FC Bayern – FC Arsenal 1:1 (0:0)

Steffen Trenner 12.03.2014

Bayern München zieht hochverdient ins Champions League-Viertelfinale ein. Es war eine über weite Strecken reife, wenn auch nicht in aller Konsequenz souveräne Leistung des Rekordmeisters am Dienstag-Abend. Guardiola überraschte wieder einmal mit seiner Ausrichtung und brachte Lahm trotz der eher durchwachsenen Erfahrungen im Hinspiel erneut als Rechtsverteidiger. Schweinsteiger begann auf der Sechs, Thiago und Götze auf den beiden Halbpositionen. Müller, Kroos und Boateng für den Martínez in die Startelf rückte, zunächst von der Bank. Guardiolas Kalkül war es wohl erneut die rechte Angriffsseite der Bayern gegen die defensiv schwache Arsenal-Kombination auf Links mit Podolski und dem inzwischen doch recht hüftsteifen Vermaelen zu stärken. Am Ende liefen 51 Prozent der Münchener Angriffe über Rechts (23 Prozent durch die Mitte, 27 Prozent über Links) – ein klares Indiz für diese Ausrichtung.

Arsenal begann überraschend passiv und überließ Bayern die Kontrolle über das Spiel. Die Münchener dominierten den Ball und kombinierten sich zu mehreren ordentlichen Abschlussmöglichkeiten. Ein Torerfolg bleib zunächst aus. Kurz nach Pause traf Bastian Schweinsteiger nach sehenswerter Vorarbeit von Franck Ribéry zum 1:0 (54.). Das 1:0 hätte endgültige Sicherheit bringen sollen, fast postwendend machte Lukas Podolski nach mindestens robustem, wahrscheinlich irregulären Einsatz gegen Lahm allerdings das 1:1 (57.). Wer in der Folge einen Sturmlauf von Arsenal erwartet hat, wurde am Ende enttäuscht. Zwar bleib es bis zum Schluss ein wenig kribbelig – in echte Gefahr geriet Bayern jedoch nie. Dass Thomas Müller in den Schlussminuten einen Strafstoß auf ziemlich absurde Art und Weise verschoss, blieb eine Randnotiz. Bayern im Viertelfinale. Ich bin für Piräus.

3 Dinge, die auffielen:

1. Bayerns Spiel gegen den Ball wird immer besser

Ich habe auch hier im Blog immer wieder darüber geschrieben, wie sich Bayerns Offensivspiel unter Guardiola verbessert und verändert hat. Nach dem Rückspiel gegen Arsenal möchte ich die Arbeit gegen den Ball in den Mittelpunkt rücken. Bayern gelang es gegen eine Klassemannschaft wie den FC Arsenal über 180 Minuten 2 vielleicht 3 gute Chancen aus dem Spiel heraus zuzulassen. Gerade in den ersten 45 Minuten war Bayerns Gegenpressing am Dienstag-Abend eine ständig Druck erzeugende Macht. Die folgende Grafik illustriert sehr schön wie gut es den Münchenern im Vergleich zu den Gästen gelang den Ball frühzeitig zu erobern.

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Der Druck auf den jeweiligen ballführenden Arsenal-Akteur blieb stets enorm hoch, während die Gunners selbst erst im Bereich um den eigenen Strafraum zu Balleroberungen kamen. Mögliche Konter wurden so fast komplett im Keim erstickt. Wenn es gefährlich wurde dann nach Abspielfehlern der Münchener oder einigen hohen langen Bällen der Gäste.

Gerade Thiago mit 5 und Schweinsteiger mit 3 abgefangenen Bällen waren hier im Zentrum sehr effektiv gegen den Ball. Hinzu kam, dass das proaktive Herausrücken der Innenverteidiger, insbesondere von Martínez exzellent funktionierte. 8 seiner 12 effektiven Klärungsaktionen gelangen ihm weit außerhalb des Strafraums. Zum Vergleich: Per Mertesackers 11 geklärte Aktionen gelangen ihm allesamt innerhalb des Strafraums – auch das zeigt wie gut es Bayern inzwischen gelingt selbst internationale Top-Gegner weit vom eigenen Strafraum wegzuhalten. All das war über zwei Spiele gesehen ein ganz wichtiger Faktor für das Weiterkommen. Darauf sollten die Münchener in den kommenden Wochen aufbauen.

