Eintracht Braunschweig 1:1 FC Bayern Amateure
Auf eine frühe Führung folgte ein früher Ausgleich per Elfmeter, der einen Platzverweis für Stanisic nach sich zog. Anschließend brauchten die Amateure viel Zeit, um ins Spiel zu finden. Am Ende wäre aber der Sieg noch drin gewesen, lag das Chancenplus doch eher auf Seiten der Münchner.
Hoeneß startete mit einem 4-3-1-2, in welchem Batista-Meier, Wriedt und Arp zunächst die Offensivpositionen besetzten. Im Mittelfeld fehlte Angelo Stiller, hinten agierten erneut Richards und Feldhahn in der Innenverteidigung. Links hinten agierte dafür Paul Will statt Derrick Köhn.
Braunschweig wiederum agierte aus einem 4-2-3-1 heraus mit dem klaren Fokus auf ein druckvolles Pressing. Das Ziel war es wohl, die Amateure zu Ballverlusten zu zwingen und dann schnell umzuschalten.
Drei Dinge, die auffielen:
1. Platzverweis beeinflusst Spiel zu stark
Der Einfluss einer Schiedsrichter-Entscheidung sollte nie als Ausrede dienen. Doch in diesem Fall ist es schwer, über die Geschehnisse rund um den 1:1-Ausgleich hinwegzusehen. Patrick Ittrich pfiff ein vermeintliches Foulspiel von Josip Stanisic, das vor dem Fernseher schlicht nicht endgültig zu bewerten war. Fakt ist aber, dass die Berührung mit dem Oberkörper allein nicht ausreichen konnte. Ob aber unten ein Kontakt vorhanden war, ist unklar. Ron-Thorben Hoffmann verdeckte die einzig aufschlussreiche Perspektive. Die Tendenz ist dennoch, dass es zu wenig für einen Elfmeter war und so auch die gelbe Karte für Stanisic mindestens diskutabel ist.
Wirklich spielentscheidend war diese Szene aber eigentlich nicht. Es war noch mehr als genug Zeit auf der Uhr, um das Ergebnis zu korrigieren. Viel entscheidender war, dass Stanisic sich offensichtlich zu Worten hinreißen ließ, die Ittrich die zweite gelbe Karte entlockten. Zweimal gelb macht einen Platzverweis und so waren die Amateure für den Rest des Spiels stark geschwächt. Den Vorwurf sollte man deshalb nicht dem Schiedsrichter machen, sondern Stanisic, der sich schlicht nicht im Griff hatte.
2. Körperlich angekommen
Ohne Stützen wie Angelo Stiller und Sarpreet Singh, aber auch wegen der gelb-roten Karte fiel es den Amateuren schwer, spielerisch Akzente zu setzen. Umso beeindruckender war aber erneut die körperliche Leistung der Mannschaft. Man hielt über weite Strecken der Partie dagegen, führte viele Zweikämpfe, legte eine hohe Intensität an den Tag und ließ Braunschweig nur selten gefährlich vor das eigene Tor kommen.
Schon gegen Preußen Münster war den Bayern anzumerken, dass sie im Vergleich zur Hinrunde große Fortschritte gemacht haben, was die Physis angeht. Die 3. Liga ist vom Niveau her eine komplett andere Hausnummer als die Regionalliga Bayern, in der oft die individuelle Klasse der Mannschaft ausreichte. Nahmen die Amateure die Intensität im Profibereich nicht an, gab es viel schneller die Quittung, wodurch einige Punkte verloren gingen. Mittlerweile scheint die Mannschaft aber angekommen zu sein, was auch die Erfolgsserie im Jahr 2020 zeigt.
3. Taktisch-technische Probleme, aber …
Dass die Bayern in diesem Spiel vor Probleme gestellt werden würden, deutete sich schon in der kurzen Phase vor dem Platzverweis an. Taktisch hat die Mannschaft von Sebastian Hoeneß nach wie vor Probleme, die Schwachstellen in der Formation eines Gegners zu lesen. Braunschweig presste oft sehr hoch – teilweise in einem 4-2-3-1, oft aber auch in einem 4-3-1-2 oder gar im 4-2-4. In diesen Situationen wäre hinter der hohen Angriffslinie der Braunschweiger Platz in den Halbräumen gewesen, die schnelle Spieler wie Jeong oder Batista-Meier hätten nutzen können.
Einzig gelingen wollte es nicht oft genug. Gute Gründe dafür sind neben dem frühen Platzverweis, dass Spieler wie Stiller und Singh im Mittelfeldzentrum und Dajaku (bereits länger verletzt) auf der Außenbahn fehlten. Außerdem fehlte den Amateuren in der Viererkette jemand wie Mai, der das Spiel nicht nur beruhigen, sondern auch mit seinen Pässen gestalten kann. Von seinen Anlagen her wäre Mbi eine gute Alternative gewesen, doch der 17-Jährige fehlte, weil er theoretisch für die Profis eingeplant war und praktisch aufgrund seiner schulischen Verpflichtungen aussetzte.
Ein weiteres Problem im taktischen Bereich stellte die Absicherung der linken Seite dar. Paul Will agierte meist sehr hoch, hat aber nicht das Tempo, um bei Ballverlusten schnell zurückzukommen. So verursachte er kurz vor der Pause fast einen weiteren Elfmeter, hatte aber Glück, dass der Schiedsrichter diesen nicht pfiff. Teil dieser situativen Instabilität war auch Chris Richards, dessen Stellungsspiel häufig nicht gut genug war. Dass Braunschweig daraus letztendlich zu wenig Kapital schlagen konnte, war einerseits Glück für die Bayern, andererseits aber auch einer starken Laufarbeit der Mannschaft insgesamt zu verdanken, die viele taktische Fehler über diese Willensleistung kompensieren konnte.
Trotz der Kritikpunkte gelang es den Amateuren vor allem im zweiten Durchgang, immer wieder mal das Potenzial im Angriff aufblitzen zu lassen und sich Möglichkeiten zur Führung zu erspielen, sodass ein Sieg am Ende sogar verdient gewesen wäre. Allein Wriedt hatte neben seinem Pfostentreffer im zweiten Durchgang mehrfach die Chance zu einem weiteren Tor. Zu Gute halten muss man den Amateuren auch, dass sie im zweiten Durchgang besser mit der Unterzahlsituation umgingen als noch im ersten. Gegen den Ball verteidigte die Mannschaft nun kompakter und etwas tiefer, ohne aber in der Aggressivität nachzulassen. Gleichzeitig gelang es mit dem Ball, auch mal etwas ruhigere Phasen einzustreuen.
Wichtig war aber vor allem die Erkenntnis, dass man in der Lage war, das mitunter höhere Pressing der Braunschweiger hin und wieder auszuhebeln. So zwang man den Gegner in eine insgesamt tiefere Position und hatte selbst etwas mehr Ruhe in der Schlussphase. Letztendlich kann man mit dem Punkt zufrieden sein, muss sich aber auch die Frage stellen, was mit 11 Mann drin gewesen wäre. Und so war Stanisic mit seinem unnötigen Platzverweis wohl der entscheidende Faktor.