Die stillen Reserven
Die vorangegangenen Kaderportraits finden sich bei den Urgesteinen, den Bombern und den feinen Füßen, den Torhüterinnen und Dauerbrennern.
Lang verletzte Stammkräfte
Sie sind eigentlich schon lange dabei — und dennoch zu oft außen vor, weil sie das Verletzungspech weit zurückwarf.
Lena Lotzen
Obwohl Lena Lotzen bereits seit 2010 beim FC Bayern für die erste Mannschaft unter Vertrag steht und sich über die Stadtgrenzen hinaus längst international einen hervorragenden Namen gemacht hat, darf man nicht vergessen: Sie ist erst 21 Jahre alt. Erst im Februar 2014 verlängerte sie erneut für zwei weitere Jahre beim Verein, obwohl sich auch Champions-League-Sieger Wolfsburg intensiv um die 21-fache Nationalspielerin bemüht hatte. Doch Lotzen entschied sich für die Herausforderung, die Top 3 der Liga mit dem eigenen aufstrebenden Club anzugreifen.
Etwa zeitgleich mit Javi Martínez von den Profis der Bayern-Männer zog sie sich jedoch im August zum Ende der Vorbereitung einen Kreuzband- sowie Innenbandriss im linken Knie zu und wird noch viele Wochen in der Reha arbeiten müssen, bevor sie wieder auf dem Platz steht. Mit der Weltmeisterschaft in Kanada im kommenden Jahr wird es da schon ganz schön eng.
Die gebürtige Würzburgerin mit der Nummer 11 bevorzugt den rechten Fuß, ist 171 cm groß und kann im offensiven Mittelfeld sowie im Sturm eingesetzt werden. Von 1998 bis 2006 spielte Lotzen bei der TG Höchberg und von 2006 bis 2010 bei der JFG Kreis Würzburg Süd-West. In der A-Nationalmannschaft ist sie seit 2012 aktiv und schoss seither vier Tore für Deutschland. Mit der U19-Auswahl wurde sie 2011 Europameisterin, mit der U20-Auswahl 2012 Vizeweltmeisterin und errang mit der A-Nationalmannschaft nebst dem Algarve-Cup 2012 die Europameisterschaft 2013 in Schweden und stand dabei in jedem EM-Spiel auf dem Platz. Mit dem FC Bayern erkämpfte sich Lotzen 2012 den DFB-Pokal-Titel. Von der Stadt München wurde Lena Lotzen gemeinsam mit Leonie Maier im Mai 2014 die Ehrenmedaille in Gold verliehen.
Leonie Maier
Im März letzten Jahres zog sich die Stuttgarterin beim Algarve Cup während des Trainings einen Kreuzbandriss zu. Leonie Maier ist mittlerweile 22 Jahre alt, 162 cm groß, trägt beim FC Bayern, wo sie im Sommer 2013 einen Zweijahresvertrag unterschrieb, die Rückennummer 20 und spielt in der Verteidigung auf der rechten Seite. Dort kann sie aber auch eine offensive Flügelverteidigerin bzw. Rechtsaußen geben. Nach ihrer Reha-Zeit wurde sie im Oktober dreimal für die zweite Mannschaft der Bayern eingesetzt, gegen Hoffenheim II spielte sie die komplette Partie durch und schoss in der 67. Minute das 1:1.
Seither kam sie auch in der ersten Mannschaft fünfmal von der Bank und sammelte bislang 115 Minuten Spielzeit. Wurde sie eingesetzt, zog Trainer Tom Wörle Vikki Schnaderbeck, die in dieser Saison als Stammkraft auf der rechten Flügelverteidigerposition agiert, auf die Sechs. Beim Freundschaftsspiel gegen Shanghai im November durfte Maier, die Linkshänderin, die mit rechts schießt, von Beginn an Spielpraxis sammeln, während viele Kolleginnen bei ihren Nationalmannschaften weilten. Maier spielt zwar auch seit 2013 für das deutsche A-Team und machte in 22 Partien drei Tore, das Freundschaftsspiel im November gegen England in Wembley kam für sie aber noch zu früh.
