FC Bayern – News: Zu wenig Mut im Sommer! Eberl und Freund müssen Kaderplanung hinterfragen
Wo ist Presse, wo ist Rummel, wo wird immer diskutiert? Beim Stern des Südens natürlich. In unserem Round-Up-Format wollen wir euch jeden Morgen um 6 Uhr* über das Wichtigste zum FC Bayern München informieren – und geben dem Ganzen mit unserer eigenen Art einen individuellen Touch.
Hier geht es zu einer ausführlichen Taktik-Analyse zur Niederlage des FC Bayern beim FC Barcelona
- FC Barcelona vs. FC Bayern: Ein Rückblick auf vergangene Duelle
- Lewandowski vs. Kane: Wer ist der bessere Bayern-Stürmer?
- MSR356: Zur aktuellen Podcastfolge
Das Thema des Tages: Der FC Bayern hatte im Sommer zu wenig Mut
29,5. Das war das Durchschnittsalter des FC Bayern im Duell mit dem FC Barcelona. Dass der Schnitt so hoch liegt, lag auch daran, dass mit Aleksandar Pavlović und Josip Stanišić zwei junge Spieler nicht zur Verfügung standen, mit Jamal Musiala ein weiterer nicht fit genug für die Startelf war.
Trotzdem bleibt nach dem 1:4 in Barcelona ein ernüchterndes Fazit: Man hat im Sommer zu wenig Mut in der Kaderplanung gezeigt. Es hätte einen radikaleren Umbruch geben müssen – und das notfalls, indem man stark in Vorkasse geht.
Klar ist: Die Situation war für Max Eberl und Christoph Freund keine leichte. Am liebsten hätte man wohl Leon Goretzka, Serge Gnabry und auch Kingsley Coman verkauft. Sie alle entschieden sich aber für ihre sehr gut dotierten Verträge in München. Verträge, die Eberl und Freund nicht gemacht haben.
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Richtigerweise hat man diesen Spielern auch öffentlich klargemacht, dass es passieren kann, dass sie dann hinten dran sind. Falscherweise hat man den Kader nicht auf wichtigen Positionen nochmal entscheidend verstärkt.
Kader mit eklatanten Lücken in der Defensive
In der Defensive hat man sich in den letzten Jahren trotz großer Ausgaben sukzessive verschlechtert. Die Qualität von Dauerbrenner Benjamin Pavard fehlt ebenso wie zumindest die theoretische Qualität von Lucas Hernández. Letzterer war zu oft verletzt, um die hohen Ausgaben für ihn zu rechtfertigen, doch adäquat ersetzt wurde er nicht.
Bei Minjae Kim zeichnet sich immer mehr ab, dass er auf dem höchsten Niveau nicht gut genug ist. Häufig lässt er sich aus seiner Position ziehen. Selbst wenn man beim zweiten Barça-Tor argumentieren würde, dass er gefoult wurde, darf er sich schlicht nicht vor seinen Gegenspieler bewegen, sondern sollte dahinter bleiben. Thomas Tuchel sagte mal über den Südkoreaner, dass er „zu gierig“ sei. Zutreffend.
Hinter Dayot Upamecano und Kim gibt es zudem kaum Optionen. Das liegt einerseits an der Verletzung von Hiroki Ito und dem gescheiterten Transfer von Jonathan Tah, andererseits aber auch an der fehlenden Konsequenz der Kaderplaner. Hier hätte man hartnäckiger sein sollen – entweder bei Tah oder einer entsprechenden Alternative. Auf der Rechtsverteidiger-Position hat man ausschließlich Spieler, die allenfalls sehr gute Backups sind. Einen Spieler mit Stammspielerqualität hat man nicht verpflichtet.
FC Bayern auch offensiv mit Problemen
Und dann ist da die Offensive. Gegen den FC Barcelona hätte sich der FC Bayern mindestens fünf, sechs, vielleicht sogar sieben Großchancen herausspielen können. Daraus hätten drei, vier Tore mehr entstehen müssen.
Dass das nur ein Gedankenspiel im Konjunktiv bleibt, ist der mangelnden Qualität der Angreifer rund um Harry Kane geschuldet. Thomas Müller ist immer noch gut, aber längst nicht mehr Weltklasse. Serge Gnabry war seit vielen Jahren nicht mehr Weltklasse. Leroy Sané steht neben sich, als wäre schon wieder Rückrunde. Kingsley Coman hatte noch nie besonders viel Zug zum Tor. Und Michael Olise ist noch nicht weit genug, was ganz normal ist.
Die Gegner haben es dem FC Bayern zuletzt reihenweise vorgemacht. Raphinha machte aus wenigen Chancen drei Tore. Wer ist bei den Münchnern derart klinisch? Dieses Problem hätte man zwingend angehen müssen. Denn es ist die Essenz des Kernproblems im Kompany-System. Die Analysen der Spieler nach den letzten Partien brachten es auf den Punkt: Fehlende Präzision war ein großes Thema.
Letztendlich ist das auf fehlende Qualität zurückzuführen. Das bedeutet nicht, dass diese Spieler nicht gut wären. Sie sind einfach nur nicht Weltklasse. Und das ist eine Erkenntnis, die man mit Blick auf die Vergangenheit schon im Sommer hätte haben können. Am Ende entschied man sich dafür, die Vielverdiener weiter durchzuschleppen, punktuell zwei, drei Spieler dazuzuholen und darauf zu hoffen, dass der frische Wind des Trainers reicht.