2. Schweinsteigers Meilenstein

Es war nach dem Aufwärmprogramm der letzten Wochen der erste richtige Härtetest für den Co-Kapitän nach langer Verletzungspause. Nach den 90 Minuten und seinem Tor kann konstatiert werden, dass sich diejenigen, die in den vergangenen Monaten erneut das Ende der Zeit von Bastian Schweinsteiger herbeischrieben, geirrt haben. Schweinsteiger bot eine exzellente Partie und stand dabei den Auftritten von Philipp Lahm in den vergangenen Monaten in Nichts nach. Er machte das Spiel schnell wenn es Dynamik benötigte, er verschleppte das Tempo wenn es notwendig war. Es ist durchaus auffällig, dass Guardiola mit Schweinsteiger in der Startelf stärker zu einer Doppelsechs zurückgekehrt ist, während Lahm die Rolle zuvor häufig als explizit einzige 6 interpretierte. Beide Wege waren bisher erfolgreich. Die Hilfe durch den einmal mehr überragenden Thiago war auch am Dienstag für Schweinsteiger eine wichtige Stütze. Beide spielten sich den Ball 22 Mal hin und her. Schweinsteiger hatte 96 Ballkontakte, spielte 41 Pässe und brachte 40 zum Mitspieler (98 Prozent Passquote). Nur Martínez und Thiago passten den Ball häufiger. Es ist nachvollziehbar warum sich Guardiola mit dem Gedanken wohl fühlt Lahm, Thiago und Schweinsteiger gleichzeitig auf dem Platz stehen zu haben. Mehr Ballkontrolle, Passsicherheit und strategisches Geschick geht nicht.

Schweinsteigers Tor unterstrich zudem, dass er wie im Vorjahr, als er 9 Pflichtspieltreffer erzielte in der Lage ist in den Strafraum nachzustoßen und dort Torgefahr zu entfalten. Eine Fähigkeit, die Lahm, Thiago und auch Kroos ein Stück weit abgeht. Schweinsteiger hat nachgewiesen, dass er auch auf diesem Niveau nach wie vor in der Lage ist ein Spiel zu gestalten. Dass er sich selbst noch nicht bei 100 Prozent sieht, weil ihm Spielpraxis fehlt, ist ein weiteres Indiz dafür, dass er in den kommenden Wochen weiter eine wichtige Rolle spielen wird. Auch unter diesem Aspekt war Arsenal für ihn persönlich ein Meilenstein.

3. Götze erneut unsichtbar

Es ist nicht die beste Saisonphase von Götze, der sich nach einem starken Spätherbst und Winter in einer kleinen Formkrise befindet. Guardiola wird es schwer gefallen sein, den zuletzt herausragenden Thomas Müller draußen zu lassen. Der Bayern-Coach erklärte seine Ausrichtung gegen Arsenal auch damit, dass er durch absolute Kontrolle mögliche Arsenal-Konter verhindern wollte. Vor diesem Hintergrund macht die Aufstellung des etwas ballsicheren Götze gegenüber Müller durchaus Sinn. Der 21-Jährige blieb jedoch über 60 Minuten bis auf einen guten Abschluss in der ersten Hälfte weitgehend unsichtbar. Nur 39 Ballkontakte, nur 19 Pässe, ein Ballgewinn und eine kreierte Torchance. Das war der Leistungsnachweis des ex-Dortmunders am Dienstag-Abend. Nicht viel – gerade im Vergleich zu den sehr auffälligen Offensivakteuren um ihn herum, Es ist zu erwarten, dass in den kommenden Tagen über die Rolle von Müller oder Boateng diskutiert werden wird. Pep entschuldigte sich bei der PK nach dem Spiel vorab schonmal bei allen, die er draußen lassen musste. Götze hat momentan bei der Diskussion über die zukünftige Verteilung von Einsatzzeiten in den Topspielen nach Dienstag-Abend gewiss nicht die besten Argumente auf seiner Seite.

FC Bayern Neuer – Lahm, Martínez, Dante, Alaba – Schweinsteiger, Thiago – Robben, Götze (59. Kroos), Ribéry (85. Müller) – Mandzukic
Ersatz Starke, Van Buyten, Rafinha, Pizarro, Boateng
FC Arsenal Fabianski – Sagna, Mertesacker, Koscielny, Vermaelen – Arteta (77. Gnabry), Cazorla – Özil (46. Rosicky), Oxlade-Chamberlain (84. Flamini), Podolski – Giroud
Ersatz Viviano, Jenkinson, Hayden
Schiedsrichter Svein Oddvar Moen (Norwegen)
Zuschauer 68.000 (ausverkauft)
Tore 1:0 Schweinsteiger (54.), 1:1 Podolski (57.)
Gelbe Karten Dante, Martínez / Podolski, Arteta, Vermaelen
Besondere Vorkomnisse Müller scheitert mit Foulelfmeter an Fabianski (90.+2)

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