FC Bayern – Mainz 05 1:2 (0:1)

Justin Trenner 02.03.2016

Acht Spiele waren die Münchner vor dem Spiel ungeschlagen gegen den FSV, darunter der 3-0 Auswärtserfolg aus dem Hinspiel. Speziell im Hinblick auf das Spiel in Dortmund am Wochenende war es wichtig für die Elf von Pep Guardiola diesen Lauf fortzusetzen.

Falls Ihr es verpasst habt:

Pep Guardiola rotierte wie in unserer Vorschau erwartet kräftig durch. Müller, Kimmich und der zuletzt formschwache Douglas Costa nahmen zunächst auf der Bank Platz, während Lahm und Alonso zur Schonung nicht mal im Kader standen. Für sie rückten Thiago, Vidal, Rafinha, Benatia und Ribéry in die Startelf.

FC Bayern vs. Mainz 05, 2. März 2016Grundformationen: FC Bayern – Mainz 05. Mainz Defensiv in einem 5-2-3 System.

Es begrenzte sich jedoch auf personelle Veränderungen, denn dem in letzter Zeit häufig praktizierten 4-1-4-1 blieb der Katalane treu.

Auch Martin Schmidt veränderte seine Mannschaft im Vergleich zum Leverkusen-Spiel. Für Pablo De Blasis durfte Christian Clemens starten und außerdem nahm der Schweizer seinen Stürmer Córdoba raus, um mit Alexander Hack einen dritten Innenverteidiger aufzustellen. Malli rückte dadurch in den Angriff und Mainz startete in einer 5-2-3 Grundordnung gegen den Ball.

Diese Aufstellung interpretierten die Mainzer aber keinesfalls passiv und defensiv. Vorne störten sie den Aufbau des FC Bayern mit drei, situativ sogar mit vier Spielern in der Hälfte der Münchner. Außerdem rückten die ballnahen Außenverteidiger immer wieder heraus, was der Guardiola-Elf in der Theorie einiges an Raum bieten sollte. Auch Baumgartlinger rückte immer wieder weit nach vorn, wenn er die Möglichkeit auf eine Balleroberung gesehen hat.

Nach einer zähen Anfangsphase gelang es den Münchnern jedoch das Spiel unter Kontrolle zu bekommen. Über Robben, Coman, aber ganz speziell Franck Ribéry konnten die Bayern immer wieder in den Strafraum der Mainzer kommen und sich erste Halbchancen erspielen. Eine erste Kontermöglichkeit schenkte Bayern in der siebten Minute durch einen ungenauen letzten Pass leichtfertig her. Es folgten eine weitere große Möglichkeiten durch Vidal (13.) sowie eine Doppelchance durch Bernat und Lewandowski (15.). Beide Szenen wurden durch Franck Ribéry eingeleitet, über den auch gegen Mainz wieder sehr viel gehen sollte. Nach 20 Minuten schienen die Bayern die Kontrolle über das Spiel endgültig erlangt zu haben. Rund 80% Ballbesitz und 3-0 Schüsse auf das Tor unterstreichen die Dominanz des Rekordmeisters in der Anfangsphase.

Doch anschließend hatte die Mannschaft von Pep Guardiola große Probleme weitere Chancen zu erspielen. Speziell im Aufbau schafften sie es nicht Überzahl zu schaffen und sich so in das Angriffsdrittel zu kombinieren. Waren die Bayern dann doch in vielversprechender Situation, scheiterten sie meist an Ungenauigkeiten. Aus dem Nichts, aber auch in eine Phase wo dem Meister wenig gelungen ist, erzielten die Mainzer dann die Führung (25.). In einer vielversprechenden Gegenpressing-Situation blieb Bussmann nur der lange Ball. Bernat trifft eine falsche Entscheidung und kann das Duell gegen Clemens nicht gewinnen. Donati bedient mit einer flachen Hereingabe Jairo. In der Folge brauchte der FC Bayern einiges an Zeit, um das Spiel wieder unter Kontrolle zu bringen, konnte aber keine nennenswerten Chancen mehr herausspielen und so ging es mit der 1-0-Führung der Gäste in die Pause.

Pep Guardiola reagierte kurz nach Beginn der zweiten Halbzeit schnell und brachte Thomas Müller für Kingsley Coman (50.). Seine Mannschaft begann druckvoll und konnte sich gute Möglichkeiten durch Lewandowski (50.) und Vidal (53.) erarbeiten, wenngleich auch Mainz eine große Chance auf das 2:0 durch Clemens hatte (51.). Nachdem sich das Spiel wieder etwas beruhigt hatte, wechselten beide Trainer. Córdoba kam für Malli auf Mainzer Seite und Costa ersetzte den unglücklich spielenden Thiago (60.). Der Druck und die Ballbesitzphasen des FC Bayern wurde immer größer, nennenswerte Torabschlüsse konnten sie sich aber nicht erspielen. In der 64. Minute war es dann allerdings Robben, der nach Vorlage von Arturo Vidal den wichtigen Ausgleich erzielen sollte. Mit einem flachen Distanzschuss aus gut 20 Metern Entfernung stellte er die Uhren wieder auf Null. Fortan gab es kaum noch Entlastung für den FSV Mainz. Robben (67.) und Lewandowski (71.) verpassten die Führung direkt im Anschluss.

