FC Bayern kämpft sich mit 1:0 gegen Arsenal ins Halbfinale der Champions League!
Thomas Tuchel ging in sein womöglich letztes relevantes Bayern-Spiel ohne Rücksicht auf Verluste. Die Frage Mazraoui oder Guerreiro beantwortete Thomas Tuchel keck mit: “Beide!” Der Marokanner gab hierbei den defensiveren Part. Thomas Müller blieb die Bank, auf der sich auch Aleksandar Pavlović gesellte. Das so ungleiche gleiche Duo aus der Vorwoche mit dem schwächelnden Laimer und dem Brecher Goretzka begannen erneut.
Mikel Arteta stellte mit einem Unterschied die identische Mannschaft der Vorwoche auf. Der Japaner Tomiyasu spielte diesmal links hinten. Etwas überraschend blieb Gabriel Martinelli im Team, obwohl dieser im Hinspiel komplett abgemeldet war und sein Konkurrent Trossard traf.
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FC Bayern München: Der Spielverlauf
Von Arsenals fulminanter erster Halbzeit des Hinspiels war von Beginn an nichts zu sehen. Stattdessen lief vieles der Partie im Mittelfeld ab. Die wenigen Halb- oder eher Viertelchancen gehörten dem FC Bayern. Arsenal mochte mehr Ballbesitz haben, Bayern mauerte allerdings auch nicht. Um die 30. Spielminute kam der FC Arsenal innerhalb weniger Minuten zu drei guten Chancen, in dieser Phase fanden sie die Räume zwischen den Ketten. Arsenal übernahm zur Halbzeitende endgültig die Spielkontrolle, es blieb allerdings noch beim 0:0.
Gleich zu Beginn der zweiten Spielhälfte kam der FC Bayern zur größten Chance der Partie, als Goretzka einen Kimmich-Chip an die Querlatte setzte. Es entstand nun zwar kein entfesseltes Spiel, aber das Ballgeschiebe der ersten Hälfte war definitiv in der Kabine geblieben.
In der 63. Minute wurde der Bann dann endlich gebrochen. Kimmich initiierte den Angriff und sprintete selber ins Zentrum, der Ball kam von links von Guerreiro zurück und Kimmich köpfte selber mit irrsinnigem Tempo ein.
Bayern kam in den Folgeminuten zwar nicht zu Großchancen, aber war mehrfach kurz davor. Arsenal wankte, fiel aber nicht. Allmählich kamen sie besser in die Partie, doch Bayerns knappe Führung hielt. Bayern versuchte es mit eigenen Angriffen, scheiterte aber immer wieder knapp. Nach 94 Minuten pfiff Danny Makkelie ab, der FC Bayern stand im Halbfinale!
FC Bayern: Drei Dinge, die auffielen
1. Tuchels womöglich letzte Patrone…
Als der FC Bayern und Thomas Tuchel sich zum Saisonende auf eine Vertragsauflösung einigten, d.h. de facto Thomas Tuchel freigestellt wurde, kündigte dieser an, nun keine Rücksicht mehr nehmen zu müssen. Die meiste Zeit fiel dies eigentlich nur in der winzig geringen Spielzeit Bryan Zaragozas auf, doch heute entschied er sich für etwas besonderes.
Er passte sich dem Gegner an und opferte einen Offensivspieler (Thomas Müller) für Guerreiro. Zudem sah er Laimers Leistung im Hinspiel als ausreichend genug an, ihn weiterhin vor dem mittlerweile spielfitten Pavlović zu sehen.
Dabei gäbe es Alternativen. Kimmich spielte im Hinspiel sehr gut, wirkte aber über weite Strecken verschenkt. Ihn hätte man zurück ins Mittelfeld ziehen können und so Saka und Ødegaard mitverteidigen lassen. Kimmich, aber auch Pavlović wären gegen Arsenals Spielstärke auch von vornherein Entscheidungen für gewollt mehr Ballbesitz.
Insgesamt war Tuchels Aufstellung die Variante “Defensive first”. Es war wenig Euphorie entfachend und wenig “Bayern-like” um den ehemaligen Vorstandsvorsitzenden zu zitieren.
2. … Geht auf?
Das Spiel war von Beginn an ein Spiel der Phasen. Zunächst hatte eine halbe Stunde lang Arsenal mehr den Ball, aber Bayern mehr die Halbchancen, dann erspielte sich Arsenal ab der 30 Minute mehr und mehr die Kontrolle und Bayern schwamm fast hin und wieder. Arsenal bespielte nun mehr die Halbräume. Neuer musste nun mehr eingreifen, doch bis auf einen sehr gefährlichen Schuss Martinellis waren es auch Abschlüsse, die man grundsätzlich gerne kassiert, weil sie wenig erfolgsversprechend sind.
