FC Bayern: Darum ist der Abgang von Kingsley Coman (k)ein Fehler
Richtung Deadline Day kommt beim Rekordmeister wohl doch noch einmal Bewegung rein. Zumindest auf der Abgangsseite. Mehrere Transferjournalisten berichten nämlich von einem bevorstehendem Abgang von Kingsley Coman. Der FC Bayern soll sich laut Sky sogar bereits mit dem saudi-arabischen Klub Al-Hilal SFC einig sein. Lediglich die endgültige Entscheidung des Franzosen fehle noch, stehe jedoch kurz bevor.
Nach Matthis de Ligt, Noussair Mazraoui und Malik Tillman wäre der Franzose damit der vierte Spieler, der den Rekordmeister in dieser Transferperiode verlässt und ordentlich Geld in die Kassen spült. Gleichzeitig wäre ein fitter Coman sicherlich ein sportlicher Verlust, der intern aufgefangen werden müsste. Ist der Transfer also ein Fehler? Oder birgt der Abgang mehr Chancen als Risiken?
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Darum ist der Abschied von Kingsley Coman richtig
Bereits seit mehreren Monaten wird Coman mit einem Abschied vom FC Bayern in Verbindung gebracht. Neben seinem Jugendklub Paris St. Germain zeigten auch immer wieder Vereine aus der Premier League sowie zuletzt auch der FC Barcelona Interesse am französischen Nationalspieler. Nicht ohne Grund gingen jedoch nie konkrete Angebote für den Flügelspieler ein.
In erster Linie ist hier Comans fast schon einzigartige Verletzungshistorie zu nennen. Es heißt nicht ohne Grund „the greatest ability is availability“. Der Flügelstürmer kam in neun Jahren an der Säbener Straße kein einziges Mal verletzungsfrei durch eine Spielzeit. Stattdessen machte ihm immer wieder sein Körper einen Strich durch die Rechnung, wenn er in die Nähe seines Leistungsmaximums kam, und er stand der Mannschaft erneut mehrere Wochen nicht zur Verfügung. Auch in der vergangenen Saison verpasste der Franzose ganze 21 Spiele verletzungsbedingt.
Dies wirkte sich ebenso auf die Leistungen und Scorer-Punkte des 28-Jährigen aus. In keiner Saison beim FCB schaffte Coman ein Double-Double, also 10 Tore und 10 Assists. Zwar sind Torbeteiligungen nicht alles im Fußball, doch der offensive Output des Franzosen liest sich für einen Spieler seines Kalibers und seiner Gehaltsklasse erschreckend. Meistens tat er sich sogar schwer, überhaupt eine zweistellige Anzahl an Torbeteiligungen zu sammeln.
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Etwas, das ihm all seine beiden bisherigen Konkurrenten voraus haben. Sowohl Serge Gnabry als auch Leroy Sané haben das Double-Double in ihrer Zeit beim Rekordmeister bereits vollbracht. Mit Top-Neuzugang Michael Olise und Vorbereitungs-Gewinner Mathys Tel stehen Trainer Kompany damit insgesamt vier Kandidaten für die beiden Außenstürmerpositionen zur Verfügung. Da Jamal Musiala und Thomas Müller ebenso als Flügelspieler aushelfen können und mit Nestory Irankunda ein aufstrebendes Talent in den Startlöchern steht, das auf seine Chance wartet, wäre Coman in der derzeitigen Situation tatsächlich entbehrlich.
Vor allem aufgrund seines hohen Gehalts, welches eher dem eines Schlüsselspielers als dem eines Teilzeitarbeiters gleicht. Und nachweislich möchte der FC Bayern ja liebend gerne die Gehaltskosten senken. Zudem wird die Chance, den Franzosen für viel Geld nach Saudi-Arabien zu transferieren, vermutlich nicht noch einmal kommen.
