Die Dauerbrenner
Caroline Abbé
In diesem Sommer schloss sich mit Caroline Abbé die Spielführerin der „Nati“ dem FC Bayern für drei Jahre an und bestritt seither jede Saisonminute auf dem Platz. Am dritten Spieltag gelang ihr gegen Hoffenheim bereits ein Tor in der heimischen HGK. Die im französischsprachigen Genf geborene 25-jährige Innen- bzw. Halbverteidigerin mit der Nummer 5 sorgt mit ihrem starken rechten Fuß und einer Körpergröße von 179 cm rechts neben der zentralen Verteidigerin Nora Holstad für Sicherheit und Lufthoheit in der Bayernabwehr und handelte sich bislang nur eine gelbe Karte ein.
In der Schweiz spielte Abbé seit 1993 Vereinsfußball: zehn Jahre beim FC Meyrin, drei beim CS Chênois und vier beim FC Yverdon Féminin, wo sie den Schritt aus dem Jugendfußball zu den Profis schaffte, als Kapitänin 2010 und ’11 den Schweizer Pokal der Frauen holte und im Jahr 2010 mit der Ehrung als Schweizer Fußballerin des Jahres ausgezeichnet wurde. Ihr Debüt für die Schweizer Nationalmannschaft gab die damals 18-Jährige 2006. 2011 machte Abbé den Schritt ins Ausland zum SC Freiburg, der gerade in die höchste deutsche Spielklasse aufgestiegen war und erwarb sich noch innerhalb des ersten der drei dortigen Jahre die Würden der Kapitänsbinde. Somit kam die Schweizerin als gestandene Bundesligaspielerin mit internationaler Erfahrung zum FC Bayern.
Bayern hat andere Ambitionen, sie wollen in der nächsten Saison noch näher an die Top Drei in Deutschland, an Wolfsburg, Potsdam und Frankfurt, herankommen. Da möchte ich meinen Teil dazu beitragen. Das Ziel ist ein Platz in der Champions League.
Caroline Abbé, frauenfussballmagazin.ch am 6.5.2014
Bislang scheint sich diese Hoffnung als nicht völlig abwegig herauszustellen.
Nora Holstad
Links neben Caroline Abbé ordnet die 27-jährige Abwehrchefin Nora Holstad, geboren im norwegischen Sandefjord, das Defensivspiel der Bayern aus der zentralen Innenverteidigerposition heraus und machte bislang ebenfalls jede der neun Ligapartien über die gesamten 90 Minuten. Mit vollem Namen heißt sie Nora Holstad Berge, weshalb sie zuweilen auch unter dem Namen „Berge“ in den Statistiklisten und Spielberichten auftaucht.
Mit 174 cm ist die Nummer 15 zwar etwas kleiner als Abbé, überragt die linke Halbverteidigerin Manieri aber um 2 cm. Dass die Verteidigung der Bayern bislang nur drei Gegentreffer kassierte, liegt vor allem an der guten Organisation der Dreier- bzw. Fünferkette vor Torhüterin Korpela, woran die nicht aus der Ruhe zu bringende Holstad maßgeblichen Anteil hat. Bieten sich Räume im Mittelfeld, wenn sich der Gegner weit zurückzieht, kann der Rechtsfuß das Spiel mit präzisen Pässen auf die Außen oder auch mit dem Ball am Fuß ins zweite Drittel bringen. Dass das Kurzpasspiel mit den eigenen Sechsern kein Problem für die Norwegerin darstellt, versteht sich da von selbst. Hier fällt sie durch besonders kluge Entscheidungsfindung auf. Selten müssen die Bälle hinten rausgebolzt werden, weil Holstad die gut postierte Mitspielerin findet.
