Borussia Mönchengladbach – FC Bayern 0:1 (0:0)
Das Wochenende der Münchner war schon vor dem Anpfiff ereignisreich gewesen. Mit der Champions League-Auslosung am Freitag und den Ergebnissen der Konkurrenz am darauffolgenden Samstag wurden einige Themen schon vor dem Anpfiff gesetzt. Die Mannschaft von Ancelotti hatte indes eine der wenigen vollen Trainingswochen in der entscheidenden Saisonphase.
Falls Ihr es verpasst habt:
Carlo Ancelotti verzichtete auf große Experimente und vertraute auf die Spieler, die zuletzt bereits viel Einsatzzeit sammelten. Lediglich Ribéry und Müller rückten aufgrund von Vidals Gelbsperre von Vidal und einer nicht näher spezifizierten Knieverletzung von Costa in das Team. Die Nachwuchsspieler Kimmich, Coman oder Sanches spielen daher weiter keine nennenswerte Rolle.
Die Borussia musste ihre Startelf im Vergleich zur Europa League gegen Schalke auf 4 Positionen ändern; unter anderem fehlten Kramer, Dahoud und Johnson. Hecking vertraute daher auf ein 4-4-2 mit Jantschke und Strobl auf der 6er-Position und Hahn neben Raffael als zweiter Sturmspitze.
Die Partie begann mit vielen Sorglosigkeiten auf beiden Seiten. Nach nicht mal 100 Sekunden hatte Robben schon die Chance auf die Bayernführung, doch sein Schuss war zu zentral. Auf der Gegenseite musste Javi Martínez nach einer Flipperaktion in höchster Not gegen Jantschke retten.
Bei Ballbesitz für Bayern stellte sich Gladbach äußerst tief auf und positionierte die Abwehrkette auf Höhe des eigenen Strafraums. Die Mittelfeldkette und die Sturmreihe standen jeweils nur fünf bis zehn Meter höher. Kurzum – die Gladbacher versuchten es mit einer sehr engen Staffelung.
Auf Seiten der Bayern war die Einbindung von Thomas Müller sehr interessant, dem es immer wieder gelang, sich in den Zwischenlinien so anzubieten, dass die Gladbacher Viererketten ungewollt stark verschieben mussten. Dadurch gab es auf der ballfernen Seite immer wieder Platz für Ribéry und Alaba.
Nach zehn stürmischen Minuten entwickelte sich zunehmend eine Partie mit viel Ballbesitz für den FC Bayern, wobei die größten Chancen eher durch Fehler von Gladbach eingeleitet wurden. Jantschke verlor in der 25. Minute im Aufbau den Ball an Ribery, dieser schickte Lewandowski steil. Der Bayernstürmer versuchte aus spitzem Winkel den Kunstschuss gegen Sommer, der lange stehen blieb und so keine Mühen hatte, den Ball zu parieren.
Schon kurz vor Ende der ersten Halbzeit hatte der FC Bayern die große Chance auf die Führung. Robben zog mit seinem Style-Move nach innen. Mit etwas Glück blieb der Ball an seinem Fuß und er konnte zum Schlenzer ansetzen; der Ball klatschte ans Kreuzeck. Bereits der 18. Aluminiumtreffer in der Bundesliga für die Münchner. Noch größer war die Chance aber nach dem Abpraller: Lewandowski konnte den Ball per Kopf erreichen, Sommer reagierte blitzschnell und fischte den Ball mit einer Weltklasseparade aus dem Eck. So blieb es zur Halbzeit beim torlosen Unentschieden.
Die zweite Halbzeit begann, wie die erste aufhörte. Viel Ballbesitz für die Elf von Ancelotti, aber weitestgehend ohne großen Ideen, um zum Torabschluss zu kommen. Die zunächst größte Chance hatte Lewandowski, der eine Hereingabe von Müller nicht sauber spielen konnte. Sein Abschluss ging dadurch weit am Tor vorbei (60.).
In einem Moment, in dem es schien, als verschleppe der FC Bayern gelangweilt das Tempo, klingt den Münchnern die Führung. Thiago bekam wenig Druck auf der halblinken Seite und konnte einen Chipball Richtung Zentrum schlagen. Dort lauerte Müller, der mit Tempo in den Strafraum gelaufen war. Mit viel Glück und Geschick konnte Müller den Ball verarbeiten und mit dem linken Fuß an Sommer im Tor unterbringen (62.). Die nicht unverdiente Führung.
Gladbach veränderte sofort die Spielweise. Die letzte Reihe stand umgehend zehn bis fünfzehn Meter höher. Dadurch bekamen die Münchner wesentlich mehr Probleme im Spielaufbau, da Alonso, Hummels und Martínez stärker unter Druck gesetzt wurden.
Die Münchner taten sich dadurch schwer, das Spiel im Schongang nach Hause zu spielen, da auch die Abstände zwischen Abwehr und Mittelfeld zu groß wurden. Dadurch wurde eher der lange Ball hinten raus gespielt. Besonders ansehnlich war das nicht, aber den Münchnern reichte es, sich in Persona von Martínez, dem eingewechselten Kimmich und Thiago in alle Abschlussversuche der Gladbacher zu werfen.
