Florian Wirtz wechselt zum FC Bayern – oder nicht
Achtung, Satire! Natürlich wissen wir, wie die Unterhaltungsindustrie Fußball funktioniert und dass wir bis zu einem bestimmten Grad selbst daran beteiligt sind. Witzig ist der Ablauf dieses speziellen Falls dennoch.
Manchester oder Liverpool – Hauptsache Italien! So oder so ähnlich könnte man umschreiben, was gerade rund um Florian Wirtz passiert. In Zeiten der Echtzeitberichterstattung rund um Transfers entstehen dadurch Geschichten, die straight aus dem Paulanergarten kommen könnten. Doch sie werden uns als echt verkauft.
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Bei Wirtz wird diese Gattung auf die Spitze getrieben. Von einer Verlängerung bei Leverkusen im vergangenen Winter bis hin zu der jüngsten Reise nach England – bei der bis jetzt unklar ist, wer daran überhaupt beteiligt war und wer nicht.
Mitte Dezember 2024 berichtete der kicker, dass Wirtz bei Bayer Leverkusen verlängert habe. Um mindestens ein Jahr. Exklusive Informationen des Mediums. Am selben Tag veröffentlichte man einen Artikel, in dem zu lesen war, dass Leverkusen das nicht bestätigt. In den kommenden Wochen und Monaten wurde klar: Es passiert nicht. Aber es ist der Startschuss der wilden Wirtz-Storyline.
Erst im Frühjahr nahm die Geschichte wieder mehr Fahrt auf. Damals äußerten sich Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge jeweils deutlich zu ihrem Wunschspieler. Fortan hieß es nahezu im täglichen Wechsel, dass sich der FC Bayern den Transfer mit seinem selbstauferlegten Sparkurs leisten könne – und nicht.
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Florian Wirtz und der Transfer-Paulanergarten
Selbst im Ausland wurde am Transfer-Paulanergarten mit gearbeitet. Die Mundo Deportivo wollte im März erfahren haben, dass Juliane Wirtz für die Frauenabteilung verpflichtet werden soll. Deutsche Medien teilten das. In den meisten Fällen, ohne zu hinterfragen, ob ein derartiger Transfer für die Frauen überhaupt Sinn ergeben könnte. Will man es nett formulieren, wäre dieser Deal zumindest fragwürdig.
Ungefähr in diesem Zeitraum wird auch in Deutschland mal wieder davon berichtet, dass Wirtz der Top-Kandidat von Manchester City sei. Neben Bayern sei auch Real Madrid interessiert, aber beide würden darauf hoffen, dass Leverkusen mit einer Klausel verlängert. In England berichten erste Medien, dass Pep Guardiola De Bruyne „opfern“ wolle, um den Deutschen zu holen.
Das Angebot an Leverkusen war je nach Medium wahlweise noch nicht abgegeben, vorbereitet oder bereits im Winter abgegeben (und abgelehnt). Gespräche habe es schon gegeben oder nicht. Ablösesumme? Irgendwo zwischen 100 und 150 Millionen Euro – eine überschaubare Spanne.
FC Bayern und Florian Wirtz: Vorverträge und Alonso-Nichtgespräche
Es wurde allerdings schnell wieder ruhiger um City. Immer wieder gab es indes Berichte, dass Uli Hoeneß die Kontrolle beim FC Bayern übernommen habe – rund um die Causa Max Eberl. Aber das ist nochmal eine Story, die ebenfalls einen Artikel für sich verdient hätte. Jahrelanger Kontakt zum Vater, Hoeneß könnte der entscheidende Mann werden.
Es war eine Phase, in der die Berichterstattung spürbar wenig Neues zu bieten hatte – aber jede Woche alte Informationen neu aufwärmte und als neu verkaufte. Erst nachdem es sportlich zwischen dem FC Bayern und Leverkusen um nichts mehr ging, nahm die Echtzeitberichterstattung wieder Fahrt auf.
So waren sich die Bayern zuletzt einig mit Wirtz über einen Wechsel – nur mit Leverkusen wurde noch kein Wort gesprochen. Zwei Vorverträge habe es sogar gegeben – unabhängig von rechtlichen Einschränkungen. Zwar gibt es immer mal wieder Absichtserklärungen, aber mit Spielern, die Vertrag bei einem anderen Klub haben, zu verhandeln und Verträge unterschreiben? Das erscheint mit dem aktuellen Regelwerk kaum vereinbar.
