Manchester City – FC Bayern München 3:2 (1:2)
Falls ihr es verpasst habt:
Dass Pep gegenüber dem 4:0-Sieg in der Bundesliga gegen Hoffenheim umstellen würde, war abzusehen. Für die zuletzt häufig geforderten Müller und Götze rückten Pierre-Emile Højbjerg und Sebastian Rode in die Startformation, hinten rechts verteidigte erneut Rafinha. Auf dem Platz formierte sich zu Anfang ein relativ klares 4-3-3, in dem Alonso zwischen den beiden Neulingen den defensiveren Part spielte. Defensiv war sowohl in der Rückwärts- als auch in der Vorwärtsbewegung eine klare Viererkette mit Bernat als Linksverteidiger erkennbar. Auf der Gegenseite zog Pellegrini überraschenderweise Frank Lampard aus dem Hut, der auf der Zehn zum Einsatz kam.
Das Spiel begann tendenziell etwas ungeordnet und war geprägt von einigen Ballverlusten auf Seiten der Roten, aus denen Manchester City anfangs jedoch nicht direkt Kapital schlagen konnte. Die einzige wirkliche Torchance in der Anfangsphase gelang den Bayern mit einem überragenden Schnittstellenpass auf Rode, dessen Schuss Hart parieren konnte. City schaffte es in der Folge immer wieder, nach gegnerischen Ballverlusten schnell umzuschalten und kam so zur Führung: Agüero entschied das Laufduell gegen Benatia für sich, der Marokkaner ließ sich jedoch zu einer unnötigen Grätsche hinreißen, die zu Elfmeter, Platzverweis und Sperre führte bzw. führen wird. Guardiola blieb seiner taktischen Ausrichtung weitgehend treu – der Gamechanger folgte in der 38. Minute, als Xabi Alonso einen Freistoß aus 18 Metern flach im Torwarteck unterbrachte. In der Folge bekamen die Münchner mehr und mehr Ruhe ins Spiel und drehten das Spiel noch vor der Halbzeit mit einem sehenswerten Kopfball-/Schultertor von Robert Lewandowski nach einer Flanke aus dem Halbfeld, bei dem Hart erneut nicht gut aussah.
In der zweiten Halbzeit merkte man zu keinem Zeitpunkt, dass der FCB in Unterzahl agierte. Bis zur 80. Minute bestimmten die Münchner das Spiel, ohne allzu großen Aufwand betreiben zu müssen. Manchester hatte keine Kontrolle über den Ball und strahlte kaum Torgefahr aus – auch nicht nach Jovetic‘ Hereinnahme. Dass die Bayern am Ende 2:3 verloren, lag an zwei individuellen Fehlern, die auf diesem Niveau bestraft werden müssen: Beim Ausgleichstreffer legte Alonso an der Mittellinie quer auf Jovetic, der Agüero bediente. Den Assist für den Siegtreffer sicherte sich der ansonsten starke Jerome Boateng. Eine im Endeffekt absolut vermeidbare Niederlage, mit der sich die Bayern für ihren hohen Aufwand nicht belohnten – aus der Peps Team jedoch erneut seine Schlüsse ziehen wird.
Drei Dinge, die auffielen:
1. Benatia bringt das Konzept durcheinander
Wir haben Medhi Benatia in den vergangenen Wochen des öfteren gelobt, er sei auf einem guten Weg – heute erlitt der Neuzugang aus Rom einen Rückfall. Die Fehlerkette vor der Elfmeterszene beginnt mit dem Laufduell gegen Agüero, das Benatia klar verliert – geschenkt, dass er nicht über den Faktor Schnelligkeit kommt, ist bekannt. Am Ende fehlt ihm in der Aktion allerdings schlichtweg die nötige Spielintelligenz. Nach Abwägen der Optionen hätte der Marokkaner sich gegen ein Foul entscheiden sollen. Zum einen, da der Ball noch den Weg an Manuel Neuer vorbei hätte finden müssen, zum anderen weil der Platzverweis weitreichende Folgen für die nächsten 70 Minuten, aber auch für die nächsten Partien in der Champions League haben würde. Benatia erreichte den Ball schlussendlich nicht und wurde zurecht vom Platz gestellt. Pep sah sich gezwungen, Dante zu bringen und den bemitleidenswerten Sebastian Rode vom Feld zu nehmen, der die ersten Champions-League-Startelf-Minuten seiner Karriere sichtlich genossen hatte. Weitere Konsequenz aus Benatias Platzverweis: Seine Mitspieler würden die restliche Spielzeit ein gewaltiges Programm abspielen müssen, läuferisch und taktisch. In Pep Guardiolas System kommt jedem der elf Akteure eine wichtige Rolle zu, situationsbedingt muss bei zehn Mann stets ein Spieler für zwei denken.
