Endlich geht es los: Erstes Pflichtspiel in Ulm

Andreas Trenner 16.08.2024

Trainer: Großartige Arbeit von Wörle

Die Spielzeit 2023/24 hat der SSV Ulm unter Wörle sensationell bestritten. Direkt aus der Regionalliga Südwest schaffte man in der dritten Liga den Durchmarsch und ist in die 2. Bundesliga aufgestiegen. Das Wörle Qualität hat, zeigte er bereits als Trainer der FC Bayern Frauen: mit den Fußballerinnen gewann er einmal den DFB-Pokal (2011/12) und zweimal die deutsche Meisterschaft (2014/15 und 2015/16). Er leistete bei den Bayern Frauen damals großartige Aufbauarbeit und Ähnliches ist ihm auch in Ulm gelungen.

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Start: Zwei Niederlagen in Liga Zwei

Nach zwei Spieltagen in der 2. Bundesliga stehen für die Ulmer Spatzen allerdings zwei Niederlagen zu Buche. Beim Heimauftakt gegen Kaiserslautern startete man mit viel Einsatz und Kampfgeist vor den gut 17.400 Zuschauern und fand ordentlich ins Spiel. Man ging sogar durch Felix Higl in Führung und konnte bis in die 77. Spielminute das 1:0 halten, der Schiedsrichter gab dann einen Elfmeter (mit Unterstützung des Video-Assistenten) für den 1. FC Kaiserslautern und nur sechs Minuten später folgte das 1:2 für den FCK.

Im nächsten Spiel bei Jahn Regensburg gab es eine knappe 1:0 Niederlage, nach einer schlecht verteidigten Standard-Situation fing man per Volleyschuss ein vermeidbares Gegentor. Vor allem offensiv herrscht noch Steigerungspotential: In zwei Spielen konnte man bisher nur ein Tor erzielen und mit im Durchschnitt elf Schüssen pro Spiel ist man laut whoscored nur fünfzehnter dieser Statistik, wenngleich diese Zahl nach zwei Spieltagen natürlich nur einen Trend aufzeigen kann.

Kader: Zwei Ex-Hachinger, ein aktueller und ein ehemaliger Bayern-Spieler

Vor der Saison verlor der SSV seinen wichtigsten Spieler an den FC Heidenheim: Leo Scienza erzielte für die Ulmer Spatzen die meisten Tore (12) und die meisten Scorerpunkte (15) in Liga Drei. Natürlich ist Scienza bisher nur schwer zu ersetzen. Durch die Verpflichtung von Maurice Krattenmacher und Aaron Keller, beide letzte Saison Stammspieler bei der SpVgg Unterhaching, wurde versucht, diese Lücke zu schließen.

Mit Maurice Krattenmacher steht bei den Ulmern ein Bayern-Spieler im Kader, er unterschrieb Anfang Juni einen Profivertrag beim FC Bayern und wurde anschließend direkt an den SSV verliehen. Für den FC Bayern war er 2013 – nach seinem Wechsel von TuS Bad Aibling in die U9 – bereits dreieinhalb Jahre in der Bayern-Jugend am Ball. Krattenmacher ersetzte im letzten Spiel bei Jahn Regensburg Keller in der Startaufstellung und wird möglicherweise gegen den FC Bayern starten.

Bei den Ulmern konnten laut Sofascore bisher Felix Higl, Maurice Krattenmacher und Philipp Strompf mit jeweils vier Schüssen offensiv die meisten Ausrufezeichen setzen. Letzterer ist als linker Halbraumverteidiger mit bisher sieben Grätschen und fünf Klärungen gegen den Ball ebenfalls positiv aufgefallen.

Im Tor steht mit Christian Ortag ein guter Keeper, davor sichern Johannes Reichert zentral, Tom Gaal rechts und bereits genannter Strompf links defensiv ab. Beide Halbraumverteidiger positionierten sich in den bisherigen Spielen teilweise relativ weit außen und Reichert ließ sich gelegentlich fast wie ein Libero tief fallen.

