Vorschau – Champions League: FC Bayern zu Gast bei Lazio Rom
Lazio Rom wurde von vielen Fans und auch in den Medien als Glückslos für den FC Bayern München bezeichnet und gilt auch in Italien nicht als Übermannschaft. Lazio-Trainer Maurizio Sarri sieht sich vor dem Spiel ebenfalls in der Außenseiterrolle: “Es wird ein extrem schwieriges Spiel, an der Grenze zum Unmöglichen”, sagte er bei DAZN. In der Serie A steht man derzeit nur auf Platz acht.
In der Champions-League-Gruppenphase kam man in der Gruppe E hinter Atlético Madrid auf Platz zwei und setzte sich gegen vermeintlich leichtere Gegner wie Feyenoord Rotterdam und Celtic Glasgow durch. Genau deshalb ist die Fallhöhe für den FC Bayern aber sehr hoch.
Gerade nach der klaren Niederlage in Leverkusen ist eine Reaktion des FC Bayern gefragt und die Anspannung hoch. Ein Scheitern gegen Lazio würde für noch mehr Unruhe sorgen. In der Vorschau beleuchten wir die Mannschaft aus der italienischen Hauptstadt und zeigen, worauf die Bayern achten müssen. Thomas Tuchel wollte auf der Pressekonferenz zwar nicht über Schwächen des Gegners sprechen, doch einige davon haben wir auch ohne die Hilfe des Bayern-Trainers gefunden.
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Lazios Offensive: wenig Schüsse, wenig Tore
Die Saison der Römer verläuft bisher enttäuschend und zuletzt gab es in Italien auch Diskussionen um die Zukunft von Lazio-Trainer Maurizio Sarri, der laut Il Messagero sowohl bei Milan als auch bei der Fiorentina im Gespräch zu sein scheint.
Aber das letzte Auswärtsspiel beim Tabellenvorletzten Cagliari hat Lazio am Wochenende mit 3:1 gewonnen, wobei Ciro Immobile sein 200. Serie-A-Tor erzielte. Gegen Bayern hat Immobile Ähnliches geplant: „Das Duell mit den Bayern müssen wir wie das Spiel gegen Cagliari vorbereiten: mit purer Freude und Leichtigkeit“, sagte er. Der ehemalige Dortmunder Immobile ist mit insgesamt sechs Toren der gefährlichste Spieler der Biancocelesti, die in 23 Spielen bisher nur 28 Tore erzielen konnten. Nur zur Erinnerung: Bayern hat in 21 Spielen mehr als doppelt so viele Tore geschossen (59). Vier dieser 28 Lazio-Treffer waren dabei auch noch Elfmeter.
Auch beim Verwerten von Standardsituationen zeigt Lazio Schwächen: Bisher gab es nur zwei Tore nach Standards. Nach der Anzahl der Schüsse pro Spiel (11,1) liegt das Team auf Platz 16 der Serie A, und nach der Anzahl der Schüsse direkt auf das Tor befindet es sich mit einem Wert von 3,3 laut Whoscored auf dem 17. Platz. Offensivpower sieht anders aus.
Lazios Defensive: Nicht mehr so zuverlässig wie in der Vorsaison
In der letzten Saison stand Sarri noch für ein passintensives und vor allem sehr erfolgreiches Spiel. Lazio wurde hinter dem SSC Napoli Zweiter und konnte defensiv mit nur 30 Gegentoren in 38 Spielen überzeugen. In dieser Saison hat man in 23 Spielen bereits 24 Tore kassiert und ist bei weitem nicht so stabil wie in der Vorsaison.
Laut Whoscored hat man mit durchschnittlich 12,1 zugelassenen Schüssen pro Spiel ähnliche Werte wie in der Vorsaison (12,2), aber Keeper Ivan Provedel ist nicht mehr so zuverlässig wie zuvor, und die Gegner treffen effizienter, insbesondere aus dem offenen Spiel. Denn – Vorsicht Bayern! – durch Konter hat Lazio in dieser Saison noch kein Gegentor kassiert, und auch bei Standards verteidigt man sehr gut: Mit nur drei Gegentoren hat man Bestwerte in der Serie A nach Juventus Turin und Inter Mailand.
