Die Lage der Bundesliga – Teil 2
Historisches Auf und Ab
Es wäre nun folgerichtig zu beklagen, dass der Fußball nicht erst 1998 begann (oder irgendwann in den 90ern, liebe englische Medien). Um ein kompletteres Bild von der Entwicklung zu erhalten, haben wir uns die allseits beliebten UEFA-Koeffizienten der Top-5-Ligen bis zum Jahr 1970 verfolgt.
Wenn dies auch eine schöne Grafik ist, die unter anderem die UEFA-Verbannung englischer Vereine in den späten 80ern visualisiert, so ist sie nicht komplett hilfreich. Der Grund ist einfach: wie das Geld leidet auch der UEFA-Koeffizient unter einer Inflation. Dass La Liga momentan an der 100.000-Punkte-Grenze liegt, hängt nicht mit einer einmaligen Dominanz zusammen (wobei es schon eine Dominanz gibt), sondern mit dem Anstieg der insgesamt verteilten Punkte. Mehr Spiele, mehr Teilnehmer, mehr Punkte.
Also haben wir die Grafik von der „Inflation“ bereinigt und stattdessen Prozentzahlen verwendet. Was sehen wir?
Die besten Jahre der Bundesliga fanden Mitte der 1970er bis hinein in die frühen 80er statt. Besonders Bayern, Gladbach und Hamburg spielten beeindruckende Saisons. Es war eine bedrückend dominante Zeit, die Lücke zur zweitstärksten der analysierten Ligen lag bei 30%, ein nur von Italien in den 90ern wiederholter Abstand. Darüber hinaus werden auch die bereits erwähnten Vermutungen bestätigt. Die Kirchkrise war ein heftiger Rückschlag für die Bundesliga, Mitte der 2000er Jahre war sie die schwächste der fünf Ligen. Dies bedeutet aber ebenso, dass die positive Entwicklung der letzten Jahre keine echte Verbesserung war, sondern lediglich eine Rückkehr zum üblichen Status.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die aktuellen internationalen Erfolge der Bundesligisten ziemlich normal und durchschnittlich ist. Es gab schon bessere Zeiten, es gab schon schlechtere Zeiten, die Gegenwart ist business as usual.
Aber ist es auch ein Verdienst der gesamten Liga? Wie haben die Vereins-Koeffizienten analysiert, um herauszufinden, ob die aktuellen Liga-Koeffizienten eine Kollektivarbeit oder das Resultat einzelner Vereine ist.
Bayern. Selbstverständlich. Fast 25% des aktuellen BL-Koeffizienten kommen aus München. Der einzige Verein, der diese Marke noch überbieten kann, ist der künstliche Riese Frankreichs aus Paris. Hinter Bayern findet man die „verlässlichen Drei“ aus Dortmund (die schon bald die klare Nummer Zwei sein werden), Schalke und Leverkusen. Der Rest spielte höchstens eine Nebenrolle.
In England gibt es die großen Vier (mit einem ordentlichen Vorsprung Chelseas) und dazu noch Tottenham als ständiger Vertreter in der Europa League. La Liga ist tatsächlich mehr als nur Barca und Real, Atletico hält hier gut mit. Für die Serie A führt natürlich Juventus, mit den EL-Liebhabern aus Neapel knapp dahinter. Frankreich ist hier keiner Rede wert.
Ein Blick auf die absoluten Zahlen verrät, dass es der Bundesliga an Breite fehlt, denn sonst könnte sie mit den stärksten Ligen mithalten.
Richtig gelesen. Die spanische La Liga, gerne als krankhafte Zwei-Mann-Liga betitelt, dominiert die Koeffizienten auch, wenn man die zwei stärksten Vereine jeder Liga ignoriert. Nicht einmal die reiche Premier League kann den Erfolg Spaniens übertreffen – ein guter Beweis, dass Geld nicht alles ist.
Auf der dritten und letzten Seite überprüfen wir die Lage innerhalb der Liga. Verpasst nicht unser Fazit!