FC Sevilla – FC Bayern München 1:2 (1:1)
Nach einer schwierigen ersten und einer besseren zweiten Hälfte gewannen die Bayern durch ein Tor von Thiago am Ende mit 2:1 und haben so beste Chancen auf den Halbfinaleinzug.
Falls Ihr es verpasst habt:
Etwas überraschend verzichtete Jupp Heynckes auf James Rodríguez, stattdessen startete Arturo Vidal. Des Weiteren saß Arjen Robben nur auf der Bank, Thomas Müller rückte nach rechts und Thiago war dafür mit von der Partie. Auf David Alaba musste Heynckes verletzungsbedingt verzichten, stattdessen lief Juan Bernat von Beginn an auf.
Die Bayern begannen sofort druckvoll. Unter den lautstarken Anfeuerungsrufen der Sevilla-Fans für ihre Mannschaft versuchten die Bayern, mit Ballbesitz Ruhe in die Partie zu bekommen; es zeichnete sich eine recht klare 4-3-3 Staffelung im Aufbau ab. Nach guter Eröffnung und einem sauberen Seitenwechsel kamen die Bayern zu einem ersten Eckball mit anschließender Chance von Hummels.
In den ersten fünf Minuten zeigte sich schnell, wie die beiden Teams das Spiel angehen wollten. Die Bayern waren auf Kontrolle bedacht, während Sevilla versuchte, schnell umzuschalten. Allerdings war auch Sevilla in der Lage, sich mit ruhigen Pässen Raum zu erarbeiten, wenn ein Konter nicht klappte.
Bayerns Ausrichtung in Ballbesitz war durch eine Asymmetrie geprägt: Kimmich bearbeitete die rechte Seite komplett alleine, Müller schob als zweite Spitze in die Mitte, während Arturo Vidal sich in höheren Zonen im Zentrum aufhielt. Auf der anderen Seite hielten die einzelnen Akteure die Positionen nicht so strikt, sondern wechselten hin und wieder ihre Positionen. Thiago kippte regelmäßig in den Raum neben Mats Hummels, gleichzeitig schob Juan Bernat weit nach vorne, während Ribéry in den Halbraum rückte. Aber auch eine breite Position von Ribéry war gelegentlich zu beobachten, Bernat besetzte dann jeweils kurz den Halbraum.
In einer hitzigen Anfangsphase kam Sevilla hin und wieder in gefährliche Zonen. Die Bayern wirkten nach Ballverlusten vor allem im Zentrum nicht immer gut gestaffelt, allerdings resultierte daraus nichts Nennenswertes für Sevilla, da Bayern dies gut verteidigen konnte.
Passend zur aufgeheizten Stimmung ließ sich Ribéry wieder einmal provozieren, kam aber mit Gelb davon.
Aus der ersten längeren Ballbesitzphase von Sevilla resultierte sofort die riesige Chance. Bayern schaffte es nicht, Druck auf N´Zonzi auszuüben, über die linke Seite kam der Ball in den Sechzehner. Der Abpraller landete bei Sarabia, der aber aus sieben Meter nicht das Tor traf. Bayerns rechte Verteidigungsseite sah bereits davor nicht immer perfekt abgestimmt aus.
Aber der 20. Spielminute schaffte es Sevilla, das Spiel mehr an sich zu reißen. In ihrem 4-4-2 stellten sie im Pressing den Spielaufbau des Fc Bayern zu. Vor allem mit der wechselnden Höhe im Anlaufen hatten die Bayern ihre Probleme. In dieser Phase schaffte es das Team von Jupp Heynckes nicht, den Ball ruhig in die gegnerische Hälfte zu bringen. Auch in Sevillas Hälfte hatte Bayern Probleme, die nötige Durchschlagskraft zu entwickeln. Dies lag unter anderem an der kompakten Verteidigung von Sevilla, aber auch an Bayerns suboptimaler Struktur in Ballbesitz.
In der 31. Spielminute schafften es die Bayern wieder nicht, die Flanke auf ihrer rechten Seite zu verhindern. Am langen Pfosten stand Bernat zum wiederholten Male falsch und Sarabia vollendete zum 1:0 für Sevilla.
5 Minuten später kamen die Bayern dann zum Ausgleich. James, der für den verletzten Vidal gekommen war, erhielt nach einer Verlagerung durch Müller den Ball im Halbraum und nahm Ribéry mit. Den abgefälschten Schuss von Ribéry konnte Torhüter Soria dann nicht mehr abwehren.
Nach James’ Einwechslung besetzte der Kolumbianer den rechten Halbraum, wo Bayern zuvor die Präsenz besonders gefehlt hatte. Nach dem Ausgleich versuchten die Bayern erstmal, das Spiel wieder zu beruhigen. Weiterhin war auffällig, dass es den Bayern an Lösungen in der Offensive fehlte. Meist versuchte man, durch Verlagerungen rechts Kimmich freizuspielen, der dann flanken konnte. Sevilla verteidigte dies meist aber sehr sicher.
Zur Pause brachte Heynckes, wie zu erwarten gewesen war, Rafinha für den schwachen Bernat. Gleich zu Beginn hatte Sevilla trotzdem wieder die Chance zur Führung, aber Martínez konnte mit einer Grätsche im Sechzehner gerade so noch retten. Sevillas Möglichkeit konnte man aber sinnbildlich für Bayerns Probleme an diesem Abend nehmen. Aufgrund weniger Optionen für Hummels, spielte dieser einen riskanten Pass zwischen die Linien, die Bayern besetzten dort aber gar nicht die entsprechende Position und konnten deshalb auch nicht ins Gegenpressing gehen. Nach einem langen Ball ließ sich Boateng abkochen und so kam Sevilla zur Chance.