Nach einer erneuten Ruhephase schafften die Mainzer aber das, was in dieser Saison noch keiner anderen Mannschaft gelungen ist: Sie erzielten das zweite Tor in der Allianz Arena (86.). Córdoba vollendete eine gute Umschaltbewegung, die die Bayern auf der Außenbahn schlecht verteidigt haben. Zunächst kommen Costa und Bernat nicht in den Zweikampf und dann verliert Vidal gegen Baumgartlinger überdies den Zweikampf im Strafraum. Baumgartlinger spitzelt dann den Ball zum Kolumbianer. Die Bayern warfen in der Schlussphase nochmal alles nach vorn, konnten die erste Niederlage zu Hause jedoch nicht mehr verhindern, obwohl Müller (90.) und Lewandowski (93.) die großen Möglichkeiten dazu hatten. Durch den Sieg der Dortmunder in Darmstadt sind es dementsprechend nur noch fünf Punkte Vorsprung vor dem Top-Spiel am Samstag.

(Bild: CHRISTOF STACHE / AFP / Getty Images)

3 Dinge, die auffielen

1. Strukturprobleme und Ungenauigkeiten

Speziell in der ersten Halbzeit hatte der Rekordmeister immer wieder Probleme sich vom Abwehr-Drittel in das Angriffs-Drittel zu befördern. Mainz stellte den Aufbau des FC Bayern immer wieder mit drei Spielern zu, weshalb die beiden Innenverteidiger und Manuel Neuer nicht genug waren, um Überzahl zu schaffen. Bernat und Rafinha positionierten sich dabei immer wieder zu hoch, oder versteckten sich hinter den Gegenspielern, weshalb es kaum Lücken für Alaba und Benatia gab. Auch Arturo Vidal positionierte sich mal zu tief und mal zu hoch. Konnte Guardiolas Team die vorderste Pressinglinie der Mainzer allerdings überspielen, hatten sie jedoch viel Platz. Über Ribéry, Coman und auch Arjen Robben kamen sie immer wieder in Strafraumnähe, wo es dann aber an starken Ungenauigkeiten scheitern sollte. Es waren meist der letzte, oder aber der vorletzte Pass, der den Münchnern eine gute Torchance verwehren sollte.

Franck Ribéry brachte nur 33 von 47 Pässen im letzten Drittel an einen Mitspieler, Arjen Robben 32 von 38, Bernat 27 von 35 und Rafinha lediglich 26 von 33. Kingsley Coman spielte bis zu seiner Auswechslung nur acht Pässe im letzten Drittel, wovon sechs ankamen. Oft war es das Passspiel was einfach zu ungenau war, manchmal reagierten die Münchner im Positionsspiel aber auch zu spät auf die Bewegungen der Mainzer. Oft hatte man den Eindruck, dass die Spieler nicht gedankenschnell genug waren, um sich zwischen den Linien gut genug zu positionieren. Thiago wurde so immer wieder isoliert und zu Ballverlusten gezwungen. Das Zusammenspiel zwischen Bernat und Ribéry, aber auch das von Coman und Rafinha klappte nur selten, weil Bernat in vielen Situationen zu lässig war und Rafinha seinem Flügelpartner immer wieder zu wenig Unterstützung anbot. In der zweiten Halbzeit lief das Kombinationsspiel etwas besser, weil Mainz kaum noch zu Entlastungsangriffen ansetzte, was Rafinha als Aufforderung für mehr Offensivaktionen spät richtig interpretierte.

2. Vidal und Ribéry verbessert

Lichtblicke gab es dennoch. Arturo Vidal scheint seine Rolle beim FC Bayern gefunden zu haben und Franck Ribéry kann offensichtlich auch schon von Anfang an wichtig für die Mannschaft sein. Nach zuletzt guten Auftritten in Augsburg und Turin, legte Vidal auch gegen Mainz einen guten Auftritt hin. Zwar hatte er sich im Aufbau nicht immer gut positioniert, zeigte dafür aber im Gegenpressing und auch in seinen Offensivaktionen eine starke Leistung. Drei Schüsse brachte er auf das Tor der Mainzer, lediglich Loris Karius verwehrte ihm einen Treffer. Außerdem spielte der Chilene fünf Torchancen heraus, was zusammen mit Franck Ribéry dem Bestwert entspricht. Drei Interceptions, zwei erfolgreiche Tacklings, 126 Ballkontakte und die Vorlage zum zwischenzeitlichen Ausgleich unterstreichen seine gute Leistung. Lediglich am Aufbauspiel muss er weiter arbeiten, denn von 109 Pässen fanden nur 97 ihr Ziel. Einer leitete den Angriff zum 2:1 der Mainzer mit ein, wobei es bis zum Gegentreffer noch eine lange Fehlerkette gab.