So retteten die Münchner eine souverän geführte Partie schlussendlich wenig meisterlich über die Ziellinie. Mit nun 13 Punkten Vorsprung bei noch 27 zu vergebenen Punkten kann die Länderspielpause für den FC Bayern kommen.
Am 1. April geht es in der Liga weiter gegen Augsburg. Fehlen werden den Bayern in dieser Partie sowohl Martínez als auch Xabi Alonso, die sich ihre Gelbsperre abholten.
3 Dinge, die auffielen:
1. Ungenauigkeit im Schlussdrittel
Nur 180 von 232 Pässen im Schlussdrittel kamen an. 25 von 48 im Strafraum. Alles keine schlechten Zahlen, aber dennoch zu oft zu ungenau. So präsentierten sich die Münchner im Spiel gegen die Borussia. Das spielte den Gladbachern zuweilen in die Karten. Durch die sehr tiefe Positionierung nahm sich Borussia zwar selbst aus dem Spiel, aber die Null konnte lange gehalten werden. Bisweilen standen die Gladbacher mit acht Spielern am Strafraum, was ein gutes Kombinationsspiel in den Strafraum erschwerte. An manchen Stellen übertrieben es die Münchner mit der Lässigkeit und einige Szenen verpufften in gut gemeinten Ansätzen. Ein Gladbacher bekam immer den Fuß dazwischen. Umso mehr überrascht es, dass ausgerechnet ein schneller Antritt von Thiago und Müller genügte, um die Gladbacher Ordnung zu sprengen.
2. Thiago
Thiago wurde an dieser Stelle schon oft besungen und wird noch häufig gewürdigt werden, wenn er ähnliche Leistungen wie gegen Gladbach abruft. Sinnbildlich für seine seine überragende Rolle in dieser Rückrunde war eine Szene in der ersten Halbzeit: als er nicht aufgab, einem Gladbacher Konter hinterherzulaufen. Am eigenen Strafraum, dank einer leichten Verzögerung von Jonas Hofmann, reichte es für Thiago, um eine blitzsaubere Grätsche anzusetzen.
Darüber hinaus war Thiago wie gewohnt das Bindeglied zwischen Abwehr, Mittelfeld und Angriff. Vor allem in der ersten Halbzeit initiierte er jeden Angriff der Münchner mit. Gladbachs defensive Igeltaktik war auch der Pressingresistenz von Thiago geschuldet. Sein Pass zum 1:0 verdient das Prädikat Weltklasse – nicht mehr und nicht weniger.
Eine Torvorlage, fast 90% Passquote, 25/35 Pässen im letzten Drittel und drei herausgespielte Großchancen. Thiago war der Motor der Bayernoffensive. Aber nicht unerwähnt bleiben soll sein Einfluss in der Defensive. Drei Grätschen, elf Ballgewinne(!) und ein geblockter Schuss am Ende der Partie zeigen auch am anderen Ende den Einfluss von Thiago.
3. Pause wird Reservisten in die Karten spielen
Nach der Pause stehen für die Mannschaft von Ancelotti neun Spiele im April auf dem Plan. Durch den Vorsprung von 13 Punkten dürfte sich eine Fokusverschiebung beim FC Bayern ergeben. Gerade gegen Augsburg, Leverkusen, Mainz und Wolfsburg dürften Kimmich, Coman und Sanches zu mehr Einsatzzeit kommen. Zwar hat Ancelotti bisher wenig rotiert, dennoch dürfte sich dieser Effekt verstärken, da es in der Bundesliga nicht mehr um alles geht. Auch lange verletzte Spieler wie Boateng können so gezielt wieder herangeführt werden. Ein Faktor, den Pep Guardiola bisweilen sehr vernachlässigte, da er nach Comebacks Spielern lange Einsatzzeiten zumutete. Der Einsatz von Ribéry gegen Zagreb oder das Spiel von Boateng in Hamburg sind hier sicherlich zu nennen.
Unabhängig davon werden dennoch Ancelottis Moderationskünste gefragt sein. Die bei ihrer Auswechslung nur wenig Verständnis zeigenden Ribéry und Robben müssen ebenso bei Laune gehalten werden wie die Newcomer. Dass Robben in der 85. Minute bei einer Auswechslung so aus der Haut fährt, kann positiv formuliert nur noch mit Siegermentalität beschrieben werden. Dennoch setzt es in einer schon fast zu harmonischen Phase ein Thema, das die Münchner in der Länderspielpause begleiten dürfte.
Borussia Mönchengladbach – FC Bayern 0:1 (0:0) | |
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Borussia Mönchengladbach | Sommer – Elvedi, Christensen, Vestergaard, Wendt – Herrmann (64. Hazard), Jantschke (73. Drmic), Strobl, Hofmann – Hahn (81. Bénes), Raffael |
Bank | Sippel, Schulz, Kolo, Korb |
FC Bayern | Neuer – Lahm, Martínez, Hummels, Alaba – Alonso (77. Kimmich), Thiago – Robben (85. Sanches), Müller, Ribéry (72. Coman) – Lewandowski |
Bank | Ulreich, Rafinha, Boateng, Bernat |
Tore | 0:1 Müller (63.) |
Karten | Gelb: – / Alonso |
Schiedsrichter | Tobias Stieler (Hamburg) |
Zuschauer | 54.014 (ausverkauft) |