Zum FC Bayern wechselte Maier nach drei Jahren beim SC 07 Neuenahr. Zuvor lief sie ein Jahr beim VfL Sindelfingen auf, nachdem sie von 1998 bis 2009 bei den Jungs des TV Aldingen bzw. des JSG Remseck gespielt hatte. Mit der deutschen Nationalmannschaft wurde Maier 2014 Algarve-Cup-Siegerin und 2013 Europameisterin in Schweden. Diesen Titel hatte sie bereits mit der U17 2009 und mit der U19 2011 errungen. 2015 stünde also eigentlich mal wieder ein großer internationaler Turniersieg an. Zusammen mit Lena Lotzen erhielt auch Leonie Maier die Ehrenmedaille in Gold von der Stadt München.
Laura Feiersinger
Die 21-jährige in Saalfelden geborene Österreicherin trägt beim FC Bayern die Rückennummer 21 und spielt im Mittelfeld. Wie Leonie Maier verletzte sie sich beim Algarve Cup im März 2014 schwer. Der Schien- und Wadenbeinbruch wurde sogar direkt in Faro operiert. In der aktuellen Saison hatte sie zunächst vier Einsätze für die zweite Mannschaft, zwei über die gesamte Distanz und schoss am fünften Spieltag in Sindelfingen sogar ein Tor für die Roten. Für das Team von Tom Wörle stand die 167 cm große Spielerin mit dem starken rechten Fuß aufgrund der Verletzung erst viermal im Kader und wurde zu zwei Kurzeinsätzen gegen Wolfsburg und Leverkusen eingewechselt, womit sie es aktuell auf 14 Spielminuten bringt. Auch für die Langzeitverletzte nutzte Trainer Wörle das Freundschaftsspiel gegen Shanghai im November, um sie vom Anpfiff an Spielpraxis sammeln zu lassen.
Bevor Feiersinger in der Saison 2011/12 zum FC Bayern wechselte, spielte sie zwischen 2008 und 2010 beim USK Hof nahe Salzburg, ging 2010 als frisch gebackene A-Nationalspielerin den Schritt nach Deutschland und heuerte für eine Saison beim Herforder SV an. Dort gelangen ihr in 18 Spielen sieben Tore. In ihrer Jugend war Feiersinger 2001 für den SV Oftering und zwischen 2001 und 2007 für den 1. Saalfeldner SK aktiv. In der Saison 2007/08 schaffte sie mit dem FC Pinzgau Saalfelden den Aufstieg in die höchste österreichische Spielklasse, die ÖFB-Frauenliga. In München ist Feiersinger, die hier neben dem Fußballbetrieb an der TU wissenschaftliche Grundlagen des Sports studiert, noch bis zum Ende der aktuellen Saison an den Club gebunden. 2012 gelang ihr nicht nur der DFB-Pokalsieg mit den Bayern. Darüber hinaus wurde ihr die Ehrung zu Österreichs Fußballerin des Jahres zuteil. Bereits im Vorjahr gewann sie mit den Roten mit einem 2:1-Sieg gegen Potsdam den Bundesliga-Cup, ein Turnier zur Überbrückung der spielfreien Zeit bis zur Weltmeisterschaft.
Sarah Romert
Eine weitere Dauerpatientin, die noch immer auf die Rückkehr ins reguläre Training und Einsätze in der laufenden Saison wartet, ist die 19-jährige Buxheimerin Sarah Romert. Auch sie wurde durch einen Kreuzbandriss zurückgeworfen. Ist sie fit, spielt die 176 cm große Romert mit der Rückennummer 14 im Mittelfeld und setzt meist auf ihren starken rechten Fuß. Im Sommer 2011 kam sie zum FC Bayern, bei dem sie auch für die kommenden anderthalb Jahre unter Vertrag steht, und erhielt sogleich Einsätze in der ersten Mannschaft. Zuvor spielte sie von 2000 bis 2006 für den FC Viktoria Buxheim und anschließend bis 2011 beim FC Memmingen im Allgäu. Im Jahr 2012 war sie Teil der DFB-Pokalsiegermannschaft. In der U15 wurde sie Länderpokalsiegerin. Bei den U17-Europameisterschaften 2010 und ’11 reichte es jeweils zu Platz 3.
