Vorne Süle, hinten Müller zum 1:1 gegen Leverkusen

Georg Trenner 05.03.2022

Falls Ihr es verpasst habt

Aufstellungen

Julian Nagelsmann entschied sich für zwei Änderungen in der Startelf. Für den gesperrten Lucas Hernández rückte Omar Richards in die Startelf und lief als Linksverteidiger neben Dayot Upamecano, Niklas Süle und Benjamin Pavard vor Torhüter Sven Ulreich. 

Außerdem konnte Thomas Müller nach überstandener Corona-Auszeit wieder mitspielen. Der Kapitän ersetzte Marcel Sabitzer und wurde von Jamal Musiala und Joshua Kimmich im Zentrum unterstützt. 

Formativ begannen die Bayern in einem relativ klaren 4-2-3-1 mit Serge Gnabry auf dem linken und Kingsley Coman auf dem rechten Flügel. Der Miasanrot Spieler des Monats Robert Lewandowski gab den Mittelstürmer. 

Leverkusens Trainer Gerardo Seoane überraschte mit einer Fünferkette und ließ unter anderem Stürmer Lucas Alario auf der Bank. Neben der Dreierkette besetzten Mitchel Bakker und Jeremie Frimpong die Außenbahnen. Vorne sollte die junge, fluide Dreierreihe Mussa Diaby, Florian Wirtz und Amine Adli die Löcher in der Bayern-Abwehr finden. 

1. Halbzeit

Der defensive Ansatz der Gäste aus Leverkusen wirkte sich sichtbar auf Spielgeschehen aus. Anders als im Hinspiel fehlte es an wilden Szenen und offenen Räumen für die Bayern. Nagelsmanns Team kontrollierte zwar Ball und Gegner und schaffte es, das Spiel weit in die gegnerische Hälfte zu tragen, klare Torchancen erspielte sich der Tabellenführer zunächst jedoch nicht. 

Wie so oft im Fußball, muss eine Standardsituation helfen, wenn es aus dem Spiel heraus nicht klappt. In der 18. Minute konnten die Leverkusener eine Kimmich-Ecke nicht klären. Der Ball fiel vor die Füße von Süle, der mit einem satten Schuss zu seinem ersten Saisontor traf. 

Auch nach der Führung konnte man seriöse und konzentrierte Bayern beobachten, die in den ersten 35 Minuten auf 8:1 Torschüsse und 0,9:0,1 Expected Goals kamen. 

Leverkusen gelangen in dieser Phase zwar vereinzelte Balleroberungen in hohen Zonen, aber aus diesen resultieren keine Torchancen. Entweder waren die Leverkusener Angreifer als Folge der defensiven Aufstellung  in Unterzahl oder die gute Rückwärtsbewegung und Restverteidigung der Bayern verhinderte Schlimmeres. 

Bis zur 36. Minute. Demirbay flankte einen Freistoß von außen in den Münchner Strafraum, wo Müller in die Flanke sprang und den Ball ins eigene Tor lenkte. Es war sein erstes Eigentor als Profispieler überhaupt. Und ein besonders überflüssiges dazu. Kein Leverkusener Spieler war in Müllers Nähe und Ulreich hätte den Ball wahrscheinlich fangen können, wenn Müller weggeblieben wäre. 

Das Tor brachte die Bayern komplett aus dem Rhythmus. Im Anschluss häuften sich einfache Fehler und Ballverluste. Nach einem zu kurzen Rückpass von Upamecano umkurvte Adli Ulreich, traf dann aber nur den Pfosten. Danach erspielten sich die Gäste Chancen im Minutentakt. 

Aufgrund der guten Leverkusener Chancen kurz vor der Halbzeit wäre eine Führung für Leverkusen verdient gewesen. sie das Unentschieden in die Pause retteten. Dank eines starken Sven Ulreich und fehlendem Leverkusener Abschlussglück blieb es beim 1:1 zur Halbzeit. 

2. Halbzeit

Die zweite Halbzeit begann ohne personelle Veränderungen und mit einigen Halbchancen auf beiden Seiten. Pavard rettete glänzend in letzter Sekunde gegen Wirtz, Musiala prüfte Hradecky mit einem flachen Schuss aus sechzehn Metern. 