Es würde also Sinn machen, sich nicht auf das Umschaltspiel und Standards zu verlassen, sondern sich tatsächlich auf spielerische Lösungen im Angriff zu fokussieren. Genau da lag jedoch in den letzten Spielen in der Bundesliga häufig eine Herausforderung für die Bayern.
Lazios Taktik: Bayern erwartet eine 4-3-3-Formation
Sarri lässt seine Mannschaft nach wie vor in einer 4-3-3-Formation auflaufen – wie Tuchel auf der Pressekonferenz richtig anmerkte, gibt es dabei immer wieder auch Variationen innerhalb eines Spiels. Die Abläufe im Verschieben sind meist gut.
Allerdings steht der Ballbesitz nicht mehr an oberster Stelle, wie die Ballbesitzquote von 52,3% zeigt. Nicht nur im letzten Spiel gegen Cagliari setzte Sarri auf eine hohe Abwehrkette, um Balleroberungen in der gegnerischen Hälfte zu erzwingen. Nur 25% des Spiels finden im ersten Drittel statt, was Platz 4 in der Serie A bedeutet. Lazio verteidigt häufig gegen den Raum und nicht gegen den Mann; Sarri wird dabei vermutlich versuchen, die Bayern in Pressingfallen zu locken. Gut möglich, dass man eher abwartend und tief verteidigt.
Gegen Cagliari rückten die offensiven Außen Felipe Anderson und Gustav Isaksen weit auf ihre Seiten, um das Spiel mit Ball sehr breit zu gestalten. Gegen den Ball werden die drei Angreifer relativ kompakt das Zentrum verdichten.
Für den Dänen Isaksen dürfte gegen die Bayern vermutlich der sehr erfahrene Spanier Pedro auf dem Feld stehen (fast 140 Spiele in der Premier League, über 200 Spiele in La Liga und 116 Spiele in der Serie A). Zentral wird Immobile die gegnerische Abwehrreihe anlaufen, während im Mittelfeld mit Mattéo Guendouzi, Danilo Cataldi und Luis Alberto ebenfalls erfahrene und ballsichere Spieler in der Dreierkette stehen.
Dahinter sorgt eine gut organisierte Abwehrreihe mit Elseid Hysaj und Adam Marusic außen sowie den Innenverteidigern Alessio Romagnoli und Nicolo Casale für die notwendige Stabilität. Zusammen bringen es die beiden Innenverteidiger auf 365 Spiele in der Serie A.
Lazio spielt mit Ball selten lange Pässe, man versucht mit kurzen Pässen ins letzte Drittel zu gelangen. Laut Fbref spielt man in der Serie A die drittmeisten kurzen Pässe. Im letzten Drittel versucht man dann mit Schnittstellenpässen im Zentrum erfolgreich zu sein. Und hier kommt einem Spieler eine Schlüsselrolle zu: Felipe Anderson. Er liegt in der Serie A laut Fbref auf Platz acht nach zu erwartenden Toren aus Torschussvorlagen mit einem Wert von 4,33. Obwohl Spieler wie Leroy Sané (10,75), Thomas Müller (6,67) und Harry Kane (5,08) beim FC Bayern deutlich über diesem Wert liegen, ist es dennoch wichtig, auf ihn zu achten: Anderson ist mit sechs Assists auch bester Vorbereiter von Lazio.
Fazit: Lazio ist schlagbar, spielerische Lösungen gefragt
Mit Lazio wartet eine machbare Aufgabe auf die Bayern, aber nach dem Spiel gegen Bayer Leverkusen stehen das Team und der Trainer Thomas Tuchel unter Druck. Eine Situation, die man allerdings kennt. Nach den Niederlagen gegen Saarbrücken, Frankfurt und Bremen folgte jeweils eine ordentliche bis gute Reaktion.
Lazio hat von den letzten sechs Spielen in der Serie A nur eins verloren. Dennoch sollte der FC Bayern gewinnen, vor allem, wenn man das beherzigt, was Jamal Musiala vor dem Spiel sagt: „Wir müssen auf unsere eigenen Abläufe vertrauen, in Eins-gegen-eins-Situationen gehen und Doppelpässe suchen.“ Oder, um es mit Müller zu sagen: Mehr „zocken“.