FC Bayern gegen Inter Mailand: Mit letzter Kraft zum Triumph?
Vor dem mit Spannung erwarteten Champions-League-Viertelfinalduell mit Inter Mailand muss der FC Bayern München herbe Rückschläge verkraften. Vincent Kompanys Team plagen enorme Verletzungssorgen – ausgerechnet auf Schlüsselpositionen.
Mit Manuel Neuer, Jamal Musiala, Alphonso Davies, Dayot Upamecano, Kingsley Coman, Aleksandar Pavlović und Hiroki Itō fehlen nicht nur zahlreiche Leistungsträger, sondern gleich mehrere Spieler, deren Qualitäten so im Kader kaum zu ersetzen ist.
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Neuer als zuverlässiger Rückhalt und Führungsfigur, Musiala, der kreative Fixpunkt im Offensivspiel, Davies mit seinem im Kader einzigartigen Skillset, Upamecano als defensiver Leader – diese Ausfälle treffen die Bayern hart.
Spieler wie Coman, Pavlović oder Itō hätten zumindest Optionen geboten, die jetzt schlichtweg fehlen.
Miasanrot wirft einen Blick auf die verbliebenen Optionen, den Gegner – und darauf, welche Wege die Bayern dennoch zum Erfolg führen könnten.
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FC Bayern München: Viele Fragezeichen in der Defensive
Im Tor ist die Entscheidung längst gefallen: Jonas Urbig ist die Nummer eins – zumindest so lange Manuel Neuer ausfällt. Der Winterneuzugang kann den Routinier zwar nicht gleichwertig ersetzen, hat seine Sache in den letzten Wochen aber ordentlich gemacht.
Urbig wirkt selbstbewusst, ist gut im Spielaufbau und wird von Kompany aktiv eingebunden. Nur bei hohen Bällen strahlt er keine Sicherheit aus – ein Punkt, den die Gegner längst erkannt haben. Leverkusen etwa versuchte in der Champions League mehrfach, Standardsituationen möglichst nah ans Tor zu bringen, da Urbig gerne auf der Linie bleibt.
Auch gegen Union Berlin patzte der junge Keeper bei einem hohen Ball. Und ausgerechnet jetzt kommt mit Inter Mailand ein Gegner, der bei ruhenden Bällen zu den gefährlichsten Teams Europas zählt. Mit Hakan Çalhanoğlu steht einer der besten Standardschützen der Serie A bereit, in der Dreierkette lauern mit Bastoni, Acerbi oder Pavard gleich mehrere kopfballstarke Abnehmer. Urbig wird viel zu tun bekommen – körperlich und mental.
Helfen könnte dabei Eric Dier. Der Engländer ist nach dem Ausfall von Upamecano gesetzt und bringt vor allem bei Kopfbällen Stabilität ins Zentrum. In der Luft stark, im Stellungsspiel solide – Dier kann Räume verteidigen und Ruhe ausstrahlen.
Doch seine Defizite liegen woanders: Gegen den beweglichen Inter-Sturm aus Lautaro Martínez und Marcus Thuram wird er gefordert sein. Beide weichen häufig auf die Flügel aus, lassen sich fallen oder gehen in die Tiefe – Spielweisen, die Dier mit seiner fehlenden Wendigkeit und dem begrenzten Tempo schwer verteidigen kann.
Eine Überlegung wäre Josip Stanišić als Alternative. Der Kroate ist agiler, bringt mehr Tempo mit, wird aber wohl auf der linken Seite gebraucht. Dort deutete der Startelfeinsatz gegen Augsburg bereits an, dass Kompany eher auf defensive Stabilität als auf Guerreiro setzt. Der Portugiese bringt zwar viel mehr Spielwitz mit, doch 2025 fehlt ihm sowohl die Form als auch die nötige Defensivpräsenz.
