschlag. Lewandowski (!) flankte von der rechten Grundlinie auf Müller, der den Ball perfekt volley nahm, Kastenmeier rettete mit Mühe und Not glänzend zur Ecke. Weniger glänzend war jedoch seine Parade von Pavards Kopfball aus dieser Ecke; Keeper und Ball landeten im Düsseldorfer Tor. Das beste Tor der Halbzeit sollte jedoch erst noch kommen. Lewandwowski steckte mit einem wunderbaren Hackenpass in den freien Raum vor Kimmich, der sich offenbar an seine alten Tage als Rechtsverteidiger erinnerte und wie ein Davies sprintete, zum zweiten Mal wurde der Ball per Hacke abgelegt, diesmal blind auf Müller, der wiederum den Raum erahnend auf Lewandowski zurücksteckte, der zum 3:0-Halbzeitstand seinen Fortuna-Fluch brach und somit nun gegen alle Bundesligisten getroffen hat.
2. Halbzeit
Hansi Flick wechselte erstaunlicherweise zur Pause den großartig spielenden Hernández aus, Kimmich rückte zurück in die Abwehrkette, Cuisance übernahm das defensive Mittelfeld. Nach dem Spiel begründete Flick Hernández’ Auswechslung durch Probleme mit den Adduktoren. Kurz nach Halbzeitbeginn ging das Toreschießen munter weiter. 16 Meter vor dem Tor lupfte der nun links spielende Coman den Ball zu Gnabry, der in der Mitte Lewandowski beim Gerd-Müller-jagen half (50.). Keine drei Minuten später kam gleich das Nächste: Davies erpresste sich an der Strafraumgrenze den Ball, tankte sich teils glücklich durch und schoss zum zweiten Mal binnen sieben Tagen mit dem rechten Fuß ein Tor.
Nach einigen Düsseldorfer Wechseln nutzte auch Flick seine zweite Wechselpause: Perišić kam für Coman, Odriozola für Pavard (62.). Die nächste gefährliche Aktion hatte jedoch erstaunlicherweise die Fortuna, doch Neuer war hellwach und parierte stark einen verdeckten Weitschuss. Nach weiteren Wechsel stellte Fortuna auch offiziell auf eine Fünferkette um (de facto sahen viele Situationen auch davor schwer danach aus). Helfen tat der zusätzliche Abwehrspieler wenig, denn um ein Haar machte Lewandowski inmitten völligem Chaos beinahe das halbe Dutzend voll (70.).
Nun folgte in der 75. Minute Zirkzee für Müller, Lewandowski war nun mehr Halbstürmer. Oliver Batista-Meier feierte kurz darauf sein Profidebüt mit einem positionstreuen Wechsel für Gnabry. Das Spiel erinnerte nun ziemlich stark an ein Testländerspiel der deutschen Nationalmannschaft, nach all den Wechseln war die Luft einfach aus dem Spiel und es trudelte mit einem 5:0 aus. Nächsten Samstag reisen die Bayern zum Spitzenspiel nach Leverkusen.
Dinge, die auffielen
1. Bayern ist einfach zu gut für Düsseldorf
Nicht wenige fühlten sich an die Auftritte des HSV erinnert, das ist jedoch ein wenig ungerecht der Fortuna gegenüber, denn ganz so schlimm waren sie dann doch nicht. Tatsächlich waren sie sogar ziemlich respektabel. Der HSV zeichnete sich in der Vergangenheit dadurch aus, dass er sogar gegen ein dürftiges Bayern eine Packung kassierte, Fortuna war aber gegen exzellent spielende Bayern schlicht und ergreifend einfach nicht gut genug.
Von der allerersten Sekunde legten sie los wie die Feuerwehr, angespornt die Leistung in Dortmund bestätigen zu wollen. Passgenauigkeit, Intensität, Laufwege und natürlich allen voran die individuelle Qualität: Alles war zu gut für gar-nicht-so-schlechte Düsseldorfer. An einigen Spieltagen hätten die mutigen hohen Pressingversuche und Konterläufe zu Beginn der Partie die Bayern zum Schwitzen bringen können, doch an diesem Nachmittag stopften die Verteidiger so manche Lücke, ehe viele überhaupt bemerkt hatten, dass Bayern etwas offen war.