Zu diesem Zeitpunkt konnte Bayern kaum Kontergefahr ausstrahlen. Sané und Musiala waren auch einfach zu wenige quirlige Tempospieler. Guerreiro auf links funktionierte in den ersten 30 Minuten noch besser, da fand er oft seine Mitspieler zum kombinieren und die Räume um sich freizudrehen. Danach erbleichte er immer mehr, blühte mit Bayerns starker Phase in der zweiten Hälfte allerdings mit auf und bereitete Kimmichs Tor vor.
Der FC Bayern konnte in der zweiten Halbzeit Arsenal hinten nicht fesseln oder niederspielen, aber sie nahmen sich nun mehr vom Spiel. Sie gewannen mehr Duelle, insbesondere Goretzka und Laimer steigerten sich hier. Sie trauten sich, mit mehr Leuten zu pressen, mit mehr anzugreifen. Das Tor als Produkt eines Außenverteidigers, ist sinnbildlich.
3. Schildkröten-Taktik
Im Gegensatz zu den letzten zwei Champions-League-Siegen wird der FC Bayern für seinen Königsklassen-Fußball dieser Saison keine Schönheitspreise gewinnen. Doch mit Schönspielerei wird das nichts mehr in dieser Saison. Dafür ist zu viel schief gelaufen, dafür sind zu viele Schönspieler verletzt.
Bayern ist in dieser Saison das schwächere Fußballteam als der FC Arsenal, um gegen dieses also zu gewinnen, müssen die Bayern Arsenal auf ihr Niveau runterziehen und sie nie erst aufspielen lassen.
Das gelang in der zweiten Hälfte im Emirates und das gelang über weite Strecken in der Allianz Arena. Ihren Spielfluss konnte Arsenal an diesem Tag allerhöchstens über ein paar Minuten Ende der ersten Halbzeit entfachen.
Die Bayern ließen Arsenal über weite Strecken den Ball, empfingen sie dabei allerdings nicht tief am eigenen Strafraum. Sie wollten sich keine 70% Ballbesitz erhamstern, aber eben auch nicht mauern. In den besten Phasen fighteten sie um jeden Ball und versuchten irgendwie doch zum eigenen Torerfolg zu kommen.
Bayerns Fußball war über beide Partien durchaus der Fußball eines Außenseiters, aber es war kein Angsthasenfußball.
Sie akzeptierten eine gewisse Scheindominanz Arsenals mitsamt gewisser Abschlüsse aus eher ungefährlichen Zonen und ließen es über sich ergehen. Das macht diese Partie auch so schwer bewertbar. Klappt es, gibt der Erfolg dieser Mischung aus Defensivfußball und punktuellem Ausscheren Recht, klappt es nicht, muss man insbesondere die erste Halbzeit als zu ängstlich kritisieren.
Ist dies das neue Allheilmittel? Die neue Patentlösung für internationalen Erfolg? Ballbesitz adé? Favoritenfußball, nein Danke? Ab jetzt nur noch Schildkröten-Fußball in München?
Nein, gewiss nicht. Dies ist nicht das Mittel, mit dem der FC Bayern dauerhaft Erfolg haben kann.
Aber es ist das Mittel, um jetzt im Frühling 2024 Erfolg zu haben. Um Arsenal runterzuziehen, um ihnen im gesamten Spiel keine einzige 100%ige zu gewähren. Es ist wahrscheinlich das einzige verbliebene Mittel, um jetzt Arsenal komplett verdient zu schlagen und möchte man gegen Real eine Chance haben, dann wohl nur so.
Nein, neue Fans wird der FC Bayern mit diesem Fußball nicht gewinnen können. Aber die Champions League, die vielleicht schon.
Die Daten zum Spiel:
Tore: Kimmich (63.)
Gelbe Karten: Laimer (55.), White (84.), Kimmich (90. +2), Jesus (90. +3)
Aufstellung FC Bayern München: Neuer – Kimmich, de Ligt, Dier, Mazraoui (Kim, 75.) – Laimer, Goretzka, L. Sané (Upamecano, 89.), Musiala, Guerreiro – Kane
Aufstellung FC Arsenal: Raya – White, Saliba, Gabriel, Tomiyasu (Nketiah, 86.) – Jorginho (Jesus, 68.), Ødegaard, Rice – Saka, Havertz, Gabriel Martinelli (Trossard, 68.)