Ähnlich sieht es auf rechts aus. Konrad Laimer hat sich über die Saison hinweg als Rechtsverteidiger etabliert, wirkt derzeit aber etwas außer Form. Offensiv bremst er das Spiel oft aus, weil ihm der Mut oder das Timing im Passspiel fehlt. Defensiv wiederum fehlte zuletzt die Aufmerksamkeit – wie beim Gegentor gegen Augsburg, als er bei einem Standard nicht wach genug war.
Gegen Inter muss das besser werden. Das 3-5-2-System der Italiener ist nämlich auf Breite ausgelegt, die Schienenspieler suchen immer wieder die Stürmer mit Flanken oder schnellen Verlagerungen. Auf Außen entstehen Räume, und genau da könnte es für Bayern gefährlich werden.
Viel wird also davon abhängen, wie gut Laimer und Stanišić ihre Seiten absichern – und ob Dier im Zentrum nicht zu häufig in Laufduelle muss, die er kaum gewinnen kann.
Chancen für Inter werden sich zwangsläufig ergeben, es wird entscheidend, wie effizient die Italiener mit ihren Möglichkeiten umgehen.
Und genau hier liegt vielleicht ein kleiner Hoffnungsschimmer für den FC Bayern. Denn die Angreifer Inters sind nicht unfehlbar: Marcus Thuram ist enorm fleißig, arbeitet viel für die Mannschaft, bindet Gegenspieler und setzt seine Mitspieler gut in Szene – aber ein eiskalter Vollstrecker war er in Gladbach nicht und ist auch bei Inter nicht geworden. Am vergangenen Wochenende in der Serie A vergab er eine hundertprozentige Torchance eigentlich kläglich und hatte Glück, dass seine verunglückte Bogenlampe doch den Weg ins Tor fand.
Lautaro Martínez hingegen sucht den Abschluss deutlich entschlossener, ist torgefährlicher, aber nicht konstant. Seine Form schwankt öfters und zuletzt war er nicht mehr so treffsicher unterwegs – auch, weil er mit einer kleineren Verletzung zu kämpfen hatte.
Für die Bayern bleibt also die Hoffnung, dass Inter ihre Chancen nicht zu konsequent nutzt. Denn dass sie zu welchen kommen, wird sich kaum vermeiden lassen.
Bayerische Physis gegen italienische Dynamik?
Eine große Gefahr kommt von Inters Dreiermittelfeld: Çalhanoğlu, Mkhitaryan und Barella sind nicht nur ballsicher und pressingresistent, sondern auch tororientiert. Immer wieder gehen sie selbst in die Tiefe und schaffen Räume für die Stürmer. Die Bayern müssen das Zentrum unbedingt verdichten.
Kompany könnte deshalb auf ein robustes Mittelfeld-Dreieck setzen: Kimmich, Palhinha und der genesene Leon Goretzka als etwas vorgeschobener Zehner. Goretzka bringt Wucht und Kopfballstärke, wäre ein gutes Mittel gegen eine sonst oft dominante Dreierreihe.
Wahrscheinlicher ist aber ein Einsatz von Thomas Müller auf der Zehn. Der Routinier bringt Offensive, Übersicht und Erfahrung – auch wenn Goretzkas Physis gegen das italienische Mittelfeld von Vorteil wäre.
Flügelstärke als Schlüssel – und Yann Sommer als Angriffspunkt
Trotz der vielen Verletzungen gibt es beim FC Bayern zwei klare Konstanten auf den Flügeln: Leroy Sané und Michael Olise. Beide werden höchstwahrscheinlich starten – und könnten in diesem Duell den Unterschied machen. Olise spielt eine herausragende Saison und ist nach Musialas Ausfall noch stärker in der Rolle des Kreativspielers gefordert. Zwar wäre auch ein Einsatz auf der Zehn denkbar, doch alles deutet darauf hin, dass er auf seiner angestammten rechten Seite bleibt.
Besonders über die Außenbahnen ergeben sich für die Bayern vielversprechende Möglichkeiten. In den letzten Ligaspielen zeigte sich Inter wiederholt anfällig über die Flügel – sowohl Parma als auch Udine fanden Lücken, wenn die Schienenspieler der Italiener weit aufgerückt waren und die Absicherung fehlte.
