FC Bayern vs. Hoffenheim: Neuer gewinnt wieder Spiele! Vier Dinge, die auffielen
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FC Bayern: Starkes Gegenpressing
Mit 61 Prozent Ballbesitz liegt der Fokus der Beobachtung fast schon automatisch auf dem Spiel mit dem Ball. Da hatten die Bayern Probleme. Sehr stark waren sie wiederum im höheren Pressing. Vorn liefen sie klug an, lenkten den Hoffenheimer Aufbau auf die Flügel. Eröffnete die TSG doch mal durch die Mitte, schoben Joshua Kimmich und Raphaël Guerreiro sehr gut raus.
Auch die Außenverteidiger waren hellwach. Alphonso Davies und Konrad Laimer trafen viele gute Entscheidungen beim Herausrücken, eroberten dadurch einige Bälle. Hoffenheim hat mit deutlich weniger Ballbesitz laut SofaScore fast so viele Ballverluste wie die Bayern (118 zu 124). Darunter einige hohe Balleroberungen der Münchner.
Gerade im Gegenpressing gelang dem Rekordmeister das, was im Spiel mit dem Ball meist fehlte: Überzahlsituationen herzustellen. Bei Ballverlusten waren oft sofort zwei, drei Bayern-Spieler in der Nähe und eroberten so den Ballbesitz zurück. „Wir hatten auch genug Ballverluste fürs Gegenpressing“, lachte Thomas Tuchel hinterher bei DAZN: „Die Energie heute im Gegenpressing war lange Zeit gut.“
Weniger Notwendigkeit dafür ist erstrebenswert, zu wissen, dass dieser Teil des Spiels bereits auf hohem Niveau funktioniert, tut sicher dennoch gut.
EM-Form! Manuel Neuer gewinnt (wieder) Spiele
„Wenn da so ein Manuel Neuer vor dir steht“, setzte Maximilian Beier an, als er seine vergebenen Chancen erklären wollte. Hätte er getroffen, wäre es der Ausgleich gewesen. Vermutlich wäre die Partie dann ganz anders gelaufen. „Es ist halt Manuel Neuer“, stellte er ernüchtert fest. Beinahe selbstverständlich.
Doch selbstverständlich war es vor der schweren Verletzung des mehrfachen Welttorhüters nicht mehr, dass dieser Spiele gewinnt. Neuers Form war weit vor dem Skiunfall bereits bedenklich. Auf der Linie schien er einen Tick an Spritzigkeit verloren zu haben. Kleinere Fehler häuften sich, schwer zu haltende Bälle hielt er seltener als zuvor.
Was Neuer allerdings seit seiner Rückkehr macht, ist beeindruckend. Gegen die TSG war er zweimal klasse zur Stelle. Auch gegen Ende des Jahres 2023 parierte er mehrfach stark. Die drei Punkte gegen Hoffenheim gehen zu großen Teilen auf sein Konto. Neuer gewinnt wieder Spiele. Und hat offenbar wieder die Aura, die formstarke Stürmer zu Fehlentscheidungen verleitet.
FC Bayern: Kurze Ecken
Ein weiterer Aspekt, der beim Sieg gegen die TSG Hoffenheim auffiel: Nahezu jede Ecke wurde kurz ausgeführt. Bayern bereitete sich intensiv auf diese Situationen vor. Beim Führungstreffer durch Musiala entstand innerhalb weniger Sekunden eine Vier-gegen-drei-Überzahlsituation auf dem Flügel. Genau das, was aus dem Spiel heraus nicht gelang.
Musiala täuschte seinen Gegenspieler beim Laufweg und wich in seinem Deckungsschatten in den freien Halbraum des Strafraums aus. Dort kontrollierte er den Ball und schoss ihn überlegt ins lange Eck. „Da geht das ganze Lob zu Anthony Barry“, erklärte der 20-Jährige hinterher: „Der hat immer gute Ideen.“
Tatsächlich sind die Standards in dieser Saison deutlich verbessert. So sehr dieser Punkt von den Fans auch kritisiert wird, die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Zehn Standardtore sind laut WhoScored gemeinsam mit Heidenheim Bestwert in der Bundesliga – darunter nur drei Elfmeter.
Auch 1,6 Torschussvorlagen pro Spiel nach Ecken sind gemeinsam mit Heidenheim Bestwert. 0,8 Torschussvorlagen nach Freistößen sind ebenfalls besser als die 0,5 der Zweitplatzierten aus Bochum und Köln. Beeindruckende Zahlen – wenn auch die Anzahl an Freistößen und Ecken insgesamt mitunter deutlich höher ist als bei den restlichen Bundesliga-Teams.
Man wolle „unpredictable sein“, so Musiala. Das klappt in dieser Saison, schraubt man den utopischen Anspruch zurück, dass die Bayern in jedem Spiel Standardtore erzielen müssen, sehr gut. Gegen die TSG Hoffenheim war die Eckenvariante der Dosenöffner in einem komplizierten Spiel.
FC Bayern mit alten Baustellen: „Luft nach oben“
Allerdings, das stellte auch Thomas Tuchel fest, gibt es noch „Luft nach oben“, was die Spielweise des Rekordmeisters anbelangt. Mit dem Ball gab es zu viele Ballverluste in zentralen Räumen. Das lag unter anderem daran, dass das Spiel so gut wie nie breit gemacht werden konnte. Die Spieleröffnung ins Zentrum klappte vor allem über Dayot Upamecano sehr gut. Sein kurzes Andribbeln inklusive starkem Pass auf Musiala vor dem 2:0 war stellvertretend dafür.
In dem Fall klappte auch die Kombination durchs Zentrum gut. Oft aber blieb man genau da hängen, weil die offenen Flügel unbesetzt blieben. Davies stand sehr eingerückt, Konrad Laimer und Thomas Müller auf der anderen Seite ebenfalls. Sich nur auf die Qualität von Musiala zu verlassen, ist zu wenig.
Auch die Tiefenverteidigung ist eine alte Baustelle. Lange Bälle und Verlagerungen des Gegners sorgten immer wieder für Abstimmungsprobleme. Bayern übergab die Gegenspieler nicht gut oder spielte nicht konsequent genug auf Abseits. Im Sechserraum fehlte wie so oft ein Spieler, der abräumen kann. Guerreiro und Kimmich gewannen viele Bälle durch gute Pressingaktionen weiter vorn, fehlten hin und wieder aber defensiv.
Matthijs de Ligt stand häufig zu tief, wenn seine Teamkollegen auf Abseits spielten. Es sind Details in Abläufen, die oft nicht stimmen. Und ein Problem, das schon seit Jahren besteht, konnte auch Tuchel bisher nicht beheben: Bei Flanken ist es häufig der ballferne Raum, der von den Bayern zu wenig Aufmerksamkeit erfährt.
Vor der großen Kopfballchance von Beier in der 63. Minute war es ein langer und hoher Ball von außen in den Rücken der meisten Bayern-Spieler, wo Ozan Kabak frei zum Kopfball kam. Das darf einem Team auf diesem Niveau in dieser Häufigkeit nicht passieren.