Borussia Dortmund – FC Bayern 0:3 (0:0)
Ich habe vor dem Spiel gesagt, dass ich mit einem 1:1 nicht unglücklich gewesen wäre. Dass der FC Bayern dieses hochklassige und enge Spiel am Ende klar mit 3:0 gewann spricht für die Reife dieser Mannschaft. Mit Blick auf das Meisterschaftsrennen sind diese 3 Punkte, die sich wie 6 auswirken und sich wie 9 anfühlen ohnehin ein ganz wichtiger Schritt.
3 Dinge, die auffielen:
1. Guardiolas Plan mit Martínez
Deutlich überraschender als die Tatsache, dass Götze zunächst auf der Bank Platz nahm, war Guardiolas ungewöhnliche Ausrichtung für Javi Martínez. Der Spanier agierte nicht wie zuletzt auf der 6, sondern nahm eine der beiden Halbpositionen ein. Dabei positionierte er sich häufig sogar deutlich offensiver als der abkippende 6er Lahm und der Verbindungsspieler Kroos im Zentrum. Wer Guardiolas Vorstellungen kennt, der weiß, das bei ihm alles auf einer Überlegenheit im Mitteleldzentrum aufbaut. Martínez sollte mit der überraschend offensiven Ausrichtung zwei Zwecke erfüllen. Zum Einen sollte der vielleicht beste Zweikämpfer im Bayern-Kader die gefährlichen Dortmunder Gegenangriffe bereits dort stoppen wo sie entstehen. Zum Anderen sollte er als guter Kopfballspieler eine zusätzliche Unterstützung bei gegen Dortmund fast zwangsläufigen langen Bällen und Flanken sein.
Dortmund hat sein Konterspiel in den vergangenen Jahren nur geringfügig verändert. Nach wie vor baut alles auf einem schnellen Pass in Richtung der einzigen Sturmspitze auf, die den Ball verarbeiten, einen Moment verschleppen und dann auf die in hohem Tempo nachstoßenden Halb- und Flügelspieler ablegen sollen. Das was vor einiger Zeit Lucas Barrios begann, hat Lewandowski inzwischen zur Perfektion weiterentwickelt. Seine Fähigkeit sich die richtige Position zu erarbeiten und früher als der Verteidiger an den Ball zu kommen und ihn dann mit dem Rücken zum Tor zu verarbeiten, sind in dieser Qualität ziemlich einmalig. Guardiola wollte genau das unterbinden und durch den robusten Zweikämpfer Martínez in vorderer Front schon den Druck auf den ersten Pass erhöhen.
Der Erfolg dieser Maßnahme war mäßig. Zwar erspielte sich der BVB nur wenige Chancen aus klassischen Kontersituationen – Gelegenheiten dafür gab es jedoch zu hauf. Es war häufig der Münchener Hintermannschaft oder der Dortmunder Unkonzentriertheit zu verdanken, dass vielversprechende Gegenstöße versandeten. Lewandowski hatte 41 Ballkontakte und gewann 19 Zweikämpfe. Absoluter Bestwert aller Spieler auf dem Platz. Martínez hatte in ungewohnter Rolle Schwierigkeiten sich zurecht zu finden. Seine 44 Ballkontakte waren der Schwächste Wert aller Münchener Akteure, die über die volle Distanz auf dem Platz standen. Zudem gewann der Spanier nur 7 Zweikämpfe und die erhofften frühen Ballgewinne blieben ebenfalls aus. Nur einer gelang ihm in der gegnerischen Hälfte. Damit ich nicht falsch verstanden werde. Martínez zeigte eine sehr ordentliche Partie, aber der Plan mit seiner Hereinnahme Dortmunds Umschaltspiel zu verändern, ging nicht zu 100 Prozent auf. Dass die Tore fielen als er von Guardiola zu Gunsten der spielstärkeren Götze und Thiago in die Defensive beordert wurde, steht möglicherweise in einem Zusammenhang.
2. 30 Minuten Bayern der Zukunft?
Pep Guardiola hat es oft erwähnt, dass er seine spielerischen Pläne für diese Mannschaft noch immer nicht vollständig umsetzen kann und will. Das liegt zum Einen an den Verletzungen, zum anderen an seinem guten Gespür für die Balance seiner Mannschaft, die in der Vergangenheit zum Beispiel einen Spielertypen wie Mandzukic im Sturmzentrum benötigte. Mandzukic so viel scheint klar, steht sinnbildlich für einen spielerischen Übergang beim FC Bayern. Er ist in gewisser Weise ein erfolgsversprechender Kompromiss zu Guardiolas Idealvorstellung. Wie diese Idealvorstellung und damit der FC Bayern der Zukunft aussehen könnte, sah man in den letzten 30 Minuten. Mit Götze als hängendem, spielstarken 9er, der Robben und Müller Positionswechsel und ein Nachstoßen in die Spitze ermöglicht und einem pass- und balldominanten Mittelfeldzentrum mit Lahm, Kroos und Thiago.
Thiagos Auftritt mit dem herrlichen öffnenden Ball auf Robben vor dem 2:0 war insgesamt vielversprechend – auch wenn mir ein zentrales offensives Mittelfeld mit Thiago und Kroos zu wenig Torgefahr ausstrahlt. Thiago fällt mir ohnehin häufiger durch falsche Entscheidungen (Torschuss oder Pass/Risikopass oder sicherer Pass nach Außen) im Schlussdrittel auf. Auch gegen Dortmund spielte er rund um den Strafraum fünf Fehlpässe. Thiago wird aber in den kommenden Wochen mit Sicherheit Gelegenheiten bekommen sich auf dieser oder einer der anderen Mittelfeldpositionen zu beweisen.
3. Manuel Neuer
Große Mannschaften brauchen einen großen Torwart. Ich habe hier im Blog im vergangen Jahr mehrfach darauf hingewiesen, dass Neuer in entscheidenden Spielen häufig nicht die entscheidende Figur war, die er sein muss. Spätestens mit dem Champions League Finale 2013 und seiner Leistung im DFB-Pokalfinale gegen Stuttgart kann diese Diskussion aber zu den Akten gelegt werden. Manuel Neuer ist der große Torwart, den sich der FC Bayern mit seiner Verpflichtung versprochen hat. Gegen Dortmund agierte er mit einer unglaublichen Ruhe, wehrte vier gefährliche Dortmunder Torschüsse ab und rettete beim Stand von 1:0 2x Weltklasse. Sein bis auf eine Ausnahme sicheres Aufbauspiel häufig weit vor dem eigenen Tor rundeten eine herausragende Leistung ab. Große Mannschaften brauchen einen großen Torwart in großen Spielen. Neuer war am Samstag-Abend dieser Torwart.
Borussia Dortmund | Weidenfeller – Großkreutz, Sokratis, M. Friedrich, Durm – Sven Bender (79. Piszczek), Sahin – Blaszczykowski (71. Hofmann), Mkhitaryan (71. Aubameyang), Reus – Lewandowski |
FC Bayern | Neuer – Rafinha (79. Van Buyten), Boateng (64. Thiago), Dante, Alaba – Lahm – Müller, Javi Martínez, Kroos, Robben – Mandzukic (56. Götze) |
Ersatz | Starke, Kirchhoff, Weiser, Hojbjerg |
Schiedsrichter | Manuel Gräfe (Berlin) |
Zuschauer | 80.645 (ausverkauft) |
Tore | 0:1 Götze (66.), 0:2 Robben (85.), 0:3 Müller (87.) |
Gelbe Karten | Großkreutz, Mkhitaryan / Boateng, Rafinha, Mandzukic |