Vor allem nach Ballgewinnen ergeben sich Räume, die mit Tempo und Tiefenläufen aus den Halbräumen effektiv attackiert werden können. Auch flache, scharfe Hereingaben stellen die Abwehr um den sehr starken Bastoni, Acerbi und Bisseck oder Pavard immer wieder vor Probleme. Gerade Francesco Acerbi, ist mit 37 Jahren nicht mehr der Schnellste und könnte Schwierigkeiten bekommen.
Sané ist derzeit in Topform, auch gegen Augsburg war er wieder der auffälligste Offensivspieler auf dem Platz. Inter wird ihm voraussichtlich Matteo Darmian entgegensetzen – ein solider Verteidiger, aber nicht in der Lage, Sané dauerhaft im Eins-gegen-Eins zu stoppen.
Der Vertreter des verletzten Denzel Dumfries bringt weder dessen Tempo noch dessen Durchschlagskraft im Offensivspiel mit. Auf der anderen Seite trifft Olise auf Federico Dimarco. Der italienische Nationalspieler gehört in Bestform zu den besten Wingbacks der Welt, kehrte aber erst kürzlich von einer Oberschenkelverletzung zurück.
Offensiv ist Dimarco nach wie vor gefährlich (3 Assists in den letzten zwei Ligaspielen), defensiv jedoch noch nicht wieder bei 100 Prozent. Olise sollte diese Unsicherheiten konsequent ausnutzen. Hinzu kommt: Im Tor steht mit Yann Sommer ein alter Bekannter, der zwar über große Stärken verfügt – insbesondere auf der Linie und im Eins-gegen-Eins – aber auch bekannte Schwächen mitbringt.
Der Schweizer ist bei Distanzschüssen immer wieder verwundbar, seine Strafraumbeherrschung bleibt ausbaufähig, und auch unter Druck am Ball passieren ihm Fehler. Der Schlüssel könnte also darin liegen, nicht nur über außen Druck zu erzeugen, sondern auch aus der zweiten Reihe konsequent den Abschluss zu suchen. Was nicht nur den beiden Flügel liegt, sondern auch den gesetzten Mittelstürmer Harry Kane. Der Engländer war zwar leicht angeschlagen
Fazit: Inter Mailand leicht favorisiert – aber der FCB-Traum lebt
Inter Mailand geht nach den jüngsten Verletzungen beim FC Bayern als leichter Favorit in das Viertelfinalduell. Die Mannschaft von Simone Inzaghi ist eingespielt, technisch stark und nahezu auf jeder Position hochwertig besetzt. Besonders im Mittelfeld und im Spiel gegen hohes Pressing zeigt sich Inter extrem resistent, was es den Bayern erschweren dürfte, über frühes Anlaufen zum Erfolg zu kommen.
Doch genau darin könnte auch eine Chance liegen: Statt Inter früh zu stellen, könnte ein kompakteres, tieferes Verteidigen sinnvoll sein – mit dem Ziel, Räume für Thuram und Martínez eng zu halten und Ballgewinne im Mittelfeld zu forcieren.
Denn Inter nimmt durch die hohe Positionierung der Schienenspieler und das offensive Einbinden der äußeren Innenverteidiger bewusst Risiken in Kauf. Wer diese Momente erkennt und konsequent in schnelle Umschaltaktionen umsetzt, kann die Dreierkette der Italiener in Verlegenheit bringen.
Auch wenn die Ausgangslage nicht ideal ist: Völlig unverwundbar ist Inter nicht. Die letzten Spiele zeigten defensive Schwächen, insbesondere über die Flügel. Dazu kommt ein Yann Sommer, der bei Distanzschüssen verwundbar bleibt.
Wenn es den Bayern gelingt, ihre wenigen verbliebenen Schlüsselspieler wie Sané, Olise und Kane ins Spiel zu bringen, ist auch in dieser personell schwierigen Phase ein Erfolg möglich. Der Weg ins Halbfinale wird schwer. Aber der Traum vom erneuten “Finale dahoam” – er lebt.
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