Für Benatia könnte das Foul auch persönlich weitreichendere Folgen haben. Die Situation erinnerte ein wenig an einen Platzverweis von Jerome Boateng im Dezember 2012. Die Bayern waren damals in einer ähnlichen Situation – vor dem Spiel gegen Borissow waren die Münchner bereits für das Achtelfinale qualifiziert und führten sogar hoch, als der Innenverteidiger eine komplett unnötige Rote Karte erhielt. Jupp Heynckes „bestrafte“ ihn dafür, indem er den Posten in der Innenverteidigung in den folgenden wichtigen Spielen nicht mit Boateng besetzte – bei der Konkurrenzsituation nach der Winterpause könnte es Benatia ähnlich ergehen. Jerome Boateng hat seine Lektion gelernt, jetzt muss das auch Benatia tun.
2. Unterzahl nicht entscheidend
Nach der frühen Roten Karte und dem Rückstand stand der Mannschaft auf einmal ein ungeplanter Charaktertest ins Haus – den sie mit Bravour bestand. Die Leistung zu zehnt war ohne jeden Zweifel überragend. Vor allem in der zweiten Halbzeit bekam Manchester City kaum Luft, die Bayern spielten regelrecht Katz und Maus mit den Citizens, Ballstafetten erinnerten an die Rondo-Übungsform aus dem Training. Auch ein Blick in die Statistiken lässt nicht vermuten, dass der Rekordmeister 70 Minuten lang in Unterzahl agierte: 56 Prozent Ballbesitz sind zwar ein vergleichsweise niedriger Wert für den FCB, widersprechen jedoch dem eigentlichen Credo von Mannschaften in Unterzahl, den Gegner kommen zu lassen. Guardiola stellte nach der Halbzeit tendenziell auf ein defensiveres 4-4-1 um, in dem gut erkennbar war: Jeder läuft für den anderen und auch die „Offensive“ ist sich nicht zu schade, weite Wege zu gehen. So kam es, dass Robert Lewandowski teilweise hinter Rafinha Zweikämpfe gewann.
Die vor dem Spiel von Mario Götze angesprochene Qualität, auf jede Situation als Mannschaft perfekt reagieren zu können, war dieses Mal in anderer Form gefordert. Doch umso besser ist es, das Reagieren auf einen frühen Platzverweis in einem Spiel testen zu können, in dem es nicht um alles geht. So gesehen hatte Benatias Foul auch etwas Positives: Die Münchner können in der Zukunft jeder Situation gewappnet entgegensehen – solange nicht unnötige Individualfehler einen Strich durch die Rechnung machen.
3. Individuelle Fehler verhindern den Sieg
80 Minuten lang hieß dieser Punkt: „Individuelle Aktionen sichern den Sieg“. Durch grandiose Einzelaktionen von Alonso und Lewandowski war der FCB zurückgekommen und bis kurz vor Schluss spielbestimmend – danach jedoch zerfiel das Spiel plötzlich in eine Menge Individualfehler. Zwei davon führten schließlich zur Niederlage, und zwar ausgerechnet von den beiden Spielern, die davor mit am besten gespielt hatten. Xabi Alonso hatte mit seinem sehenswerten Freistoß den Turn im Spiel geschafft – die perfekte Antwort nach dem Platzverweis von Benatia. Zum tragischen Helden wurde er kurz vor Schluss mit seinem ersten Aussetzer im roten Trikot. Auch nach dem Spiel wollte der Spanier keine richtige Erklärung finden, am Sky-Mikrofon sprach er lediglich vom starken Pressing der City-Spieler.
Auch Jerome Boateng hatte 90 Minuten lang eine überragende Partie gemacht. 85 Prozent Passquote, fünf seiner acht Zweikämpfe gewonnen, elf Ballsicherungen – erneut grandiose Werte für den Innenverteidiger, der momentan wohl in der Form seines Lebens ist. Seine letzte Aktion im Spiel dürfte ihn allerdings zurück auf den Boden der Tatsachen holen. Zu lässig wollte er vor dem heranstürmenden Agüero klären – der schnappte ihm den Ball vom Fuß und schob an Neuer vorbei ein. Boateng wird sich von dieser einen Szene nicht aus der Ruhe bringen lassen, vielmehr wird sie ihm erneut eine Lehre sein.
Manchester City – FC Bayern 3:2 (1:2) | |
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Manchester City | Hart – Sagna (68. Zabaleta), Kompany, Mangala, Clichy – Fernando, Milner (66. Jovetic) – Navas, Lampard, Nasri – Agüero (90.+4. Demichelis) |
Bank | Caballero, Boyata, Glendon, Pozo |
FC Bayern | Neuer – Rafinha, Benatia, Boateng, Bernat – Xabi Alonso – Rode (25. Dante), Højbjerg – Robben, Ribéry (81. Schweinsteiger) – Lewandowski (84. Shaqiri) |
Bank | Zingerle, Gaudino, Götze, Müller |
Tore | 1:0 Agüero (21., Foulelfmeter), 1:1 Alonso (40.), 1:2 Lewandowski (45.), 2:2 Agüero (85.), 3:2 Agüero (90.+1.) |
Karten | Rot: Benatia (20.), Gelb: Neuer (78.) / Clichy (60.), Zabaleta (90.) |
Schiedsrichter | Pavel Královec |
Zuschauer | 47.726 |