FC Bayern – Hertha BSC 3:2 (1:1)
Bayern gelang es ab der 25. Minute etwas mehr Kontrolle über das Spiel zu gewinnen und besser in die gewohnten Passstaffetten einzusteigen. Trotzdem brauchte es zwei Standardsituation, um das Spiel zu drehen. 2x traf der für Robben eingewechselte Mario Mandzukic nach Freistoß-Flanken von Ribéry und Schweinsteiger (30., 51.). Als Götze kurze Zeit später ebenfalls per Kopf! auf 3:1 erhöhte schien alles klar. Hertha reagierte jedoch und erhöhte seinerseits das Tempo. Bayern gelang es bis zum Schluss nicht mehr das Spiel wirklich unter Kontrolle zu bekommen. Berlin spielte gefällige Konter, unterband den Münchener Ballbesitz frühzeitig und spielte ohnehin höher und mutiger als die meisten Mannschaften in der Allianz-Arena. Am Ende war es auf Bayern-Sicht sogar etwas glücklich, dass Ben-Hatira nur noch der 2:3-Anschluss gelang.
3 Dinge, die auffielen:
1. Warum über dieses Spiel zu reden sein wird
Es gibt Arbeitssiege nach durchwachsenen Spielen, die man schnellstmöglich abhaken kann. Mund abputzen, weiter gehts. Das Spiel gegen die Hertha war aus meiner Sicht kein solches Spiel. Über dieses Spiel wird zu reden sein. Ja. 3 Punkte sind 3 Punkte und es gibt auch absolut keinen Grund nervös zu werden. Trotzdem macht die Art und Weise und die Leichtigkeit mit der es Hertha am Samstag Nachmittag gelang Bayern nicht nur zu nerven, sondern die komplette Ausrichtung des Guardiola-Fußballs zu unterbinden, bzw. zu verändern etwas nachdenklich. Bayern zeigte nicht nur gefühlt, sondern auch mit Blick auf die Statistiken eins seiner schwächsten Spiele in dieser Saison. Bayern ließ 10 Torschüsse zu und gab selbst nur 13 ab. Bayern gewann nur 45 Prozent seiner Zweikämpfe. „Nur“ 62 Prozent Ballbesitz, nur 479 angekommene Pässe bei einer Passquote von 81 Prozent sind ebenfalls allesamt Minusrekorde für die Saison 2013/2014. Hertha gelang es einerseits die Roten durch ein kompaktes 4-4-1-1 weit vom Tor weg zu halten und spielte gleichzeitig ein raumgreifendes und mutiges Umschaltspiel. Hertha lief mit 121 Kilometern so viel wie kein anderes Team in der Allianz Arena und dominierte die Münchener (117 Kilometer) in beinahe allen läuferischen Kategorien.
Der größte Unterschied gegenüber den Leistungen der letzten Wochen war aber aus meiner Sicht Bayerns eher harmloses Pressing. Bayern gewann nur 16 Mal den Ball in der Berliner Hälfte. Gegen Mainz in der Vorwoche lag dieser Wert bei knapp 30 Ballgewinnen (siehe Abbildung). In Tornähe gelang am Samstag zudem so gut wie kein Ballgewinn. Umso später der Ball gewonnen wird, umso weiter ist der Weg zum gegnerischen Tor, umso leichter ist es für den Gegner durch Kompaktheit Bayerns Spiel weit vom Tor weg zu halten.
Besonders die Schlussphase, in der es Bayern nicht gelang einen 3:1-Vorsprung souverän mit viel Ballbesitz und langen Passkombinationen über die Zeit zu bringen, sticht negativ heraus. Gerade Bastian Schweinsteiger und Philipp Lahm hätten das Spiel in dieser Phase an sich reißen müssen. Beide spielten zusammen über die gesamte Spielzeit gesehen so viele Pässe (117) wie Lahm alleine in der Vorwoche gegen Mainz (114). Zusammen hatten beide 155 Ballkontakte. Gegen Mainz waren es 262. Auch dieser Fakt ist Ausdruck dessen, wie sehr es Hertha gelang Bayerns gewohntes Spiel zu unterbinden.