In der Folge beruhigte sich das Spiel zum ersten Mal ein wenig. Sevilla merkte man den Kräfteverschleiß an, während die Bayern durch längere Phasen der Ballzirkulation versuchten, Sevilla in Bewegung zu bringen und so zu Fehlern zu zwingen. Meist hielten sich Bayerns Angriffe aber auf den Flügeln und damit weit weg vom Tor der Mannschaft von Vincenzo Montella auf.
Sevillas Kraftprobleme zeigten sich bei Martínez’ Chance in der 65. Minute; die Bayern ließen den Ball tief zirkulieren, während Sevilla versuchte, die Räume zuzustellen. Allerdings gelang ihnen das nicht so gut wie in Durchgang 1. Bayern konnte sich über einen längeren Ball befreien und den freien Raum attackieren. Letztlich fand Müller Martínez am langen Pfosten, aber Soria reagierte gut.
Nur zwei Minuten später erzielte Thiago die Führung für die Bayern. Nach einer der zahlreichen Verlagerungen, die Bayern nutze, konnte Ribéry ungestört flanken und fand Thiago am zweiten Pfosten.
Nach dem Tor bekamen die Bayern etwas mehr Platz, schafften es aber nicht mehr sich weitere große Chancen herauszuspielen. Sevillas Schlussoffensive viel auch recht dünn aus. Auch weil das Team von Trainer Montella nicht mehr die Kraft hatte. So endete das Spiel letztlich ohne weitere große Highlights mit 2:1 für die Bayern.
3.Dinge, die auffielen
1. Schwächelndes Gegenpressing
Besonders in der ersten Halbzeit kam Sevilla regelmäßig in gefährliche Räume, da die Bayern es nicht schafften, im Gegenpressing Zugriff zu erhalten. Sevilla konnte sich dementsprechend befreien und Hummels, Martínez und Boateng mussten immer wieder richtig stehen, um etwaige Pässe abzufangen.
Ein löchriges Gegenpresssing liegt meist daran, dass die Struktur in Ballbesitz nicht stimmt. Im Klartext heißt das, dass Bayerns Akteure im Moment des Ballverlustes etweder zu weit auseinander standen oder viele Akteure auf einer Linie positioniert waren, was ein erfolgreiches Gegenpressing schwierig machte. Die Bayern verloren den Ball meist in Situationen, in denen sie zu weit auseinander standen. Zum einen versuchten sie, Pässe nach vorne recht früh zu spielen, zum anderen waren sie schlecht gestaffelt, um den Ball zurückzuerobern. In der zweiten Hälfte verbesserte sich Bayerns Struktur durch die Hereinnahme von James und dementsprechend waren die Bayern nur noch zu Beginn des zweiten Durchgangs anfällig.
2. Martínez’ Probleme
An diesem Abend zeigte sich Martínez’ Stärke in der Defensive immer wieder, in letzter Sekunde konnte er mit einer starken Grätsche noch vor Ben Yedder klären. Im Zentrum wurde er immer wieder alleine gelassen und konnte viele Konter so nicht verhindern. Alles in allem gibt er dem Team aber die nötige Stabilität in der Defensive.
Seine Schwächen zeigten sich allerdings auch immer wieder. In Ballbesitz spielt Martínez keine Rolle und kann auch kaum Impulse setzen. Zu Beginn positionierte er sich noch zwischen den beiden Stürmern von Sevilla und diente als Verbindungs- und Durchlaufstation, hier half er dem Team am Besten. Presste Sevilla hingegen höher, schaffte er es nicht, im Aufbauspiel zu helfen. Auch deshalb schob Thiago vereinzelt zwischen die Innenverteidiger, während sich Martínez weiter vorne positionierte. Auch in der zweiten Halbzeit ging viel über die Halbräume mit Thiago und James. Martínez kann in diesen Situationen nur als Absicherung dienen. Vielleicht spielt er auch deshalb in der spanischen Nationalmannschaft keine Rolle.
3. Thiago, der Mann für die Struktur
Gegen Sevilla durfte Thiago von Beginn an ran und zeigte sofort seinen Einfluss. Der kleine Spanier war sehr präsent und schaffte es durch seine Positionierung, Bayerns Problemen im Aufbauspiel etwas entgegenzuwirken. Besonders die linke Seite unterstützte Thiago so sehr clever. Speziell sein Gespür für die richtige Positionierung ist immer wieder bemerkenswert. Er gehört auch zu den wenigen Spielern im Bayernkader, der den Ball fast immer richtig annimmt und sich so in vorteilhafte Positionen bringen kann. Ein weiterer Akteur mit dem Profil von Thiago würde den Bayern nicht schaden.
Ebenfalls zu loben ist Rafinha, der die linke Seite in der zweiten Hälfte nicht nur in der Defensive dicht machte, sondern auch im Spiel mit dem Ball Ribéry gut unterstützte.
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FC Sevilla – FC Bayern 1:2 (1:1) | |
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FC Sevilla | Soria – Navas, Kjaer, Lenglet, Escudero – Pizarro, N’Zonzi – Sarabia, Vazquez, Correa (78. Ramirez) – Ben Yedder (80. Muriel) |
Bank | Rico, Geis, Pareja, Nolito, Arana |
FC Bayern | Ulreich – Kimmich, Boateng, Hummels, Bernat (46. Rafinha) – Martínez – Thiago, Vidal (36. James) – Müller, Ribéry (79. Robben) – Lewandowski |
Bank | Starke, Wagner, Süle, Rudy |
Tore | 1:0 Sarabia (31,), 1:1 Navas (37./Eigentor), 1:2 Thiago (68.) |
Gelbe Karten | Correa / Ribéry, Bernat |
Schiedsrichter | Daniele Orsato (Italien) |
Zuschauer | 42.000 |