Die Nachrücker aus der zweiten Mannschaft
Sie sind noch blutjung, bringen aber bereits die Qualität mit, die es braucht, um Druck auf den Kader des ersten Teams zu machen und diesen in der Breite zu verstärken. Einige stehen schon im Profikader, andere sind beim FCB II verankert. Aber alle standen in der aktuellen Saison bereits im Kader des Bundesligisten.
Jenny Gaugigl
Die 168 cm große Mittelfeldspielerin spielt seit 2010 in den Nachwuchsmannschaften des FC Bayern und läuft mit der Nummer 22 auf. Ihr Arbeitspapier beim FCB gilt vorläufig noch bis zum Juni 2016. Mittlerweile ist der Rechtsfuß 18 Jahre alt. Das Fußballspielen begann Gaugigl allerdings bereits 1999 mit 3 im Jungsteam der SpVgg Auerbach/ Streitheim, für das die in Diedorf bei Augsburg Geborene auch nach ihrem Wechsel zum TSV Pfersee Augsburg (2008-2009) noch mit Zweitspielrecht aktiv blieb. In der vergangenen Saison kam Gaugigl bereits zu einigen Erstligaeinsätzen beim FC Bayern und schoss gegen die SGS Essen ihr erstes Bundesligator. In der laufenden Spielzeit saß sie im Team von Tom Wörle viermal auf der Bank, wurde jedoch noch nicht eingesetzt. Im Kader der zweiten Münchner Mannschaft wurde ihr Name bereits achtmal auf dem Spielberichtsbogen eingetragen. Sie spielte jeweils von Beginn an und in sieben Partien durch. Mit der U17 wurde Gaugigl im Jahr 2013 Deutsche Meisterin.
Ricarda Walkling
Die erst 17-jährige Hannoveranerin mit der Rückennummer 23 stieß im Sommer 2010 in die Jugendabteilung des FC Bayern und steht vorerst noch bis zum Ende der nächsten Saison unter Vertrag. Für eine Mittelfeldspielerin ist der Rechtsfuß außerordentlich torgefährlich, was sie vor allem in der U17-Nationalmannschaft bewies, bei der sie in 15 Spielen sechs Tore schoss. In der aktuellen Saison wurde sie von Tom Wörle noch nicht eingewechselt, stand aber dreimal im Kader. In der vergangenen Spielzeit kam die 157 cm große Walkling allerdings schon zu einigen Einsätzen im ersten Team und schoss wenige Augenblicke nach ihrer Einwechslung gegen Cloppenburg in der 89. Minute ihr erstes Bundesligator.
In der zweiten Mannschaft gehört Walkling mit neun Einsätzen (fünf über die gesamten 90 Minuten) dagegen zum Stammpersonal und steht aktuell bei drei Saisontoren inklusive einem Auswärtsdoppelpack gegen Würzburg. Von 2002 bis 2008 spielte Walkling für den SV Obergriesbach und wechselte anschließend für zwei Jahre zum TSV Schwaben Augsburg. Mit den Bayern errang sie 2013 und 2014 die deutsche U17-Meisterschaft, wurde 2013 U-17-Europameisterin und ist wie Isabella Hartig seit Mai 2014 Trägerin der Silbermedaille der bayerischen Landeshauptstadt München.
Kristina Schuster
Die 170 cm große Abwehrspielerin aus Polling gehört seit der Rückrunde der vergangenen Saison dem Kader der zweiten Mannschaft an und ist seit 2011 beim FC Bayern. Von 2004 bis 2009 spielte die nun 17-Jährige in der Jungenmannschaft des SV Polling und anschließend bis 2011 im dortigen Mädchenteam. In den Jahren 2013 und 2014 konnte sie jeweils den Deutschen Meistertitel mit der B-Jungend des FC Bayern erringen. In der zweiten Bundesliga Süd wurde Schuster in der aktuellen Saison siebenmal von Beginn an eingesetzt, spielte sechs Begegnungen durch und schoss am 8. Spieltag beim 2:3-Sieg gegen Niederkirchen das zwischenzeitliche 1:1.
