Die Lage der Bundesliga – Teil 2
05.02.2016 Langweilige, kaputte Liga?
Das war jetzt alles schön und gut, aber was genau hat das mit der Bundesliga selbst zu tun, oder? Eine Liga ist doch mehr als nur ein paar tolle, reiche Klubs, die sich internationale Relevanz leisten können. Keine Sorge, wir haben den Rest nicht vergessen. Zuerst wollen wir auf die letzten Jahre der Bundesliga im Vergleich mit den anderen Topligen blicken.
Hier haben wir die durchschnittliche Punkteausbeute für die Top 5 jeder Liga (1996-2015). Sie sind alle sehr ähnlich, mit zwei großen Ausnahmen: Die Topteams der Ligue 1 waren vergleichsweise schwach (die Liga also wohl ausgeglichen) und der Kampf um die Champions League-Plätze ist in England wesentlich enger und anspruchsvoller als anderswo. Aber…
Die Welt hat sich geändert. Der Punkteschnitt des laufenden Jahrzehnts zeigt ein unfassbar hohes Niveau bei Spaniens großen Zwei und tatsächlich auch eine riesige Lücke zwischen dem Meister und dem Vizemeister der Bundesliga.
Ist der Meisterschaftskampf in der Bundesliga langweilig geworden?
Der Punkteschnitt der Meister von 1996 bis heute. In der Bundesliga gab es eine Punkteexplosion in 2012 (Dortmund als Sündenbock?), die zuletzt dank Heynckes und Guardiola gipfelte. Auch in Spanien gab es mit der Einstellung Guardiolas bei Barcelona einen großen Sprung nach oben. Es lässt sich demnach sagen, dass das Titelrennen in Deutschland zumindest von historischem Niveau geprägt ist und einen Standard erreicht hat, der so hoch ist, dass eine weitere Steigerung unwahrscheinlich ist.
Wie sehen die tatsächlichen Abstände aus?
Der Abstand zum Meister ist tatsächlich in der Bundesliga am größten. In den letzten 20 Jahren hat nur hier der Vizemeister weniger als 90% der Punkte des Meisters erreicht.
Während die meisten dieser Unterschiede sehr gering sind (bitte nicht zu sehr von den Farben täuschen lassen), gibt es ein paar erwähnenswerte Daten. In England ist der Abstand zwischen Platz eins und drei erheblich geringer als anderswo, und der Unterschied zwischen Platz eins und 18 ist in Deutschland und Italien größer als sonst – eventuell ein Zeichen dafür, dass diese Ligen häufiger extrem schlechte Teams beinhalten? Spekulation.
Wann geriet die Bundesliga außer Kontrolle? Wir haben versucht, dies mit einer einzigen Grafik zu beantworten, jedoch ist das Ergebnis geradezu hässlich. Deshalb gehen wir Schritt für Schritt an die Sache heran. Beginnen wir mit dem Titelkampf.
Interessanterweise werden sowohl der Meister als auch der Vize immer besser. Dennoch muss gesagt werden, dass seit dem erwähnten Sprung in 2012 die Abstände im Meisterschaftsrennen viel größer geworden sind.
Nebenbei: Diese Grafik veranschaulicht auch, wie gut Dortmund diese Saison ist. Der aktuelle Punkteschnitt hätte dem BVB in jeder Saison von der Einführung der 3-Punkte-Regel bis zum Jahr 2012 zur Meisterschaft gereicht.
Schauen wir nun auf die Top 5 der Liga. Selbstverständlich werden auch diese Abstände immer größer. Während sich die zwei besten Teams (in anderen Worten: Bayern und Dortmund) in den letzten fünf Jahren erheblich verbessert haben, konnten die Vereine dahinter keinen Schritt nach vorne machen. Fehlt das Geld aus der Champions League, fehlt eine gut ausgeführte Strategie? Es gibt zahlreiche Gründe, viele davon auch selbstverschuldet.
Letztendlich noch die gesamte Liga in einer Grafik. Der Abstand zwischen dem Ersten und dem Letzten ist in der laufenden Saison ein einmalig großer. Ganz einfach gesagt: Es hat sich in der Bundesliga in den letzten 20 Jahren nicht viel geändert, außer dass die zwei besten Vereine (und besonders der Meister) viel stärker geworden sind.
Fazit
Auf internationaler Ebene hat sich die Bundesliga von ihrer Krise erholt und scheint wieder in stabiler Verfassung zu sein. Es gibt weiterhin jede Menge Potenzial nach oben, wie die Erfolge der (nicht besonders reichen) spanischen Sterblichen zeigen. Bis auf Weiteres ist der aktuelle Stand aber ein akzeptabler. Nichts, wofür man sich schämen müsste. Aber auch nichts, worauf man stolz sein sollte.
Ist die Bundesliga selbst kaputt? Dies ist nur der Fall, wenn man die gesamte Liga über das Meisterschaftsrennen definiert – dieses besteht inzwischen eigentlich nur noch aus zwei Kandidaten (oft auch nur einer). Alles andere hat sich nicht geändert. Im Gegenteil, in der Vergangenheit gab es häufiger ein völlig unterlegenes Team als heutzutage. In der Saison 2004/05 beendete der SC Freiburg die Saison mit 18 Punkten. Im laufenden Jahr haben bereits 16 von 18 Vereinen diese Marke überschritten, obwohl noch 15 Partien zu spielen sind.
Der Abstand an der Spitze kann größtenteils durch den Unterschied beim Budget erklärt werden, doch woher kommt der Abstand zwischen Platz zwei und dem Rest? Für Erfolg braucht man mehr als nur Geld. Was braucht man sonst noch alles? Das werden wir im dritten und letzten Teil der Serie verraten – das große Finale mit exklusiven Stellungnahmen von zahlreichen Fußballexperten.
TEIL EINS – FINANZEN UND EINKOMMEN
TEIL ZWEI – PUNKTE UND ERFOLG
TEIL DREI – TAKTIK UND MENTALITÄT
