FC Bayern – FC Chelsea 5:4 i.E. (2:2, 0:1)

Steffen Trenner 31.08.2013

Bayern war von Beginn an, um Kontrolle bemüht, aber Chelsea spielte schon in der 8. Minute einen herrlichen Konter über Schürrle und Torres zum 1:0 zu Ende. Bayern ließ sich davon nicht wirklich beeindruckend und zog das gewohnte Ballbesitz-Spiel auf. Müller und Ribéry scheiterten mit guten Chancen in der Box und aus 20 Metern. Kurz nach der Pause war es dann erneut Ribéry, der aus 22 Metern abzog und Cech beim 1:1 alt aussehen ließ. In der Folgezeit entwickelte sich ein (von Chelsea) hart geführtes offenes Spiel mit Torchancen auf beiden Seiten. Ramirez sah nach einem heftigen Foul am eingewechselten Mario Götze zu Recht Gelb-Rot. Trotzdem gelang Hazard kurz nach Beginn der Verlängerung das 2:1. Bayern zog in der Schlussviertelstunde ein unfassbares Powerplay auf und hatte allein in der extra-time 18 Torschüsse. Weil Cech mehrfach herausragend parierte, sah alles nach Chelsea aus bis sich Martínez in der allerletzten Minute nach einem Abpraller aus 8 Metern dachte „and now goal“ und zum 2:2 traf. 

Im Elfmeterschießen trafen insgesamt 9 sichere Schützen, ehe Lukaku mit einer verzögerten Penalty an Neuer scheiterte. Europäischer Supercup-Sieger 2013: Bayern München.

2 Dinge, die auffielen:

1. INTENSITÄT

Was gegen Freiburg unter der Woche spürbar fehlte, war gegen Chelsea im Cup-Final von Beginn an omnipräsent. Bayern ging dieses Spiel von Beginn an sehr ernsthaft an und ließ sich auch von den teilweise überharten Engländern nicht aus dem Konzept bringen. Beispielhaft sei an dieser Stelle Thomas Müller zu nennen. Schon bei seiner Auswechslung in der 71. Minute schrie er im Vorbeilaufen wahllos Mitspieler an, schlug mit der rechten Faust in die eigene linke Hand und forderte seine Mannen auf, dieses Spiel zu gewinnen. Auch in der Pause vor der Verlängerung und der Halbzeitpause der Verlängerung, die Guardiola für intensive Ansprachen nutzte, war der Wille zum Sieg in der Körpersprache der gesamten Mannschaft zu spüren.

Nun kann man sich fragen, ob ein Sieg am Dienstag gegen Freiburg nicht eigentlich mittelfristig wichtiger gewesen wäre, als der inszenierte Pokal der UEFA, aber trotzdem scheint die Mannschaft ein solches Spiel gebraucht zu haben. Der emotionale Jubel nach beiden Toren in der regulären Spielzeit und der ausgelassene Jubel nach dem Schlusspfiff unterstrich diesen Eindruck. Was für die Spieler galt, kann übrigens auch 1:1 auf die Südkurve bezogen werden, die dieses Spiel auf den Rängen in beeindruckender Manier dominierten.

2. Experimentierfeld 6

Ohne Bastian Schweinsteiger war Pep Guardiola gezwungen zu improvisieren. Die Variante mit einer wechselnden 6 aus Toni Kroos und Philipp Lahm war dabei nur sehr bedingt erfolgreich. Kroos hatte arge Probleme mit dem physischen Spiel der Engländer und ist aus meiner Sicht im Zweikampf einfach nicht stark genug, um Angriffe und Konter zu stoppen und abzuwehren. Lahm machte das deutlich besser. Seine Spielintelligenz ist überragend. Er rückte mehrfach im Gegenpressing sehr geschickt nach und eroberte verloren gegangene Bälle umgehend zurück. Trotzdem war keiner der beiden in der Lage dem Spiel der Münchener die absolute Balance zu verleihen.

Anders wurde das als Javi Martínez in der 56. Minute aufs Feld kam. Zwar ließ Bayern immer noch einige Torchancen zu – zum Beispiel als Dante am eigenen Sechzehner mit Ball am Fuß ausrutschte – aber was Martínez in seinem ersten echten Pflichtspiel der neuen Saison 60 Minuten auf der alleinigen 6 zeigte, macht mir persönlich richtig Mut. Natürlich ist er nicht der Antreiber und Initiator, der Schweinsteiger auf dieser Position ist. Er braucht viel mehr Unterstützung im Spielaufbau durch einen zurückfallenden Achter – auch das war gegen Chelsea deutlich zu sehen. Aber seine Fähigkeit den Bereich zwischen Mittellinie und eigenem Sechzehner defensiv über die komplette Horizontale des Spielfelds zu dominieren tut dieser Mannschaft einfach gut. Ich bin gespannt wie Guardiola das Spiel seiner Nr. 8 bewertet und ob er trotzdem an seinem Plan festhält Martínez vorwiegend in der Innenverteidigung aufzubieten.

Dieses Spiel bot noch so viel mehr Erkenntnisse auf die ich in den kommenden Tagen nochmal näher eingehen werde. Für Bayern geht es erst am 14. September weiter mit einem Heimspiel gegen Hannover. Viel Zeit für Guardiola, um Schlüsse aus dem Saisonstart zu ziehen und Entwicklungen zu bewerten.