Bei der ersten Mannschaft saß sie bislang dreimal auf der Bank, wurde einmal beim 1:2-Sieg in Freiburg eingewechselt und kommt so bislang auf 19 Spielminuten in der Allianz Frauen Bundesliga. Als in der Sommerpause der französische Vizemeister Paris Saint Germain mit den deutschen Nationalspielerinnen Annike Krahn und Fatmire Alushi zum Testspiel vorbei schaute, durften sich einige Nachwuchsspielerinnen zeigen. Kristina Schuster krönte ihre Leistung mit dem 1:1-Endstandtreffer nach einer Ecke.
Isabella Hartig
Auch die 17-jährige Isabella Hartig aus Vierkirchen spielt im zweiten Team der FC Bayern Frauen. Sie besitzt sowohl die deutsche als auch die österreichische Staatsbürgerschaft — aber noch viel besser: sie kann den Ball sowohl mit dem linken als auch mit dem rechten Fuß fein behandeln. Eine Stärke, die ihr im Sturm zugute kommt. Bevor die 169 cm große Angreiferin an die Isar wechselte, spielte sie zwischen 2002 und 2010 für die SC Vierkirchen Junioren und von 2008 bis 2010 zusätzlich für die JFG Dachau-Land 06. Im Kader der zweiten Frauenmannschaft der Bayern absolvierte Hartig in der aktuellen Saison sechs Partien, von denen sie vier durchspielte, einmal eingewechselt wurde und zudem im Spielg gegen Saarbrücken in der 77. Minute mit Gelbrot vom Platz flog. Dem Team gelang zu zehnt noch das einzige Tor des Spiels zum Sieg.
Im Spiel der ersten Mannschaft gegen Hoffenheim stand sie erstmals im Bundesligakader, wurde aber nicht eingesetzt. In der Jugend wurde Hartig zweimaliger Oberbayerischer Hallenmeister und errang 2011 die Meisterschaft der Landesliga. Mit der B-Jugend gelang es ihr, in den Jahren 2013 und 2014 die Deutsche Meisterschaft zu erspielen. Bei der Titelverteidigung schoss sie das entscheidende 1:0 per direktem Freistoß gegen Turbine Potsdam. Ihr bislang größter Erfolg gelang Hartig aber mit der deutschen U17-Nationalmannschaft. Im Endspiel der Europameisterschaft in England im vergangenen Jahr glich sie kurz vor Spielende die spanische Führung aus und schoss Deutschland somit zunächst in die Verlängerung. Später verwandelte sie dann den entscheidenden Treffer, der den Titel bedeutete. Die Stadt München zeichnete sie, Ricarda Walkling und Michaela Specht dafür mit der Silbermedaille der bayerischen Landeshauptstadt aus. Mittlerweile ist die Stürmerin in die U19-Nationalmannschaft aufgerückt und erzielte bei der Niederlage in Schweden im Oktober den einzigen deutschen Treffer.
Fabienne Weber
Nicht verschweigen wollen wir, dass die Nachwuchstorhüterin Fabienne Weber Ende November letzten Jahres gegen Essen auf der Bank der Ersten Mannschaft saß und somit ebenfalls Kaderminuten in der aktuellen Bundesligasaison vorzuweisen hat. Sie fand in unserem Beitrag zu den Bayern-Torhüterinnen schon mal eine ganz kleine Erwähnung.
Fotos: Christian Riedel (Jenny Gaugigl, Ricarda Walkling, Kristina Schuster, Isabella Hartig)
Fotoallerlei (Lena Lotzen, Leonie Maier, Laura Feiersinger, Sarah Romert)