Bastian Allgeier über rechts und Romario Rösch über links werden sich gegen die Bayern vermutlich sehr stark defensiv orientieren müssen, wohingegen Max Brandt und Jonathan Meier im defensiven Mittelfeld gefordert sind. Ihre Verbindungsarbeit in die Offensive wird gegen die Bayern vermutlich ebenfalls schwierig.

Davor soll das Offensivtrio um Krattenmacher (der als Verbindungsspieler zwischen Offensive und Defensive gelten kann), Dennis Chessa und Felix Higl für ein wenig Entlastung nach vorne sorgen. Chessa hat eine Bayern Vergangenheit, er spielte für die zweite Mannschaft des FC Bayern (2009-2014) und bestritt seine ersten Profispiele in der 3. Liga für den FCB.

Er und Higl werden versuchen, in die Räume hinter der Verteidigung zu kommen, was aber auch gegen Regensburg und Kaiserslautern nicht oft geklappt hat, weil die Präzision noch gefehlt hat. Dass das gegen die Bayern noch schwerer wird, sollte klar sein, trotzdem muss man mit hochmotivierten und durchaus ballorientierten Ulmern rechnen.

Mit 52.2% Ballbesitz ist man laut whoscored nach zwei Spieltagen in der oberen Hälfte dieser Wertung in der 2. Bundesliga, was den aktiven Ansatz von Wörle unterstreicht. Die Zahlen von whoscored aber zeigen auch, dass in der Passgenauigkeit noch Nachholbedarf herrscht: gerade einmal 76.2% der Bälle kamen an, damit steht man auf Platz 17 dieser Wertung.

Taktik: Mannorientiertes Pressing im 3-4-3

Gegen Jahn Regensburg wählte Ulm ein 3-4-3, das sich defensiv in ein 3-5-2 wandelte. Vor allem gegen Regensburg hatte Ulm Schwierigkeiten, in der Offensive gefährliche Akzente zu setzen, gegen den FC Bayern wird das sicher noch schwerer. Die Regensburger schafften es durch tiefe Positionierungen im Mittelfeld und gezielte Flügelüberladungen Ulms Defensive unter Druck zu setzen und konnten so gefährliche Situationen herstellen.

Das unter Kompany bereits gesehene Pressing wird also definitiv ein Erfolgsrezept sein. Miasanrot erwartet von den Bayern eine sehr offensive Herangehensweise. Diese sollte sich durch sehr hohes Pressing, viele Spieler im letzten Drittel und ein direktes Spiel in die Spitze auszeichnen und steht im Gegensatz zur „kontrollierten Offensive“ eines Thomas Tuchel.

Fazit: ein Sieg ist ein Muss

Der FC Bayern muss sich in der ersten Runde des DFB-Pokals auf einen hochmotivierten SSV Ulm vorbereiten, der von Ex-FC Bayern Frauen-Trainer Thomas Wörle sehr gut eingestellt sein wird. Vor einem euphorischen Publikum gilt es jeglichen Ansatz einer möglichen Pokal-Sensation von Anfang an durch überlegene Spielweise, hohes Pressing und das Verwerten der ersten Chancen im Keim zu ersticken.

Trotz der bisherigen Niederlagen in der 2. Bundesliga kann der SSV Ulm ein schwieriger Gegner sein, allerdings sprechen alle Statistiken und spielerischen Qualitäten für den FC Bayern. In den zwei Vorbereitungsspielen gegen Tottenham und gegen die WSG Tirol wurde durchaus gezeigt, dass man spielerisch dazu in der Lage ist, einen Gegner wie Ulm klar zu besiegen. Am Freitag Abend gilt es das unter Flutlicht in die Tat umzusetzen. Es wird Zeit, wieder einmal von Berlin zu träumen!

Mögliche Aufstellungen:
Ulm: Ortag – Gaal, Reichert, Strompf – Allgeier, Brand Meier, Rösch – Chessa, Krattenmacher, Higl
FC Bayern: Neuer – Stanišić, Upamecano, Kim, Guerreiro – Pavlović, Kimmich – Gnabry, Musiala, Tel – Kane

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