Holstad, die seit 2011 für die norwegische Nationalmannschaft aufläuft und sich über Einsätze im Algarve Cup noch für die WM in Deutschland im selben Jahr in den Kader spielte, kam bereits nach der Halbserie der letzten Saison zum FC Bayern und hat einen laufenden Vertrag bis zum kommenden Sommer. Der FCB reagierte damals auf eine akute Verletztenmisere und konnte sich mit dem Transfer nachhaltig verstärken. Holstads Heimatverein, zu dem sie nach zwei Jahren für den norwegischen Erstligisten FK Larvik im Jahr 2005 noch einmal zurückkehrte, ist der Store Bergan IL. Weitere Erfahrungen in der höchsten norwegischen Spielklasse sammelte die Verteidigerin von 2005 bis ’09 beim Kolbotn IL, wo sie 2006 Meister und 2007 Pokalsieger wurde sowie 2013 bei Arna-Bjornar IL in Bergen, bei dem sie mit sieben Treffern in 22 Spielen Offensivqualitäten bewies. Dazwischen verbrachte Holstad zwei erfolgreiche Jahre in Schweden beim Linköpings FC, wo sie sämtliche 66 Partien spielte, fünf Tore erzielen konnte und im Supercupfinale gegen Umeå IK mit dem 1:0 den Weg zum 2:0-Triumph bereitete. Mit ihren Nationalmannschaftskolleginnen erreichte sie im letzten Jahr das EM-Finale, das 1:0 gegen Deutschland verloren ging. Sie wurde im Turnier allerdings lediglich im Gruppenspiel ebenfalls gegen Deutschland eingesetzt.
Gina Lewandowski
Mit der Schlagzeile „Bayern München verpflichtet Lewandowski“ sorgte „Der Reviersport“ im Mai 2012 nebst seitdem uneerreichter Klickzahlen für einige Schmunzler und vorübergehende Herzstillstände, weswegen der Artikel absichtlich nicht verlinkt wird. Auf dem Rücken der Spielerin war die Fehde zwischen Dortmund und Bayern befeuert worden, wobei man dem tatsächlichen Wechsel des BVB-Stürmers zeitlich lediglich vorgriff.
Seit dem Sommer 2012 ist die jetzt 29-jährige US-Amerikanerin aus Bethlehem, Pennsylvania jedenfalls bei den Bayern auf Grundlage eines Fünfjahresvertrages und spielt bereits die dritte Saison für die erste Mannschaft der Bayern-Frauen. Von 2003 bis ’05 war Lewandowski noch als Stürmerin für die Mountain Hawks in der Patriot League aktiv, der Division I der Universitätsliga NCAA, wo sie im ersten Jahr zwölf Tore in 19 Spielen schoss, Rookie of the Year wurde und in den zwei darauffolgenden Spielzeiten die Auszeichnung der Offensivspielerin des Jahres erhielt. Daraufhin folgten zwei Jahre in der zweiten Frauenliga Nordamerikas, der USL W-League, je eines bei den Northampton Laurels sowie den Charlotte Lady Eagles.
Den Schritt nach Deutschland machte Lewandowski zusammen mit der späteren US-Nationalspielerin Ali Krieger im Jahr 2007. Beide heuerten beim FFC Frankfurt an, wo sie 2008 und ’11 den DFB-Pokal gewannen und 2008 nebst Deutschem-Meister-Titel auch den UEFA Women’s Cup, den Vorläufer der heutigen Champions League, für sich entscheiden konnten. Sie ist also eine waschechte Triple-Siegerin. In Frankfurt wurde Lewandowski nicht mehr als Offensivkraft, sondern als Verteidigerin (innen und außen) eingesetzt. Nebenher absolvierte sie an der Goethe-Universität in Frankfurt ein Biologiestudium, das sie mit dem Diplom abschloss. Zum Unterschied zwischen amerikanischem Fußball einerseits und deutschem andererseits, sagt sie:
In der Schule habe ich sehr früh an meiner Kraft gearbeitet. Als ich nach Deutschland kam, hatte ich schon das Gefühl, dass wir amerikanischen Spielerinnen einen Schritt weiter waren. Hier legt man viel größeren Wert auf die taktische Ausbildung.