In der 61. Minute stellte Nagelsmann um. Er wechselte Leroy Sané und Marcel Sabitzer für Thomas Müller und Omar Richards ein. Nagelsmann stellte auf eine Dreierkette um und versuchte so, die Offensive zu beleben. Das gelang prompt: Nach einem Schnittstellenpass von dem nun höher positionierten Musiala tauchte Sabitzer frei vor Hradecky auf, der im 1-gegen-1 Sieger blieb. 

Es folgten seriöse 15 Minuten, zwingende Torchancen erspielten sich die Bayern kaum. Daran konnten auch die weiteren Einwechslungen von Eric Maxim Choupo-Moting (74. Minute für Gnabry) und Bouna Sarr (86. Minute für Coman) nichts mehr ändern. 

Beide Teams spielten weiter nach vorne, aber keine ging das letzte Risiko. Bayern war dabei in der zweiten Halbzeit die bessere Mannschaft, aber nicht so gut, dass es für einen Sieg reichte. Am Ende trennten sich Bayern und Leverkusen nach 90 Minuten verdient mit 1:1. 

Dinge, die auffielen

1. Mit Richards Rückkehr zur Daviesschen Asymmetrie 

Vor Anpfiff wurde spekuliert, wie Nagelsmann auf die Sperre von Hernández reagieren würde. Mit Hernández und dem verletzten Alphonso Davies fehlten die beiden Top-Optionen für die linke Defensivseite. Nagelsmann entschied sich etwas überraschend für Omar Richards und gegen eine Dreierkette oder einen inversen Verteidiger wie etwas Sabitzer. 

Der große Vorteil von Richards: Auch eher interpretiert die Rolle gerne offensiv. Dadurch konnten die Bayern zur asymmetrischen Interpretation der Viererkette von Saisonbeginn zurückkehren. 

Damals war es Davies, der nominell und gegen den Ball in die Viererkette rückte, mit Ball aber eine Reihe nach vorne auf die Höhe der offensiven Mittelfeldspieler schob, so dass Sané nach innen rücken konnte und dort für Überzahl sorgte. 

Auf diesen taktischen Kniff griff Nagelsmann heute zurück: In Ballbesitz schaffte Bayern es meist, die Leverkusener weit in Richtung des eigenen Tores zu drängen. Richards schob nach vorne und Gnabry nach innen. Durch die Überzahl konnten die Bayern gut kombinerten und nach Ballverlusten die Räume so verdichten, dass das Gegenpressing griff. 

Richards löste diese Aufgabe insbesondere taktisch sehr gut und empfiehlt sich für mehr, auch wenn er wenig offensiven Akzente setzen konnte. 

2. Verbesserte Offensivstandards

Am Ende standen 19:9 Schüsse für die Münchner, die in einem 1:1 nach Toren mündeten. Trotz phasenweise ansprechenden Spiels fehlten die ganz großen Chancen für die Bayern. 

Umso wichtiger ist es, dass die Standards der Bayern in diesen Tagen funktionieren. Bereits gegen Greuther Fürth traf Lewandowski nach Mithilfe von Süle nach einer Kimmich-Ecke. Heute traf Süle selbst, erneut nach einer Kimmich-Ecke. 

Bereits zwei Minute vorher hatten die Bayern fast aus einer einstudierten Freistoßvariante getroffen. Kimmichs Hereingabe auf Coman legte dieser für Lewandowski ab, dessen Schuss aufs Tor von Müller am Tor vorbei gelenkt wurde. Die Variante wirkte einstudiert und gefährlich.  

Eine weitere gute Freistoßflanke von Kimmich, diesmal von links und direkt auf Lewandowski köpfte dieser knapp über das Tor. 

Es erinnert an den Pragmatismus der Hitzfeld-Bayern um die Jahrtausendwende: Wenn es aus dem Spiel nicht läuft, dann helfen die Standardsituationen. Eine Hilfe, die für die Bayern in dieser Saison noch wichtig werden könnte. 

3. Wenn die schönste Nebensache der Welt wirklich zur Nebensache wird

Es sind dramatische Tage in der Ukraine, seit sie am 24. Februar von Russland angegriffen wurde. Tage voller Leid. Tage voller Angst. Tage voller Hilflosigkeit. 

Wenn ihr den Betroffenen des Ukraine-Kriegs helfen wollt, hier haben wir eine Liste für euch erstellt.

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