Bei Franck Ribéry hatten wir zuletzt noch die Rolle in Aussicht gestellt, dass er für den FC Bayern in Zukunft speziell in der Schlussphase als Joker glänzen könne. Gegen Mainz zeigte der Franzose aber, dass er auch durchaus eine Alternative für die Startelf ist. Von Anfang an gingen viele Angriffe über seine Seite. Mit fünf Torschussvorlagen, fünf erfolgreichen Dribblings und 102 Ballkontakten war er der auffälligste Offensivspieler der Bayern. Auch wenn gegen Ende die Kräfte nachließen und sich Ungenauigkeiten einschlichen, zeigte er eine Leistung die Mut macht für den Rest der Saison.

3. Der vierte Rückstand zu Hause

Nach den Spielen gegen Augsburg, Wolfsburg und Darmstadt ging der FC Bayern gegen den 1. FSV Mainz 05 zum vierten Mal in dieser Saison in einem Heimspiel in Rückstand. Ein Spiel zu drehen ist besonders dann nicht einfach, wenn der Gegner tief steht. Der FC Bayern kam zwar durch den Ausgleich noch mal zurück, konnte aber anschließend aus dem hohen Druck nichts mehr machen und kassierte sogar noch ein Gegentor in der Schlussphase. Wie die Bayern teilweise mit Rückständen umgehen ist zumindest bemerkenswert. Liegt die Elf von Pep Guardiola hinten, braucht sie zum Teil lange, um zum gewohnten Spiel zurückzufinden. In der ersten Halbzeit konnten sie sich 20 Minuten lang kaum eine Chance erspielen, obwohl Mainz nicht herausragend verteidigte mit der Führung im Rücken.

Vielleicht fehlt hier auch einfach das nötige Risiko. Im gesamten Spiel wich Guardiola nicht von der Viererkette ab und entwickelte so auch zu wenig Druck nach vorne. Da Bernat und Rafinha ohnehin ohne großen Einfluss waren, hätte er einen der beiden austauschen können. Ribéry und Robben zeigten zwar beide eine gute individuelle Leistung, waren aber auch nicht in der Lage den Druck permanent aufrecht zu erhalten. Eventuell fehlt hier auch ein zweiter Strafraumstürmer im Kader, der Lewandowski noch mehr entlasten kann, als Müller es konnte. Eine Umstellung auf ein klares 3-5-2 hätte vielleicht für mehr Strafraumaktionen sorgen können. Bernat kam trotz mehrfacher Möglichkeiten auf nur zwei Flanken. Eine davon war erfolgreich – in der 90. Spielminute. Rafinha kam auf drei Flanken und war ebenfalls nur ein Mal erfolgreich. Zu wenig, um das Offensivspiel zu variieren und größere Lücken im Zentrum zu schaffen.

Lewandowski erwischte keinen guten Tag und schoss nicht ein Mal auf das Tor von Loris Karius, da seine beiden Versuche das Tor verfehlten. Im Vergleich zu den Vorwochen ein unterdurchschnittlicher Wert. Auch seine Passquote von 68,2% ist weit unter seinem Durchschnitt und zeigt, dass auch der Pole mal einen schlechten Tag haben kann. Wenn Müller dies nicht auffangen kann, weil er wie in den letzten Wochen zu sehen etwas seiner Form hinterherläuft, dann fehlen dem FC Bayern gegenwärtig die Alternativen. Müller brachte es nach seiner Einwechslung auch nur auf einen Abschluss.

FC BAYERN – 1. FSV MAINZ 05 1:2 (0:1)
FC Bayern Neuer – Rafinha, Benatia, Alaba, Bernat – Vidal – Coman (51. Müller), Robben, Thiago (60. Costa), Ribéry – Lewandowski
Bank Ulreich – Kimmich, Tasci, Rode, Götze
1. FSV Mainz 05 Karius – Donati (73. Brosinski), Balogun, Hack, Bungert (46. Latza), Bussmann – Baumgartlinger, Frei – Clemens, Malli (60. Cordoba), Jairo
Tore 0:1 Jairo (26.), 1:1 Robben (64.), 1:2 Cordoba (86.)
Karten Gelb: Rafinha / Balogun, Bussmann
Schiedsrichter Stegemann (Niederkassel)
Zuschauer 75.000 (ausverkauft)