Gina Lewandowski, tz.de am 28.7.2014
Da Lewandowski es nicht in den Kader der US-Nationalmannschaft schaffte, die sich in Deutschland nur dem Team aus Japan geschlagen geben musste, machte Lewandowski 2011 auf Basis eines Leihgeschäfts auch einige Spiele in der Women’s Professional Soccer League WPS für die Western New York Flash. In dieser „Weltauswahl“ spielten zu der Zeit u.a. Größen wie Caroline Seger aus Schweden, die kanadische Rekordnationalspielerin Christine Sinclair, Brasiliens Weltfußballerin Marta und die US-Granden Yael Averbuch und Alex Morgan, mit denen sie zusammen auf Anhieb die Meisterschaft gewinnen konnte. Für die US-Nationalmannschaft USWNT lief Lewandowski bislang noch nicht auf, obwohl sie im Jahr 2012 zu einem Trainingslager eingeladen worden war. Glücklich schätzen darf sich, wer auf diese Qualität verzichten kann.
Bei den Bayern stand der 169 cm große Rechtsfuß mit der Nummer 2 in allen neun Spielen in der Startelf und wurde nur einmal am zweiten Spieltag gegen Freiburg ausgewechselt. Bei den Roten nimmt sie wie ihr Pendant auf der rechten Seite, Vikki Schnaderbeck, die Position einer Flügelverteidigerin ein — eine Hybridfunktion, die ihrer Vielseitigkeit als Verteidigerin und ehemaligen Stürmerin perfekt entgegenkommt. Defensiv bildet Lewandowski die linke Außenverteidigerin einer Fünferkette, sorgt offensiv aber auf der gesamten linken Seitenlinie für Breite. Vor allem in der Vertikalität hat ihr Spiel große Stärken, häufig findet man sie an der gegnerischen Grundlinie oder an der Grenze zum Strafraum, wo sie viele Flanken ins Zentrum bringt, aber auch selbst hin und wieder gefährlich zum Abschluss kommt. In dieser Saison schoss sie zwar noch kein Tor, kam umgekehrt aber auch ohne Gelbverwarnungen aus.
Melanie Leupolz
Zusammen mit Caroline Abbé kam mit Melanie Leupolz im Sommer eine weitere Spielerin mit Führungsqualitäten vom SC Freiburg zum FC Bayern. Der Verein bewies mit der Verpflichtung der 172 cm großen U-20-Weltmeisterin (2012) und Europameisterin (2013) erneut Exzellenz und Weitsicht in der Transferpolitik. Die 20-jährige Mittelfeldspielerin mit der Rückennummer 8 schlug sofort voll ein und hat hoffentlich noch viele Jahre vor sich, in denen sie ihre hohe Qualität vermutlich sogar noch steigern können wird. Der Vertrag der aus Wangen im Allgäu Stammenden gilt bis zum Sommer 2017.
Ich verfolge Melanie nun schon seit einiger Zeit. Sie ist eine junge, hoch talentierte Fußballerin, die in der Offensive variabel einsetzbar ist. Ich freue mich ganz besonders, dass sie sich für den FC Bayern München entschieden hat.
Trainer Thomas Wörle, fcbayern-frauenfussball.de am 17.2.2014
2013 gab Leupolz, die über einen starken rechten Fuß verfügt, ihr Debüt für die deutsche Nationalmannschaft und hat hier bereits vier Torerfolge zu verbuchen. Ihre fußballerische Jugend verbrachte sie neun Jahre lang beim TSV Ratzenried und für zwei Jahre beim TSV Tettnang, bevor sie als Profi 2010 für vier Jahre zum SC Freiburg ging. In der aktuellen Saison stand Leupolz beim FCB stets in der Startelf und spielte sechs Partien von An- bis zum Abpfiff. Dabei konnte sie gegen Leverkusen und Duisburg bereits zwei Treffer erzielen.
Ich sehe beim FC Bayern die besten Möglichkeiten, mich fußballerisch und persönlich weiterzuentwickeln. Ausschlaggebend für meine Entscheidung waren die sehr guten Gespräche mit Trainer Thomas Wörle und die reizvolle Perspektive, mit einem jungen, hungrigen Team oben in der Bundesliga anzugreifen. Ein schöner Nebeneffekt ist zudem, dass sich die Entfernung zu meiner Familie, die im Allgäu lebt, dann deutlich verringert.
