4:0! Die Bayern zünden gegen Wolfsburg zum Fest alle Kerzen an
Zum Abschluss der englischen Woche hat der FC Bayern den VfL Wolfsburg empfangen. Die Wölfe haben nach einem starken Start (12 Punkte aus den ersten vier Spielen) stark nachgelassen. Nur noch 8 Punkte holten die Niedersachsen aus den restlichen 12 Spielen.
Falls ihr es verpasst habt
Aufstellung
Julian Nagelsmann wird man nicht nachsagen können, dass er für diese Partie die ‘Qual der Wahl’ hatte. Vielmehr stellte sich die erste Elf fast von alleine auf. Neben den zahlreichen Ausfällen meldeten sich Niklas Süle und Kingsley Coman ebenfalls nicht spielfit. Im Vergleich zum souveränen 5:0 gegen Stuttgart rückten für sie Upamecano und Leroy Sané in die Startelf.
Florian Kohfeldt entschied sich für eine 3-4-3-Formation. Das klingt offensiver, als es sich auf dem Platz herausstellte. Auf dem Rasen zeigte sich eine klare Fünferkette mit Gerhardt und Baku auf den Außenverteidigerpositionen. Über Renato Steffen und Waldschmidt sollte dann schnell nach vorne gespielt werden. Der mittlerweile bekannte Ansatz gegen den hoch stehenden FC Bayern. Am Ende waren es vier Wechsel in der Startelf im Vergleich zur 2:3-Niederlage unter der Woche.
1. Halbzeit
Thomas Müller konnte schon mit dem Anpfiff jubeln. Er bestritt sein 400. Bundesliga-Spiel. Es entwickelte sich mit dem Anstoß direkt ein Spiel auf ein Tor. Wolfsburg versuchte gar nicht zu pressen, sondern versuchte sehr tief gestaffelt zu stehen. Das bestraften die Bayern sofort mit der ersten Standardsituation. Wolfsburg bekommt eine Freistoßflanke nicht geklärt. Gnabry kommt so zum Abschluss aus der Distanz und Casteels kann den Ball nur abklatschen lassen. Müller verwertet den zweiten Ball zur frühen 1:0-Führung (7.).
Im Gegenzug hatte Weghorst die Chance auf den Ausgleich, aber er scheiterte an Neuer (9.). Im Anschluss daran entwickelte sich wieder ein Spiel auf ein Tor. Die Bayern taten sich schwer in den Strafraum zu kombinieren. Torschüsse hatten Seltenheitswert. Kurz vor Ende der ersten Halbzeit war das Torschussverhältnis “nur” 6:4 zugunsten der Bayern. Die optische Überlegenheit konnte nicht ausgenutzt werden, dass Spiel früh zu entscheiden. Was zum einen an der sehr konzentrierten Leistung der Wolfsburger lag, aber auch an den fehlenden Ideen der Bayern, den Defensiv-Riegel zu knacken. Mit zunehmendem Spielverlauf kamen noch viele Unkonzentriertheiten hinzu.
2. Halbzeit
Ohne personelle Änderungen ging es in die zweite Halbzeit. Die Bayern verstanden es jetzt besser, dass Spiel flexibler zu gestalten. Davies und Gnabry waren besser eingebunden und dadurch kam mehr Breite in das Spiel. Das 2:0 fiel trotzdem wieder nach einer Standardsituation. Sané und Gnabry führen eine Ecke kurz aus und binden Müller ein. Seine Flanke fand Upamecano und der köpfte locker ein (57.).
Nur drei Minuten später trafen die Bayern erneut. Über die rechte Seite hebelten Gnabry und Sané die Wolfsburger erneut aus. Sané schlenzte den Ball von der Strafraumkante ins lange Eck. Ein tolles Tor (60.).
Der wieder sehr solide spielende Marc Roca durfte in der 74. Minute vom Platz. Für ihn kam Marcel Sabitzer. Wenig später kamen noch Nianzou, Richards und Sarr für Hernández, Davies und Gnabry. Es ging Richtung Weihnachtspause. Einen hatten die Bayern aber noch. Musiala legte einen Chipball per Kopf quer auf Lewandowski, der artistisch zum 4:0-Endstand traf.