Die Vorverträge gibt es nicht, berichteten daraufhin andere Medien. Dafür mündliche Zusagen. Diesen Sommer passiert es. Oder nächsten. Wirtz habe Xabi Alonso bereits mitgeteilt, dass er zu Bayern gehen will. Alonso dementierte: „Sie haben eine Information, die ich nicht habe.“ Wo wir schon bei Alonso sind: Dem wollte Wirtz erst nach Madrid folgen, dann doch nicht.
Andere Medien berichteten gar von einer Liste, die der talentierte Offensivspieler habe: Am liebsten zu Real, Manchester City auch ok, Bayern nur auf dem dritten Platz. Wenig später waren die Bayern Topfavorit und Madrid fand kaum noch Erwähnung. Nun ja.
Natürlich sorgten auch andere Auswüchse des Internets wieder für Unterhaltung. So wurde vom Account „iMiasanMia“ auf X jüngst ein Fake-Bild geteilt, in dem Florian Wirtz im Auto an der Säbener Straße zu sehen war. Wurde ihnen zugesandt, lokale Medien mögen doch bitte überprüfen, was dran ist. Um es auch hier vorsichtig zu formulieren: Es gibt besser bearbeitete Bilder.
Exklusiv: Florian Wirtz wechselt zum FC Bayern
(vielleicht)
Währenddessen immer wieder der Hinweis verschiedener Medien, dass es bald „Bewegung“ geben könne. Kein Zweifel daran, die Bewegung kommt aus allen Richtungen. Bayern bereite ein 100-Millionen-Euro-Angebot vor, hieß es mancherorts. Bayern habe bisher noch kein Angebot abgegeben, hieß es unter anderem aus Leverkusen. Der Bayer-Konzern stimme einem Verkauf zu, wenn es mindestens 150 Millionen Euro sind, vermeldete dann ein anderes Medium.
Und kurz nachdem sich alle zumindest im Kern einig waren, dass Bayern die Wirtz-Seite vom Wechsel überzeugt habe, flog Familie Wirtz plötzlich nach England. Zunächst waren es Mama, Papa und Sohn, die sich mit Guardiola getroffen hätten. Dann war Florian Wirtz gar nicht dabei. Er war doch dabei. Nein, er war nicht dabei. Kurz darauf wurde berichtet, dass auch Guardiola nicht dabei war. Haben sich Mama und Papa Wirtz etwa zum Abendessen in Manchester verabredet? Urlaub?
Plötzlich war das Treffen gar nicht mit Verantwortlichen von City, sondern vom FC Liverpool. Die Reds sind interessiert an einem Transfer. Dabei sind dann doch Florian, Papa und Mama. Von Juliane hingegen keine Spur. Liverpool scheint nur das Männerteam verstärken zu wollen.
Und mitten in diesem Wirrwarr verweisen Medien stets auf ihre Informationen, die sie vor zwei Wochen bereits geteilt hätten – und lassen freilich aus, was sie dazwischen an gegenläufigen Entwicklungen berichteten.
Das Gesamtbild ist jedenfalls frustrierend. Aber das Geschäft funktioniert. Transferthemen sind oft die meistgeklickten Artikel oder Videos. Leute wollen wissen, was passiert. Sie wollen Flugzeugen folgen, sie wollen wissen, welches Familienmitglied eines Spielers gerade wo ist. Und sie werden gefüttert mit Informationen, die sich schneller wandeln, als eine Reise von Leverkusen nach Manchester Liverpool dauert.
Unter dem Strich ist man im besten Fall so schlau wie vorher – und zusätzlich noch verwirrt. Zumal man oft nicht mal das Medium wechseln muss, um gegenläufige Berichte zu bekommen. Warum es ständig dazu kommt, ist ebenfalls offensichtlich. Wie sich der FC Bayern und sein Umfeld sowie Bayer Leverkusen und deren Umfeld die Leak-Bälle gerade hin und her schmettern, ist großes Tennis. Es wird ja doch fast alles berichtet.
Als jemand, der es mit dem FC Bayern hält, kann man nur sagen: Manchester oder Liverpool – Hauptsache Bayern. Nach Informationen von Miasanrot wird Wirtz jedenfalls nach München wechseln. Oder zu einem anderen Klub. Nur der Zeitpunkt ist uns noch unbekannt. Die Ablösesumme wird aber irgendwo zwischen 0 und 200 Millionen Euro liegen.
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