Trust the process, aber …
Die Quittung für den fehlenden Mut gibt es bereits im Herbst. Und es ist nicht absehbar, dass man entscheidend gegensteuern kann. So wird es mit dem Schritt nach ganz oben schwer. Es wird aber auch in Zukunft schwer, wenn man Spielern wie Manuel Neuer einen neuen gut bezahlten Vertrag anbietet, um ein weiteres Jahr überbrücken zu wollen.
Überbrückt hat man mittlerweile genug. Von Eberl und Freund sollte man frischen Wind erwarten dürfen. Es ist an der Zeit, die Lehren aus Abenden wie jenem in Barcelona zu ziehen und den Kader an den richtigen Stellen anzupacken.
Nochmal: Es geht hier um Nuancen auf dem Weg zur Weltklasse. Der FC Bayern ist nach wie vor ein starkes Team. Wegen der jüngsten Ergebnisse in Panik zu verfallen oder jeden Stein umdrehen zu wollen, wäre der falsche Weg. Aber es braucht eine gesunde Mischung aus Vertrauen in den eingeschlagenen Weg mit Trainer Kompany und der Unterstützung von oben durch eine konsequentere Kaderpolitik.
Die Probleme des Rekordmeisters liegen nicht im taktischen Bereich. Es ist nahezu egal, welche Spielidee ein Trainer in den vergangenen Jahren mitgebracht hat. Die Art und Weise, wie man Gegentore kassiert oder vorne nicht trifft, bleibt gleich. Und daraus muss man Konsequenzen ziehen. Dann ist mittelfristig sehr viel möglich. Trust the process, aber tu eben auch alles dafür, dass der Prozess bestmöglich durchgeführt werden kann.
*Eigenwerbung
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FC Bayern – News: „Teilweise Harakiri von uns“ – die Stimmen zum Spiel
Nach der 1:4-Niederlage gegen den FC Barcelona zeigte sich Joshua Kimmich bei DAZN selbstkritisch: „Eine große Niederlage. Das Ergebnis ist natürlich sehr deutlich. In der ersten Hälfte war es gefühlt nicht so deutlich, auch wenn wir schlecht ins Spiel gekommen sind nach dem frühen Gegentor. Nach dem 1:1 waren wir voll da. Dann bekommen wir sehr unglücklich das 2:1. Kurz vor der Halbzeit kassieren wir ein drittes Tor, was uns sehr wehgetan hat“, so der Mittelfeldspieler. Beim zweiten Gegentor sah er zudem „eher ein Foulspiel“ an Kim.
„Ich finde, dass das 4:1-Ergebnis angesichts des Spielverlaufs nicht fair war, aber wir haben die Niederlage verdient“, erklärte Kimmich weiter: „Auf dem Platz hat es sich angefühlt, dass wir nicht so sauber waren. Wir hatten zwei Teams, die sehr offen gespielt haben. Beide Teams haben hoch gepresst. Es war teilweise schon Harakiri von uns.“
„Die Sauberkeit haben wir vermissen lassen. Wir haben Fehler gemacht, hätten in Sachen Aggressivität präsenter sein müssen, das muss man gerade im Mittelfeld gegen spielstarke Mannschaften wie Barça zeigen“, kritisierte auch Kapitän Manuel Neuer und lobte den Gegner: „Wobei man auch sagen muss, dass die Intensität bei Barça höher war, als bei den letzten Teams.“
Für Vincent Kompany gibt es jetzt „null Ausreden“, die tiefe Analyse wolle er aber intern machen: „Wir werden zusammenstehen und aus diesem Spiel lernen, das wird jetzt nicht unsere Saison entscheiden.“ In der Mixed Zone fand Kimmich noch optimistische Worte: „Ich bin ruhig, weil ich von der Art und Weise, wie wir spielen, überzeugt bin. Sie haben uns nicht hergespielt.“
FC Bayern – News: Berater von Alphonso Davies reagiert auf Gerüchte
Der Berater von Alphonso Davies hat auf die Gerüchte reagiert, dass er beim FC Bayern in Ungnade gefallen sei. „Ich werde nicht mit Beleidigungen um mich werfen, wenn ich über Alphonsos Zukunft diskutiere“, sagte Nick Huoseh im Gespräch mit TSN Soccer: „Meine Priorität ist Alphonsos Zukunft. Ich habe immer gesagt: Wenn Bayern irgendetwas besprechen will, können wir das im Sitzungssaal diskutieren.“
Mehrere Medien berichteten zuletzt, dass vor allem Uli Hoeneß sich intern immer wieder negativ über Huoseh geäußert habe. Ob Davies seinen Vertrag beim FCB verlängert, ist nicht abzusehen. Real Madrid und Manchester United gelten als interessiert. Der Vertrag des Kanadiers läuft im kommenden Sommer aus.
Schnelle News im Überblick
- Die Bayern haben jetzt zum ersten Mal in der Geschichte der Champions League drei Auswärtsspiele in Serie verloren.
- Auch die U19 des FC Bayern verliert in Barcelona deutlich. Die 1:3-Niederlage war verdient und hätte auch noch höher ausfallen können.
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