Rummenigge im Interview: „Es gibt 15 Vereine, die Højbjerg morgen nehmen würden“

Steffen Trenner 30.11.2014

Herr Rummenigge, Sie haben zuletzt auch bei der Jahreshauptversammlung betont, dass sie bei der Kaderplanung ihren dualen Weg weiterführen wollen. Eingekaufte Top-Spieler auf der einen Seite. Eigengewächse auf der anderen Seite. Wie soll dieser Spagat im Angesicht des hohen Erfolgsdrucks gelingen?

Erst einmal brauchen wir einen Trainer, der diesen Spagat mitgeht und den haben wir. Er hat auch in diesem Jahr Spieler wie Gianluca Gaudino an die Mannschaft herangeführt. Zuvor schon Højbjerg herangeführt. Wir wollen dieses Zwei-Säulen-Modell aufrecht erhalten. Das ist Teil der Philosophie von Bayern München. Dazu bedeutet, dass wir Spieler, die wir selbst ausgebildet haben hochziehen. Aber wir werden auch hin und wieder oder eigentlich jedes Jahr Top-Spieler verpflichten, um eine gewisse Balance zu haben. Wir wollen die jungen Spieler auch nicht überfordern.

Aber wird es nicht immer schwerer junge Spieler zu entwickeln, wenn das Niveau so hoch ist wie beim FC Bayern zur Zeit. Nicht umsonst wurde doch auch in den letzten Wochen über wechselwillige junge Spieler und Ausleihen diskutiert?

Nein das glaube ich nicht. Wie gesagt. Wir haben uns klar zu diesem dualen System bekannt. Und wenn ein 18, 19-Jähriger es im ersten Schritt nicht packt haben wir gute Erfahrungen mit Ausleihen gemacht. Philipp Lahm war zwei Jahre in Stuttgart, schon Markus Babbel war zwei Jahre in Hamburg. David Alaba war in Hoffenheim, Kroos in Leverkusen. Wir haben da wirklich viele gute Erfahrungen gemacht. Die Spieler kommen zurück und sind fertige Spieler, die dann auch Bayern München-Niveau haben. Das ist zum Beispiel auch jetzt eine Perspektive. Es ist nur wichtig, dass die Spieler da auch mitmachen. Oftmals wollen Spieler nur bei Bayern München spielen, aber oftmals ist es auch der Fall, dass die Spieler vor allem spielen wollen. Und das ist auch das wichtigste, denn auf der Bank werden Spieler nicht zwangsläufig besser.

Zuletzt wurde zum Beispiel bei Emre Can ein anderes Modell mit einer Rückkaufoption gefunden, die nicht gegriffen hat. Täuscht der Eindruck, dass Ausleih-Geschäfte schwieriger geworden sind?

Das ist eigentlich kein Problem. Unsere jungen Spieler sind alle extrem nachgefragt. Ich glaube Pierre Højbjerg hat so etwa 15 Vereine, die ihn morgen gerne ausleihen oder nehmen würden. Es ist jetzt die große Frage, was ist für den Spieler und was ist für den FC Bayern das Beste, denn wir müssen im Moment auch Rücksicht nehmen auf unsere Verletzten-Situation, die nicht gerade gering ist. Wir müssen aufpassen, dass wir uns kein Problem einheimsen, wenn wir den Spieler jetzt im Januar ausleihen. Das wird einer der Faktoren sein, die wir zu berücksichtigen haben.

Wichtig für die Entwicklung des Nachwuchses wird auch der neue Bayern-Campus an der Allianz Arena. Wie ist hier der Stand und wo hakt es aktuell noch?

Das Grundstück ist erworben. Wir sind in den letzten finalen Planungen, die dann noch mit der Stadt München und den Behörden abgestimmt werden müssen. Ich bin durchaus optimistisch, dass wir im Jahr 2017 – Sommer ist da angepeilt – den großen Umzug machen können. Wir müssen diesen Umzug machen, weil wir an der Säbener Straße aus allen Nähten platzen. Das ist nicht mehr optimal. Es wird einen kompletten Umzug geben von der U9 bis zur U23, sodass an der Säbener Straße nur noch die Profimannschaft verbleibt. Auch hier müssen wir einige Dinge noch einmal verbessern und verändern. Das werden wir im Rahmen des Umzugs tun. Die Uhr läuft weiter und wir müssen zusehen, dass sie bei uns nicht stehen bleibt.

Ein wichtiger Baustein für die weitere Entwicklung des Vereins ist sicher Sportvorstand Matthias Sammer. Sie haben gerade den Vertrag mit ihm verlängert. Welchen Eindruck hat er bisher im Verein hinterlassen?

Matthias ist jetzt zweieinhalb Jahre da und ich denke er macht das auf seiner Position gut. Er hat ein sehr gutes Verhältnis zum Trainer und zur Mannschaft – was sehr wichtig ist. Es ist sicherlich kein Zufall, dass wir seitdem er da ist acht Titel geholt haben. Beide Seiten sind zufrieden und deshalb gab es jeden Grund den Vertrag auch zu verlängern.