Die Bayern gewannen auch am Ende in der Höhe verdient gegen den VfL Wolfsburg. Die Gäste versuchten sich von Anfang an, den Schaden in Grenzen zu halten. Die Bayern zeigten vor allem in der zweiten Halbzeit eine sehr konzentrierte Leistung. Mit mindestens sechs Punkten Vorsprung werden sie 2022 in die Rückrunde starten.
Dinge, die auffielen
1. Ordentliche Hinrunde
Was bleibt von dieser Hinrunde hängen? Bleiben die klaren Siege gegen Barcelona, Leipzig und Leverkusen in Erinnerung? Oder doch eher die Niederlagen gegen Frankfurt und Augsburg? Sicher unvergessen bleibt das nach wie vor unerklärliche 0:5-Pokal-Aus gegen Gladbach. Nüchtern betrachtet haben die Bayern in der ersten Hinrunde unter Nagelsmann 43 Punkte geholt. Vier Punkte mehr als letztes Jahr unter Flick und gar zehn Punkte mehr als in der Sextuple-Saison. Der Trend geht in die richtige Richtung und dennoch wäre fast noch mehr möglich gewesen – und das bei 56:16 Toren in der Liga.
In den letzten Spielen fehlte häufig die letzte Konsequenz. Zwar stimmte die quantitative Anzahl an Abschlüssen, aber nicht die Qualität. Das mag auch an den vielen Quälereien neben dem Platz. Nicht nur die Qatar-Debatte auf der Jahreshauptversammlung, sondern auch die vielen Corona-Infektionen im Kader und der nicht vorhandene Impfschutz der Spieler sorgten für viel Ablenkung. Hier war das neue Trio Hainer, Kahn und Salihamidžić nicht immer ganz sattelfest unterwegs. Probleme wurden zu lange ausgesessen, anstelle sie aktiv anzugehen.
2. Der traurige Robert
Robert Lewandowski macht zur Zeit einen äußerst traurigen Eindruck. Fast so wie ein Kind, was zu Weihnachten nicht das erhoffte und ersehnte Weihnachtsgeschenk bekommen hat, sondern doch nur den kratzigen Norwegerpullover von den Großeltern. Statistisch gesehen hat Lewandowski in der Bundesliga sogar mehr Abschlüsse und mehr Schüsse auf das Tor als in der vergangen Saison. Der Expected-Goals-Wert liegt mit 0.14 unter dem Wert der Vorsaison. Ein kleiner Unterschied. Rechnet man die Elfmeter raus, ist der Unterschied sogar mit 0.03 zwar statistisch messbar, auf dem Rasen würde man diese Differenz wohl nicht ausmachen. Und dennoch wirkt Lewandowski unzufrieden.
Der Pole ist äußerst ehrgeizig, das war auch gegen Wolfsburg wieder zu sehen. Chancen auf ein Tor hatte er – in der 88. Minute traf er auch äußerst sehenswert und schnappte Gerd Müller den nächsten Rekord weg. Lewandowski traf 43 Mal in der Bundesliga in einem Kalenderjahr. Gefühlt will er in jedem Spiel beweisen, dass er die Wahl des Ballon d’Or fälschlicherweise verloren hat. Das ist menschlich nachvollziehbar, dennoch wirkt er überreizt. Die Pause wird auch Lewandowski gut tun.
3. Zu starker Zentrumsfokus
Das Spiel der Bayern war zu ausrechenbar in der ersten Halbzeit. Zu häufig versuchte es die hoch stehende Dreierkette Pavard, Upamecano und Hernández durchs Zentrum. Dort war der Raum sehr eng und selbst Spieler wie Musiala oder Sané konnten in der berühmten Zone 14 (rund um den gegnerischen Strafraum) kaum Angriffe initiieren. So sah das Spiel der Münchner meist gefällig aus, blieb aber vor dem Tor ungefährlich.
Mehr Variabilität – zum Beispiel auch mal zur Grundlinie zu gehen, wurde verpasst. Das hätte die Wolfsburger Ketten auch mehr in Bewegung gebracht. In der zweiten Halbzeit machten es die Bayern besser. Gnabry war endlich ins Spiel eingebunden. Das 2:0 und 3:0 wurden über Außen eingeleitet. Wolfsburg tat sich nun viel schwerer sich zu stellen.