2. Der beste Spieler der Welt (im Sechzehner)
„Mario Mandzukic ist im Sechzehner der beste Spieler der Welt. Wenn wir den Ball da hin bekommen, ist er sehr, sehr stark.“ Das sagte Pep Guardiola nach dem Spiel am Samstag. Wenn in den ersten Monaten unter dem neuen Coach eines deutlich geworden ist, dann, dass Guardiola sehr viel von seinen Spielern hält. Der FC Bayern hat nach seinen Worten mehrere beste Spieler der Welt in unterschiedlichen Positionen und Aufgaben. Andere sind dagegen nur „super, super“. Wie auch immer. Mit einem hat Guardiola gewiss recht. Mario Mandzukic gehört zu den kopfballstärksten Mittelstürmern, die zur Zeit auf hohem Niveau in Europa Fußball spielen. Nach 7 Kopfball-Toren in Bundesliga und Champions League im Vorjahr, steht der Kroate in dieser Saison auch schon wieder bei 4 Kopfball-Treffern. Ich bin froh, dass Guardiola die Wichtigkeit eines kopfballstarken Angreifers im Zentrum, gerade gegen tiefstehende Gegner wertschätzt. Auch Müller, der gegen Hertha erneut im Sturmzentrum begann, ist keine falsche 9 im klassischen Sinne, sondern ebenfalls passabel im Kopfball und somit als echter Zielspieler im Zentrum geeignet. Mandzukic jedenfalls macht es Guardiola mit seinen Fähigkeiten und Toren extrem schwer ihn draußen zu lassen. Immerhin ist er der beste der Welt.
3. Viererkette als Schwachpunkt
Rafinha ist sicher so etwas wieder der Gewinner der ersten Saisonphase. Der kleine Brasilianer rotierte auf Grund der Verletzungsmisere und Philipp Lahms Aushilfsjob im Zentrum in die Mannschaft und machte seine Sache über weite Strecken sehr gut. Gegen die Hertha war er trotz seiner Torvorlage zum 3:1 gemeinsam mit Daniel van Buyten ein Schwachpunkt im Bayern-Spiel. Beide spielten zusammen 24 Fehlpässe und gewannen nur 12 ihrer 27 Zweikämpfe. Weil auch Boateng vor dem 0:1 falsch stand und ebenfalls 15 Fehlpässe spielte, wird sich Guardiola gerade hier etwas überlegen müssen.
Dante fällt noch mindestens eine Woche aus. Martínez, der in seinem 30-Minuten-Einsatz einen ordentlichen Eindruck hinterließ, könnte sowohl Lahms Position im Zentrum übernehmen, als auch in die Innenverteidigung rücken. Kirchhoff scheint im Moment zumindest von Beginn an keine Option zu sein. Es gibt also einiges über das es nachzudenken gilt für Pep Guardiola. Dass er seiner Mannschaft am Sonntag einen freien Tag verordnete passt ins Bild. Das Spiel gegen Hertha ist ein guter Anlass, um einen Moment inne zu halten und bestimmte Tendenzen und Entwicklungen im Bayern-Spiel zu überprüfen. Mich würde es jedenfalls nicht überraschen wenn Lahm schon in der kommenden Woche gegen Hoffenheim als zusätzlicher Stabilisator in die Viererkette zurückkehrt.
FC Bayern | Neuer – Rafinha, Van Buyten, Boateng, Alaba – Lahm – Robben (26. Mandzukic), Kroos (24. Götze), Schweinsteiger, Ribéry – Müller (64. Martínez) |
Ersatz | Starke, Contento, Kirchhoff, Hojbjerg |
Hertha BSC | Kraft – Pekarik, Lustenberger, Langkamp, Van den Bergh (78. Allagui) – Skjelbred, Hosogai (86. Ronny) – Cigerci, Ben-Hatira (77. Mukhtar), Schulz – Ramos |
Ersatz | Burchert, Niemeyer, Brooks, Kobiashvili |
Schiedsrichter | Michael Weiner (Ottenstein) |
Zuschauer | 71.000 (ausverkauft) |
Tore | 0:1 Ramos (4.), 1:1 Mandzukic (30.), 2:1 Mandzukic (51.), 3:1 Götze (54.), 3:2 Ben-Hatira (58.) |