Es bewahrheitete sich einmal mehr: Abstiegskandidaten haben beim FC Bayern nur eine Chance, wenn der FC Bayern nicht will, doch von fehlendem Willen konnte keine Rede sein. Bayern wollte stürmen, Fortuna nach dem zweiten Tor eigentlich nur noch nach Hause. Selten jedenfalls sah man Kimmich so stark in einem Sprint wie beim 3:0 und was die halbe Düsseldorfer Abwehr vor Davies’ 5:0 machte, weiß sie wahrscheinlich selber nicht.
2. Lucas Hernández
Als großer Toptransfer gekommen, wurde es still um Lucas Hernández, zu sehr war man von der Stammverteidigung der Bayern beeindruckt. Alabas absolute Weltklassesaison und Boatengs Renaissance machten Hernández in der Rückrunde bislang fast überflüssig, doch wie er den Bayern in naher oder ferner Zukunft noch helfen kann, konnte er gegen Fortuna zeigen. Als Düsseldorf in den Anfangsminuten gegen ein gefährlich offen stehendes Bayern einmal konterte, stellte Hernanández rigoros seinen Gegenspieler und grätschte ihm mutig den Ball weg. Während Jérôme Boateng mittlerweile zunehmend mit Auge verteidigt, sieht man in Hernández immernoch den tapferen Simeone-Krieger. Wie Arturo Vidal in seinen besten Zeiten scheut er keinen Zweikampf, ist aber trotzdem taktisch so belesen, dass er sich in kaum vermeidbaren und unnötigen Duellen aufreibt. Dazu gesellt sich eine unheimliche Antizipationsgabe beim Pässe abfangen. Es sind bei ihm oft ganz kleine Szenen, die später in keiner Zusammenfassung auffallen, weil er Probleme behebt, bevor sie da sind. Immer wieder rückt er perfekt im Moment des Passes heraus und fängt den Ball scheinbar mühelos ab.
Dadurch, dass Alaba auf der ungewohnten rechten Abwehrseite gebunden war, war es zudem an Hernández auch Alabas Offensivlibero-Rolle auszufüllen. Statt selbst den Pass zu suchen, konnte er einfach den Ball selbst durch das Mittelfeld tragen um so die Gegner auf sich zu fokussieren und Räume zu schaffen. So elegant und erfolgreich wie Alaba ist Hernández als Libero zwar noch nicht, doch in diesen Szenen blitzt sein Linksverteidigertalent auf, während seine eher schmächtige Statur im hier mehr hilft als es ihn beim Verteidigen behindert.
Es bleibt abzuwarten wie die Abwehr in dieser zerstückelten Saison sich noch entwickelt, doch Spiele wie diese lassen einen eher glauben, dass es nur eine Frage der Zeit und Fitness ist, bis sich Hernández zum Stammpersonal zählen darf.
3. Eine kleine Ode an Pavard
Benjamin Pavard ist die Definition des unsung heroes beim FC Bayern. Vor der Saison oft belächelt, macht er einfach jedes Spiel ohne großes Lob zu bekommen. Stattdessen träumen viele wie viel besser Bayern doch wäre, wenn sie einen wirklich offensiven rechten Verteidiger hätten. Doch Pavard lässt sich davon nicht beirren und spielt einfach weiterhin jedes Spiel grundsolide. Mehr noch: Seine Laufwege wissen zu beeindrucken, wie er sich immer richtig positioniert, wenn der Ball auf Bayerns gewöhnlich stärkerer linker Seite befindet, ist nicht selbstverständlich. Für gewöhnlich halten zum Außenverteidiger mutierte Innenverteidiger ihre defensive Position, doch sobald die Bayern durch die linke Seite durchgebrochen wird, strömt Pavard ins Zentrum. Kein Zufall, wie er oft als zweiter Mittelstürmer im Zentrum auftaucht, kein Zufall, dass gerade er das erste Tor “erzwang”, kein Zufall, dass er nun bei sehr respektablen acht Scorerpunkten alleine in der Bundesliga steht.
Die Leute lieben Spektakel und Aufregung, unter Anderem deshalb begeistert Davies ja auch die Fußballwelt, doch Konstanz ist ein unheimlich wichtiger, oft vergessener Faktor. Bei Pavard weiß man, was man bekommt. Jeder neue rechte Verteidiger muss ihm das erstmal nachmachen.