Melanie Leupolz, fcbayern-frauenfussball.de am 17.2.2014
Bei den Roten läuft Leupolz meist als Zehnerin im offensiven Mittelfeld auf, wo sie ihre technische Stärke, ihre explosiven Antritte sowie ihr raumgreifendes Positionsspiel einzubringen weiß. Trainer Tom Wörle wusste ihre Übersicht aber im Spiel gegen Leverkusen auch schon an der Seite von Melanie Behringer auf der Sechs bzw. Acht einzusetzen, wo sie eine sehr gute Figur machte. Wenn Leupolz als Schaltstelle zwischen defensivem Mittelfeld und Sturm mit Behringer, Bürki oder den Stürmerinnen kombiniert, wird es schnell brandgefährlich. Sie auf dem Platz zu sehen, macht eigentlich immer Freude.
Amber Brooks
Die 23-jährige US-Amerikanerin aus Evansville, Indiana mit der Nummer 3 auf dem Rücken ist bereits das zweite Mal beim FC Bayern München — derzeit auf Basis eines Leihgeschäfts mit den Portland Thorns, die in der nordamerikanischen Profiliga NWSL spielen. Ihr Vertrag gilt daher nur für den Zeitraum vom 31.8. bis zum 31.12.2014. In ihrer Jugend spielte die Rechtsfüßige in einer Vielzahl von Vereinen, schloss sich von 2009 bis 2012 den North Carolina Tar Heels an, mit denen sie zweimal die nordamerikanische Collge-Meisterschaft gewann und zum „Top Drawer Soccer College Player of the Year 2012“ ernannt wurde. 2012 und ’13 lief sie für die Vancouver Whitecaps bzw. die New Jersey Wildcats in der zweitklassigen W-League auf und führte die U23-Nationalmannschaft der USA bereits als Kapitänin aufs Feld, bevor die 169 cm große defensive Mittelfeldspielerin im Januar 2013 erstmals zu den Roten kam.
Amber ist ein echter Warrior – sie ist physisch stark, eine absolute Kämpferin und sie gibt nie auf. Sie ist zweikampfstark, aggressiv, aber fair, torgefährlich und hat ein tolles fußballerisches Potenzial.
Trainer Thomas Wörle, dfb.de am 11.10.2013
In ihrem ersten Engagement für die Bayern traf sie gleich bei ihrem Debüt gegen Essen doppelt und machte insgesamt zehn Tore in 21 Spielen. Ihren auf anderthalb Jahre ausgelegten Vertrag löste sie jedoch vorzeitig auf — ein Schritt, zu dem Managerin Karin Danner auch kritische Töne anstimmte.
Wir bedauern die Entscheidung von Amber Brooks. Sie hat im vergangenen Jahr mehrfach bewiesen, dass sie zu den Stützen im Team gehört und ist bei uns zur A-Nationalspielerin gereift. Ihren Wunsch, in der US-Nationalmannschaft durch räumliche Nähe besser Fuß zu fassen, respektieren wir und möchten Amber keine Steine in den Weg legen. Jedoch können wir den Druck nicht nachvollziehen, den der US-Verband auf Spielerinnen ausübt, die nicht in den USA spielen. Für die Zeit beim FC Bayern möchten wir uns bei Amber bedanken und wünschen ihr für die Zukunft viel Erfolg.
Managerin Karin Danner, fcbayern-frauenfussball.de am 11.12.2013
So nahm man Brooks auch in der aktuellen Spielzeit mit Kusshand erneut auf. Sechsmal stand sie in der Startelf, spielte fünf Partien durch, saß zweimal auf der Bank und wurde zweimal mit Gelb verwarnt. Ihren Stammplatz hat sie als Teil der Doppelsechs neben Melanie Behringer im defensiven Mittelfeld, wo sie ihre körperliche Spielweise meist in der Gefahrenverhinderung zum Einsatz bringt.
Ich spiele gerne wieder beim FC Bayern München, mein erstes Engagement habe ich noch in guter Erinnerung. Ich freue mich darauf, wieder Teil dieses Vereins zu sein, mit dem Team eine erfolgreiche Hinrunde zu spielen und mein Spiel weiterzuentwickeln.
Amber Brooks, fcbayern-frauenfussball.de am 29.8.2014
Diese Zeit wird leider alsbald schon wieder Geschichte sein. Vielleicht ja nicht die letzte Volte in der On-/Off-Beziehung zwischen Brooks und dem FC Bayern München.
Fotos: Fotoallerlei