Die Höhe der Ablösesumme, die Al-Hilal nach München überweisen würde, ist zwar noch nicht bekannt. Sollte die Summe seinem derzeitigen Marktwert von 50 Mio. Euro (laut transfermarkt.de) auch nur ungefähr entsprechen, hätte der Rekordmeister jedoch genügend Geld zur Verfügung, um sich vor dem Ende des Transferfensterns noch in der Innenverteidigung zu verstärken. Der größten Baustelle, wie der Saisonstart gezeigt hat.
Darum ist der Abgang von Kingsley Coman ein Fehler
Der Saisonstart hat jedoch ebenso demonstriert, wie wertvoll ein fitter Coman für den Verein immer noch sein kann. Sowohl in Ulm als auch in Wolfsburg wurde der Franzose für die Schlussphase eingewechselt und brachte noch einmal frischen Wind in die jeweilige Partie.
Gegen die Wölfe war der 28-Jährige mitverantwortlich für die bayrische Schlussoffensive, die letztendlich den Sieg herbeiführte, beim Pokalspiel hat der Flügelstürmer mit seinem Tor zum 3:0 sogar selbst für die Vorentscheidung gesorgt.
Comans Qualitäten sind ohnehin unbestritten. Der Franzose verfügt über einen bemerkenswerten Antritt, ist dribbelstark und hilft auch defensiv stets fleißig mit. Auch wenn er in dieser Saison vermutlich häufiger nicht die erste Wahl für einen Startelfplatz wäre, der französische Nationalspieler könnte als Joker eine echte Waffe sein und seine Konkurrenten zu Höchstleistungen antreiben.
Und das sowohl auf Links- als auch auf Rechtsaußen, ohne qualitative Einbußen, was ihn von den restlichen Außenstürmern abhebt. Über seine Beidfüßigkeit und Flexibilität verfügt kein anderer Flügelspieler beim FCB. Dies trifft auch auf seine Qualitäten als Breitengeber zu.
Während Sané, Olise, Gnabry oder Tel ihre Stärken mehr im Zentrum besitzen, ist Coman ein klassischer Flügelspieler, der vor allem die Breite hält und die Linie rauf und runter rennt. Ohne einen externen Ersatz würde der Rekordmeister also einen Spieler verlieren, dessen Profil im Kader so nicht mehr vorhanden wäre.
Überhaupt könnte sich der Abgang eines Außenstürmers, besonders nach den Erfahrungen in der vergangenen Saison, erneut als Fehler herausstellen. Zwar ist der Rekordmeister auch ohne Coman gut besetzt, in einer Spielzeit mit Champions-League-Reform und Klub-WM wird der Rekordmeister dennoch jeden einzelnen Spieler benötigen, um seine Ziele erreichen zu können, vor allem im Hinblick der derzeitigen Verletzungsmisere. Ein Abgang wäre also durchaus mit Risiko behaftet.
Sollte der FC Bayern Kingsley Coman wirklich abgeben?
Wäre der Abgang von Kingsley Coman nun ein Fehler oder nicht? Abschließend lässt sich dies wohl erst am Ende des Transferfensters, viel wahrscheinlicher sogar erst nach Abschluss der Saison beurteilen. Je nachdem, wie die restlichen Flügelspieler des Rekordmeisters performt haben und ob das eingenommene Geld sinnvoll investiert wurde.
Unabhängig davon würde der FC Bayern mit Coman einen Spieler verlieren, der ganze neun Jahre das rote Trikot trug. Eine lange Zeit, besonders im modernen Profifußball. Den Legendenstatus, wie den seines Landsmannes Franck Ribéry, mag der 28-Jährige zwar nicht erreicht haben. Dafür war er einfach zu inkonstant und zu häufig verletzt. Den letzten, fehlenden Schritt zur konstanten Weltklasse hat er nie gemacht.
Dennoch hat der Trophäensammler in München seine Spuren hinterlassen und so einiges erreicht. Sein Tor im Champions-League-Finale in Lissabon wird für immer unvergessen bleiben. Auch sein Wille, stets aus jeder Verletzung das Positive zu ziehen und immer wieder zurückzukommen, war vorbildlich und einzigartig. Unabhängig davon, wie man zu einem Abgang des Franzosen steht, würde er definitiv eine Lücke in München hinterlassen.
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