FC Bayern München: Der ewige Ottmar
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Ottmar Hitzfeld: Vom Dreiländereck in die weite Welt
Die Kreisstadt Lörrach liegt im tiefsten Südschwarzwald, nur wenige Kilometer von der Schweizer Grenze und dem benachbarten Frankreich entfernt. Hier, in der beschaulichen Kleinstadt, kam am 12. Januar 1949 Ottmar Hitzfeld zur Welt.
Seinen Vornamen hat er dem späteren Fußball-Weltmeister Ottmar Walter zu verdanken. Der Realschullehrer für Mathe und Sport bekam die Liebe zum Fußball somit in die Wiege gelegt und so war es auch nicht weiter verwunderlich, dass er 1964 das Juniorenländerspiel zwischen Deutschland und der Schweiz im heimischen Stadion verfolgte. Zweifacher Torschütze für Deutschland: ein gewisser Franz Beckenbauer.
Hitzfeld selbst war auch ein talentierter Spieler und treffsicherer Stürmer, so dass bald der FC Basel und später der VfB Stuttgart auf ihn aufmerksam wurden. Nach einer Rückkehr in die Schweiz und Stationen beim FC Lugano und FC Luzern beendete Hitzfeld schließlich seine Spielerkarriere.
Ebenfalls in Lörrach das Licht der Welt erblickten die späteren FC-Bayern-Spieler Sebastian Deisler (1980) und Melanie Behringer (1985).
Ottmar Hitzfeld: „Amateure“ braucht das Land
Als die olympischen Sommerspiele in München 1972 vor der Tür standen, hatte so mancher Spieler ein Problem. Eine Teilnahme war nur Amateuren gestattet, viele, darunter auch der spätere Bayern-Manager Uli Hoeneß, hatten aber bereits einen Profi-Status.
Hoeneß wäre aber nicht Hoeneß, hätte er nicht in jeder Lage eine Lösung parat: Er unterzeichnete beim FC Bayern einen Amateurvertrag und ließ sich als Mitarbeiter in der Poststelle anstellen. So konnte der frischgebackene Europameister an Olympia teilnehmen. Und an der Seite von Ottmar Hitzfeld stürmen.
Der Gentleman an der Seitenlinie
Ottmar Hitzfeld hatte schon lange vor seinem Engagement als Trainer Berührungspunkte mit dem FC Bayern und den damaligen Verantwortlichen. Auch und gerade in Dortmund, als er 1995 und 1996 die Deutsche Meisterschaft gewinnen konnte und die Bayern das Nachsehen hatten.
Die Krönung seiner Amtszeit in Dortmund erlebte Hitzfeld 1997 als er – im Münchner Olympiastadion – die Champions League gegen Juventus Turin gewinnen konnte. Hitzfeld, der an der Seitenlinie stets gut gekleidet und nicht in Ballonseide auftrat, eilt der Ruf des Gentleman voraus.
Ehemalige Spieler loben seine Umgangsformen und sein Gespür für die Bedürfnisse der Mannschaft. Hitzfeld war stets bemüht, Dinge intern zu regeln und schaffte es auch in der Medienlandschaft München kleine und große Skandale wie die Lizarazu-Ohrfeige an Matthäus schnell und kompromisslos zu erledigen.
Vielleicht half ihm hierbei seine pädagogische Ausbildung, die er im Rahmen seines Lehramtsstudiums genoss. Hitzfeld, der die Rotation bei den Bayern einführte, ist der Trainer mit der zweitlängsten Amtszeit bei Borussia Dortmund (hinter Jürgen Klopp) und der Trainer, der am längsten beim FC Bayern auf der Bank saß. Sechs Jahre und in einer zweiten Amtszeit nochmals 14 Monate. „Beinahe unvorstellbar“ sei eine solche lange Amtszeit in der heutigen Generation, fand auch Thomas Tuchel, als er auf den Jubilar angesprochen wurde.
Ottmar Hitzfeld: Selten attraktiv, aber fast immer erfolgreich
Der Fußball, den die Münchner unter ihm darboten, war selten attraktiv, dafür aber immer geprägt durch Disziplin, Laufbereitschaft und einer besonderen Note Physis. Die berühmten deutschen Tugenden, sie waren unter Hitzfeld bayerische Tugenden.
Willy Sagnols zahlreiche Halbfeldflanken sind ebenso unvergessen wie Stefan Effenbergs Ballgeschleppe im Mittelfeld, wenn er mal wieder auf der Suche nach einer Anspielstation war. Eine Ära, die fußballerisch und taktisch weiter von der heutigen nicht entfernt sein könnte. Und doch war das Vermächtnis von Hitzfeld nicht nur wegen der Titel riesig. Es war beeindruckend, wie er einen Laden voller Alphatiere zusammen und sie so davon abhielt, sich selbst zu zerfleischen.
Wenn Hitzfeld heute in den Sportzeitungen dieser Welt liest, dass ein Trainer eine Kabine verloren hätte, muss ihm ein kleines Schmunzeln über die Lippen rutschen. Weit vor der Erfindung des Airtags hatte der „General“ immer alles Notwendige im Blick. Und so kam er nie auch nur annähernd in die Verlegenheit, die Bayern-Kabine suchen zu müssen.
Selbst als sich der Zeitgeist änderte und er Spieler wie Franck Ribéry oder Luca Toni trainierte, schien es seine größte Qualität zu sein, ein Band zwischen sich und den Spielern herzustellen.
Ottmar Hitzfeld: Einer der erfolgreichsten Trainer der Geschichte
Ottmar Hitzfeld gewann mit dem FC Bayern fünf Deutsche Meisterschaften, er führte die Elf um Stefan Effenberg in das dramatische Champions-League-Finale 1999. Er zeigte sich dort im Anschluss als fairer Verlierer, noch heute ist er mit Sir Alex Ferguson befreundet. Und er revanchierte sich, gewann den Henkelpott zwei Jahre später in einem dramatischen Finale gegen den FC Valencia.
Der Weltpokal 2001, drei DFB-Pokalsiege und vier Ligapokal-Siege stehen ebenfalls auf seiner Visitenkarte. Nach seinem Engagement beim FC Bayern führte er als Nationaltrainer seine zweite Heimat Schweiz zu den Weltmeisterschaften 2010 und 2014.
Sein letztes Spiel als Trainer bestritt er im WM-Achtelfinale, das mit 0:1 in der Verlängerung gegen Argentinien verloren ging. Torschütze: Lionel Messi. So kann man abtreten.